Ministerien uneins bei Deutschlands Wasserstoff-Strategie

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Michael Neißendorfer
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Trotz Corona-Pandemie dürfen wir beim Thema Wasserstoff nicht noch mehr Zeit verlieren“, sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek dem Spiegel aus gegebenem Anlass: Bereits im Januar und auch damals schon um mehrere Monate verspätet hatte die Regierung den Entwurf für ein Strategiepapier für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland vorgelegt. Karliczek forderte nun im Spiegel, das Papier noch Anfang Mai im Kabinett zu beschließen.

Wir müssen den Menschen im Land und auch unserer Wirtschaft zeigen, dass wir auch in diesen Tagen an die Zeit nach der Pandemie denken“, sagte die CDU-Politikerin. Der Verzögerung liege ein Streit unter den Ressorts zu Grunde, heißt es, die federführenden Ministerien sollen sich bislang nicht auf einen gemeinsamen Text geeinigt haben, wie das Nachrichtenmagazin berichtet: Ein Streitpunkt sei gewesen, wo Wasserstoff, vorrangig erzeugt unter Verwendung erneuerbarer Energien, bevorzugt eingesetzt werden soll. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wollte auch möglichst viele Pkw mit dem gasförmigen Energieträger betreiben. Die anderen Ressorts, vor allem das Umweltministerium, sehen den Einsatz von Wasserstoff in der Industrie, in der Luftfahrt und im Schwerlastverkehr als viel vorteilhafter an.

In Sachen Wasserstoffautos habe es zuletzt eine Annäherung gegeben, so Spiegel: Der Einsatz von grünem Wasserstoff in Autos soll nachrangig sein gegenüber der chemischen Industrie sowie dem Schwerlastverkehr. Auch über die Frage wo und wieviel grüner Wasserstoff bis zum Jahr 2030 in Deutschland erzeugt wird, habe es Konflikte gegeben. Forschungsministerin Karliczek wollte zehn Gigawatt Elektrolysekapazität, das Wirtschaftsministerium unter Leitung von Peter Altmaier lediglich drei bis fünf Gigawatt. Ein möglicher Kompromiss sei, fünf Gigawatt Herstellungskapazität im Bundesgebiet plus fünf weitere Gigawatt Kapazität aus Offshore-Windkraft an den Küsten aufzubauen.

Eine Ministerentscheidung über alle Streitfragen steht nach Informationen des Spiegel noch aus.

Quelle: Spiegel — Wasserstoff-Strategie: Anja Karliczek drängt zur Eile

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Heinz Scherer:

Und was soll dabei die Energie zur Aufspaltung Wasserstoff und Sauerstoff liefern? Das Transportproblem kann man per Gasleitung lösen. Oder per direkter Elektrolyse bei der Tankstelle. Die Wärme des Elektrolyseurs könnte man z.B. zur Beheizung der Raststätte und/oder eines Hotels nutzen.

Dieter:

Ich habe mal gelesen dass Chinesen an der Uni ein Verfahren entwickeln, direkt aus Wasser im Fahrzeug Wasserstoff zu erzeugen. Sie haben nur noch Oxidationsprobleme. Dann würde der ganze verlustreichen Transport entfallen. Leider liest man darüber nichts mehr.

Alex:

Die Dame ist wasserstoffblond.
Wieder mal so ein Kompetenzmonster im deutschen Bundestag.

Heinz Scherer:

Das stimmt nur für kleine und mittlere Fahrzeuggrößen. Also für die meisten Fahrzeuge haben sie recht. Bei großen Langstreckenfahrzeugen stimmt das bei der derzeitigen Batterietechnologie nicht. Ich kann jetzt aber unmöglichen alle Argumente aus vielen Threads hier wiederholen. Ich zeige aber gerne mal einen Aspekt aus der Energiewirtschaft auf. Den Text hatte ich bereits dort plaziert:
Wenn wir eine große Systemsicherheit auch in Bezug auf Cyberangriffe erreichen wollten, müssten wir von einem hochkomplexen Stromsystem auf eine wesentlich einfachere „echte“ Wasserstoffwirtschaft umstellen. Die höheren Kosten der Elektrolyse (1,5-2 Cent/KWh ohne Stromkosten) würden mehr als egalisiert durch die niedrigen Energieverteilkosten. Derzeit kostet es 7-8 Cent/KWh erzeugten Strom zu verteilen. In einer echten Wasserstoffwirtschaft reduziert sich das auf 1-2 Cent/KWh. Ein Gasnetz ist nämlich deutlich günstiger und sicherer als ein Stromnetz.

