Industrieverband ACEA fordert Kopplung von CO2-Zielen an Aufbau von Infrastruktur

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Michael Neißendorfer
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Die EU-Automobilindustrie zeigt sich offen für höhere CO2-Reduktionsziele bei Neuwagen ab dem Jahr 2030 – stellt allerdings auch Bedingungen und fordert, dass die EU-Mitgliedsstaaten auch verbindliche Verpflichtungen zum Aufbau der für E-Fahrzeuge erforderlichen Ladestationen und Wasserstofftankstellen erfüllen. Die CEOs der führenden europäischen Automobilhersteller stimmten diesem Vorschlag kürzlich auf einer Vorstandssitzung der European Automobile Manufacturers Association (ACEA) zu.

Die enormen Investitionen unserer Branche in Fahrzeuge mit alternativem Antrieb zahlen sich aus. Im vergangenen Jahr war fast jedes zehnte in der EU zugelassene Auto elektrisch angetrieben. Dieser Trend kann jedoch nur aufrechterhalten werden, wenn die Regierungen entsprechende Investitionen in die Infrastruktur tätigen“, betont Oliver Zipse, der Vorstandsvorsitzende von BMW. Neue CO2-Ziele für 2030 müssen „von einem entsprechenden Hochlauf der Infrastruktur abhängig gemacht werden“, so Zipse.

Im Wesentlichen fordert der Branchenverband ACEA, dass die bevorstehende Verschärfung der CO2-Ziele für Pkw und Lieferwagen auch an strenge und EU-weite Ziele für den Aufbau von Infrastrukturen gekoppelt wird. Das Ziel einer CO2-neutralen Mobilität dürfe „keine einseitige Verpflichtung“ zulasten der Autohersteller sein, so Zipse.

Bisher gilt, dass der durchschnittliche CO2-Ausstoß von Neuwagen im Jahr 2030 um 37,5 Prozent niedriger sein muss als 2021. Da jedoch das EU-Klimaziel für 2030 erhöht werden soll, will EU-Kommissionsvize Frans Timmermans auch die Vorgaben für Autos und Lieferwagen nachschärfen und bis Juni einen einen offiziellen Vorschlag vorlegen.

Wir müssen alle verfügbaren Antriebstechnologien nutzen, um den CO2-Fußabdruck unserer Fahrzeugflotte zu verringern“, sagt Zipse. Für die Einführung von Elektro-Fahrzeugen, sei es Batterie-elektrisch oder per Brennstoffzelle angetrieben, gelte eine einfache Logik: „Die Anzahl der Ladestationen und Wasserstoffstationen, zu deren Aufbau die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet sind, bestimmt, was ein realistisches CO2-Ziel für 2030 ist.“

Darüber hinaus sollten, so fordert es der ACEA, die EU-Mitgliedstaaten auch einen Rechtsrahmen für den raschen Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur zu Hause sowie am Arbeitsplatz schaffen. „Der Erfolg des übergeordneten Ziels, die CO2-Emissionen des Verkehrssektors zu senken, hängt im Wesentlichen von der richtigen Infrastruktur ab“, erklärt Zipse. Der ACEA zähle darauf, dass die Kommission die notwendige Verbindung zwischen den Branchenzielen und denen der EU-Mitgliedstaaten herstellt.

Der Umweltverband BUND kritisiert die Forderung der Automobilindustrie nach staatlich aufgebauten Ladesäulen: Für den Aufbau von Ladeinfrastruktur sollte „die Automobilwirtschaft verantwortlich“ sein, erklärte BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. Dass sie dazu finanziell in der Lage sei, „zeigen die auch für 2020 ausgezahlten Dividenden in Milliardenhöhe. EU und Bundesregierung können und müssen dafür in erster Linie die rechtliche Rahmen setzen.

Quelle: ACEA – Pressemitteilung vom 31.03.2021 / Automobilwoche – Acea offen für strengere CO2-Grenzwerte

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Yoyo:

Reicht nicht, die Stromleitungen fehlen, um den Strom in die wirtschaftszentren zu bringen.

Niko:

Schluss mit Milliarden Subventionen für den Individualverkehr. So erreichen wir die CO2 Ziele definitiv nicht. Wer ein tonnenschweres eSUV statt Öffis, ICE oder Fahrrad fahren will, soll das gerne tun – aber dann bitte auch die Kosten dafür tragen.

Jan:

Es ist niemandes Aufgabe, eine Ladeinfrastruktur zu bauen. Die kommt von ganz alleine. Die ganze Diskussion über angeblich fehlende Infrastruktur ist ein wichtiger Bremser der Elektromobilität. Es gibt heute schon so viele Ladesäulen, dass jede einzelne extrem gering genutzt ist. Und es kommen tägliche neue hinzu.

Daniel W.:

Auch ich stimme voll zu. Die E-Auto-Prämie (läuft bis 2025) ist genug an indirekten Subventionen für die Autohersteller bei der Umstellung auf umweltfreundlche E-Autos. Jetzt sollten die (trotz Corona-Krise) gut verdienenden Autokonzerne selber dafür sorgen, dass ihr Geschäft mit E-Autos weiterhin gut läuft.

Mark Müller:

Davon gehen alle aus. Wäre an sich kein Problem, wenn man Photovoltaik und Windenergie zügig ausbaut.

Johannes:

Da stimme ich voll zu. Schon jetzt zahlt jeder Radfahrer, Fußgänger und Bahnfahrer (also jeder Nicht-Autofahrer) kräftig Subventionen für die Autoindustrie. Innovationsprämie, reduzierte Dieselsteuer usw. Als Gegenleistung gibts gefährliche Radwege und überteuerten ÖPNV, damit Autofahren noch attraktiver wird.
Manche reden ja vom Kampf gegen das Auto. Ich würde eher sagen, der Kampf gegen alles außer dem Auto lässt langsam nach.

Skodafahrer:

Wir brauchen ein höheres Strommengenziel für 2030. Durch mehr Elektroautos und elektrische Wärmepumpen wird der Stromverbrauch im Jahr 2030 höher als heute sein.

Wolfbrecht Gösebert:

„Der Verbrenner verliert eine Bastion nach der anderen. Es ist ein Rückzugsgefecht von historischem Ausmaß und erinnert an den Untergang der mittelalterlichen Ritter – ein aussichtsloser Kampf“ … in dem – trotz eigener Milliardengewinne – jetzt zusätzlich versucht wird, sich noch dreist die Umstellungs-/Infrastrukturkosten zu Lasten der Allgemeinheit als „Sahnehäubchen obendrauf“ versüssen zu lassen …

TM3:

Mir geht das echt auf den Keks, Zipse muss aufhören mit seiner Heuchlerei oder den Posten räumen.
die einzige Hoffnung ist Frank Weber

Niro:

Diesem Kommentar kann ich voll und ganz zustimmen. Die Autoindustrie versucht mit dieser fiesen
Masche den Verbrenner länger zu produzieren, damit weiterhin der Umwelt massiv zu schaden und
das alles infolge zügelloser Profitgier.

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