Inflation und Energiekrise: E-Mobilität braucht langen Atem

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Michael Neißendorfer
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Deutschland spart: Die anhaltend hohen Verbraucherpreise belasten die Haushaltskassen, und auch die zuletzt rückläufigen Energiepreise ändern nichts an einer hohen Sparbereitschaft. Diese betrifft auch das Autofahren – etwa jeder zweite fährt bewusst weniger und die Etablierung der Elektromobilität braucht Zeit. Diese und weitere Ergebnisse einer aktuellen Studienreihe hat das Beratungsunternehmen Miios nun vorgestellt.

Hohe Preise an den Supermarktkassen, steigende Zinsen und eine Verunsicherung mit Blick auf die anstehende Abrechnung von Strom und Heizung bremsen die Kauflaune vieler Menschen in Deutschland. So gehen 70 Prozent davon aus, dass die hohe Inflation noch lange anhalten wird. „Momentan spare ich, wo ich kann“, sagen 57 Prozent. Sehr hoch sei die Sparbereitschaft, wenn es um Energie geht: Aktuell geben 85 Prozent der Menschen an, bewusst Energie (Strom, Heizung, etc.) zu sparen – alle Werte sind leicht rückläufig zu den vergleichbaren Befragungen Ende des vergangenen Jahres.

Die gegenwärtige Lage hat auch Einfluss auf das Verhalten und die Einstellungen, wenn es um die eigene Mobilität geht. So geben 51 Prozent der Autofahrer an, bewusst weniger fahren zu wollen. Hauptgründe sind die hohen Treibstoffpreise (73 Prozent), Umwelt (53) sowie die eigene Gesundheit (32). Das Arbeiten im Homeoffice, gleichbedeutend mit weniger pendeln, spielt mit 19 Prozent eine noch untergeordnete Rolle.

Das Deutschlandticket, welches die nationale Nutzung von vielen öffentlichen Verkehrsangeboten zum Monatspreis von 49 Euro verspricht, soll nun zum 1. Mai eingeführt werden. Das Interesse daran bleibt auch in der dritten Befragung dazu stabil: Etwa 14 Prozent der Befragten geben an, das Angebot sicher annehmen zu wollen, weitere rund 16 Prozent tendieren dazu. Rund ein Drittel möchte das Angebot sicher nicht annehmen.

„Industrie und Handel müssen die Anstrengungen bei der Aufklärungsarbeit rund um die Elektromobilität verstärken.“

In Sachen Elektromobilität gibt es noch viel zu tun: So erklären 28 Prozent der Autofahrer, grundsätzlich kein Interesse an dieser Antriebsform zu haben. Die Ablehnungsgründe sind vielfältig, unter anderem die Anschaffungs- und Unterhaltskosten sowie eine fehlende Überzeugung hinsichtlich der Umweltfreundlichkeit von E-Autos.

Wer eine Anschaffung eines Elektroautos plant, denkt längerfristig: 27 Prozent halten eine Anschaffung innerhalb der nächsten vier Jahre für möglich. Auch hier muss noch Überzeugungsarbeit geleistet werden – als Hauptgründe für die Zurückhaltung werden u.a. fehlende Ladepunkte (42 Prozent), die Reichweite der Fahrzeuge (40), die Fahrzeugpreise (37) sowie die Strompreise und die lange Ladezeit (jeweils 30) genannt. „Der Markt kämpft mehr und mehr mit den Zweifeln der Verbraucher, die durch die wirtschaftliche Unsicherheit noch einmal verstärkt werden“, erklärt Niklas Haupt, CEO von Miios. „Industrie und Handel müssen die Anstrengungen bei der Aufklärungsarbeit rund um die Elektromobilität verstärken.“

Im Rahmen einer Studienreihe beobachten die GSR Unternehmensberatung in Augsburg und die Spezialisten für Marktforschung von Miios in Nürnberg die Entwicklung der Verbrauchermeinung zum Thema Elektromobilität. Im November, Dezember und Anfang Februar wurden jeweils 1500 Personen in Deutschland repräsentativ zu aktuellen Themen rund um die Inflation, Energiekrise und Verkehrswende befragt.

Angesicht der vielen Herausforderungen gleichzeitig müssen diese mit Blick auf die Entwicklung der Elektromobilität auch gemeinsam betrachtet werden“, so Rainer Strobel, Geschäftsführer der GSR Unternehmensberatung. „Inflation, Energiekrise und Verkehrswende hängen eng miteinander zusammen.“ Die repräsentative Studienreihe diene als Vorbereitung einer umfassenden Marktforschung zur Elektrifizierung individueller Mobilitätsangebote, welche erstmals 2023 unter Mitwirkung des Spezialisten für Finanzdienstleistungen auf dem Mobilitätsmarkt, Dr. Peter Renkel, erscheinen soll.

Wir unterstützen viele Anbieter bei den gegenwärtigen Veränderungen von Produkten, Technologien und Dienstleistungen“, erklärt Strobel weiter. „Die Unsicherheit der Menschen ist gegenwärtig groß und wir möchten den Akteuren auf dem Markt belastbare Informationen für die anstehenden Entscheidungen bieten.“ Die Absender der Studie sehen mit Blick auf die Bedeutung der Elektrifizierung der individuellen Mobilität für das Erreichen der Klimaziele große Herausforderungen für Politik und Industrie: „Gegenwärtig ist die Diskussion über die Elektrifizierung auf das Auto und die Reichweite bezogen. Es ist aber davon auszugehen, dass es weitere Barrieren gibt – und diese wollen wir mit dem Individual E-Mobility-Report darstellen„, so Dr. Peter Renkel.

Quelle: Miios – Pressemitteilung vom 15.02.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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