Fahrbericht: So fährt sich der BMW iX1 xDrive30

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Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 4 min

Der BMW iX hat eine beeindruckende Präsenz. Das liegt nicht nur an der wuchtigen Karosserie des elektrischen SUVs mit seiner mächtigen Niere, sondern auch an den guten Reichweitenwerten, die die Werksangaben bei verschiedenen Tests sogar noch übertroffen haben. BMW wird nicht müde, dieses Ergebnis zu feiern und weist fast bei jeder Präsentation eines elektrifizierten darauf hin. Schließlich soll die Kilometer-Strahlkraft des Vorzeige-Stromers auch auf seine kleineren Brüder auswirken, denn auch der BMW iX1 xDrive30 ist mit zwei Elektromotoren der fünften Generation bestückt.

„Die E-Maschinen sind eine Nummer kleiner als beim iX3, damit sie ins Package passen“; erklärt E-Antriebsspezialistin Doris Soika. Der 5.0 M170SF-Elektromotor vorne und der 5.0 M170SR hinten schaffen gemeinsam eine Dauerleistung von 147 kW / 200 PS, die per Boost für zehn Sekunden auf 230 kW / 313 PS steigt und ein Drehmoment von 494 Newtonmetern. Damit schafft der iX1 den Standardsprint von null auf 100 km/h in 5,6 Sekunden und ist bis zu 180 km/h schnell. So ist der kompakte E-Crossover ausreichend motorisiert und kann selbst im zurückhaltenden Eco-Fahrmodus überall gut mithalten.

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Bei Überholvorgängen hilft ohnehin die Boost-Funktion, indem man für einige Sekunden an der linken Wippe hinter dem Lenkrad zieht. Die Spreizung der einzelnen Fahrprogramme ist deutlich ausgeprägt, wobei der Antriebsstrang in Sport am ambitioniertesten auf die Vortriebswünsche des Fahrers reagiert. Das ändert nichts an der aus der Mittellage heraus sehr eifrigen Lenkung. Man hat das Gefühl, dass man nur in die Richtung denken muss und das Auto beginnt sich dahin zu bewegen. Nervös wird das Lenkgefühl jedoch nie und nach wenigen Kilometern hat man sich an diese Eigenart gewohnt. Wir hätten uns lediglich über etwas mehr Rückmeldung gefreut.

Trotzdem macht der BMW iX1 seinem Vorfahren alle Ehre. Dank Diät-Maßnahmen wie einer Motorhaube aus Aluminium (zehn Kilogramm leichter als bisher) und neuen Felgen (minus zwölf Kilogramm) beläuft sich das Fahrzeuggewicht auf 2.010 Kilogramm. Das hilft in den Kurven, die der iX1 xDrive30 ziemlich souverän nimmt, dabei eine Neigung zum Untersteuern zeigt, die mit einem gefühlvollen Lupfen des Gaspedals schnell wieder eingefangen werden kann. Der Allradantrieb wird nur bei Bedarf tätig. Denn grundsätzlich ist der iX1 ein Fronttriebler und die Hinterachse beteiligt sich nur, wenn Traktion benötigt wird. Sobald man segelt, verabschieden sich sogar beide E-Maschinen kurzzeitig, was bei der Effizienz hilft.

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BMW gibt einen WLTP-Durchschnittsverbrauch von 19,0 kWh/100 km an. Wir kamen bei unserer ersten Testfahrt auf 20,6 kWh/100 km und die 64,7 Kilowattstundenbatterie (netto) zeigte bei einem Ladezustand von 75 Prozent noch 269 Kilometer Restreichweite an. Laut BMW soll der iX1 xDrive30 maximal 440 Kilometer weit kommen. Hängt man den iX1 an einen Gleichstrom-Schnelllader, schaufelt der mit maximal 130 kW Strom in die Speicher, was nicht zwingend ein überragender Geschwindigkeitswert ist. So sollen die Akkus in 29 Minuten von 10 auf 80 Prozent gefüllt sein. Wer sich beim Wechselstrom für den optionalen Dreiphasenlader entscheidet, füllt die Batterie in 3:45 Stunden von null auf 100 Prozent. Serienmäßig dauert es 6,5 Stunden.

