„Müssen einen Realitätscheck machen“: Mercedes-Chef warnt vor Verbrenner-Verbot

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Tobias Stahl
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  —  Lesedauer 3 min

Mercedes-Chef Ola Källenius hat scharfe Kritik am geplanten Aus für Verbrenner ab 2035 in der Europäischen Union geübt. In einem Interview mit dem Handelsblatt warnte Källenius davor, die Neuzulassung von Verbrennerfahrzeugen in der EU ab 2035 zu verbieten. Sollte das sogenannte „Verbrennerverbot“ wie geplant umgesetzt werden, drohe der europäische Automarkt zu kollabieren, findet Källenius.

„Wir müssen einen Realitätscheck machen. Sonst fahren wir mit Vollgas gegen die Wand“, so der Mercedes-Chef weiter. Källenius sprach sich dafür aus, kein konkretes Enddatum für den Verbrennungsmotor zu setzen und stattdessen den Absatz von Elektroautos durch niedrigere Preise an den Ladesäulen und steuerliche Vorteile anzukurbeln. Anderenfalls verspiele Europa die wirtschaftliche Stärke seiner Autoindustrie.

„Nützt dem Klima gar nichts“: Källenius erwartet Vorzieheffekte durch Verbrenner-Aus

Källenius geht außerdem davon aus, dass viele Verbraucher wohl kurz vor 2035 noch einen Verbrenner kaufen würden. „Das nützt dem Klima gar nichts“, ist sich der Mercedes-Chef sicher. Källenius ist auch Präsident des europäischen Herstellerverbands ACEA, der schon unter Källenius‘ Vorgänger Luca de Meo den langsamen Abschied vom Verbrenner torpediert hat.

„Natürlich müssen wir dekarbonisieren, aber es muss technologieneutral gemacht werden. Wir dürfen unsere Wirtschaft nicht aus den Augen verlieren“, so Källenius. Die Branche stehe infolge der hohen US-Zölle und einer anhaltenden Kaufzurückhaltung ohnehin unter Druck. „Unsere Industrie erlebt zugleich Starkregen, Hagel, Sturm und Schnee. Autobau ist ein hartes Geschäft, mehr denn je.“

Die EU will in der zweiten Jahreshälfte die Klimaschutzvorschriften für die Autoindustrie erneut auf den Prüfstand stellen. Zuvor war die Frist für die Erfüllung der schrittweise strenger werdenden CO2-Emissionsgrenzen zum Entsetzen von Umweltverbänden bereits verlängert worden, zahlreiche Autobauer drängen jedoch auf weitere Lockerungen. Kritiker argumentieren, dass das Verbrennerverbot europäische Autobauer zusätzlich benachteiligen würde, nachdem diese bereits jetzt mit einer schwächelnden Nachfrage, immer stärkerem Wettbewerb aus China und enttäuschenden E-Auto-Verkaufszahlen zu kämpfen haben. Mehrere Autobauer, darunter auch Mercedes-Benz, hatten zuletzt ihre Prognosen für das aktuelle Geschäftsjahr nach unten korrigiert.

Zu Beginn des aktuellen Jahrzehnts erklärten zahlreiche Hersteller, dass sie bis etwa 2030 ihre Produktion vollständig auf Elektroautos umstellen und die Produktion von Verbrennerfahrzeugen einstellen wollen. Nachdem der E-Auto-Absatz über die Jahre aber langsamer gewachsen ist als zunächst erwartet, ruderten einige Hersteller zurück. Dazu zählt auch Mercedes-Benz: Källenius hatte bereits im vergangenen Jahr erklärt, dass die „elektrifizierten Hightech-Verbrenner“ länger laufen sollen, als das Unternehmen es ursprünglich erwartet hatte. Mercedes wolle den bestehenden Antriebsstrang optimieren, damit dieser „bis tief in die 2030er-Jahre hält“, so Källenius im Gespräch mit Auto Motor und Sport.

Quelle: Handelsblatt – Mercedes-Chef warnt vor Verbrennerverbot ab 2035 / Auto Motor und Sport – Mercedes-Chef Källenius will investieren: Mehr Geld für Verbrenner

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Tobias Stahl

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Tobias Stahl kann sich für alle Formen der Fortbewegung begeistern, aber nachhaltige Mobilität begeistert ihn besonders. Da ist es kein Wunder, dass er schon seit 2019 über E-Autos, erneuerbare Energien und die Verkehrswende berichtet.

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