Smart #1: Erste Fahreindrücke des smarten E-SUV

Cover Image for Smart #1: Erste Fahreindrücke des smarten E-SUV
Copyright ©

smart

Joaquim Oliveira
Joaquim Oliveira
  —  Lesedauer 5 min

Smart will in den kommenden Jahren zur Erfolgsmarke für kompakte Elektrofahrzeuge aufsteigen. Der #01 verabschiedet sich vom Mikrosegment, während er Design und Verarbeitungsqualität von Mercedes mit der Elektrokompetenz von Geely kombiniert.

Smart wagt unter chinesischer Flagge den Neustart. Der globale Hauptsitz befindet sich in der chinesischen Metropole Xi’an, Stadt der Terracota-Krieger, wo auch die Fäden von Forschung, Entwicklung und Produktion des #01 zusammenlaufen, während das Design aus Sindelfingen stammt. „Wir beginnen mit einem kompakten Crossover, der weltweit ein transversales Segment ist, das uns das Volumen bringt, das jeder Newcomer in diesem wettbewerbsintensiven Markt braucht“, erklärt Yifeng Tan, Produktmanager bei Smart Europe.

Er bestätigt, dass die Produktpalette in den nächsten Jahren wachsen wird und durchaus ein kleiner Fortwo-Nachfolger in Erwägung gezogen wird, um das alte Elektromodell ab 2024 zu ersetzen. Geely ist ein riesiger Konzern, der die westliche Autowelt mittlerweile verstanden hat – mit Verzweigungen in ganz Europa. Zu Geely gehört nicht nur die Hälfte von Smart, sondern auch Marken wie Volvo, Link & Co, fast zehn Prozent von Mercedes und ab Oktober 7,6 Prozent von Aston Martin.

smart

Die Sustainable Experience Architecture (SEA) von Geely wurde erstmals im Frühjahr 2021 bei der Premium-Elektromarke Zeekr und seinem 001 vorgestellt, die vor einem Jahr auf dem chinesischen Markt eingeführt wurde. Sie ist nun die technische Basis des wiedergeborenen Smart, der #01 genannt wird, wobei das Social-Media-Symbol einer ansonsten uninspirierten Nomenklatur eine moderne Aura verleihen soll.

In diesem Fall handelt es sich um eine 66-kWh-Lithium-Nickel-Kobalt-Mangan-Batterie mit einer DC-Spitzenladekapazität von 150 Kilowatt, was mehr ist als bei vielen Wettbewerbern in dieser Klasse. Acht Jahre und 160.000 Kilometer Batteriegarantie sprechen für das Vertrauen in den Energiespeicher, der von Vremt, einer ehemaligen Geely-Tochter bereitgestellt wird. Die Reichweite variiert nur geringfügig zwischen den Modellen Pro, Premium und Brabus um die 400 Kilometer. Das leistungsstärkste Modell des Smart #01 verfügt Dank eines zweiten Motors an der Vorderachse, der 115 kW / 156 PS beisteuert über einen Allradantrieb. Die normalen Hecktriebler leisten 200 kW / 272 PS; der Brabus 315 kW / 428 PS.

Zu Beginn der Fahrt war die Batterie zu 99 Prozent gefüllt und zeigte eine Reichweite von 436 Kilometern an und nach 94 Kilometern meldete der Bordcomputer, dass noch 319 Kilometer zur Verfügung stünden. Das entspricht einem Durchschnittsverbrauch von 19,1 kWh / 100 km, der deutlich über dem von Geely homologierten Durchschnitt von 16,7 kWh liegt. Fahrkomfort und Dynamik stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander, was bedeutet, dass der Elektro-Crossover auch bei flotter Gangart keine übermäßigen Wankbewegungen der Karosserie erfährt. Selbst bei Fahrbahnunebenheiten werden diese von der Aufhängung mit McPherson-Federbeinen vorne und einem Mehrlenker an der Hinterachse absorbiert. Aus dem Stand beschleunigt der Hecktriebler in 6,7 Sekunden auf Tempo 100 und bei 180 km/h wird elektronisch abgeriegelt.

smart

Die Lenkung vermittelt ein gutes Gefühl von der Straße, auch wenn sie nicht die direkteste ihrer Art auf dem Markt ist. Keinen großen Einfluss haben allerdings die drei Fahrprogramme, denn Eco, Comfort und Sport fahren sich abgesehen von der Inszenierung auf dem 12,8 Zoll großen Zentraldisplay weitgehend identisch. Kein Getriebe, kein anderer Motorsound, keine variable Dämpfung, kaum Lenkungsvariationen, keine Höchstgeschwindigkeitsbegrenzung bei Eco – warum sollte man da sich die Mühe machen, mit den Fahrmodi zu spielen?