Bei schlechten Straßen schlägt sich das Sportfahrwerk (Karosserie 15 Millimeter tiefergelegt) mit den frequenzselektiven Dämpfern, die per Bypassventile den Ölfluss und damit den Komfort regeln, spürbar besser als die Modelle mit Verbrennungsmotor: Der iX1 xDrive30 steckt Querrillen souveräner weg und federt harmonischer.

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Bei den Abmessungen hat die dritte Generation des BMW X gegenüber dem Vorgänger deutlich zugelegt. Der kompakte Crossover ist jetzt 4,50 Meter lang (plus 5,3 Zentimeter), hat einen Radstand von 2,69 Metern (plus 2,2 Zentimeter) und ist in der Höhe um 4,4 Zentimeter auf 1,64 Meter gewachsen. Ein bisschen eifert der iX1 seinem großen Bruder iX also doch beim Auftritt nach. Das Gute ist, dass zusätzliche Blech sich auf den Innenraum auswirkt. Also finden auch großgewachsene Passagiere im Fond gemütlich Platz. Zudem lässt sich die Rückbank auch noch um 13 Zentimeter in der Länge verschieben. Mehr iX braucht kein Mensch.

Auch beim Infotainment orientiert sich der iX1 an seinem großen Bruder. Das bedeutet: Gekrümmte Monitore, die mit einer Größe von 10,25 Zoll für die virtuellen Instrumente und 10,7 Zoll für den Infotainment Touchscreen einen Schuss kleiner ausfallen als beim iX. Der Bedienbarkeit tut das keinen Abbruch, zumal die Spracheingabe gut funktioniert. Allerdings sind auch beim iX1 die Menüführung bisweilen etwas verschachtelt, so sind die Rekuperations-Einstellungsmöglichkeiten nicht ohne Weiteres zu finden. Bleibt noch der Preis des BMW iX1 xDrive30, der ab 1. November beim Händler steht. Der beläuft sich auf mindestens 55.000 Euro. Gewiss kein Schnäppchen, aber deutlich unter dem des iX.

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Wolfgang Gomoll

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Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

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MMM:

Unfug.
Erstmal ist das Thema „Betriebsflüssigkeiten“ nicht mit Scheibenwasser erledigt, es gibt mindestens noch Klimaanlage, Bremsflüssigkeit und das Thermomanagement der Traktionsbatterie. Da kann man schon mal ein Auge drauf werfen.
Bremsen verschleißen beim E-Auto nicht – abhängig von der Nutzung richtig. Es gibt aber Leute, die auch dort zügiger an Kurven ranfahren, als die Rekuperation das verträgt (Model 3 Performance könnte so ein Kandidat sein), und es kann auch abseits des normalen Verschleißes mal Probleme geben – verklemmte Steine, schmierende Flüssigkeiten oder schlicht sich anbahnende Defekte, die man besser abstellt, bevor es akut wird. Die können übrigens immer auftreten, und nachdem ich verschiedene Hardware-Rückrufe bei Tesla gesehen habe, würde ich zu einem Werkstattbesuch danach sogar dringend raten.
Stichworte: Querlenker Model Y, Achsvermessung generell.

Und was du mit einem Auto machst – das ist für die Allgemeinheit nichts wert. Andere haben andere Laufleistungen. Es ist aber gut zu wissen, wie nachlässig Teslafahrer ihre Fahrzeugpflege betrachten.
Oder dass es mit „frisch gewaschen und gesaugt“ erledigt ist. Der nächste darf dann die Bude im Zweifel durchreparieren.

