Test: Der Kia Niro EV – ein König der Effizienz

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Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 4 min

Der südkoreanische Autohersteller Kia hat den Niro überarbeitet. Es gibt ihn weiterhin als Hybrid, Plug-in-Hybrid und vollelektrische Version. Beim Test des Niro EV zeigt sich, dass auch auf einer Plattform, die nicht ausschließlich Elektroantrieben vorbehalten ist, sehr effiziente Fahrzeuge stehen können.

Im Vergleich zum Vorgänger kommt der neue Niro markanter daher und wirkt nun eher wie ein SUV als ein Crossover. Die kantigere, präsentere Linienführung trägt ihren Teil dazu bei, fügt den Niro aber ausgezeichnet ins Marken-Portfolio. Pfiffig ist die zweifarbige Optik durch eine andere Lackierung seitlich am Heck. Was sind die Stärken und Schwächen des neuen Kia Niro EV? Ein kleiner Überblick:

Drei Pluspunkte zum Kia Niro EV

  • Die Fahreigenschaften: Der elektrische Koreaner fährt sich angenehm, ohne die brachiale E-Keule allzu provokant zu schwingen. 150 kW Leistung reichen aber zum Mitschwimmen absolut aus. Der Sprint bis 100 km/h dauert knapp acht Sekunden, bei 167 Sachen ist auf der Autobahn Schluss. Um an der Ampel nahezu alle Verbrenner in Sekunden winzig im Rückspiegel erscheinen zu lassen, reicht das völlig. Der Niro liegt gut auf der Straße und lässt sich dank des 64-kWh-Akkus mit bodennahem Schwerpunkt auch auf Landstraßen wunderbar lenken.
  • Die Ausstattung: Der Testwagen war üppig ausgestattet, neben einem gestochen scharfen Head-up-Display gab es auch einen automatischen Spurwechsel-Assistenten. Ungewohnt ist, dass die Einstellungen für die Klimaanlage beziehungsweise das Fahrzeugmenü auf den ersten Blick gut versteckt sind. Zwischen beiden Anzeigen lässt sich mittig, aber per Knopfdruck wechseln. Eine clevere Lösung – wenn man sie entdeckt hat.
  • Die Effizienz: Mit dem sehr akzeptablen Testverbrauch von 19 kWh auf 100 Kilometer bei hohem und flottem Autobahnanteil gibt der Akku etwas mehr als 300 Kilometer kombinierte Reichweite ohne Zwischenladen her. Im Stadtverkehr sind auch Verbrauchswerte um 15 kWh zu schaffen, bei sehr flotten Autobahnfahrten sind es allerdings auch mal 24 kWh. Für die Größe und Form des Fahrzeuges sind das sehr gute Werte – und EAN-Chef Sebastian Henßler hatte bei offenbar weniger freier Fahrt noch bessere Verbrauchswerte geschafft.
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Drei Minuspunkte zum Kia Niro EV

