Grüner Wasserstoff ab 2023 aus Pfeffenhausen

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Hy2B Wasserstoff GmbH

Iris Martinz
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  —  Lesedauer 2 min

Gerade für große Nutzfahrzeuge wie LKWs oder Busse sind wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen eine wesentliche Technologie zur Elektrifizierung. Allerdings fährt so ein E-LKW oder E-Bus nur dann wirklich emissionsfrei, wenn der Wasserstoff mithilfe von erneuerbaren Energien hergestellt wird, also „grün“ ist. Anlagen zur Produktion von grünem Wasserstoff gibt es derzeit aber nur wenige. Eine solche Anlage entsteht nun im bayrischen Pfeffenhausen. Ab 2023 sollen dort täglich 1.200 Kilogramm grüner Wasserstoff erzeugt werden.

Kernstück der Anlage ist ein 5 Megawatt starker Elektrolyseur, der Wasser in Sauer- und Wasserstoff aufspaltet. Im Herbst diesen Jahres soll der Spatenstich erfolgen, ab der zweiten Jahreshälfte 2023 ist die Betriebsaufnahme geplant. Der erzeugte Wasserstoff wird auf 450 bar verdichtet und in einer Abfüllstation in Druckgastrailer mit einer Kapazität von 1.250 Kilogramm abgefüllt. Diese bringen den grünen Wasserstoff an zwei Bus- und LKW-Tankstellen in den Landkreisen München und Ebersberg, wo ab 2023 zehn Wasserstoff-Brennstoffzellenbusse den Regionalverkehrsbetrieb aufnehmen werden. Zusätzlich werden auch noch andere Kunden aus dem Mobilitäts- und Energiebereich beliefert, ab 2024/25 auch das in direkter Nachbarschaft der Anlage geplante Wasserstoff Technologie-Anwenderzentrum (WTAZ). Das WTAZ ist Teil des Nationalen Innovations- und Technologiezentrums Wasserstoff (ITZ).

Der grüne Strom für die Wasserstofferzeugung soll vorwiegend aus der Region kommen, beispielsweise aus einer 10 Megawatt Photovoltaik-Freiflächenanlage der BürgerEnergie Niederbayern eG. Der Elektrolyseur arbeitet auch netzdienlich, das bedeutet, wenn ein Überschuss an regionalem Solar- oder Windstrom vorhanden ist, wird er nicht ins Netz gespeist, sondern in den Elektrolyseur geleitet, um grünen Wasserstoff zu erzeugen. Dieser kann dann gelagert werden – im Gegensatz zu den erneuerbaren Energiequellen. Pro Jahr können so mehr als 4.500 Tonnen CO2 in der Region eingespart werden. Deshalb wird das Projekt auch im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP2) gefördert, als Teil der mit 20 Millionen Euro unterstützten Modellregion HyBayern.

Betrieben wird die Anlage durch die Hy2B Wasserstoff GmbH, an der neben Hynergy Invest GmbH, BayWa AG und Tyczka Hydrogen GmbH auch die Landkreise Landshut und München sowie die Bürgerenergiegenossenschaften Isar eG, Niederbayern eG sowie Unterhaching eG beteiligt sind. Errichten wird sie die Kraftanlagen Energies & Services GmbH als Generalunternehmer. Der Elektrolyseur stammt von der norwegischen NEL ASA. Die MR Plan GmbH wurde mit der Generalplanung beauftragt, die Finanzierung unterstützt die HypoVereinsbank.

Quelle: Hy2B Wasserstoff GmbH – Presseinformation vom 11. Mai 2022

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.

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F. Westphal:

Von mir auch ein Hallo,

bei dem gewählten Namen wüsste ich sonst auch nicht, wie ich Sie ansprechen sollte.
Der Kommentar an sich ist ausgesprochen hilfreich gewesen, vor allem auch der Link. Es macht hier wirklich Spaß, sich mit Leuten auszutauschen und in seinen Gedanken auch nicht allein zu wissen.
Danke dafür. Und bei Gelegenheit würde ich mich auch wieder über einen konstruktiven Beitrag freuen.

Herzliche Grüße

F. Westphal:

Sehr geehrter Herr Sperling,

vielen Dank für die interessanten Zahlen, die ich so noch nicht kannte.
Spaß hat mir auch der „Ausflug“ in andere Gebiete gemacht. Man weiß oft viel zu wenig darüber, welche Ressourcen wir Menschen verbrauchen, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen.
Da fiele mir spontan noch Papier ein oder als aktuelles Beispiel der Text einer Werbung für aufgearbeitete Smartphones, statt eines Neugerätes, der teils unglaubliche Materialverbräuche aufführt..

Herzliche Grüße

Jakob Sperling:

Ich denke, man kann diese Sache nicht diskutieren, ohne die Mengen zu beachten. Eine oder zwei Nullen mehr vor dem Komma, spielen eben eine grosse Rolle.

Ich werfe da mal nachstehende Angaben aus ein paar Internet-Recherchen ein:
-Rein technisch braucht es offenbar (TGA Fachplaner) ca. 9 kg Wasser um 1 kg Wasserstoff herzustellen, der dann etwa die Energie von 10 Liter Benzin bereitstellt.
-Schaut man den gesamten Prozess an, wird es natürlich mehr, weil überall Wasser verbraucht wird (selbst der Fahrer des LKW hat Durst).
-Das ist/war aber bei Benzin und Diesel auch so; offenbar braucht die Bereitstellung dieser Brennstoffe ein Mehrfaches des Wassers, das für die Bereitstellung von Wasserstoff benötigt wird.
-Entsalzt man Meerwasser für die Elektrolyse, würde das den Preis von 1 kg Wasserstoff (~ 1.5 – 3 €) um etwa 2 Cents erhöhen.
-Mindestens in einem Projekt in der Wüste wird das benötigte Wasser aus der Luft gewonnen (kondensiert).
-Die Herstellung von 1 kg Käse ‚braucht‘ etwa 7’000 Liter Wasser.
-Die Produktion von 1 kg Rindfleisch ‚braucht‘ etwa 15’000 Liter Wasser.

