Kommunen sollten E-Auto-Ladeinfrastruktur „sehr, sehr ernst nehmen“

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 2 min

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat einmal mehr seinen Appell an die Kommunen gerichtet, den Ausbau der Elektroauto-Ladeinfrastruktur ernst zu nehmen und zu beschleunigen: „Wir brauchen Schnellladesäulen und Flächen dafür. Aber das muss vor allem vor Ort gelöst werden“, so Wissing. Wer nicht ausbaut, werde ins Hintertreffen geraten, mahnt der Verkehrsminister. „Die Kommunen, die eine schlechte Ladeinfrastruktur haben, werden das spüren“, sagt der FDP-Politiker, und empfiehlt „jeder Bürgermeisterin und jedem Bürgermeister, das Thema sehr, sehr ernst zu nehmen“.

Bislang ist die Ausstattung mit Ladeinfrastruktur in deutschen Gemeinden unzureichend. Jede zweite Kommune in Deutschland habe derzeit keine einzige öffentliche Ladesäule, so Wissing. „Wir sollten viele Ideen sammeln und überlegen, wie wir jede einzelne gute Idee möglichst schnell realisieren können“, schlug er in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur DPA vor.

Beim Ausbau der E-Mobilität sind nicht nur die Kommunen gefordert, hier sind viele Player im Spiel, vor allem auch die Wirtschaft“, sagte die Geschäftsführende Direktorin des Landkreistages, Daniela Franke, der DPA zufolge. Sie nannte als Beispiele auch andere, von unzähligen Menschen aufgesuchte Orte wie etwa den Einzelhandel, Hotels und Gaststätten. Eine gute E-Auto-Ladeinfrastruktur könnte außerdem eine echte Chance für den ländlichen Raum und den Tourismus sein, sagte sie. Auch für einzelne Dörfer und Kleinstädte in der Nähe von Autobahnen könne es interessant sein, Ladepunkte zu schaffen, so Franke, um die örtliche Wirtschaft zu beleben.

Mit den rasant wachsenden Neuzulassungen von E-Autos entstünden jetzt gute „Voraussetzungen für einen funktionierenden Wettbewerb“, zitiert die Nachrichtenagentur einen Sprecher des Verbands der kommunalen Unternehmen. Es gebe aktuell einige potenzielle Investoren, die sich jetzt verstärkt Standorte auf kommunalen und privaten Flächen sicherten. Dabei gehe der Trend „immer mehr in Richtung Schnellladehubs mit mehreren Ladepunkten auf einer Fläche“. Dieser ganzheitliche Ansatz sei zu begrüßen: „Die künftig für die Elektromobilität benötigten Energiemengen können gar nicht durch freistehende Ladesäulen am Straßenrand bereitgestellt werden“.

Eine Herausforderung sei die Flächenknappheit und die Konkurrenz um geeignete Standorte, so der Verband der kommunalen Unternehmen weiter. Der Sprecher nannte als Beispiele Parks, Spielplätze, Radfahrstreifen und Busspuren. Anders als bei E-Autos gebe es zudem keine permanenten Förderinstrumente für die Ladeinfrastruktur: „Wir vermissen einen ähnlich breiten Ansatz wie bei den Fahrzeugen.“ Hier wiederum wäre Verkehrsminister Wissing gefragt.

Quelle: Zeit Online – Mehr E-Auto-Ladesäulen: Wissing appelliert an Bürgermeister

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Daniel W.:

Es ist ein Irrglaube, dass man alle Verbrennerautos durch 2-Tonnen-E-Autos ersetzen könnte, das gibt der Planet an Resourcen gar nicht her. Wir leben ja schon jetzt über unsere Verhältnisse was die Resourcen betrifft – so langsam sollten die Leute aufwachen.

Der Mercedes Bus eCitaro mit 2 Türen hat Platz für 85 Passagiere und ein zulässiges Gesamtgewicht von 20.000 kg, wenn man davon etwa 6.000 kg für die Passagiere abzieht,dann bleiben etwa 14.000 kg Leergewicht, das sind etwa 7 E-Autos mit 10 Insassen.

Wenn im Bus nur 12 mitfahren, dann ist er schon resourcenschonender als das E-Auto mit 2 Tonnen und wenn 42 mitfahren, dann sogar resourcenschonender als ein Microlino (L7e) – noch besser wäre hier das überdachte Pedelec im stadtnahen Bereich.

In Deutschland sollte man sich von 45 Mio. E-Auto mit jeweils 2 Tonnen verabschieden, 15 Mio. wären schon mehr als genug, der Rest L6e/L7e, überdachte Pedelec und ÖPNV.

