Nios Firefly: Ab Herbst in Deutschland – trotz hoher Zölle

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Nio / Firefly

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Firefly steht kurz vor dem Marktstart. Ab dem 19. April soll das erste Modell der Marke in China erhältlich sein. Firefly-CEO Daniel Jin hat sich vorab auf der Plattform Weibo zur künftigen Ausrichtung geäußert, wie die Automobilwoche berichtet. In seinem Statement wurde deutlich: Die Marke zielt nicht nur auf den Heimatmarkt, sondern will von Beginn an international auftreten.

Bei der Gestaltung des Kleinwagens spielte das Münchner Designstudio von Nio eine zentrale Rolle. Das unterstreicht den globalen Anspruch. Auch die Marktforschung war breit angelegt: In 40 Städten aus 17 Ländern wurden gezielt Nutzergruppen im Kleinwagensegment befragt. Dabei ging es um die Erwartungen an moderne Elektroautos dieser Größe. Die Auswertung ergab: Das Segment der elektrifizierten Kleinwagen ist international noch nicht gesättigt. Firefly sieht hier noch Raum für Wachstum. Der Markenchef verfolgt das Ziel, Firefly langfristig als bedeutenden Akteur im globalen Markt zu etablieren.

In Europa plant Nio langfristig eigene Produktionskapazitäten. Zwar wurde ein möglicher Kauf des Audi-Werks in Brüssel verworfen, doch die Richtung bleibt klar. Ein wichtiges Signal kam kürzlich vom Batteriehersteller CALB. In Sines, südlich von Lissabon, startete der Bau einer Gigafactory. Dort sollen ab 2028 Zellen für Elektroautos mit einer Kapazität von 15 Gigawattstunden pro Jahr entstehen. Das Investitionsvolumen liegt bei rund zwei Milliarden Euro. CALB kooperiert eng mit Nio – ein Teil der Produktion dürfte also auch Firefly zugutekommen.

Das erste Modell soll sich durch gute Ausstattung und ein sicheres Fahrerlebnis auszeichnen. Die neue Marke richtet sich damit an Kund:innen, die ein kompaktes, hochwertiges E-Auto suchen. Mit dieser Strategie nimmt Firefly direkte Konkurrenten wie Mini oder Smart ins Visier. Beide Marken wurden vom CEO explizit genannt. Der Markt ist zwar hart umkämpft, aber Jin glaubt, dass Firefly mit seinem Konzept punkten kann – auch in Europa.

Obwohl die EU seit Ende 2024 zusätzliche Zölle auf chinesische Elektroautos erhebt, hält Nio am Markteintritt fest. Für Firefly bedeutet das einen Importzoll von insgesamt 30,7 Prozent. Trotzdem rechnet sich das Unternehmen Chancen aus. In China ist das Auto seit dem Nio Day im Januar für umgerechnet rund 20.510 US-Dollar vorbestellbar. Betrachten wir den Nio Firefly im Vergleich zum Smart #1 Pure sowie Mini Cooper E.

Nio Firefly im Vergleich zu Smart #1 Pure und Mini Cooper E

Der Nio Firefly soll im Herbst 2025 auf den deutschen Markt kommen. Die Autos sollen über klassische Händler verkauft werden, nicht über Direktvertrieb. Das könnte die Sichtbarkeit der Marke im Alltag erhöhen. Das kompakte Elektroauto richtet sich an preissensible, aber anspruchsvolle Nutzer:innen, die ein vollwertiges Stadtauto mit moderner Technik suchen.

