Kompromiss bei VW: Wer trägt die Last der Einsparungen?

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Volkswagen hat Ende 2024 ein umfangreiches Sparprogramm beschlossen, das in monatelangen Verhandlungen zwischen Unternehmensführung und Betriebsrat diskutiert wurde. VW-Markenchef Thomas Schäfer und die von Daniela Cavallo angeführte Arbeitnehmervertretung rangen um Einsparungen, die schließlich einen Verzicht auf Gehaltserhöhungen sowie den Abbau von 35.000 Stellen beinhalteten.

Parallel dazu meldeten sich Mitglieder der Porsche- und Piëch-Familie immer wieder zu Wort. Wolfgang Porsche, Oliver Porsche und Hans-Michel Piëch, die im Volkswagen-Aufsichtsrat vertreten sind, drängten auf drastischere Einschnitte und brachten sogar eine Werksschließung ins Gespräch. Diese Forderung fand jedoch keine Mehrheit, wie das Manager Magazin in einer aktuellen Betrachtung der Situation berichtet.

Ein weiterer Streitpunkt war die Dividendenpolitik des Konzerns. Cavallo argumentierte, dass nicht nur die Belegschaft Opfer bringen sollte, sondern auch die Aktionäre. Sie stellte in Aussicht, dass eine Verringerung der Ausschüttung um bis zu eine Milliarde Euro angebracht wäre. Dies stieß insbesondere bei den Eigentümern aus der Porsche-Familie auf Widerstand. Nach einer kurzen Phase des Stillstands in der Diskussion nahm das Thema zu Jahresbeginn 2025 wieder Fahrt auf, so das Manager Magazin weiter. Die Porsche-Familie bestand demnach auf die volle Ausschüttung der Dividende. Der Vorstand wollte den positiven Trend der Volkswagen-Aktie nicht gefährden, deren Kurs nach der Einigung um fast 15 Prozent gestiegen war. Eine deutliche Kürzung der Dividende wurde als Signal gewertet, das Investoren abschrecken könnte.

Für das Jahr 2023 hatte Volkswagen 4,5 Milliarden Euro Dividende gezahlt, was einer Ausschüttungsquote von 28,3 Prozent des Nettoergebnisses entsprach. Die Porsche SE, die als Hauptanteilseignerin besonders von diesen Zahlungen profitiert, erhielt rund 1,4 Milliarden Euro. Der Vorstand strebte für 2024 eine Ausschüttung von 30 Prozent an, obwohl das Unternehmen weniger Gewinn erzielte. Dies würde automatisch eine Reduzierung der Gesamtsumme für die Aktionäre bedeuten.

Die Verhandlungen waren von verhärteten Fronten geprägt. Die Arbeitnehmervertretung unter Cavallo hatte eine Beteiligung der Aktionäre lautstark gefordert und wollte nicht nachgeben. Dennoch deutete sich eine Kompromisslösung an: Die Ausschüttungsquote dürfte bei rund 28 Prozent bleiben. Damit würden die Aktionäre weniger als die anvisierten 30 Prozent erhalten, aber weiterhin hohe Summen ausgezahlt bekommen. Die Porsche-Familie müsste auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag verzichten.

Eine Einigung gelang schneller bei den Gehaltsanpassungen für das Management. Konzernchef Oliver Blume und sein Vorstandsteam akzeptierten einen Gehaltsverzicht, der im Jahr 2025 bei rund 10 Prozent liegen soll. Diese Anpassung setzt sich aus verschiedenen Vergütungsbestandteilen zusammen und verringert sich in den Folgejahren schrittweise. 2023 lag die durchschnittliche Vergütung eines Volkswagen-Vorstandsmitglieds bei etwa fünf Millionen Euro. Bei gleichbleibender Leistung würde dies für das Jahr 2025 eine durchschnittliche Anpassung von 500.000 Euro pro Vorstandsbeschäftigtem bedeuten.

Quelle: Manager Magazin – Wie bei Volkswagen um Dividende und Topgehälter gerungen wird

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Pedro G.:

Alle Löhne über 8.000 € Netto im Monat verzichten auf 20% der Lohnes ⁉️

Frank B.:

Hallo Herr Henßler, leider vermisse ich die Aussage wer die Last der Einsparungen trägt. Sind es nicht wieder die großzügigen Freistellungs- und Frühverrentungsangebote für die 35.000 Mitarbeiter die wieder einmal durch den Griff in die Sozialversicherungen und Steuerkassen gezahlt werden? Halten Sie uns doch bitte hierzu auch auf dem Laufenden.

S. Eckardt:

… es ging hier um Lohnsteuer!! … und da dürften es deutlich mehr Prozente sein !!

Marco:

Auch VW Mitarbeiter müssen ihre Dividende nur mit 25% versteuern.

Name*:

Du vergisst, das die Familie Porsche ihren hart erarbeiteten Kapitalertrag nur mit 25% versteuern muss, währen die Beschäftigten die volle Lohnsteuer für ihre Arbeit zahlen. Vermutlich zahlt die Familie aber gar keine Steuer und lässt das Geld in einer „Stiftung“ verschwinden…
So, und jetzt alle weitergehen… gibt nichts zu sehen hier… Lasst uns lieber mal die Unternehmenssteuern senken wegen Wirtschaft und so…

Tom H.:

„Die Porsche-Familie müsste auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag verzichten.“
Was bei 28% -zurückgerechnet auf 2023- bedeutet, dass die Porsche Familie auch für 2024 locker eine Milliarde Kapitalertrag generieren kann, wärend auf der
anderen Seite 35.000 Menschen mit ihrem Job, der diesen Kapitalertrag erst ermöglicht hat eben jenen und somit ihre Existenzgrundlage verlieren.
Angesichts dieser Perversität und mit dem Hintergrund des energischen Widerstandes der Porsche-Familie, zumindest auf einen Teil der Dividenden zu verzichten, wird um so deutlicher, welches Verständnis von „Wertschätzung“ die Familie Porsche gegenüber den Beschäftigten hat.

Sascha:

Hauptsache die Aktionäre sind mit den Unsummen glücklich. Naja noch melken bis die Kuh ausgelaugt ist.

Daniel W.:

—–
… einen Verzicht auf Gehaltserhöhungen sowie den Abbau von 35.000 Stellen beinhalteten.
—–
Die Marke Volkswagen beschäftigt weltweit rund 139.000 Mitarbeiter, davon etwa 76.000 in Deutschland.
(Quelle: volkswagen-newsroom.com)
—–

Also knapp die Hälfte der Mitarbeiter in Deutschland müsste gehen, aber das ist vermutlich nur der 1. Schritt, weitere Schritte dürften folgen.

V – Verlassene
W – Werkshallen

So sehe ich die Zukunft von VW in Deutschland, vielleicht bleiben noch einige Arbeitsplätze in den Billiglohnländern der EU übrig.

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