  • Die Ladeperformance: In den vergangenen Wochen haben wir zwar durchaus schon Schlimmeres beim Laden erlebt, als Talent für die Langstrecke entpuppte sich aber auch der Niro nicht wirklich. Mehr als 70 kW Ladeleistung DC und 11 kW AC sollen theoretisch möglich sein, meistens waren es aber auch bei eingeschalteter Batterievorkonditionierung und niedrigem Akkustand kaum mehr als 40 bis 50 kW. Ab 80 Prozent sank die Ladeleistung unter 20 kW. Zwischen 400- und 800-Volt-System klafft in der Hyundai-Gruppe eine gewaltige Lücke. Letzteres wird bei Kia derzeit im EV6 angeboten, bei Hyundai kommt es im Ioniq 5 und Ioniq 6 zum Einsatz.
  • Die Optik: Das ist natürlich eine sehr subjektive Meinung, aber im Vergleich zum Vorgänger wirkt der neue Niro deutlich weniger freundlich und ein ganzes Stück klobiger. Klar, das Lichtdesign passt nun deutlich besser zu den anderen Kia-Modellen und der Trend bei den Kunden geht zunehmend zu SUVs. Aber als Crossover, der vor allem von hinten eine stets freundliche, etwas pummelige Optik hatte, wirkte der alte Niro irgendwie sympathischer.
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  • Die Fehleranfälligkeit: Es kann auch ein dummer Zufall sein, aber von den letzten vier elektrischen Kia-Fahrzeugen hatte ich mit dreien zumindest kurzzeitige technische Probleme. Mal schloss die Ladeklappe nicht richtig und verursachte Fehlermeldungen, mal ließ sich ein Plug-in-Hybrid gar nicht mehr laden. Diesmal ließ sich das Fahrzeug beim ersten Testversuch erst gar nicht starten, das EV-System möge überprüft werden. Nach mehreren Versuchen drohte bereits der Abschleppwagen, doch dann besann sich das Fahrzeug eines Besseren. Der Fehler trat nicht wieder auf. Offenbar hatte der Überführungsfahrer die Heizung auf voller Stärke laufen und ist den Wagen ausgefahren, was ein Blick auf den letzten Verbrauch offenbarte. Ob dies eine kurzzeitige Überlastung verursacht hatte? Wir werden es nicht aufklären können.

Disclaimer: Das Fahrzeug wurde zu Testzwecken kostenlos von Kia zur Verfügung gestellt. Ein erster ausführlicher Testbericht des Autors ist bereits in der Fuldaer Zeitung erschienen.

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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bergfex:

@Andreas: Das verstehe ich nicht. Ich habe einen Tesla Mod. 3 und einen Kia E-Niro ev. Der Tesla hat einen deutlich höheren Verbrauch und eine geringere Reichweite. Die Assistenzsysteme sind beim Tesla katastrophal (ständig unerklärliche Vollbremsungen, aber auch unverständliche Beschleunigungen beim Tempomaten). Das alles macht der Kia nicht. Allerdings hat die Kai-Software auch so seine Probleme, die sich aber nicht im Fahrbetrieb auswirken. Deshalb gebe ich meinen Tesla her und dafür wird der 2. Niro in 6 Wochen geliefert. Darauf freue ich mich schon.

pinky2304:

Das Abschalten einige Assistenzsysteme speziell des Abstandstempomaten bei Anhängerbetrieb bzw bei Nutzung eines Fahrradträgers ist der gravierendste Fehler dieses Fahrzeuges. Leider wird in keinem der bisher bekannten Artikel darauf eingegangen. Alleine das wäre schon ein Grund, das Fahrzeug zurückzugeben.

Andreas:

Wir hatten den EV Vision für 6 Monate und haben ihn frustriert verkauft: reale Ladezeiten und eine Vielzahl von Software Bugs sowie die doch sehr angestaubten Assistenten waren die Hauptprobleme. Wir fahren nun einen Tesla Y, der ist alles, was der Kia gerne sein wollte. Und der Verbrauch ist deutlich besser.

Ben:

Tangiert dich doch sowieso nicht, bei H2 Fahrzeugen gibts doch keine Ladezeiten.

Jakob Sperling:

Merci.
Tönt gut, bzw. ist rundum das, was ich suche.
Vielleicht mit Ausnahme der ‚Schnellladezeiten‘.

Haidinger:

Ich fahre auch den Niro hybrid 2023 seit März
Bin sehr zufrieden

Daniel Krenzer:

Gerne! Der Innenraum ist für die Wagenklasse durchaus großzügig, auch in der zweiten Reihe sitzt es sich mit 1,90 Metern noch einigermaßen erträglich – und dennoch bleibt ein alltagstauglicher Kofferraum übrig. Ansonsten ist die Innenausstattung eher schlicht gehalten, solide unaufgeregt, aber durchaus praktisch würde ich das mal bezeichnen :-)

Jakob Sperling:

Danke für den guten, knappen Bericht.
Ein bisschen was zum Innenraum hätte mich noch interessiert.

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