Heinz Scherer, Dipl.-Ing.(FH):

Es ist für das Klima völlig bedeutungslos, mit welchem Strom die Forschungsprojekte für Elektroyeuse laufen. An dem bundesweiten Strommix ändert sich dadurch nichts. Es ist nur von Bedeutung, dass sich der Anteil von CO2-freien EE-Strom im System permanent bedeutsam erhöht. Wer dann welchen Anteil davon benutzt ist physikalisch irrelevant.

Heinz Scherer, Dipl.-Ing.(FH):

Herr Kasch schreibt hier regelmäßig. Also darf ich davon ausgehen, dass er meine Infos alle kennt. Traurig so wenig Interesse an Erkenntnissgewinn zu haben. Ich wiederhole solange den folgenden Text, bis mich entweder jemand widerlegt oder es aufhört mit der Behauptung Energieverschwendung:
In einer umfangreichen Studie von Agora Energiewende mit Fassung 3/2018 kommt ein BEV zu einem Wirkungsgrad von 69% und ein FCEV zu 26% (Faktor 2,8). Die geht aber von 70% el. Wirkungsgrad des Elektrolyseurs aus und berücksichtigt die Wärmenutzung nicht. Geht man aber von derzeit machbaren 85% el. Wirkungsgrad aus. Kommt man schon auf 32% statt 26% (Faktor 2,2). Berücksichtigt man noch die Wärmenutzungsmöglichkeit von 5-10% durch Sektorenkopplung und berücksichtigt man noch die Wärmenutzung im Fahrzeug (Winter), dann kommt man nur noch auf 40-50% Mehrverbrauch an Energie. Berücksichtigt man dann noch den Energieverbrauch bei der Herstellung (Akku vs. Brennstoffzelle), dann hat sich das Thema Energieverschwendung in Luft aufgelöst. Sie sehen man muss in Gesamtzusammenhängen denken und bewerten.

Helmuth Meixner:

Die größten Energieverschwender sind vollkommen sinnlose PKWs. Kisten mit Gewichten und Abmessungen wie Klein-LKWs, Motorenleistungen wie Trucks, Akku-Gewichte wie ein normales Auto und Fahrleistungen auf Langstrecken wie Fernzüge mit Ladung. Hinzu kommt eine irre Subventionitis für Kohlestrom, Ladesäulenwälder und das bei einer Nachfrage die geradezu lächerlich ist. Bie H2 geht es ja bekanntermaßen um ganz angere Dinge, als die Beförderung von 1.3 Personen im Schnitt. Um was geht es wohl?

UweP:

Wasserstoff als Energieträger für PKW ist aus Sicht eines Ingenieurs einfach nur Unsinn (zu hoher technischer Aufwand und zu viel Energieverschwendung). Das Nutz nur der Großindustrie, weil man weiter ein Tankstellennetz braucht, weil weiter Werkstätten für die Wartung gebraucht werden und weil man eine sehr kostenintensive Entwicklung braucht, man braucht Kühl-LKW für den Transport, …

Das alles braucht man für ein Batterie-elektrisches Auto nicht. Jeder kann zu Hause oder am Arbeitsplatz laden, fast überall kann man einen Schnelllader installieren. Man kann sich sogar zu einem großen Teil die Energie für das Fahren auf dem eigenen Dach erzeugen. Dafür braucht man keinen teuern Vorstand und keine Konzerne. Deshalb kämpft die Lobby in der Politik wie ein Löwe für Wasserstoff-Technologie.

Als Energielangzeitspeicher ist Wasserstoff in Form von Methan eine gute Sache. Den kann man in unserem Ergasnetz Verteilen und Speichern. Aber um dieses Thema geht es aktuell nur am Rande…

Kasch:

Da forscht auch kein Hersteller mehr ernsthaft. Ziel ist mit 30% Verlust H2 aus Strom herzustellen, mit weiteren 30% Verlust handlebare E-fuels daraus zu machen, um diese dann mit einem Wirkungsgrad von 20% im Verbrenner für Vortrieb zu nutzen (80% des Energieinhalts weiterhin für Umwelterwärmung). Damit wären CO2-Strafen, ohne große technische Änderungen, vermeidbar und nur so sind Gehälter und Boni ab 100.000 pro Monat weiterhin zu steigern.

Querdenker:

mir scheint als wenn Herr Altmaier absichtlich auf der Bremse steht! In Sachen Photovoltaik und Windkraft kommt er mit der Aufhebung der Deckelung zur Einspeisung erneuerbarer Energien nicht in die Pötte und in Sachen Wasserstoffnutzung steht er jetzt auch noch quer in dem er die Elektrolysekapazitäten für die Herstellung von grünem Wasserstoff klein halten will.
Das traurige ist, dass sich der Klimawandel durch diese taktischen Spielchen nicht verlangsamen lässt.

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