EU führt umstrittene Strafzölle auf E-Autos aus China vorläufig ein

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Die Europäische Kommission hat bekanntgegeben, dass die angekündigten Strafzölle auf chinesische Elektroautos tatsächlich eingeführt werden. Wie das Manager Magazin berichtet, handelt es sich aber um eine vorläufige Regelung. Ob die angesetzten Summen tatsächlich abgeführt werden müssen, sei noch nicht sicher. Um die Pläne seitens der EU gibt es seit Wochen heftigen Streit innerhalb der Automobilindustrie. Viele europäische Autobauer lehnen diesen Schritt ab und bezeichnen das Vorgehen als gefährlichen Protektionismus.

Dass die Strafzölle nun zumindest erst einmal Gültigkeit besitzen, ist auf eine dementsprechende Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union zurückzuführen. „Die vorläufigen Zölle sind das Ergebnis einer Untersuchung der EU-Kommission. Diese ergab, dass die gesamte Wertschöpfungskette für Elektroautos in China stark subventioniert wird und durch die Einfuhren chinesischer E-Autos eine klar voraussehbare und unmittelbar bevorstehende Schädigung der Industrie in der EU droht“, heißt es.

Offenbar soll dieser Schritt vor allem auch dazu dienen, in den Verhandlungen mit China mehr Druck zu erzeugen. Das Manager Magazin schreibt: „Die endgültige Einführung der Strafzölle soll innerhalb von vier Monaten erfolgen, wenn China nicht noch überraschende Zugeständnisse macht. Bis dahin müssen die Zölle noch nicht gezahlt werden, sondern nur Sicherheitsleistungen für sie hinterlegt werden.“ Die EU fordert von China das Ende von vermeintlich wettbewerbsverzerrenden Subventionen auf den Bau von Elektroautos, womit diese in Europa im Schnitt 20 Prozent günstiger als die Konkurrenz-Modelle angeboten werden könnten.

Nun gibt es zwei mögliche Varianten: Entweder die EU und China einigen sich binnen vier Monaten auf eine alternative Lösung – der Smart-Europachef hatte beispielsweise eine Quotenregelung ins Spiel gebracht. Oder: Die EU legt einen Vorschlag für die endgültige Einführung von Strafzöllen vor, weil die Verhandlungen nicht wie erhofft verlaufen. „Die EU-Staaten könnten die dann vorgeschlagenen Zölle nur stoppen, wenn sich eine sogenannte qualifizierte Mehrheit gegen den Vorschlag ausspricht“, erläutert das Manager Magazin dazu.

Vor allem die deutschen Automobilhersteller, aber auch der Verband der Automobilindustrie, haben die Sorge, dass die Strafzölle zu chinesischen Gegenmaßnahmen führen, die Europas Autobauer wiederum empfindlich treffen könnten. Außerdem haben manche chinesische Hersteller bereits angekündigt, dann eben mehr günstige Verbrenner nach Europa zu exportieren – womit die Klimabemühungen in der EU ad absurdum geführt werden könnten. Zudem bauen viele europäische Hersteller inzwischen mithilfe von Kooperationen mit chinesischen Autoherstellern bereits selbst Modelle in China, die für den europäischen Markt durch Strafzölle deutlich weniger attraktiv werden könnten. Und ein weiterer Verlierer wären wohl die Verbraucher, denn das Angebot an erschwinglicheren Elektroautos würde zumindest erst einmal wieder einen Dämpfer erfahren.

Quelle: Manager Magazin – „EU führt vorläufige Strafzölle auf E-Autos aus China ein“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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pionierska:

„Wir müssen nun schnell, vor allem politisch, die Rahmenbedingungen schaffen, um …“

Ja, das müssten wir. Das sehe ich aber nicht auf absehbare Zeit.
Ganz abgesehen von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: Leistung und Wettbewerb werden nicht gefördert, Standards nach unten angepasst und Steuern eher in „Gedöns“ investiert.

