Ionity: Steigende E-Auto-Zulassungen als Investitionssignal

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Ionity

Laura Horst
Laura Horst
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Torsten Kiedel, der Finanzchef des Ladenetzbetreibers Ionity hat im Interview mit der WirtschaftsWoche über den aktuellen Stand beim Ladeinfrastrukturausbau und eine mögliche Gesetzesverschärfung der EU für Dienstwagen und Leihautos mit Verbrennungsmotor gesprochen. Die Elektrifizierung von Firmen- und Leihwagenflotten bezeichnet Kiedel als „wichtigen Hebel“ für die Ladeinfrastrukturbranche.

„Firmen- und Leihwagenflotten lassen sich wegen ihrer kurzen Leasingzyklen mit den richtigen politischen Rahmenbedingungen schneller elektrifizieren als der private Fahrzeugbestand“, merkt Kiedel zu den möglichen Regelverschärfungen der EU an, und ergänzt: „Sollten durch regulatorische Vorgaben, idealerweise kombiniert mit attraktiven Anreizen, mehr E-Fahrzeuge auf die Straße kommen, ist das ein klares Investitionssignal für uns“. Eine abschließende Bewertung sei jedoch schwierig, da die EU-Kommission bisher keinen konkreten Vorschlag gemacht habe.

Der Ionity-CFO erklärt, dass künftige Investitionsentscheidungen davon abhängen, ob tatsächlich genug Elektroautos unterwegs sind und auch regelmäßig laden. „Wenn der Hochlauf der Flottenelektrifizierung tatsächlich kommt, wird die Ladeinfrastruktur ausgebaut werden. Und zwar recht zielgenau dort, wo die Fahrzeuge im Alltag dann auch unterwegs sein werden“, sagt Kiedel.

Südosteuropa als Schlusslicht bei der Elektrifizierung

Das Ladeangebot für Elektroautos in Europa bewertet Kiedel als „insgesamt sehr positiv“. Auf den „kräftigen Anstieg“ der Neuzulassungen von Elektroautos vor 2024 und das relativ stabile Niveau seit 2024 habe der Markt reagiert, „und die Ladeinfrastruktur wurde zügig ausgebaut“. Das Schnellladenetz hat sich aus Kiedels Sicht deutlich verbessert: Während in Europa 2020 noch 225 auf einen Schnelllader kamen, sind es aktuell nur noch rund 75 Autos.

Defizite im Ladenetz sieht Kiedel in Südeuropa, vor allem in Osteuropa. Hier hinke die Verbreitung von Elektroautos um drei bis fünf Jahre hinterher, dementsprechend gebe es dort auch noch weniger öffentliche Ladeinfrastruktur. Generell arbeite Ionity daran, auch dort die Lücken im Schnellladenetz zu schließen, jedoch ergänzt der Finanzchef: „Die Fahrzeugdichte ist in vielen Ländern Südosteuropas aktuell noch zu gering, um Investitionen in groß dimensionierte Ladeparks wirtschaftlich tragfähig zu machen. Wir richten unsere Ausbauplanung an der tatsächlichen Nachfrage aus.“

Partnerschaften mit Parkplatzbesitzern in Großstädten

„Ein flächendeckendes Schnellladenetz in den zentralen EU-Märkten entlang der Autobahnen aufzubauen“, sei der ursprüngliche Auftrag von Ionity. Inzwischen erschließe der Ladesäulenbetreiber auch vermehrt Flächen innerhalb großer Städte und arbeite dabei auch mit Besitzern großer Parkplätze im urbanen Raum zusammen, in Deutschland zum Beispiel mit der Restaurantkette L’Osteria. „Auch das adressiert ein wichtiges Kundenbedürfnis, weil viele Autofahrer keinen direkten Zugang zu einer eigenen Wallbox haben und auch am Arbeitsplatz nicht laden können“, sagt Kiedel.

Neue Technologie bietet 600 Kilowatt Ladeleistung

Die kürzlich vom chinesischen Kontrahenten BYD vorgestellten Ladesäulen, an denen Elektroautos mit bis zu 1000 Kilowatt laden können, kommentiert der Ionity-CFO damit, dass es „technologisch hoch spannend und beeindruckend ist, was inzwischen möglich ist“. Kiedel gibt zu bedenken, dass eine so hohe Ladeleistung in der Praxis nicht unbedingt sinnvoll ist, denn die Elektroautos auf dem Markt müssen so eine hohe Ladeleistung auch aufnehmen können.

Ionity selbst hat vor kurzem eine Ladetechnologie mit einer Leistung von 600 Kilowatt vorgestellt, wozu Kiedel sagt: „Nach unserer Auffassung reicht das für 99 Prozent der Fahrzeuge auf dem Markt für die kommenden Jahre aus. Auch damit sind bereits Ladezeiten möglich, die sich nicht mehr groß vom Tanken mit Benzin unterscheiden.“

Flexible Preismodelle in Planung

Der Kritik vieler Kunden, dass Laden unterwegs deutlich teurer als Tanken mit Diesel oder Benzin sei, setzt der Ionity-CFO entgegen, dass Spitzenpreise nur anfallen würden, wenn man „spontan ohne Tarif“ lade. Mit dem Ionity-Abo sei es, verglichen mit den heimischen Strompreisen, nur noch geringfügig teurer, unterwegs mit 350 Kilowatt zu laden. „Und die um ein Vielfaches höhere Ladegeschwindigkeit rechtfertigt den kleinen Preisaufschlag gegenüber dem Zuhauseladen allemal“, ergänzt Kiedel.

Um das Laden langfristig günstiger zu machen, sei es entscheidend, den Ausbau der Elektromobilität weiter voranzutreiben. Durch mehr Elektroautos könne man die Ladeinfrastruktur besser auslasten, wodurch die Kosten sinken können.

In Hinblick auf die Ladetarife arbeite Ionity aktuell bereits an Pilotprojekten, um Kunden mehr Flexibilität zu bieten. „Die Preismodelle sind ja nicht in Stein gemeißelt“, äußert Kiedel in diesem Zusammenhang. Er lässt jedoch offen, wie genau ein flexibles Preismodell aussehen könnte. Es werde „tendenziell mehr Dynamik in die Preismodelle kommen.“

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