SAIC: Neue Fabrik in Spanien, Ungarn oder Tschechien

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 2 min

Die chinesische Automobilfirma SAIC – das Unternehmen hinter u.a. der Marke MG Motor und schon seit 1984 Joint-Venture Partner von Volkswagen – befindet sich in intensiven Verhandlungen mit dem spanischen Industrieministerium, um eine Produktionsstätte für Elektroautos in Spanien zu errichten, wie verschiedene Medien berichten. Ziel ist es, bis zum 30. September eine endgültige Entscheidung zu treffen. Neben Spanien werden auch Ungarn und Tschechien als mögliche Standorte in Betracht gezogen, da diese Länder mit niedrigeren Lohnkosten aufwarten können.

Geplant sei auf Seiten SAIC, zeitnah eine Entscheidung treffen, da man selbst unter Zugzwang steht. Getrieben wird das Unterfangen vor allem durch die Entscheidung der EU-Kommission, sogenannte Strafzölle auf E-Autos zu erheben, die in China gefertigt wurden. Im Fall von SAIC sind diese Strafzölle nicht unerheblich. Bei SAIC schätzt die EU die Subventionen auf insgesamt 34,4 Prozent. Diese setzen sich zusammen aus 1,38 Prozent für Kredite von staatlichen Banken, 8,27 Prozent für andere Finanzierungsformen, 8,56 Prozent in Form von Zuschüssen, 2,28 Prozent für Verkaufsanreize für Elektroautos, 0,67 Prozent für billiges Land und 13,24 Prozent für unterbewertete Batterien.

Insofern verwundert es nicht, dass der Hersteller plant, mit dem Bau der Fabrik schnellstmöglich zu beginnen. Das erste Auto könnte den Berichten zufolge im vierten Quartal 2027 produziert werden. Ob der hohe Strafzoll gerechtfertigt sei, darüber wird entsprechend diskutiert. So sei es wohl, dass SAIC mit den EU-Behörden kooperierte, allerdings schienen wesentliche Informationen zu fehlen, die nicht gemäß den EU-Vorgaben bereitgestellt wurden.

Im vergangenen Jahr war der MG 4 das sechst bestverkaufte batterieelektrische Fahrzeug in der EU, mit 72.421 verkauften Einheiten. Dieses Modell wird wahrscheinlich auch in der neuen europäischen Fabrik produziert, ebenso wie der kürzlich angekündigte MG S5 SUV. Ein weiteres mögliches Modell ist der Nachfolger des MG 5, der in China als Roewe i5 bekannt ist.

Durch den Bau einer neuen Produktionsstätte in Spanien – aber auch in Ungarn oder Tschechien – könnte SAIC langfristig die EU-Zölle umgehen und weiterhin erfolgreich auf dem europäischen Markt agieren. Die Entscheidung soll kurz bevorstehen und wird die Zukunft von SAIC und MG in Europa maßgeblich beeinflussen.

Quelle: CarNewsChina.com – Spain, Hungary or the Czech Republic? SAIC to decide by the end of September for new factory / CNEVPost – SAIC’s MG brand eyeing Spain for its 1st EV plant in Europe, report says / InsideEVs – Europäisches MG-Werk in Spanien, Ungarn oder Tschechien?

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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wassermuellerin:

Ihr Bericht lässt die hohe Vorfertigungstiefe deutscher Autobauer außer Acht. Deutsche Hersteller wie BMW und VW haben wesentliche Teile ihrer Wertschöpfungskette in China, was sie anfällig für hohe Strafzölle macht. Sollte SAIC die Fertigungsphilosophie von Tesla übernehmen und signifikante Produktionsschritte in Europa durchführen, könnten sie nicht nur die Strafzölle umgehen, sondern auch einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil erlangen. Das sind entscheidende Fakten, die berücksichtigt werden müssen.

Spiritogre:

Als wenn gerade Nio günstig wäre. Die sehen sich doch nun wirklich als Premiumhersteller. Mit den 100 die sie hier im Monat verkaufen interessiert es nicht wirklich ob sie die Preise erhöhen und dann nur noch 60 Autos in der EU verkaufen. Die haben am Ende hier nichts zu melden, sie sind einfach in den Medien komplett überrepräsentiert.

Statt ihre Ladestationen weiter auszubauen ist seit einem Jahr genau gar nichts passiert, nur Ankündigungen, dass ihre Tochtermarken inkompatibel sein werden und andere Wechselstationen brauchen. Währenddessen schreibt die Firma im großen Stil weiter rote Zahlen. Erst gestern kam der Artikel, dass von den über 100 chinesischen Autoherstellern nur ein Siebtel überleben wird. Nio ist trotz der Medienpräsenz ein guter Kandidat dafür den Löffel abzugeben. Denn lange wird der CCP dieses endlose Loch nicht mehr stopfen wollen bzw. stopfen können.

Philipp:

Staatlich subventioniertes Preisdumping bei Autos empfinde ich genauso wie damals „Probe“-Zigarettenpackungen vor Diskotheken. Erst abhängig machen und danach zulangen, wenn es keine Alternative mehr gibt.

Robert:

Nio hat auch Presierhöhungen aufgrund der Zölle angekündigt. Und ja ist ja schön das chinesische Hersteller in Europa dann produzieren, bedeutet aber auch das es in Europa so schnell keine günstigen E-Autos geben wird.

Frank:

Ich war ja gegen die Einfuhrzölle auf E-Autos, aber so langsam dreht sich meine Meinung, denn so wie es aussieht, werden viele Hersteller die Autos jetzt in Europa herstellen (zusammenbauen). Das schafft Arbeitsplätze in Europa, die es sonst nicht gegeben hätte.
Auf der anderen Seite, wird der Weg zu günstigeren E-Autos durch diese Zölle auf jeden Fall verlangsamt.
Wiederum wissen die Chinesen jetzt was diese als Strafe zahlen müssen, und können Ihre Preisgestaltung (Gewinnmargen) anpassen und nun am europäischen Kunden weitergeben, genug Spiel haben Sie ja, ich denke nicht, das die China Autos durch die Strafzölle teurer werden (Ausnahme: Tesla).

heinr:

Ein Chinese aus Europa wäre für mich durchaus denkbar.

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