Jaguar F-Pace Plug-In-Hybrid: Für Kralle und Pfote

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Gudrun Muschalla

Wolfgang Plank
Wolfgang Plank
  —  Lesedauer 5 min

Wie das so ist, wenn etwas in Mode kommt: Man kann stillhalten und hoffen, dass es vorbeigeht. Bei der E-Mobilität indes ist mehr daraus geworden als bloß ein Trend, und darum hilft kein Sträuben mehr. Dann lieber mit Tempo an die Spitze, haben sie da bei Jaguar gesagt – und sich den Wandel verordnet: zur vollelektrischen Luxusmarke bis 2025.

Ganz so weit ist der F-Pace nach seinem Boxenstopp noch nicht, aber immerhin kommt die aufgefrischte Version nun auch als Doppelherz – und stellt damit sicherlich nicht zufällig das Top-Modell. Mit 404 PS Systemleistung (300 PS aus einem Vierzylinder-Turbo plus 105 kW vom E-Motor) liegt der Plug-In exakt ein Prozent über dem stärksten Rein-Verbrenner mit Reihen-Sechser – und beim Standard-Spurt mit 5,3 Sekunden ein Zehntel vorn… Und noch etwas hat er dem steckerlosen Kontrahenten voraus: bis zu 59 elektrische Kilometer.

Gudrun Muschalla

Schon zu Beginn war der 4,75 Meter lange F-Pace ist nicht nur einfach ein aufgebocktes Teil, sondern ein schnittig gezeichneter Fünfsitzer, dem es auch auf hohen Beinen kein bisschen an Sportlichkeit fehlt. Und eine Alternative zu Audi Q5, BMW X4 oder Mercedes GLC, auf die viele offenbar nur gewartet hatten. Verkaufte er sich doch besser als jeder Jaguar zuvor.

Außen gibt’s nun ein Facelift im Wortsinn: Die Haube mit dem gewachsenen „Power-Dome“ streckt sich jetzt nahtlos bis zum stolzen Grill, der mit zwei wuchtigen Lufteinlässen um die Dominanz der Front kämpft. Hinten hat’s eine Art Diffusor samt Endrohren – und rundum markantes LED-Licht.

Gudrun Muschalla

Das aber ist nur gefeilt gegen den Umbau im Inneren. Selbst bei Jaguar sprechen sie von Revolution. Der ungeliebte Drehregler der Automatik ist wieder einem klassischen Wählhebel gewichen. Radial verstellen lassen sich jetzt die Fahr-Modi – wenn man das Teil per Knopfdruck aus der Versenkung holt. Und über allem wölbt sich britisch kühl der neue 11,4-Zoll Touch-Screen des Pivi-Infotainment-Systems.

So gleitet man erhaben und geräuschgedämmt dahin, kann sich am gediegenen und hochwertig verarbeiteten Interieur freuen, an heiz- und kühlbaren Sportsitzen – und an dem, was dienstbar zur Seite steht. Auch an Laderaum gebricht es nicht. Bei voller Bestuhlung wartet der F-Pace mit 619 Litern auf. Das sind zwar rund 130 Liter Akku-Tribut gegenüber den Verbrennern – hieße aber Jammern auf hohem Niveau.

Gudrun Muschalla

Ganz besonders hat sie in Coventry gefreut, dass 90 Prozent der F-Pace-Kundschaft ehedem mit Autos anderer Marken unterwegs waren. Und dass die Fans der hochbeinigen Wildkatze – darunter ein Drittel Frauen – im Mittel zehn Jahre jünger sind als der bislang durchschnittlich gut 50 Jahre alte Jaguar-Kunde. Und natürlich heißt der F-Pace nicht von ungefähr ganz ähnlich wie der Sportwagen F-Type. Schließlich fährt er sich auch annähernd so flott.

Wer kräftig tritt, darf zwar nicht reinen Gewissens sein, wohl aber frohen Herzens. Die geballte Wucht gelangt über Allrad-Antrieb und eine sanft sortierende Acht-Stufen-Automatik auf die Straße – und für die kleine Hatz zwischendurch kann man auch mal beherzt in die Lenkrad-Wippen greifen. Dann zeigt die Raubkatze Kralle.

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Britisch gewählt ist die Abstimmung. Straff selbstverständlich, schließlich sind trotz Alu-Leichtbau rund 2,2 Tonnen im Lot zu halten – aber eben auch nicht kompromisslos hart, sondern standesgemäß. Und mit höchst präziser Lenkung. Trotzdem: 640 Nm Drehmoment verlangen Gefühl im Gasfuß – oder die Gelassenheit eines Lords beim Fünf-Uhr-Tee im Ledersessel seines Clubs.

Wer weder über das eine verfügt noch über das andere, taste sich besser langsam Richtung Grenzbereich: Vor allem bei Urlaub fürs elektronische Gesinde kann ein klein wenig Erfahrung in Sachen Flottfahrt nicht schaden. Übrigens: Gelände geht jederzeit auch. Bei gut 21 Zentimetern Luft nach unten und einem halben Meter Wattiefe darf einem schon einiges Ungemach unter die bis zu 21 Zoll großen Räder kommen.

Gudrun Muschalla

Selbstverständlich kann das noble Kätzchen auch Samtpfote. Die 17,1-kWh-Batterie (effektiv nutzbar sind 13,7 kWh) reicht offiziell für 59 Kilometer, die sich auch für die abschließende City-Fahrt bunkern lassen. Im Alltag allerdings – zumal im kühlen – werden eher gute 40 daraus.

So oder so – irgendwann sollte der F-Pace an die Dose. Von leer auf 80 Prozent dauert’s im schlimmsten Fall fünfeinhalb Stunden, an der Wallbox vergehen 100 Minuten – am Schnelllader gerade mal 30. Hauptsache, man packt das Kabel aus. Schließlich entscheidet allein der Strom-Anteil darüber, ob man es wirklich gut meint mit dem Klima. Und wem die Umwelt lieb ist, dem muss sie im Fall des F-Pace PHEV auch teuer sein. Mindestens 77.750 Euro nämlich lässt sich Jaguar für das britische Vergnügen bezahlen. Stil hat eben seinen Preis.

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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Peter Bigge von Berlin:

Noch ein unnötiges Mogel-Steuerspar-Pseudo-eMobil auf unseren Straßen!

Ein Glück, die gesetzliche Keule steht in den Startlöchern, und die Mogler unter den Schein-Ladern werden zur Rückzahlung gebeten, wenn das Fahrzeug nicht/nicht überzeugend elektrisch gefahren wurde.

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