Ineos: Pläne für eine elektrische Zukunft

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Ineos

Hannes Dollinger
Hannes Dollinger
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Ineos ist den meisten Menschen wohl nicht als Autohersteller bekannt. Denn eigentlich handelt es sich um einen Chemiekonzern aus Großbritannien. Doch mit dem Grenadier 4×4 ist es Ineos Automotive Limited gelungen, einen kultigen Offroader auf die Räder zu stellen. Jetzt sprach Ineos‘ CEO, der britische Milliardär Jim Ratcliffe, über die Pläne für die Zukunft von Ineos Automotive. Elektro- und Wasserstoffantrieb spielen in seinen Planungen eine wichtige Rolle.

Ineos baut überhaupt nur Autos, weil Gründer Jim Ratcliffe ein großer Fan des Land Rover Defender ist. Der wird aber seit 2016 nicht mehr gebaut. Ratcliffe aber brauchte für seine Stiftung, die sich um den Schutz des vom Aussterben bedrohten Atlantiklachses in Island kümmert, ein Fahrzeug, das schwieriges Gelände bewältigen konnte. Kurzerhand beschloss der Wohltäter, einen eigenen Geländewagen zu entwickeln, der den englischen Klassiker noch übertreffen sollte. Er gründete Ineos Automotive und arbeitet seitdem mit verschiedenen Partnern aus der Automobilindustrie an der Idee eines neuen, ehrlichen und kompromisslosen Geländewagens. Seit Mai 2022 kann nun der Grenadier 4×4 bestellt werden. Er wird im elsässischen Hambach produziert, wo Ratcliffe von Mercedes-Benz die Produktionsstätte des Smart fortwo übernommen hat.

Drei weitere Modelle bis 2030

Die nächsten Schritte von Ineos Automotive sehen drei weitere Modelle vor, die zwischen 2026 und 2030 auf den Markt kommen sollen. Dabei handelt es sich zunächst um einen Nachfolger des Grenadier, der dann bei Geely in China gebaut werden soll. So können noch höhere Produktionskapazitäten erreicht werden. Der neue soll unter anderem auch mit Wasserstoff fahren können. Dazu übertrug Ratcliffe der Schottin Lynn Calder die Leitung der Automobilsparte von Ineos. Sie kommt aus dem Chemiegeschäft und soll den Einsatz von grünem Wasserstoff im Transportwesen vorantreiben.

Auch bei der Frage nach einem batteriebetriebenen Fahrzeug zeigt sich Ratcliffe überzeugt: „Kommt, kann ich bestätigen. Wenn alles nach Plan läuft, sind wir 2026 damit auf dem Markt. Und, nein, ich spreche nicht von einem Grenadier im Kompaktformat. Wir wollen stattdessen eine emissionsfreie Alternative zum Suzuki Jimny auf die Räder stellen.“ Der kleine SUV soll den internen Planungen nach als Zwei- und als Viertürer angeboten werden und unter 50.000 Euro kosten.

Ein drittes Modell der britischen Marke wird wohl ein hochpreisiges SUV werden. Dieses soll Abstriche in der Geländetauglichkeit machen, dafür aber auf mehr Fahrkomfort ausgerichtet sein. Diese Modelle könnten ab 85.000 Euro starten. Bis hin zu Top ausgestatteten Versionen jenseits der 100.000 Euro ist alles denkbar. Hier nimmt Ineos die Konkurrenz um die Mercedes G-Klasse oder den Land Cruiser von Toyota ins Auge. Dafür hat der britische Konzern unter anderem mit dem einst für die Mercedes G-Klasse zuständigen Vertriebschef Klaus Hartmann ein Team aus Experten der Automobilindustrie im eigenen Haus zusammengescharrt.

Von Mitsubishi wurde Chefdesigner Thibaut Doneux abgeworben. Grundsätzlich will Ineos an dem kantigen Design des Grenadier in Anlehnung an den Land Rover für alle seine Modelle festhalten. Dennoch sollen, unter anderem auch zur Optimierung der Aerodynamik, moderne Formen, flachere Frontpartie und veränderte Dachkonstruktionen den neuen Modellen ein eigenständiges Design verleihen. Auch eine Art Shooting Brake sei denkbar.

Das erste Modell, der Grenadier 4×4, soll zeitnah auch als Pick-Up-Doppelkabine verfügbar sein. Dazu verspricht man sich Erfolge durch ein Modell mit verlängertem Fahrgestell für das diverse Spezialaufbauten und Sonderkarossen entwickelt werden können. Damit wird der Grenadier interessant für Einsatzkräfte wie die Feuerwehr, aber auch für die Wohnmobilbranche.

Eine Fortsetzung der Tradition des Land Rover Defender

Damit zeigt Ineos Automotive ambitionierte Pläne. CEO Jim Ratcliffe will die Tradition des Land Rover Defender fortsetzen und gleichzeitig die ursprünglichen und funktionalen Fahrzeuge fit für die Zukunft machen. Mit dem Grenadier will Ineos eine Nische im Markt besetzen und Kunden ansprechen, die ein robustes und ehrliches Auto suchen. Bei Nutzfahrzeugen für den Geländeeinsatz soll Benzin beziehungsweise Diesel noch länger eine Rolle spielen. Mit den neuen Modellen, die auf Wasserstoff und Elektroantrieb setzen, plant der britische Autobauer aber auch für die Zukunft.

Ob Ineos Automotive seine Vision verwirklichen kann, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Ich sehe die Entwicklung sehr positiv, besonders da von den vielen neuen Fahrzeugen, die auf den Markt kommen, neben den chinesischen und US-amerikanischen Modellen auch Entwicklungen aus Europa mit dabei sind.

Quelle: Automobilwoche – Ineos plant drei EV-Baureihen

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Hannes Dollinger

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Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.

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