Iveco und Nikola eröffnen Werk für H2- und E-Lkw in Ulm

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Nikola

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Die beiden Lkw-Hersteller Iveco und Nikola haben in Ulm mit der offiziellen Eröffnung des Produktionswerkes für die elektrische Sattelzugmaschine Nikola TRE ein spannendes neues Kapitel in der Geschichte des nachhaltigen Straßengüterverkehrs aufgeschlagen. Die Produktion der Serienmodelle soll pünktlich zum Jahresende starten. Bereits zuvor haben Iveco und Nikola in Ulm gemeinsam Prototypen des TRE aufgebaut.

In Rekordgeschwindigkeit umgesetzt und termingerecht fertiggestellt, ist das neue Produktionswerk ein wichtiger Meilenstein, wie die beiden Unternehmen mitteilen. Wie von Iveco, der Nutzfahrzeugmarke von CNH Industrial, und Nikola, prognostiziert, sollen Anfang 2022 die ersten hier produzierten Nikola-TRE-Modelle an ausgewählte Kunden in den USA ausgeliefert werden. Neben dem Serienmodell des batterieelektrischen Nikola TRE wurde der Öffentlichkeit mit einem Prototyp des brennstoffzellenbetriebenen Nikola TRE der nächste Schritt in dieser Partnerschaft für emissionsfreie schwere Nutzfahrzeuge vorgestellt. Dieses Variante wird voraussichtlich Ende 2023 in Ulm in Produktion gehen.

Nikola-Tre-Wasserstoff-Lkw-Iveco-Ulm
Nikola

Die Eröffnungsfeier fand im kleinen Kreis unter Einhaltung der aktuell gültigen Covid-19-Sicherheitsmaßnahmen und Hygienevorschriften statt und beschränkte sich auf ein ausgewähltes Publikum von etwa 100 internationalen und nationalen Interessengruppen und Medienvertretern. Unter den Anwesenden waren: Gerrit Marx, President Commercial & Specialty Vehicles bei CNH Industrial und designierter CEO der Iveco-Groupe; Mark Russell, CEO und President bei Nikola; Winfried Hermann, Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg; Martin Bendel, Erster Bürgermeister der Stadt Ulm, und Massimiliano Lagi, Generalkonsul von Italien in Stuttgart.

Bei allen Herausforderungen in der Branche und der globalen Pandemie, mit denen wir uns seit der Ankündigung dieser Partnerschaft im September 2019 konfrontiert sahen, ist es äußerst erfreulich, heute hier als Team auf die pünktliche und planmäßige Fertigstellung des Produktionswerks zurückzublicken“, sagte Gerrit Marx in seiner Eröffnungsrede. „Dank Ivecos ausgewiesener Expertise haben wir eine Plattform geschaffen, auf der die Technologie von Nikola gedeihen kann. Jetzt liegt unser Fokus darauf, den Erfolg dieses Vorhabens sicherzustellen und eine Vorreiterrolle im klimaneutralen Straßengüterverkehr auf Lang- und Kurzstrecken zu übernehmen.“

Auf einer Fläche von 50.000 Quadratmetern, von denen 25.000 überdacht sind, verfügt das Ulmer Produktionswerk über einen Endmontageprozess, der speziell für elektrisch angetriebene Fahrzeuge konzipiert ist. Iveco und Nikola investierten gemeinsam in den Standort und in die erste Phase der Industrialisierung. Von Anfang bis Ende des Produktionsprozesses sind etwa 160 Zulieferer involviert. Die Produktionslinie ist in der Lage, im Einschichtbetrieb 1000 Einheiten des TRE pro Jahr zu fertigen, und soll in den kommenden Jahren schrittweise hochgefahren werden. Der Standort arbeitet nach den Grundsätzen des World-Class-Manufacturing-Modells mit dem Ziel: keine Abfälle, keine Unfälle, keine Ausfälle und keine Lagerbestände zu haben. Dies wird durch die Kerncharakteristiken bestätigt, zu denen ein vollständig digitales Werkstattmanagement gehört, das eine hundertprozentige Rückverfolgbarkeit und einen papierlosen Betrieb gewährleistet.

