Mercedes EQS 580 4matic SUV – So fährt sich der E-SUV

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Stefan Grundhoff
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  —  Lesedauer 5 min

Mercedes baut seine Elektropalette nach oben aus. Nachdem zunächst die kleinen Crossover an den Start rollten, folgen nunmehr die großen Modelle. Besonders dem luxuriösen Mercedes EQS SUV fehlt an sich nur eines: ein passender Name.

Denn während die Verbrennermodelle aus dem Hause Mercedes mit einer standesgemäßen Nomenklatur daherkommen, sieht das beim großen Elektro-SUV anders aus. Er trägt wie Schräghecklimousine die Bezeichnung EQS mit dem unhandlichen Annex SUV. Ansonsten bietet der Elektrobruder des Mercedes GLS mit Produktionsstandort in Tuscaloosa / Alabama jede Menge Platz, einen überzeugenden Elektroantrieb und Reichweiten, die die allermeisten Kunden zufriedenstellen dürften.

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Das Design des 5,13 Meter langen Mercedes EQS SUV ist dabei volumentauglicher als das der Luxuslimousine. Durch die ebenso bekannten wie gefälligen Proportionen dürften sich Verbrennerfans mit dem Crossover leichter tun. Er drückt mit seiner markigen Front und den kürzen Überhängen mehr Statusbewusstsein und Souveränität aus. Obligatorisch ist die enge Verwandtschaft mit dem EQS durch die identische Plattform, die mit 3,21 Metern den gleichen Radstand hat und für sehr angenehme Platzverhältnisse in der zweiten Reihe sorgt. Hier bietet der SUV einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Limousine. Muss diese im Fond mit überschaubarer Kopffreiheit auskommen, sieht das beim höheren Bruder ganz anders aus und das Batteriepaket im Unterboden schmerzt nicht derart. Zudem können mit allerdings überschaubarem Komfort in der dritten Reihe – wenn gewünscht – zwei Personen bis zu einer Größe von 1,70 Meter Platz nehmen.

So lang der Mercedes EQS SUV auch ist – schaut man sich manchen Wettbewerber aus der Verbrennerszene an, dürfte er gerne noch 10 bis 20 Zentimeter länger sein. Schließlich spielt der große Crossover mit Stecker in Europa ohnehin eine Nebenrolle. Insgesamt bietet der EQS SUV viel Wohlfühlatmosphäre ohne dabei jedoch an den Luxus einer S-Klasse oder eines GLS heranzukommen, die hier nochmals deutlich mehr bieten. Immerhin lassen sich die äußeren Fondsitze elektrisch verstellen, wobei die Kopfstützen im Unterschied zur Limousine nur händisch zu bedienen sind und praktische Elektrorollos wie beim normalen EQS auch hier an den Seitenfenstern fehlen. Der Laderaum fasst je nach Sitzkonfiguration – die Rücksitze sind teilbar im Verhältnis 40:20:40 – zwischen 565 und 2.100 Litern. Seltsam: die beiden Stühle der dritten Sitzreihe lassen sich wenig klassentypisch manuell ausklappen. So etwas sollte in dieser Liga elektrisch funktionieren.

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So weit – so komfortabel. Doch wie sieht es mit dem Fahren aus? Schließlich ist der schwäbische Amerikaner mit gigantischen 2,8 Tonnen Leergewicht ein gewaltiger Koloss, der es in sich hat. Die Größe und das Gewicht überspielen? Trotz niedrigen Schwerpunkts und einer serienmäßigen Allradlenkung: keine Chance! Der Mercedes EQS SUV ist ein mächtiges Schiff, mit dem Kurvenpassagen nicht das ideale Terrain sind – sich aber allemal angenehm bewältigen lassen. Dabei wankt das Elektromodell in engen Kurven spürbar – nicht zuletzt weil ihm eine aktive Wankstabilisierung fehlt und dies kann man bei einem solchen Luxusmodell mindestens als Option verlangen.

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Für einen Hauch Handlichkeit sorgt die Hinterachslenkung, die mit bis zu zehn Grad Einschlagwinkel den Wendekreis auf knapp elf Meter reduziert. Der EQS SUV läuft dabei auf 20 bis 22 Zoll großen Rädern. „Der EQS SUV ist das dritte Fahrzeug auf unserer neuen vollelektrischen Plattform. Er bringt alles mit, was unsere Kunden am EQS schätzen – und kombiniert das mit den Stärken und der Vielseitigkeit eines SUV, das bis zu sieben Personen Platz bietet“, so Mercedes-CEO Ola Källenius.

Zum Start ist der Mercedes EQS SUV in drei Antriebsversionen zu bekommen. Mehr als überraschend, dass ein Allradantrieb nicht obligatorisch ist. Das Basismodell des EQS 450+, wird mit einer Leistung von 265 kW / 360 PS / 568 Nm allein über die Hinterachse angetrieben. Anzunehmen, dass sich die meisten Kunden für den EQS 450 4matic entscheiden, der trotz zusätzlich angetriebener Vorderachse die gleiche Leistung bietet und nur mit 800 Nm maximalem Drehmoment glänzen kann.

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Deutlich bulliger im Anzug fährt sich der Mercedes EQS 580 4matic mit 400 kW / 544 PS / 858 Nm. Er tut sich mit dem gewaltigen Gewicht von mehr als 2,8 Tonnen deutlich leichter und schiebt so bullig an, wie man es von einem solchen Modell erwartet. Auf nachdrücklichen Wunsch des Fahrers geht es aus dem Stand in 4,6 Sekunden auf Tempo 100. 210 km/h Höchstgeschwindigkeit sind jedoch nicht viel. Das Drehmoment ist gewaltig – der Schub aus Kurven heraus oder ein Spurt auf gerader Strecke – gerade in Verbindung mit dem nahezu lautlosen Vortrieb: Wahnsinn!

Die Lenkung ist ebenso leichtgängig wie präzise und das Pedalgefühl der Bremse auf dem ersten Drittel schlapp. Braucht man die Bremse überhaupt? Kaum, denn je nach angewähltem Rekuperationsmodus bleibt das linke Pedal abgesehen von einer Gefahrensituation nahezu kontaktlos.

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Je nach Antriebsvariante und Fahrweise variiert die maximale Reichweite. Mit dem großen 580er-Allrader, der bei 135.000 Euro startet, verspricht Mercedes Dank des Normverbrauches von 20,5 kWh pro hundert Kilometer eine Strecke von 600 Kilometern bis zum nächsten Ladepunkt. Per Schnellladung erstarkt das 108-kWh-Akkupaket mit seinen zwölf Modulen im Unterboden mit maximal 200 Kilowatt, was anfangs einen Reichweitenzuwachs von 250 Kilometern in 15 Minuten bedeutet.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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Tobi:

Warum schafft es Mercedes nicht eine einheitliche Designsprache zu entwickeln. Einige Modelle sehen wie Asia-Copies aus andere sind nur wegen dem Stern als Mercedes zu erkennen. Keine Linie, kein Charakter, keine Ausstrahlung. Schade eigentlich. Überdimensioniert aber Hauptsache elektrisch.

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