Leapmotor will Tesla und VW Marktanteile abnehmen

Cover Image for Leapmotor will Tesla und VW Marktanteile abnehmen
Copyright ©

Leapmotor

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Leapmotor, ein neuer Anbieter von Elektroautos aus China, plant eine groß angelegte Expansion in Europa und richtet sein Augenmerk besonders auf den deutschen Markt. Henning Krogh von Business Insider hat in einem Interview mit Unternehmensgründer Zhu Jiangming gesprochen. Zhu bezeichnet die kommenden drei Jahre im Gespräch mit Krogh als entscheidend, um die Märkte außerhalb Chinas aufzumischen. Sein Ziel ist klar: Leapmotor will zur ernsthaften Konkurrenz für etablierte Hersteller wie Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz und Tesla werden. Für Zhu ist dies die Zeit, um entscheidende Marktanteile zu gewinnen und die Markenpräsenz in Europa zu stärken.

Das Modell Leapmotor T03 soll dabei eine Schlüsselrolle spielen. Es handelt sich um einen kompakten Fünftürer, der speziell für den Stadtverkehr entwickelt wurde. Mit einer Reichweite von bis zu 265 Kilometern nach WLTP-Zyklus und einem Einstiegspreis von 18.900 Euro adressiert der T03 vor allem preissensible Kundengruppen. Leapmotor zielt darauf ab, die Lücke zu füllen, die durch den Rückzug von Modellen wie dem VW E-Up und entsprechenden Schwestermodellen aus dem VW Konzern entstanden ist.

Der T03 soll es Kund:innen ermöglichen, leichter in die Elektromobilität einzusteigen. Besonders niedrigpreisige Modelle bieten für Händler interessante Geschäftsmöglichkeiten, da sie oft einfacher zu verkaufen sind. In Deutschland werden Leapmotor-Modelle bereits in ausgewählten Autohäusern neben etablierten Marken ausgestellt.

Leapmotors gezielte Modellpolitik für Europa

Neben dem T03 bringt Leapmotor mit dem C10 ein weiteres Modell nach Europa, das im stark nachgefragten SUV-Segment antreten soll. Der C10 bietet eine Reichweite von 420 Kilometern und ist mit umfangreicher Ausstattung, darunter ein beheizbares Lenkrad, für 37.600 Euro erhältlich. Die Modellpolitik von Leapmotor zeigt, dass das Unternehmen gezielt auf die Bedürfnisse europäischer Kunden eingeht und beliebte Fahrzeugsegmente abdeckt. Auch hier zielt man auf Kund:innen aus dem VW Konzern ab.

Das SUV-Modell C10 hat in China bereits viele Kunden überzeugt, die sich zuvor für Autos anderer Premiumhersteller wie Audi oder Porsche interessierten. Zhu Jiangming hebt die hohe Qualität und die fortschrittliche Technologie hervor, die Leapmotor in seinen Autos verbaut. Komponenten von renommierten Zulieferern wie Continental, Nvidia oder Bosch sorgen für ein hohes technisches Niveau.

Um den Markteintritt in Europa zu beschleunigen, arbeitet Leapmotor eng mit dem Stellantis-Konzern zusammen. Das 2023 gegründete Joint Venture, an dem Stellantis 51 Prozent hält, erlaubt es Leapmotor, auf ein bestehendes Händlernetzwerk zurückzugreifen. Diese Partnerschaft verschafft dem Unternehmen einen deutlichen Startvorteil. Zhu Jiangming betonte, dass Leapmotor bereits über 200 Verkaufsstandorte in Europa verfüge, was eine solide Basis für den weiteren Ausbau bilde.

Martin Resch, Leiter von Leapmotor Deutschland, sieht den deutschen Markt als einen der Schlüsselmärkte für die internationale Expansion. Sein Ziel ist es, die Marke nachhaltig zu etablieren und langfristig zu wachsen. Er plant, das Netz der Verkaufs- und Servicestandorte in Deutschland kontinuierlich auszubauen. Dabei setzt Leapmotor auf eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Partnern, um den Markteintritt zu erleichtern.