Manfred:

Das Thema ist komplexer als es auf den ersten Blick scheint. Die chinesische Regierung hat einen knallharten Wettbewerb innerhalb Chinas angestoßen.

Die einzelnen Regionen Wetteifern untereinander um die besten Bedingungen für Forschung, Entwicklung, Produktion und Lieferketten. Es liegt im Ermessen der Regionen diese Entwicklungen zu fördern. So konkurrieren derzeit ca. 100 Firmen auf dem innerchinesischen Markt.

Dadurch sind schon etliche Startups wieder verschwunden. Die, die überleben sind ziemlich fit für den Weltmarkt.

Deutschland steht für China weltweit auf Platz 16, was den Autoexport betrifft. Die USA stehen auf Platz 14. Für Deutschland allerdings steht China auf Platz 1. Unter diesen Bedingungen kann Protektionismus nur nach hinten los gehen.

Wir können froh sein, wenn wenigstens ein oder zwei Deutsche Automobilbauer überleben werden.

In wenigen Jahren werden Verbrenner einfach Verkehrsgeschichte sein. Wer sich nicht anpassen konnte oder wollte wird ebenfalls Geschichte sein.

Wir müssen nun schnell, vor allem politisch, die Rahmenbedingungen schaffen um international wettbewerbsfähig zu werden. Wenn dies nicht gelingt degenerieren wir zum Industriemuseum.

Robert:

„Das Positive an den Strafzöllen ist, dass die lokalen Hersteller quasi indirekt gezwungen werden“ da ist aber die Vorraussetzung das hier auch die lokalen sprich europäischen Hersteller die geichen zölle bezahlen nmüssen wie die Chinesische Hersteller und nicht etwa nur die Chineschischen Hersteller und die inländischen Hersteller bekommen eine Ausnahmegenehmigung bei den zöllen dann gebe ich dir recht das dann im Laufe der Zeit etwas positives daraus werden könnte. Aber das ganze zieht sich ja jetzt erstmal 4 Monate hin und auch danach wird es noch eine ganze weile dauern bis Klarheit besteht. Bis dahin heisst es für Autokäufer entweder Verbrenner kaufen, gebrauchtes E-Auto kaufen oder warten, warten ,warten, warten, warten, warten bis endlich Klarheit herrscht.

PhiGo:

Man muss die größeren Zusammenhänge betrachten, bevor man in den Propagandachor mit einstimmt.

Das Positive an den Strafzöllen ist, dass die lokalen Hersteller quasi indirekt gezwungen werden, ihre Bemühungen die Fahrzeuge lokal zu produzieren und trotzdem zu erschwinglichen Preisen anzubieten, deutlich zu steigern.
Das geht nur mit mehr Investitionen und Entwicklungskapazitäten, sowie etwas Zurückhaltung bei den Margen, das tut finanziell sehr weh und verstimmt die Shareholder.

In Deutschland entwickeln, in China fertigen lassen und hier mit maximalem Profit auf den Markt bringen ist vielleicht gut für die Aktionäre, aber nicht gut für den Verbraucher.
Zumal das noch ganz andere Probleme mit sich bringt, wie z. B. den Transport der Fahrzeuge, eine schnelle Ersatzteilversorgung, Risiko von Produktions- und Transportausfällen durch Naturkatastrophen usw., von der CO²-Bilanz ganz zu schweigen.

Da wundert mich der Gegenwind der Autoindustrie und -verbände absolut nicht.

Daniel W.:

Wenn die EU der Wirtschaft unbedingt ins Knie schießen will – einen Dank der E-Autokäufer darf sie nicht erwarten, auch nicht der Arbeitnehmer oder Bürger.

Auf den Import von Unterhaltungselektronik gibt es 0 % Zoll, denn da sind die heimischen Hersteller weitgehend „den Bach runter“. Vermutlich muss auch die Autoindustrie den selben Weg gehen, dann sind Strafzölle überflüssig und es gibt günstige E-Autos in Massen, so wie Produkte der Unterhaltungselektronik.

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