Der Firefly wird mit einer 42,1 kWh großen Batterie ausgestattet sein. Während die Reichweite im chinesischen CLTC-Zyklus mit 420 Kilometern angegeben wird, dürfte der realistische WLTP-Wert bei etwa 320 bis 340 Kilometern liegen. Der Preis dürfte in Deutschland bei rund 27.000 – 28.500 Euro liegen, inklusive Zöllen und Transportkosten. Ausgehend vom chinesischen Preis, zzgl. der rund 31 Prozent Strafzöllen sowie Logistikkosten. Damit positioniert sich Firefly deutlich unter vergleichbaren Modellen anderer Hersteller. Als technisches Alleinstellungsmerkmal bringt die Nio-Marke zusätzlich die Möglichkeit zum Batteriewechsel über das bekannte Swap-System mit, sofern Infrastruktur vorhanden ist. Was sicherlich mit zusätzlichen Kosten auf Monatsbasis analog Nio einhergehen wird.

Zum Vergleich: Der Smart #1 Pure ist bereits erhältlich und markiert den Einstieg in die neue Smart-Generation auf Geely-Basis. Er verfügt über eine 49 kWh große Batterie und erreicht damit bis zu 310 Kilometer nach WLTP – somit in einem vergleichbaren Bereich zum Firefly. Der Antrieb erfolgt über die Hinterachse, was ein agiles Fahrgefühl unterstützt. Schnellladen ist mit bis zu 130 kW möglich – das sorgt für kurze Ladezeiten unterwegs. Preislich liegt der Smart #1 Pure bei etwa 37.490 Euro. Das Design ist modern, der Innenraum hochwertig und digital geprägt. Smart positioniert sich damit eher im urbanen Premiumsegment.

Ebenfalls im Rennen ist der Mini Cooper E, die neue Basisversion des elektrischen Mini. Mit einer 40,7 kWh Batterie schafft er laut WLTP bis zu 305 Kilometer. Geladen wird mit maximal 75 kW, was im Vergleich zu Smart und mutmaßlich auch Firefly langsam wirkt. Der Mini bietet dafür ein eigenständiges Design, eine sportliche Fahrabstimmung und ein markentypisches Interieur. Er startet in Deutschland ab 37.900 Euro und richtet sich vor allem an Kunden, die emotionales Design und Fahrspaß schätzen.

In der Gegenüberstellung zeigt sich: Der Firefly könnte eine preislich attraktive Alternative zu Smart und Mini sein, ohne bei Sicherheit oder Reichweite deutliche Abstriche machen zu müssen. Smart und Mini bieten jeweils hochwertige Gesamtkonzepte mit hohem Markenwert, verlangen dafür aber spürbar mehr. Wer ein modernes E-Auto für die Stadt sucht, das bei rund 28.500 Euro liegt und solide Technik bietet, dürfte beim Firefly fündig werden – sofern Nio sein Versprechen für Europa einlöst. Und die Marke entsprechendes Vertrauen aufbauen kann.

Quelle: Automobilwoche – Nio-Kleinwagenmarke Firefly will mit Mini und Smart konkurrieren

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Chris:

Bei Firefly funktioniert der Batterie Tausch nur mit der 5. Generation von Wechselstationen, die ab 2026 ausgerollt werden.

Wie viele davon nach Europa kommen ist natürlich fraglich, aktuell ist der Ausbau erstmal komplett zum Stillstand gekommen.

Kann aber auch daran liegen, dass auf die neue Generation gewartet wird. Nio Autos werden schließlich kaum verkauft.

Wolfbrecht Gösebert:

Aus dem Artikel:

„Als technisches Alleinstellungsmerkmal bringt die Nio-Marke [Firefly] zusätzlich die Möglichkeit zum Batteriewechsel über das bekannte Swap-System mit, …“

Nach meinen Informationen trifft die Aussage soo nicht zu:

»Firefly ist auch NICHT Teil des ursprünglichen Batterietauschnetzes von Nio, da seine Batterien kleiner sind als die von Nio und Onvo und ein EIGENES Netz von Tauschstationen benötigen.«

Quelle: carnewschina.com/2024/12/23/firefly-is-not-part-of-catls-battery-swap-syndicate-there-is-a-room-for-cooperation-nio-ceo-says/

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