„Das neue Produktionswerk ist ein Augenschmaus. Mein Dank gilt den Teams von Iveco und Nikola für ihre Zusammenarbeit und ihre Ausdauer, dieses Werk zum Leben zu erwecken. Dies ist ein weiterer wichtiger Meilenstein für Nikola bei der Umsetzung unserer Strategie und unseres Zukunftsbilds, ein weltweit führender Anbieter von emissionsfreien Transportlösungen zu werden.“ – Mark Russell, CEO Nikola

Der Nikola TRE ist als sichere, zuverlässige, leistungsstarke und emissionsfreie Transportlösung konzipiert und soll den Wandel in der Branche vorantreiben. Als Basis dient eine Iveco S-WAY Plattform mit einer von FPT Industrial mitentwickelten elektrischen Achse. Die Elektro- und Brennstoffzellentechnologie von Nikola sowie Schlüsselkomponenten des Partners Bosch komplettieren den Nikola TRE. Gemeinsam haben die Teams eine modulare Plattform entwickelt, die sich sowohl mit der Brennstoffzellen- als auch mit der Batterietechnologie betreiben lässt.

Der batterieelektrische TRE, ausgestattet mit einem 753 kWh großen Batteriepaket, soll über eine Reichweite von bis zu 350 Meilen (563 Kilometer) verfügen. Durch die Einführung der Batterietechnologie soll der Reifegrad der zugrunde liegenden Plattform vorangetrieben werden, bevor später die Brennstoffzelle als Technologie zur Reichweitenverlängerung hinzugefügt wird. Für die Wasserstoff-Version des TRE peilen die beiden Partner eine Reichweite von bis zu 500 Meilen (805 Kilometer) an.

Quelle: Iveco – Pressemitteilung vom 15.09.2021 / Nikola – Pressemitteilung vom 15.09.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Jakob Sperling:

Man kann fast beliebig viele Batterien in einen LKW verbauen. Die Frage ist, ob es Sinn macht, weil es immer Gewicht und Volumen kostet.

Daniel W.:

Nachtrag:

Siemens will das automatisierte Laden mit Laderoboter anbieten, da zukünftig mit 1 MW geladen werden soll und dann das Ladekabel zu schwer wäre – laut electriveNet-Video v. 9.9.2021.

Charge Time

340kWh – 2 ½ hours @ 150kW

454kWh – 3 hours @ 150kW

567kWh – 3 ½ hours @ 150kW

(Quelle: wrightbus.com)

Die Busse von Wright (auch Lkws) könnten 340, 454 und 567 kWh in gut 20 bis 30 Minuten laden.

Was vermutlich auch den realen H2-Tankzeiten entsprechen dürfte, vor allem in heißen Sommern.

Daniel W.:

Habe mal die Daten zusammen gesucht.

GB Kite Hydroliner FCEV

… range of up to 640 Meilen (Anmerkung:1.030 km)

Fuel Cell

Ballard FCmove 70kW / 100kW

Hydrogen Storage

35kg / 50kg

Battery System

30kWh / 45kWh

…………

GB Kite Electroliner BEV

… range of up to 300 Meilen (Anmerkung: 483 km)

BATTERY SYSTEM

Lithium NMC

340kWh / 454kWh / 567kWh

Charge Time

340kWh – 2 ½ hours @ 150kW

454kWh – 3 hours @ 150kW

567kWh – 3 ½ hours @ 150kW

Up to 450kW Opportunity Charging / Pantograph Charging

(Quelle: wrightbus.com)

Brutto gerechnet:

FCEV:
1.030 km und 50 kg wären 4,85 kg H2 auf 100 km > 161,65 kWh(H2) bzw. 240-280 kWh Ökostrom.
Die 45 kWh in der Batterie (auf 100 km etwa 4,37 kWh) lasse ich unberücksichtigt.

BEV:
Die 483 km und 567 Kwh wären 117,39 kWh (falls Batterie netto 510 kWh, dann 105,6 kWh).

Anmerkung: Bei Batterien netto etwa -10% weniger. Im H2-Tank bleibt ein Rest, wieviel? – k.A.

Und hier Infos aus der PDF-Broschüre.