Jens Christian Nagl, verantwortlich für den europaweiten Netzwerkausbau, bestätigt die ehrgeizigen Pläne des Unternehmens. Leapmotor ist bereits in mehreren europäischen Märkten vertreten, darunter Deutschland, Italien, Frankreich und die Benelux-Staaten. Weitere Länder, wie Großbritannien und Portugal, sollen bald folgen. Der Markteintritt wird Schritt für Schritt vorangetrieben, um ein stabiles Fundament für die Expansion zu legen.

Langfristige Strategie und lokale Produktion in Europa

Die langsame Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland sieht Zhu Jiangming gelassen. Für ihn steht fest, dass die Zukunft der Mobilität elektrisch ist. In China entscheiden sich immer mehr Kunden für ein Elektroauto, und Leapmotor will diese Erfahrung nutzen, um auch in Europa Fuß zu fassen. Skaleneffekte aus dem Heimatmarkt ermöglichen es dem Unternehmen, wettbewerbsfähige Preise anzubieten und kontinuierlich in fortschrittliche Technologien zu investieren. Dabei verschließt es sich aber auch nicht einer für Europa angepassten Strategie, die da lauten könnte: lokale Produktion. Damit könnte man mögliche Handelshemmnisse wie Strafzölle umgehen. In Polen wird bereits an einer Teilfertigung gearbeitet. Langfristig plant Leapmotor, die Produktion vor Ort auszubauen, um Arbeitsplätze zu schaffen und Steuereinnahmen für die europäischen Länder zu generieren. Die Nutzung bestehender Stellantis-Werke könnte dabei ein wichtiger Schritt sein.

Für Zhu ist der europäische Markt von großer strategischer Bedeutung. Der Leapmotor-Chef zeigt sich optimistisch, dass das Unternehmen mit einer durchdachten Marktstrategie und einem wettbewerbsfähigen Angebot viele Kunden gewinnen wird. Besonders VW und Tesla seien für Leapmotor zentrale Konkurrenz. Während VW in Europa mit seiner ID-Modellreihe eine breite Palette Elektroautos anbietet und Tesla als Pionier der Elektromobilität gilt, setzt Leapmotor auf ein aggressives Preis-Leistungs-Verhältnis und gezielte Modellpolitik, um Marktanteile zu erobern. Der Gründer des Unternehmens hebt hervor, dass Leapmotor nicht nur mit attraktiven Preisen, sondern auch mit fortschrittlicher Technologie punkten möchte, um den etablierten Platzhirschen Paroli zu bieten. Mit Blick auf die Zukunft plant Leapmotor, sich dauerhaft als starke Konkurrenz zu VW und Tesla zu etablieren und den Wandel hin zur Elektromobilität mitzugestalten.

Quelle: Business-Insider – Kampfansage an VW und Tesla: Wie Leapmotor-Chef Zhu Jiangming mit günstigen Stromern und Elektro-SUVs aus China nach Deutschland drängt

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Thomas:

Ich habe aus zuverlässiger Quelle gehört, dass es für Europa ein Update geben wird, welches höhere Ladegeschwindigkeiten bringt. In China gibt es anscheinend andere Standards. Auch das AC Laden soll bei den finalen Modellen definitiv mit 11Kw möglich sein.

Pedro G.:

Wenn Leapmotor will
Sollte Leapmotor auch können
Sonst Leapmotor nix verkaufen

Wolfbrecht Gösebert:

Als „… der erste wirkliche Teslakiller …“ könnte man inzwischen evtl. »Elon Musk itself« in seiner Pro-Trump-Mission ansehen :(

Sagitarius:

Der T03 ist schlechter ausgestattet als der Dacia Spring und kostet mehr. Dacia Spring verkaute sich letzten Monat im einstelligen Bereich. Warum kauft keiner den Spring? Tesla doch zu gut?

Gastschreiber:

Witzig, klar, man sieht auf die Zulassungen, sieht man sich technisch die Autos an, dann ist Tesla doch schon länger keine Referenz mehr.
Wenn ein Hersteller, bspw. M3 alleine in diesem Jahr über 30 SW Updates benötigt um das Auto am laufen zu halten. Weder was Ladeleistung, Assistenzfunktion, Bedienkonzept etc. betrifft ist Tesla auf der Höhe der Zeit. Einzig, dass, da ist Leapmotor wirklich in der gleichen Schublade, dass Tesla billig produziert und die billigen Autos immer noch gekauft werden, sorgt für die Marktstellung.
Innovationen, die kommen aktuell eher von anderen Firmen. Insofern könnte hier vielleicht tatsächlich ein Markt für Leapmotors entstehen, noch billiger als Tesla, da nimmt man auch Abstriche in Kauf.

