Megawattladen bei E-Lkw: Projekt „HoLa“ elektrifiziert die A2 für Elektro-Fernverkehr

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Gut zwei Dutzend Unternehmen aus Industrie und Forschung wollen die Elektromobilität auch für Lkw im Fernverkehr und bauen entlang der Autobahn A2 die weltweit erste Demonstrationsstrecke für das Megawattladen von Nutzfahrzeugen auf: Erkenntnisse für einen deutschlandweiten und standardisierten Ausbau von Lkw-Hochleistungsladeparks in Deutschland zu gewinnen, ist das Ziel des Innovationscluster-Projekts „Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr“ (HoLa), das mit einem Kick-off-Meeting der Beteiligten nun offiziell gestartet ist. Die Schirmherrschaft des branchenübergreifenden Konsortiums aus Industrie und Forschung – darunter die vier Lkw-Hersteller Daimler Truck, die zur Traton Group zählenden MAN und Scania sowie Volvo – hat der Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) übernommen.

Ziel von HoLa sind Planung, Errichtung und Betrieb einer ausgewählten Hochleistungs-Ladeinfrastruktur für den batterie-elektrischen Lkw-Fernverkehr. Dies erfolgt an einer Demonstrationsstrecke zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet. Zudem werden im Projekt Forschungsfragen rund um den späteren flächendeckenden Ausbau von Lkw-Hochleistungsladeparks in Deutschland behandelt und eine Blaupause für die Ausgestaltung von Ladestandorten erstellt.

„Auch im Bereich der Nutzfahrzeuge schreitet die Elektrifizierung massiv voran. Damit sich diese durchsetzen kann, sind Lkw-Hochleistungsladeparks und die Möglichkeit zum Megawattladen eine wichtige Voraussetzung. Das HoLa-Projekt bringt Expertise aus Industrie und Forschung zusammen und hilft, die dringend benötigten Erfahrungen beim Aufbau und Betrieb dieser Hochleistungsladeparks zu sammeln und damit Grundlagen für einen flächendeckenden Ausbau der neuen Technologie zu schaffen.“ – Hildegard Müller, VDA-Präsidentin

Konkret sollen im HoLa-Projekt an vier Standorten entlang der Bundesautobahn A2 je zwei Hochleistungsladepunkte mit dem sogenannten Megawatt Charging System (MCS) aufgebaut, betrieben und im realen Logistikbetrieb angewandt werden. In einer ersten Phase werden die Standorte mit CCS-Ladepunkten für Lkw geplant und errichtet. In der zweiten Phase erfolgen Installation und Inbetriebnahme von Hochleistungsladepunkten mit MCS-Technologie. Dadurch wird das Megawattladen für den Schwerlastfernverkehr ermöglicht.

Die Auswahl der Ladestandorte fiel auf Autobahn-Raststätten sowie Logistikzentren und Betriebshöfe, um unterschiedliche Anwendungsfälle zu berücksichtigen und bewerten zu können. Die Aufnahme des Realbetriebes in der Logistik soll im Herbst 2023 erfolgen.

22 Partner aus Industrie und Forschung

Am HoLa- Projekt sind insgesamt 22 Partner aus Industrie und Forschung beteiligt. Dabei übernimmt das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI die Konsortialführung. Die Technologieberatung P3 Automotive GmbH ist Konsortialpartner und übernimmt die Projektleitung. Weitere Konsortialpartner sind EnBW als Betreiber der Ladestandorte sowie die Ladeinfrastrukturlieferanten ABB, Heliox und Siemens. Konzeption, Bereitstellung und Betrieb der Fahrzeuge verantworten die Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck, die zur Traton Group zählenden Hersteller MAN und Scania sowie Volvo.

Die Umsetzung wird zudem vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, der Universität Stuttgart, der Bauhaus-Universität Weimar und den Technischen Universitäten Berlin und Dortmund begleitet. Zu den assoziierten Partnern gehören zudem die E.DIS Netz GmbH, Ionity, Meyer & Meyer, Netze BW GmbH sowie Tank & Rast.

HoLa ist eines von drei Innovationsclustern für klimafreundliche Lkw-Antriebstechnologien, die das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) Anfang September vorgestellt hat und wird im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität vom BMVI gefördert. Das Projekt hat, bei einem Fördervolumen von 12 Millionen Euro, ein Gesamtbudget von 27 Millionen Euro und läuft bis Ende 2024.

Quelle: VDA – Pressemitteilung vom 29.09.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Helmuth Meixner:

Ich würde momentan ZUERST einmal TRUCK-Fahrer entwickeln, welche Tankstellen mit Benzin und Diesel bringen. Nicht das man Zustände bekommt, die bei uns schon längst da waren. > https://www.t-online.de/finanzen/news/unternehmen-verbraucher/id_90914018/grossbritannien-setzt-militaer-gegen-lieferengpaesse-ein.html . Als Dieselmotorenersatz gäbe es auch H2-Motoren, die das Gas direkt verbrennen.

