Jeep 4xe: Allrad unter Strom oder zumindest teilelektrifiziert

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Fiat Chrysler Automobiles | Jeep

Wolfgang Plank
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Im Grunde kann einem Hersteller nichts Besseres passieren, als dass die Marke gleichsam für das Produkt steht. Dabei wurde der Name „Jeep“ noch nicht mal extra erdacht. Irgendwann war er einfach da – und steht bis heute als Synonym für Geländewagen. So wie Tesa für den Klebestreifen oder Tempo für das Papiertaschentuch.

Womöglich hat man genau deswegen einen Trend lange ignoriert. Hinter dem traditionellen Seven-Slot-Grill taten bislang ausschließlich Verbrenner Dienst – erst jetzt kommt Kraft aus Wicklung dazu. Ein Schritt, der – zumindest bei den Auftakt-Modellen Renegade und Compass – an die Kernkompetenz geht: Wer dort künftig mit Allradantrieb unterwegs sein will, kommt am Doppelherz nicht mehr vorbei. Die Zukunft heißt 4xe.

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Dabei umwirbt der leicht raubeinige Renegade vor allem Kunden, für die Jeep im Grunde „Wrangler“ bedeutet – der 16 Zentimeter längere Compass hingegen soll eher zum stilvollen Komfort eines „Cherokee“ die Richtung weisen. Beide eint auf diesem Weg der Hybrid-Antriebsstrang.

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Unter der Haube arbeitet ein 1,3-Liter-Vierzylinder, der per sechsstufigem Wandler bei den „Limited“-Versionen 130 PS an die Vorderachse reicht, ansonsten 180. Identisch für alle ist der Asynchron-Motor an der Hinterachse, der 44 kW (60 PS) und 250 Nm Drehmoment aus einem Lithium-Ionen-Akku mit 11,4 kWh Kapazität zieht. Rein elektrisch sind – bei maximal Tempo 130 – bis zu 50 Kilometer (WLTP) möglich, eine stärkere Rekuperation lässt sich per Drucktaster anwählen, und per E-Save-Mode lässt sich Strom für die anschließende City-Fahrt bunkern

Zur Beruhigung: Fans der Marke müssen nicht bangen, dass Renegade und Compass mit der neuen Technik nur mehr für bessere Feldwege taugen. Im Gegenteil. Weil keine Kardanwelle stört, lassen sich beide Achsen völlig unabhängig voneinander mit Drehmoment versorgen. Schon serienmäßig darf den Kompakt-Krabblern daher einiges an Ungemach unter die bis zu 19 Zoll großen Räder kommen – und als „Trailhawk“ mit 21 Zentimetern Bodenfreiheit und bis zu 50 Zentimeter Wattiefe gibt es Ableger für völlig neben der Spur. Dank spezieller Untersetzung kommen dort pro Hinterrad dann bis zu 1250 Newtonmeter an.

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Auch auf der Straße ist bei Schlupf oder Glätte der Allradantrieb binnen eines Wimpernschlages aktiv – sogar bei eigentlich leerer Batterie. Dafür sorgen der Starter-Generator am Benzinmotor sowie eine Art Notvorrat im Akku. Apropos: An einer 3-kW-Säule dauert eine Ladung etwa 3,5 Stunden, mit 7,4 kW Leistung geht’s auch in gut anderthalb.

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Wer’s in der Umgebung hügelig hat, gerne mal mit voller Hütte fährt – und 4.300 Euro Aufpreis nicht scheut, ist mit der stärkeren Motorisierung deutlich besser bedient. Immerhin sind die Stecker-Jeeps gute 400 Kilo schwerer als die reinen Sprit-Varianten und bewegen sich nahe der Zwei-Tonnen-Marke. Ansonsten aber reicht prima auch die kleinere Variante. So oder so kommt man dem offiziellen Akku-Radius auch ohne Lähmung im rechten Fuß ziemlich nahe.

Das aufwändige Fahrwerk schafft einen guten Kompromiss zwischen Alltag und Abenteuer und hält den Renegade straff im Lot. Das macht in schnellen Kurven richtig Laune. Beim Kompass geht’s etwas gedämpfter zu, dafür neigt der sich in schnellen Kurven stärker. Dennoch verfügen beide über genügend Reserven, wenn man mal dort fahren muss, wo schon Gehen keine Freude mehr ist. Die Lenkung indes dürfte hier wie dort gerne stärker das Gefühl vermitteln, dass zwischen Volant und Vorderrädern ein Zusammenhang besteht.

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Platz ist vorne wie hinten auskömmlich. Weil sich der Akku unter den Rücksitz und in den Kardantunnel schmiegt, geht kaum Stauraum verloren. Im Kofferraum bleibt sogar Platz für ein vollständiges Ersatzrad. Das Gepäckfach lässt sich beim Renegade von 330 auf 1.277 Liter erweitern (Compass: 420/1.230) – und achtern dürfen 1.150 Kilo (Compass: 1.250) an den Haken.

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Sicherheit schreiben die 4xe-Modelle ebenfalls groß. Serienmäßig warnen sie vor Fahrbahnrand und Hindernissen, erkennen Verkehrszeichen und werfen im Notfall den Anker. Auf Wunsch halten sie zudem Tempo und Abstand, äugen in Querverkehr und tote Winkel – und parken längs wie quer ein und aus.

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Los geht’s bei 37.237 Euro für den Renegade (Compass: 41.137 Euro). Mit der staatlichen Förderung ist da nicht mehr viel Unterschied zu den – allerdings nur frontgetriebenen – Benzinern. Für die Modelle „S“ und „Trailhawk“ werden jeweils 41.527 Euro (Compass: 45.426 Euro) fällig. Da gilt das hauseigene Motto natürlich ganz besonders: Go anywhere, sagen sie bei Jeep. Fahr, wohin du willst…

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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