;-)

Läubli:

BMW scheint Gewichtsrekorde aufstellen zu wollen. ;)

Butzers:

2 Tonnen für ein bisschen Mensch, wo ist da der Fortschritt ….

Läubli:

Bei Elektroautos brauchst du keinen Service betreffend Ölwechsel, Luftfilter, Anlasser, Benzinleitungen (hatte ich bei VW Probleme) und die ganzen Teile des Kolbenmotores. Bremsen (musst du bei E-Autos eh nie wechseln), Stoßdämpfer, Querlenker, Beleuchtung kommt vielleicht alle 100T km mal zustande, ich habe noch nie über 170T Kilometer mit einem Auto gemacht, daher fällt solches für mich quasi außer Betracht.
Und… Scheibenwasser nachzufüllen sowie Reifenwechsel ist kein Service, dazu fährt eh jeder zu seinem Vertrauenspartner, das hat mit einer Markengarage nicht viel zu tun, in der Regel sind die für solche Sachen sowieso viel zu teuer.

MMM:

Woher kommt eigentlich der Gedanke, dass wegen Austausch der Antriebseinheit plötzlich auch alle anderen Teile wartungsfrei werden?
Bremsen, Reifen, Stoßdämpfer, Querlenker, Beleuchtung, Beschädigungen durch Steinschlag, Betriebsflüssigkeiten,… ist das mit der Umstellung auf E-Motoren gleich mit erledigt?
Für Laien vielleicht schlüssig, aber Fachleute fassen sich an den Kopf.

Natürlich kann man auch Wartung übertreiben – da muss man einen Mittelweg finden in den Aussagen deren, die an der Wartung verdienen und denen, die gar keine anbieten können und so aus der Not eine Tugend machen.
Und nein, der TÜV-Termin ersetzt das nicht.

Läubli:

Ich bin auch gespannt, wie der 1. reine BEV Neuentwurf der M GmbH erscheinen wird. Wie schwer oder leicht… und die Regelelektronik muss in Betracht des i4 M50 dann noch mächtig sportlicher abgestimmt werden, dieser regelt die Power ja viel strikter weg als das Model 3 P – schreiben die im Testbericht von Auto-Motor-und-Sport. ;)
Aber BMW weiß ja eigentlich, was ihre Kunden wollen, vor allem die M Kunden. Ich denke, die kriegen die Kurve dann auch im BEV schon mal hin.

brainDotExe:

Auch der Motor der Plaid Modelle hat, bauartbedingt, eine mit steigender Drehzahl abfallende Leistungskurve.
Zwar nicht mehr so stark wie beim Model 3, aber immer noch nicht auf dem Niveau der BMW Motoren.

Wie man es dreht und wendet, die Motoren von BMW sind diesbezüglich führend und das auch in Modellen für (deutlich) unter 100.000€ ;)
Denn da spielt die Musik ;)

brainDotExe:

Du hast ja explizit nach allen BMWs gefragt ;)
Ansonsten, ja der i4 wird im Vergleich zum Model 3 vielleicht 100kg mehr aufgrund der Mischplattform haben, der Rest kommt aber durch Ausstattung, Fahrwerk, Verarbeitung und etwas größeren Akku.

Läubli:

Natürlich… aber er ist auch nicht elektrisch, also kann das nicht verglichen werden.

brainDotExe:

stellen wir uns einfach mal vor, dieser Motor wäre in einem Tesla verbaut, dann wären die Vorteile noch viel besser wahrnehmbar

Hätte hätte Fahrradkette ;)
Dann hätte man aber auch alle Nachteile des Teslas.

Dahingehend bin ich gespannt auf das erste richtige M BEV. Ich denke man wird stark auf Carbon setzen und im zweiten Schritt auf Feststoffakkus.

warum sind alle BMW’s inkl. die Supersportmodelle CSL usw. immer so superschwer im Vergleich zur Konkurrenz?

Im Vergleich zu Audi oder Mercedes sind die ungefähr gleich schwer.
Der M4 CSL ist aber beispielsweise leichter als jeder aktuelle Tesla.

Ansonsten wertige Materialien, Dämmung und Ausstattung wiegen nunmal etwas. Nicht jeder mag die minimalistische Ausstattung von Tesla.

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