Mund:

LKW elektrifizierten, ist erst einmal eine gute Sache, schließlich verbrauchen diese den größten Anteil an fossilen Kraftstoffen, im Überlandverkehr. Ob dieses aber die richtige Technologie ist, ist doch zu bezweifeln. Große Akkus, die die Nutzlast einschränken. Auch wenn man die Ladezeiten durch höhere Ströme drücken kann. Was ist in den längeren Ruhezeiten? Werden diese auch unterbrochen, wenn die Ladestation für andere freigemacht wird. Jetzt ist es ja schon, dass LKWs, vom Fahrer, nicht bewegt werden dürfen, weil die Ruhezeit und damit die Lenkzeiten beeinflusst werden. Sind leider auch Dinge, die berücksichtigt werden müssen, die selbst mit der Technologie nichts zu tun haben aber Wirkungen verursachen.
Wäre die Wasserstoff-Variante nicht die bessere, da geringerer Beeinträchtigung der Nutzlast. Was ist mit einem Reichweitenverlängerer wie bei Obrist ihn am Tesla demonstriert hat. Da wird an der Säule nur „nachgeladen“. Die Hauptlast übernimmt ein „einfacherer“ Motor, der nur den Generator antreibt. Solch ein Motor kann deutlich einfacherer konstruiert sein, da Teillast und Volllast anders bedient werden.
LKW mit Oberleitung, finde ich ist der komplett falsche Weg. Da kann man doch gleich Bahnverkehr machen. Die gesamte Infrastruktur ist doch ganz anders und die Lkw selbst, benötigen auch noch Stromabnehmer (mehr Gewicht, störungsanfälliger). Also kann diese Technik nur von entsprechend ausgerüsteten Lkws bedient werden.
Akku Lkw, wäre im Kurzstreckenverkehr („alles um die Kirche“) bzw Verteiler, Zulieferer insbesondere im Innerortsverkehr sinnvoll. Auch werden diese Lkw selten bist zur vollen Nutzlast ausgelastet, hier wird oft eher Volumen benötigt. Weniger Abgase, geringerer Lärm, sind die Folgen. Auch technische Service Fahrzeug, für Stadtreinigung, Baustellen, die oft nur die Baugeräte transportieren usw. Wie oft laufen dort die Motoren, nur weil man befürchtet, dass diese nicht mehr starten, weil elektrische Verbraucher (Warnleuchten, Heizung usw) in Betrieb sind. Auch bei der Polizei, sieht man häufig, da laufen die Motoren, zu Heizungszwecken. Diese Fahrzeuge stehen oft längere Zeit, um Orte abzusichern, selten fahren sie längere Strecken. Hier wäre sicherlich Potential, um E Fahrzeuge einzusetzen.

DerRob:

12 Millionen Euro klingt erstmal viel, aber verteilt auf 22 Partner bleibt da leider nicht mehr so viel übrig. Klingt für mich nach großzügigem Abgreifen von Fördergeldern. Sonst hätte auch je ein Partner aus jeder Branche gereicht um etwas zu erforschen…

Silverbeard:

Bei Tesla rechne ich übrigens am schnellsten mit Megawatt Ladesäulen. Da die Firma selbst alle Ladesäulen für die eigenen Ladestationen herstellt (und auch der weltgrösste Ladesäulen Hersteller ist), sehe ich hier die größte Kapazität für Innovationen.
Die neuen V3 Ladesäulen werden schon jetzt jeweils zu viert von einer Station mit 1 MW Leistung beliefert. Dort also nur noch eine Ladesäule für LKWs anschliessen ist ein relativ kleiner Schritt und wahrscheinlich schon eingeplant.

Silverbeard:

Nikola hat auch noch keinen einzigen LKW zum Kunden gebracht. Futurikon baut teure Einzelstücke. Alle anderen Hersteller bauen LKWs für die Kurzstrecke. Ich habe bei allen meine Zweifel mit der Definition von ‚geliefert‘.

Sicher hat Tesla mit dem Semi beim Termin deutlich zurückgerudert. Aber es soll von Anfang an ein Serienfahrzeug mit großer Reichweite werden. Die wird in den USA viel deutlicher benötigt als in Deutschland. Im Mutterland von Tesla kann kein Unternehmer mit einer Reichweite von 2-300km etwas anfangen.

Fabian Uecker:

Ja in der Theorie super aber ich bleibe dabei aktuell nicht realistisch, da nicht mal für die jetzigen lkw ausreichend Parkplätze vorhanden sind.

David:

Die LKW mit entsprechenden Akkus gibt es.

Nikola hat das Werk in Deutschland fertig, kann Semis bis 750 kWh liefern, Futuricum hat sogar bis 900 kWh. Beide können schnellladen, der Nikola mit 240 kWh, der Futuricum mit bis zu 350 kW. Das bedeutet, in der Lenkzeitunterbrechung von 45 Min. nach 4,5 Std. lädt, könnten realistisch 150 kW nachgeladen werden und mit 900 kWh insgesamt kommt der Nikola ganz locker über die maximal erlaubten 10 Fahrstunden pro Tag. Der Futuricum kann mit passender Struktur vermutlich ganz aufs Schnellladen verzichten.

Der Rest der elektrischen LKW könnte wohl noch nicht auf unlimitierte Langstrecke gehen, aber das ist ja auch noch eine Frage des Ladenetzes….kommt. Immerhin hat jeder bisherige große Player im LKW Bereich leistungsfähige Elektroversionen im Portfolio. Nur einer hat noch gar nicht geliefert, das ist Tesla. Ihr LKW ist seit 2017 ein Phantom. Es wird ihn auch nächstes Jahr nicht geben.

Peter Bigge von Berlin:

Hola, da tut sich was. LKWs zu elektrifizierte ist die weit höhere Herausforderung, gegenüber PKWs.
Ein großer LKW verbraucht so 40 Liter aus 100 km, rund 400 kWh, elektrisch wird der Verbrauch bei 100 bis 200 kWh liegen, geschätzt. Die müssen erst einmal in die Batterie.
Andererseits müssen LKWfahrer im Fernverkehr sowieso Pausen einlegen, in welchen bequem geladen werden könnte, nach ca. 200-300km, ggf. das doppelte davon.
Damit werden einige höhere Ansprüche an die Ladeinfrastruktur gestellt werden müssen, welche sicher noch eine Steigerung der Ladespannung und Leistung bedarf. Es wird spannend und abgasfrei.

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