Daneben gibt es drei Rekuperationsmodi, die ebenfalls über den zentralen Infotainment-Bildschirm definiert werden. Es gibt Standard, Strong und e-Pedal, aber Smart sollte einmal zurück ins Entwicklungszentrum und die Art und Weise, wie diese abgestillt wurden, überarbeiten. Das Standardprogramm ist an sich in Ordnung, aber „Strong“ hält nicht wirklich, was es verspricht und so ist es schwer, einen Unterschied zu bemerken. Das sogenannte „e-Pedal“ ist ebenfalls zu schwach und erfüllt seine Aufgabe nicht, da man in fast jeder Situation die Bremswirkung mit dem linken Pedal ergänzen muss.

Deutlich besser schlägt sich das Platzangebot, denn die Beinfreiheit ist in beiden Reihen großzügig. Das gilt – vorausgesetzt der Fond ist nur mit zwei Personen besetzt – auch für die zweite Reihe. Die geteilt umlegbaren Rücksitze lassen sich auf einer 13 Zentimeter langen Schiene verschieben, die es erlaubt, Beinfreiheit und Kofferraumvolumen je nach den spezifischen Bedürfnissen anzupassen. Das Ladevolumen liegt zwischen 273 und 426 Liter, die um den kleinen 15-Liter-Frunk unter der Fronthaube erweitert werden. Sogar in der vordersten Position findet ein 1,80 Meter großer Passagier genügend Platz finden, ohne dass seine Knie gegen die Rückenlehne der Vordersitze gedrückt werden.

smart

Die Kopffreiheit ist ebenfalls großzügig und selbst mit dem serienmäßigen Panoramadach gibt es genügend Platz über der Frisur. Dazu gesellen sich positive Eindrücke bei der Verarbeitung: Die meisten Oberflächen sind zwar nicht weich unterschäumt, aber solide verarbeitet. Zumindest in der edlen Premiumausstattung gibt es weiche Oberflächen im oberen Bereich der Türverkleidungen und des Armaturenbretts.

Chinesische Hersteller verwenden in der Regel überdurchschnittlich gute Infotainment-Systeme. Davon profitiert auch der Smart #01. Dessen Qualcomm-811-Chipsatz nebst ECARX-Software zeichnet sich durch eine gute Grafik und eine schnelle Reaktionszeit aus, und die Bedienung ist insgesamt intuitiver als von den meisten Wettbewerbern. Sogar der KI-Avatar Fox ermöglicht eine fließende Interaktion mit den meisten Fahrzeugfunktionen per Sprachsteuerung – vorerst jedoch nur in Englisch.

Aber es gibt auch einige Minuspunkt, denn es scheint, als habe die ID-Familie von VW als Inspiration für die dünne Neun-Zoll-Instrumententafel gedient und ein paar weniger Menüpunkte dürften es auf dem Zentralbildschirm ebenfalls sein. Direkt angesteuert werden können über eine Tasterleiste darunter allein die nahezu nutzlosen Fahrmodi, Fahrzeugeinstellungen und die Defrost- und Heizfunktionen der Scheiben vorne wie hinten. Die frühen Testfahrzeuge ließen zudem eine Android-Auto- oder Apple-Car-Play-Konnektivität vermissen. Hier soll bis zum Marktstart Anfang 2023 nachgebessert werden – jedoch nicht kabellos.

Preislich liegen die verschiedenen Smart-Modell eng beieinander. So startet das Basismodell des Smart #01 Pro bei 41.490 Euro. Die meisten Kunden dürften sich für den edleren Premium entscheiden, der bei 44.490 startet und ein echter Kauftipp ist der 48.990 Euro teure Brabus – 428 PS bietet für weniger Geld derzeit auf dem Markt kein anderer.