Das gefällt einigen Leuten natürlich ganz und gar nicht, aber die Resourcenknappheit und drohende Kriege um die letzten Resourcen werden hoffentlich ein Umdenken bewirken.

Glaubst du ernsthaft jemand wählt den Arbeitgeber nach der Lademöglichkeit für das BEV?

Das Arbeitsklima und vor allem die Bezahlung werden deutlich wichtiger sein.

In Zukunft werden die Firmen mit Lademöglichkeit auch die besseren Gehälter zahlen, weil es die Firmen sind, die höhere Gewinne machen und dafür gute Mitarbeiter suchen.

Dietmar Hor:

Die Zahl der BEV-Ablehnenden ist nach wie vor groß.
Nach meinem Eindruck wird sich das
für eine zweistellige Millionenzahl an Mitbürgern/Fahrzeugen
nur biologisch lösen, im Laufe der nächsten 1-2 Jahrzehnte. OK.

brainDotExe:

Bei einem überdachten Pedelec mit Solarzellen müsste ich selten laden und wenn, dann reicht eine Steckdose in der Wohnung.

Mal über den Tellerrand schauen, die wenigstens werden mit einem Pedelec zufrieden sein und wollen lieber ein „richtiges“ Auto, welches mit Ladeverlusten so ca. 25 kWh/100km braucht.

Urbane Schnellladehubs werden in Zukunft dazu gehören. Erfreulich für alle die keine Lademöglichkeit zu Hause oder beim Arbeitgeber haben.

Den E-Autofahrern mit Arbeitgebern ohne Lademöglichkeit würde ich in Zukunft einen Jobwechsel empfehlen, da solche Firmen in Klimawandelzeiten keine Zukunft haben.

Glaubst du ernsthaft jemand wählt den Arbeitgeber nach der Lademöglichkeit für das BEV?
Das Arbeitsklima und vor allem die Bezahlung werden deutlich wichtiger sein.

Niko:

Man kann eher bei zu vielen zynischen, negativen und unverschämt selbstverliebten Bürgern keine Anpassung an die Lebenswirklichkeit hinbekommen.

zum Glück gibts viele Menschen die nicht nur ätzen und spalten, sondern motivieren und anpacken

panib:

Rechne mir doch bitte mal vor, mit welcher Ladesäule Du zu diesen Zahlen kommst.
Und: Mit zunehmender Zahl von E-Autos habe ich den Versuch aufgegeben, bei Aldi & Co eine freie Ladesäule zu finden.
Wissing hat mit seiner Forderung natürlich Recht.

Detlef:

In meiner Gemeide sieht es genauso aus, Konzeptlos bei anfragen.
Eine öfftliche Ladesäule muss reichen. Ich wollte auf mein Betriebshof
einge öfftliche Säulen errichten, dafür gibt es leider keine Infstruktur.

Daniel W.:

Bei einem überdachten Pedelec mit Solarzellen müsste ich selten laden und wenn, dann reicht eine Steckdose in der Wohnung. Den E-Autofahrern mit Arbeitgebern ohne Lademöglichkeit würde ich in Zukunft einen Jobwechsel empfehlen, da solche Firmen in Klimawandelzeiten keine Zukunft haben.

brainDotExe:

Und jetzt gehe mal vom Fall aus, du wohnst in Miete. Du hast keinen Ladepunkt zu Hause und dein Arbeitgeber hat auch kein Interesse daran.
Dann bleibt dir nichts anderes über als öffentliche HPC.
Beim Wocheneinkauf wirst du kaum mit 11 kW AC für die komplette Woche laden können, je nachdem wie weit die Pendelstrecke ist.

David:

Kommunen nehmen gar nichts ganz ernst, sonst wären dort Leister beschäftigt. Es sind dort aber zumeist Nichtleister beschäftigt, die im Wesentlichen an die nächste Pause, den Feierabend, das Wochenende, den Urlaub denken. Der Bürger mit seinen lästigen Anfragen stört da immens. Zum Glück gab es Corona, damit man sich erst einmal zwei Jahre verstecken konnte. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Trotzdem kann man unterm Strich mit dieser Mitarbeiterstruktur und der Art der Führung keinerlei zeitnahe Anpassungen an Lebenswirklichkeit hinbekommen.

heinr:

mir reicht es wenn ich die „noch“ kostenlosen Säulen in manchem Parkhaus oder bei einem Discounter nutzen kann. Jedenfalls kaufe ich inzwischen öfter bei diesen Anbietern. 15 Minuten Einkaufen 10 kWh mehr im Tank…

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