Mir scheint, die Menge ist absolut betrachtet nicht sehr relevant. Zudem wird ein Betriebsstoff ersetzt, der mehr Wasser ‚verbrauchte‘.
Es kann aber immer bestimmte Orte geben, wo durch den zusätzlichen Verbrauch von Wasser für die Herstellung von Wasserstoff ein Problem mit der Wasserversorgung entsteht. Das kann man dann aufbauschen – wie bei den Avocados – oder vernünftig lösen. Es ist kein Zufall, dass Käse dort produziert wird, wo es viel Wasser gibt.

tHe_MuXXe:

Hallo,

ich denke auch das der Wasserkreislauf bei einer Wasserstoffwirtschaft im Auge behalten werden sollte.
zum Thema Elektrolyse mit Salzwasser habe ich folgendes gefunden:
https://www.scinexx.de/news/energie/wasserstoff-aus-meerwasser/

Der Charme einer Wasserstoffwirtschaft ist ja, dass man es als Kreislaufwirtschaft denken könnte. Wenn der Wasserstoff schließlich in einer Brenstoffzelle reagiert erhält man schließlich wieder Wasser. Das Wasser welches zur Elektrolyse herangezogen wird, ist also nicht einfach weg.

Mich würde interessieren, ob ein Großflächiger Einsatz von Brennstoffzellen einen Einfluss auf das lokale Wetter hätte. Deren Emissionen bestehen ja aus Wasserdampf. Vieleicht hilft da aber ein Blick auf Kühltürme von Kraftwerken. Keine Ahungung ob das mal jemand untersucht hat.
Bei Wasserstoffverbrennungsmotoren kommt wohl auch Wasserdampf und Stickoxide aus dem Auspuff. Die finde ich aber genauso unsympathisch wie die Verbrennung von Efuels.

Spannedn fände ich ein System bei dem das Wasser aus der Brenstoffzelle gesammelt wird und beim Tanken gegen den Wasserstoff ausgetauscht werden würde.

Ich finde es schön wenn Probleme benannt werden, wenn ein wirkliches Interesse da ist dafür eine Lösung zu finden.

liebe Grüße

F. Westphal:

Grüner Wasserstoff klingt erst einmal gut, so sauber. Aber eigentlich bedeutet es ja nur „ohne fossile Grundstoffe“ und unter Verwendung von Windkraft und Sonnenenergie hergestellt.
Trotzdem stellt sich mir eine Frage, die bislang nirgends thematisiert wurde. Zumindest habe ich bisher dazu nirgendwo etwas gelesen.
Es ist die Frage nach dem Grundstoff Wasser und es ist eigentlich eine eher ethische Frage oder einer Frage moralischer Verantwortung.
In den meisten Fällen wird zur Erzeugung grünen Wasserstoffs auf Süßwasser zurückgegriffen, weil es einfach und relativ preiswert ist. Doch diese Ressource steht in Zeiten des Klimawandels, sinkender Grundwasserstände, fehlender Niederschläge und sogar in Deutschland anhaltender Dürreperioden nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung. Ist es somit moralisch vertretbar, zur Herstellung Süßwasser zu entnehmen?
Ich denke hierbei an die vor Jahren heftig und emotional geführte Diskussion, als es darum ging Nutzpflanzenflächen auf den Anbau von Pflanzen zur Herstellung biogener Kraftstoffe umzustellen oder sogar Lebensmittelpflanzen für die Herstellung solcher Kraftstoffe einzusetzen. Der Grundtenor der Diskussion war ganz klar, dass man nicht ein Loch schließen kann, indem man ein anderes aufreißt.
Kann man also jetzt den Menschen Teile eines unverzichtbaren, weil lebenswichtigen Stoffs entziehen, um andere Bedürfnisse, etwa nach Mobilität oder nach einer Energiequelle für nachhaltig produzierten Stahl zu decken?

Müsste man das Thema grüner Wasserstoff deshalb nicht auch unter diesem Gesichtspunkt betrachten und auf eine andere Rohstoffquelle statt Süßwasser setzen?

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel wird doch über steigende Meeresspiegeln berichtet, die Verfügbarkeit von Salzwasser wird somit besser.
Warum setzt man also nicht Meerwasser ein, um grünes H2 zu erzeugen?
Natürlich ist mir als Techniker klar, dass bei einem solchen Prozess Effizienz und Ausbeute durch ggf. energieaufwändige zusätzliche Verfahrensschritte (z.B. Entsalzung) wahrscheinlich deutlich schlechter ausfallen, was natürlich zu höheren Kosten und damit schlechteren Erträgen bei den damit befassten Unternehmen führt.
Aber dies sollte eher als Herausforderung für die Entwicklung innovativer Verfahren verstanden werden, die das Kosten-Nutzen-Verhältnis verbessern.

Meine Thesen und die Frage mögen ketzerisch klingen, wo wir gerade überall große Anstrengungen unternehmen, von russischen Energieträgern an sich und von fossilen Energieträgern langfristig unabhängig zu werden.
Aber das Problem deshalb nicht anzusprechen, kann ja auch nicht der richtige Weg sein.

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