Tesla stellt Arbeit am hauseigenen KI-Projekt Dojo ein

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Elon Musk, Mitte Oktober, bei einer Wahlkampf-Veranstaltung für Donald Trump. Quelle: Anna Moneymaker / Shutterstock / 2541109931

Tobias Stahl
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Noch im vergangenen Jahr betonte Tesla-Chef Elon Musk, wie wichtig das KI-Supercomputer-Projekt Dojo für die Zukunft des Elektroautoherstellers sei – nun wurde das Projekt eingestellt. Wie Bloomberg aus Insiderkreisen berichtet, hat Tesla sein Dojo-Team aufgelöst, Teamleiter Peter Bannon wird das Unternehmen demnach verlassen. Dojo ist die firmeninterne Bezeichnung für einen eigens entwickelten Supercomputer, der unter anderem für die Optimierung autonomer Fahrzeuge genutzt werden sollte.

Tesla hatte erst kürzlich etwa 20 Mitarbeiter aus dem Dojo-Team an das neu gegründete Unternehmen DensityAI verloren, die nun verbleibenden Teammitglieder sollen anderen Projekten innerhalb von Tesla zugewiesen werden, so die anonymen Insider.

Musks Anweisung, die Arbeit an dem Projekt einzustellen, stellt eine bedeutende strategische Wende in dem Programm dar, das Tesla schon seit mehreren Jahren betreibt. Dojo galt einst als zentraler Bestandteil von Teslas milliardenschwerem Vorhaben, sich im Wettlauf um künstliche Intelligenz und autonome Fahrassistenzsysteme an der Spitze zu positionieren und sich dabei aus der Abhängigkeit von anderen Chipherstellern zu lösen.

Nachdem Bloomberg in der vergangenen Woche erstmals über die Entwicklungen berichtet hatte, bestätigte Tesla-Chef Musk den Strategiewechsel auf der Kurznachrichtenplattform X. Musk erklärte, dass die KI-Chips der nächsten Generation, die stattdessen in den Elektroautos des Unternehmens zum Einsatz kommen sollen, „hervorragend für Inferenz und zumindest ziemlich gut für Training geeignet sein werden. Alle Anstrengungen konzentrieren sich darauf.“ Inferenz beschreibt die Fähigkeit von KI-Systemen, auf Grundlage von Datenanalysen Vorhersagen zu erstellen und Entscheidungen zu treffen.

Dojo sollte ein Supercomputer werden, der zum Training der KI-Modelle hinter den Autopilot- und Full Self-Driving-Systemen des E-Autobauers sowie seines humanoiden Roboters Optimus eingesetzt werden sollte. Dojo sollte zudem auf einem eigens entwickelten Chip namens D1 basieren. Das System sollte die von Tesla-Autos erfassten Videodaten aufnehmen und schnell verarbeiten, um so die Autonom-Algorithmen des Unternehmens zu optimieren. Analysten hatten Dojo in der Vergangenheit als potenziell wichtigen Wettbewerbsvorteil für Tesla bezeichnet – so schätzte etwa Morgan Staney im Jahr 2023, dass der Supercomputer Teslas Marktwert um 500 Milliarden Dollar steigern könnte.

Tesla will sich stattdessen auf AI5 und AI6 konzentrieren

„Es macht für Tesla keinen Sinn, seine Ressourcen aufzuteilen und zwei ganz unterschiedliche KI-Chip-Designs zu entwickeln“, so Musk in seinem Post auf X. Musk hatte angekündigt, dass die AI5-Chips der nächsten Generation Ende 2026 produziert werden sollen. Im vergangenen Monat hatte der Autobauer zudem einen 16,5 Milliarden US-Dollar schweren Vertrag über die Lieferung von AI6-Chips mit Samsung Electronics bekannt gegeben, ohne jedoch einen konkreten Zeitplan für die Produktion zu nennen. Aktuell liefert Samsung bereits den AI4-Chip an Tesla.

In einem weiteren Beitrag, den Musk am Sonntag auf X teilte, erklärte der Tesla-Chef: „Als klar wurde, dass alle Wege zu AI6 führten, musste ich Dojo beenden und einige schwierige Personalentscheidungen treffen, da Dojo 2 nun eine evolutionäre Sackgasse war. Dojo 3 lebt wohl in Form einer großen Anzahl von AI6-SoCs auf einer einzigen Platine weiter.“

Musk erklärte, dass künftige KI-Chips, inklusive AI6, in selbstfahrenden Fahrzeugen und in Optimus-Robotern eingesetzt werden sollen. Laut dem Technikportal Golem wurde AI5 im vergangenen Jahr auch unter der Bezeichnung Hardware 5.0 angekündigt. Bisher gebe es noch keine offiziellen Leistungswerte der Chips, unbestätigten Berichten zufolge soll AI5 jedoch nicht so leistungsfähig werden wie versprochen.

Im laufenden Jahr hat Tesla zahlreiche wichtige Talente an andere Unternehmen verloren. Das Unternehmen sieht sich schon seit Monaten mit wachsender Konkurrenz und sinkenden Verkaufszahlen konfrontiert. Milan Kovac, der Leiter der Technikabteilung von Optimus, und David Lau, Vizepräsident für Softwareentwicklung, haben das Unternehmen Anfang des Jahres verlassen. Im Juni hatte Bloomberg außerdem berichtet, dass Omead Afshar, ein langjähriger Vertrauter von Musk, sich vom Unternehmen getrennt habe.

Schon Anfang 2024 hatte Musk die Zukunft von Dojo infrage gestellt

Musk hatte während der letzten Quartalsbilanz von Tesla eine strategische Neuausrichtung des Unternehmens angekündigt und vorgeschlagen, dass zukünftige Versionen der hauseigenen Technologie mit den Technologien von Partnerunternehmen zusammengeführt werden könnten. „Wenn man an Dojo 3 und den AI6-Inferenzchip denkt, scheint es intuitiv, dass wir versuchen wollen, dort eine Konvergenz zu finden, wo es sich im Grunde um denselben Chip handelt“, so Musk während einer Investorenkonferenz Ende Juli.

Der Tesla-Chef hatte allerdings schon Anfang vergangenen Jahres angedeutet, dass man das Dojo-Projekt möglicherweise nicht auf Dauer weiterverfolgen werde und sich stattdessen stärker auf externe Partner stützen werde. „Wir verfolgen den doppelten Weg von Nvidia und Dojo“, so Musk im Januar 2024. „Ich würde Dojo als ein Risiko betrachten. Es ist ein Risiko, das es wert ist, eingegangen zu werden, da die potenzielle Rendite sehr hoch ist. Aber es ist nichts, was mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten wird. Es ist keineswegs eine sichere Sache.“

Quellen: Bloomberg – Tesla Disbands Dojo Supercomputer Team, Unwinding Key AI Effort / Golem – Elon Musk schafft Teslas Team für KI-Supercomputer ab / Elon Musk auf X.com – Beiträge vom 08.08.2025 und 10.08.2025

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Tobias Stahl

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Tobias Stahl kann sich für alle Formen der Fortbewegung begeistern, aber nachhaltige Mobilität begeistert ihn besonders. Da ist es kein Wunder, dass er schon seit 2019 über E-Autos, erneuerbare Energien und die Verkehrswende berichtet.

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