MAN eMobility Center: So lief der Start zum Großserien-Elektro-Lkw

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Schon bei der Eröffnung des MAN eMobility Center Mitte Juni 2021 sei dem Lkw- und Nutzfahrzeughersteller klar gewesen, dass hier Zukunft entsteht: Es sei ein deutliches Startsignal gewesen für die Modernisierung des Standortes im Rahmen der Transformation und auch für die kommende Serienproduktion von Elektro-Trucks im Hauptwerk München. Nun feiert MAN den ersten Geburtstag und zieht ein Zwischenfazit.

MAN bereitet sich auf die Zukunft der Elektromobilität vor und treibt seine Transformation zum Anbieter nachhaltiger Transportlösungen für den klimafreundlichen Straßengüterverkehr voran. Anfang 2024 soll unser schwerer eTruck vom Band in München laufen. Dazu schulen wir jetzt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Hochvolttechnologie und flexibilisieren unsere Produktion in unserem Hauptwerk in München“, so Alexander Vlaskamp, CEO von MAN Truck & Bus, zum einjährigen Bestehen des eMobility Centers in München.

Die Fertigung von Elektro-Lkw in großen industriellen Stückzahlen erfordere neue Produktionsprozesse, so der Hersteller in einer aktuellen Mitteilung. Im Vergleich zum herkömmlich angetriebenen Truck unterscheidet sich der E-Lkw durch neue Komponenten wie Elektrobatterie und -motor sowie Hochvoltkomponenten und -kabel. Hinzu kommt, dass für die bestmöglich auslastungsflexible Nutzung der Produktionsanlagen in München künftig konventionell und batterieelektrisch angetriebene Trucks in einem gemeinsamen Serienband produziert werden sollen. Eine große Herausforderung mit Blick auf Maschinen und Technik aber auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie Thorsten Campehl erklärt, der Leiter des Werks im Münchner Norden: „Wir müssen die Menschen für den Wandel gewinnen und sie im Prozess dieser fundamentalen Veränderungen begleiten. Ein klares Zielbild für das Werk sowie die Aus- und Weiterbildung der Menschen sind der Schlüssel dazu“.

So haben bisher schon mehr als 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Training Hochvoltsensibilisierung absolviert, Ende des Jahres sollen es bereits 2000 sein. Bis Ende 2023 sollen alle relevanten Fachkräfte der Lkw-Produktion in München für die Serienproduktion von Elektro-Lkw qualifiziert werden. „Gerade die intensive Verbindung von Theorie und Praxis macht das Konzept des eMobility Centers wirklich einzigartig“, so Campehl weiter.

Erprobung und Entwicklung für die Mischproduktion

Für die komplexe Mischproduktion sei es von Anfang an wichtig, modulare Komponenten insbesondere bei Chassis und Verkabelung zu entwickeln, die von beiden Antriebskonzepte genutzt werden können, um entweder den Verbau von konventionellem Verbrennungs-Motor und Getriebe oder die Montage von Batteriemodulen und Elektromotor andererseits auf einem Band zu ermöglichen. Das neuartige Konzept des MAN eMobilty Center zielt darauf, die notwendigen Abläufe der künftigen Serien-Produktion direkt bei der Fertigung der ersten Prototypenfahrzeuge mit zu entwickeln sowie parallel dazu bereits die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Umgang mit den neuen Technologien zu schulen und zu qualifizieren. Zugleich können außerdem Anforderungen der späteren Serienproduktion von Beginn an in die Fahrzeugentwicklung einfließen.

MAN-Elektro-Lkw-Entwicklung-Schulung
MAN

Spezialisten aus dem eMobility Center, der Serienmontage und der MAN Akademie sowie Anlaufexpert:innen, Konstrukteur:innen und Prozessplaner:innen arbeiten dabei crossfunktional zusammen, um die neuen Trucks mit bewährtem Know-how und innovativen Konzepten schnellstmöglich zur Serienreife zu führen und in höchster Qualität und Mehrwert für die Nutzer:innen auf die Straße zu bringen. Dafür werden die einzelnen Abläufe und Prozessschritte punktgenau abgebildet und gegebenenfalls notwendige Anpassungen von den Fahrzeugentwickler:innen unmittelbar aufgegriffen und umgesetzt.

Das Ergebnis könne sich sehen lassen: schon jetzt zeigt sich MAN zufolge deutlich mehr Effizienz bei der Vorserien-Planung und -Erprobung. Bereits Ende 2023 soll die erste Vorläufer-Kleinserie des Elektro-Lkw auf dem normalen Serienband produziert werden, um ab 2024 bei ausgewählten Pilotkunden in den Praxiseinsatz zu gehen.

Großserien Elektro-Lkw für den Fernverkehr

Einen Ausblick auf den neuen Serien-E-Lkw, der 2024 offizielles Marktdebüt feiern soll, hat MAN bereits im Mai in Berlin gegeben. Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Berlin Tempelhof ließ MAN im Beisein von Bundesverkehrsminister Volker Wissing einen der ersten bereits im eMobility Center gefertigten seriennahen Prototypen erstmals öffentlich fahren.

MAN-Elektro-Lkw-Entwicklung-Prototyp
MAN

Eine technische Besonderheit des Elektro-Lkw ist seine Vorbereitung für künftiges Megawatt-Laden: hohe Ladeleistungen und somit kurze Ladezeiten sollen den Elektro-Lkw tauglich machen für den schweren Fernverkehr mit Tagesreichweiten zwischen 600 und 800 Kilometern. Zusammen mit niedrigen Betriebskosten und der besten Energiebilanz aller Antriebsoptionen bieten die batterieelektrische Fahrzeuge damit die geeignetste Technologie für künftige CO2-freie Nutzfahrzeugflotten.

Quelle: MAN – Pressemitteilung vom 15.06.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Hiker:

Bemerkenswert diese Ausrichtung auf Batterielektrisch angetriebene LKW. War doch bisher immer die Rede von Wasserstoff. Ich bin neugierig wie sich das weiterentwickeln wird. MAN ist ja nun nicht gerade ein Leichtgewicht im LKW Segment.

Daniel W.:

Bereits Ende 2023 soll die erste Vorläufer-Kleinserie des Elektro-Lkw auf dem normalen Serienband produziert werden, um ab 2024 bei ausgewählten Pilotkunden in den Praxiseinsatz zu gehen.

Bis zur Großserie bei MAN sind es noch 2 Jahre – also abwarten und Tee trinken – deshalb nichts weiter dazu.

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