BEV:

Electric Traction – Voith VEDS MD 280kW – Torque – 2,850Nm – Max speed – 2,850rpm

FCEV:

Gross Vehicle Weight – 19,500kg

Refuel Time – Under 8 minutes

(Quelle: wrightbus.com – 2 PDF-Dateien)

Tankzeit von unter 8 Minuten – ???

Toyota in den USA gibt bei seinen Test-H2-Lkws Tankzeiten von gut 20 Minuten an.
Wenn sich „unter 8 Minuten“ auf 35 kg beziehen, dann wären 50 kg etwa 11 Minuten (bei x °C).

Bei Doppeldeckerbussen habe ich diese Angaben gefunden:
Diesel: 18.600 kg
BEV: kein Gewicht
FCEV 27 kg H2 (1.120 Liter) 350 Bar
(Quelle: wrightbus.com)

Bei BEV wird mit 150 kW geladen oder bei Gelegensheits-/Oberleitungsladung mit bis zu 450 kW.
Bei 27 kg H2 und 1.120 Liter Volumen hätten 50 kg H2 dann 2074 Liter Volumen ohne Tank.

Ein Preis- und Gewichtsvergleich zwischen BEV und FCEV ist nicht möglich. Und der Tankvorteil von FCEV dürfte bei Bussen mit Übernachtladung keine Rolle spielen.

Ich hoffe mal, dass IVECO und Nikola keine solchen „Entweder-oder-Lückenangaben“ haben.

Jakob Sperling:

Einen solchen Vergleich lässt sich mit den kürzlich (23.9.) publizierten Daten zu zwei Autobussen von Wrightbus anstellen. Die bauen identische Busse als BEV (340kWh, 454kWh, 567kWh, maximum 483 Kilometer) und als FCEV (35kg, 50kg, maximal 1050 Kilometer).
Mit Google lässt sich diese Pressemeldung gut finden.

Silverbeard:

Habe ich da etwas falsch verstanden oder soll es nicht auch eine 500ml Version vom Semi geben?
800km WLTP wird kaum mit 500kWh möglich sein.

David:

Aber komm du mal runter, glaubst du, die bauen die Fabrik fertig, um nicht auszuliefern? Und sie haben Aufträge. Iveco ist in der Branche ein großer Spieler. Futuricum habe ich vergessen, stimmt. Es gehört indessen mehrheitlich Volvo Trucks. Allerdings habe ich sie zu Recht vergessen, weil sie aktuell und in naher Zukunft nach eigener Sicht ein Nischenanbieter sind. Und, wie auch immer, 753 kWh sind erst einmal 753 kWh….

DerHans:

Komm mal wieder runter, wenn eine kleines schweizer Unternehmen wie Futuricum schon 900kwh (Nutzbar 765kwh) in ihren Volvo-Umbauten verbauen kann, sind 753kwh keine Benchmark.
Du wirbelst hier nur eine Menge Staub auf, fuer Produkte welche noch nicht beim Kunden sind, genau so, wie du es denn Tesla Fans vorwirfst.

David:

Das wird bei Nikola möglich sein. Wobei man ja die Preise von LKW nicht ganz so einfach bekommt, aber, ja, wird man schon kriegen. Nur glaube ich, das wird völlig unspannend. Mir scheint, dass man bei Nikola/Iveco – ohne es zu sagen – deutlich auf das BEV setzt und das wird sich auch im Preis ausdrücken.

Warum ich glaube, dass sie das BEV bevorzugen? Weil 753 kWh ist absolute Benchmark. Hat kein Konkurrent nur annähernd. Der Tesla Semi, den es gar nicht gibt, und der auch nächstes Jahr nicht kommt, soll nur 500 kWh haben. Daimlers Freightliner eCascadia hat 550 kWh.

Daniel W.:

Ich hoffe, dass es dann endlich Vergleichsdaten von BEV- und H2-BZ-Lkws mit gleichem Fahrgestell gibt.

Nikola TRE: BEV / H2-BZ
Preis: ……… / …….. Euro
Gewicht: …. kg / …. kg
100 km: … kWh / … kg H2

Dann können wir weiter diskutieren und auch rechnen welche Antriebart mehr Zukunftschancen hat, falls IVECO und Nikola ihre Preise auch veröffenlichen.

David:

Warum? Sind da bisher geheim gehaltene Semi Produktionserlöse enthalten?

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