Worthy not set for this post
Joaquim Oliveira

Joaquim Oliveira

Der gebürtige Brasilianer arbeitet seit Jahren als internationaler Korrespondent für verschiedene Automagazine, wie das brasilianische "Quatro rodas", das englische "AutoExpress" oder den chinesischen "Car & Driver". Für Elektroauto-News.net verfasst er regelmäßig entsprechende Fahr- und Erfahrungsberichte aktueller Elektroauto-Modelle.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Läubli:

Ansichtssache, es gibt viele andere BEV’s die nicht halb so clever sind, wenn wir bei diesem Wort bleiben wollen. Power braucht man, das wird gekauft, vor allem in der Schweiz sind die Topmodelle meistens die besten, beliebtesten der ganzen Modellpalette. Es ist auch ein Thema der Sicherheit beim Überholen usw. meine ich. Ein übermotorisiertes Auto gibt es meines Erachtens nicht, es gibt nie zu viel „Sicherheit“ ;)

Silverbeard:

Ich denke, der Smart #1 soll die A-Klasse ersetzen.

Jens:

Ich seh da überhaupt nichts „cleveres“. Einfach ein BEV auf Stand der Technik. In Der BRabus-Variante maßlos übermotorisiert – wer’s braucht.
Die große Motorhaube ist vollkommen überflüssig.
Die einengende Mittelkonsole ist der finale Kaufverhinderungsgrund.

David:

Der Brabus Version traue ich in der Tat gewisse Verkaufszahlen zu. Die kleineren Versionen sind eher nicht beeindruckend.

Läubli:

Doch, SMART bedeutet clever, genau das ist dieser Smart auch, grösser, aber sehr clever ist das Gesamtpacket, vor allem für jene, die ein bisschen mehr Power möchten, als es bisher in dieser Fahrzeugklasse von BEV’s gibt. Das sind bei uns in der Schweiz sehr viele Kunden, die man damit anspricht.

heinr:

Geely baut sicher prima e-Autos, aber mit smart hat das nix zu tun. Das Raumgefühl dürfte sich durch die Mittelkonsole auf das eines einsitzigen Dreirads beschränken.

Läubli:

Das hier ist ein wunderbares Auto, hat tolle Software, sieht gut aus, hat eine praktische Größe für den Alltag und hat vor allem noch richtig Power. Zumindest die Brabus Variante ist echt krass… und das zu einem relativ ansprechbaren Preis. Minicooper S Works und VW Golf GIT und R Fahrer werden sich daran sicherlich erfreuen! Genau so ein E-Auto fehlt der ganzen deutschen Branche, warum? Sowas wird ganz sicher verkauft werden!

Ähnliche Artikel

Cover Image for MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

Michael Neißendorfer  —  

Auf einer 800-Volt-Plattform aufbauend, versprechen die Elektroautos nicht nur flotte Ladezeiten sondern auch hohe Reichweiten und viel Leistung.

Cover Image for Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Sebastian Henßler  —  

Für härteste Einsätze gemacht: Munros elektrischer 4×4 bietet Nutzlast, Zugkraft und drei Aufbauformen – wartungsarm, geländetauglich und alltagstauglich.

Cover Image for Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Michael Neißendorfer  —  

Ein entscheidender Gamechanger in der Elektromobilität spielt sich nicht auf der Straße ab – sondern in der Einfahrt, wie Zahlen von Ford zeigen.

Cover Image for Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Sebastian Henßler  —  

Vier Motoren, 1625 Nm Drehmoment und Launch Cam: Rivian stattet R1T und R1S mit verbesserter Technik für Alltag und Offroad aus.

Cover Image for Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Serienproduktion der Batterien für den vollelektrischen CLA setzt die Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz einen großen Meilenstein.

Cover Image for Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Sebastian Henßler  —  

Ultra Violet trifft auf Flaming Red: Der ID.3 GTX Fire + Ice erinnert an den Golf-Klassiker von 1990 – jetzt mit Elektroantrieb, Design von Bogner und 240 kW Power.