Gastschreiber:

Also wenn ich jetzt von einer anderen Branche aus diese Strategie betrachte, dann würde ich sagen, total falsch, nicht über den Tellerrrand gesehen.
Wenn man Marktanteile gewinnen will, sollte man versuchen sie dort zu holen, wo heute die höchsten Marktanteile sind und das ist im Bereich der Verbrenner, denn dort ist der Markt der günstigen Modelle fast zu 100% besetzt.
Tesla und VW, wer heute diese Marken auf dem Schirm hat, bereit ist da einzusteigen, für den ist Leap eher eine unattraktive Billigmarke die auch komplett mit diesem Modell die „Angsttugenden“ besetzt. Geringe Reichweite, schlechte Ladeleistung, Servicehölle und Ersatzteilverfügbarkeit.

Gerd:

Die BLP sind nahezu uninteressant, es wird gerade in Deutschland und bei solchen „Risikomarken“ erst über einen guten Leasingpreis spannend.
Und da dürfte gerade 2025 das Jahr der Schnäppchen werden.

Pheaton:

Ich bin mal gespannt wie die Fahrzeuge im NCAP Crashtest abschneiden. Speziell der T03. Nach meinen Kenntnisstand hat der T03 kein Thermomanagement für den Energiespeicher. Mal schauen ob das Fahrzeug bei -5C auch lädt.

Silverbeard:

Ich denke auch, dass der Leapmotor T03 der erste wirkliche Teslakiller ist… :-)))

Gregor:

Tarik von Elektrobays hat an der Stelle bei seinem Test was gesagt, das beim Test die Presseabteilung gesagt hat…das die Ladedaten noch nicht final sind und angeblich schneller werden. Aber ja, aktuell ist das ziemlich mau.

Ähnliche Artikel

Cover Image for So fährt sich das Concept AMG GT XX mit 960 kW Ladeleistung

So fährt sich das Concept AMG GT XX mit 960 kW Ladeleistung

Sebastian Henßler  —  

Wir sind den Concept AMG GT XX exklusiv gefahren: Erste Eindrücke von 1000 kW Power, 600 kW Rekuperation und 960 kW Ladeleistung im Extremtest.

Cover Image for VDA: „Das Auto bleibt die tragende Säule der IAA Mobility“

VDA: „Das Auto bleibt die tragende Säule der IAA Mobility“

Sebastian Henßler  —  

Exklusiv: VDA-Chef Mindel erklärt, warum die IAA Mobility heute mehr ist als eine Autoshow – und welche Rolle München im globalen Dialog spielt.

Cover Image for Messe München: Wächst die IAA der Stadt schon über den Kopf?

Messe München: Wächst die IAA der Stadt schon über den Kopf?

Sebastian Henßler  —  

Exklusiv: Christian Vorländer erklärt, warum die Messe München die IAA langfristig halten will – und welche Strategie dahintersteckt.

Cover Image for Schäfer, Mercedes: China fehlt Formel-1-Technologietransfer

Schäfer, Mercedes: China fehlt Formel-1-Technologietransfer

Sebastian Henßler  —  

Die Rekordfahrt in Süditalien war für Mercedes-AMG mehr als Show. Schäfer sieht darin den Beweis, dass Formel-1-Technik den Unterschied zu China ausmacht.

Cover Image for Deep Dive Concept AMG GT XX – Wir waren in Nardò dabei

Deep Dive Concept AMG GT XX – Wir waren in Nardò dabei

Sebastian Henßler  —  

EAN war bei der Rekordjagd in Nardò vor Ort: Das Concept AMG GT XX setzte 25 Rekorde, wir durften die Technik, das Team und die Abläufe exklusiv kennenlernen.

Cover Image for Zeekr: „Sind ein junges Unternehmen mit europäischer Seele“

Zeekr: „Sind ein junges Unternehmen mit europäischer Seele“

Sebastian Henßler  —  

Zeekr baut Europa zum Kernmarkt aus – mit lokaler Entwicklung, eigenen Teams in Göteborg und Amsterdam sowie klarer Ausrichtung auf Substanz.