Erste Fahrt im Hyundai IONIQ 5 N – Eindrücke

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Jürgen Wolff
Jürgen Wolff
  —  Lesedauer 4 min

Mercedes hat AMG, BMW die M GmbH. Ford klebt seinen sportlichen Modellen ein ST ans Heck. Bei Hyundai steht N für Motorsport. Dort will man bis Ende 2023 einen sportlichen Elektro-SUV serienreif haben, der auch die Herzen der Verbrennerfans erobern kann. Wir sind nahe dem Polarkreis schon einen der Prototypen gefahren.

Ein Elektroauto zu fahren, ist anders. Es ist fast lautlos unterwegs, erst bei höherem Tempo machen sich Wind- und Abrollgeräusche bemerkbar. Vom Motor? Ist nichts zu hören. Die Beschleunigung selbst erfolgt stufenlos und kontinuierlich. Auch wenn es an ein Automatikgetriebe erinnert, weil man nicht schalten muss, fehlen spürbare Gangwechsel und Schaltgeräusche. E-Autos sind schnell, bequem – und meist langweilig.

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Zumindest für eingefleischte Sportwagenfans. Denen fehlt der sonore Klang von Verbrennungsmotor und Klappenauspuff, das Brabbeln im Leerlauf. Sie vermissen das selbstbestimmte Schalten per Hand oder Lenkradpaddel, das Splottern des Motors beim schnellen Runterschalten im Zwischengas. Das Gefühl in der Lenkung passt nicht und zünftig um Kurven driften lässt sich mit den elektronisch durch geregelten Stromern auch nicht wirklich.

Hyundais Sportabteilung trägt den mentalen Bedürfnissen der Motorsportler nun Rechnung und stattet ihr erstes rein elektrisches SUV-Modell mit Features aus der Welt der Verbrenner aus – elektronisch imitiert, aber mit viel Verständnis für ihre sportliche Kundschaft. So tönt bereits einer der beiden Prototypen des IONIQ 5 N, den wir dieser Tage im noch schneebedeckten Arjeplog im Norden Schwedens fahren konnten, wie ein waschechter Benziner. Je nach Tempo und Drehzahl generiert ein Soundsystem den passenden Motorenklang – noch ein wenig basslastig und dumpf, aber bis zur Markteinführung Ende Herbst dieses Jahres soll es dann realistisch klingen.

Ganz neu ist die Grundidee nicht – Ford zum Beispiel hatte vor vielen Jahren damit begonnen, den Motorensound beim Focus ST über ein akustisches System zu verstärken, in den Innenraum zu leiten und so für einen sportlicheren Klang zu sorgen. Der IONIQ 5 N versucht jetzt das Gleiche über Lautsprecher.

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Aber der Sound ist nicht das Einzige, was in dem Elektro-Hyundai für ein vertrautes Fahrerlebnis sorgen soll. So zieht ein Elektroauto beim Beschleunigen normalerweise in einem Rutsch durch – ein Getriebe wie im Verbrenner braucht es nicht. In den IONIQ 5 N haben die Ingenieure nun künstliche Vibrationen einprogrammiert, die ein Gefühl von Hoch- oder herunterschalten simulieren sollen.

Der IONIQ 5 N, der auf der hauseigenen Electrified-Global Modular Platform (E-GMP) der Koreaner aufsetzt, ist das erste Serienfahrzeug der Hyundai-Sportabteilung mit Allradantrieb und zwei Motoren. Das sorgt für zahlreiche Optionen, die auch schnelles Fahren sicherer machen. So reguliert das elektronisch gesteuerte Sperrdifferenzial die Kraftübertragung an jedes einzelne Rad. Sensoren an den Rädern melden im Sekundenbruchteil, wie viel Drehmoment jedes einzelne von ihnen braucht, um Grip zu haben. Das hilft nicht nur auf schwedischen Eisseen und bei schneller Kurvenfahrt, das Ausbrechen des Fahrzeuges aus der Spur schnell zu korrigieren.

Doch auch da haben die Ingenieure der N-Abteilung an ihre sportlichen Kunden gedacht: Auf Knopfdruck lässt sich ein spezieller Drift-Modus aktivieren. Beim kontrollierten Übersteuern bricht das Heck des Fahrzeuges aus, Gegensteuern hält es dennoch in der Spur. Im Drift-Mode spielen das individuelle Drehmoment der Front- und Heckräder, Drehmomentrate, Lenkaufwand, Federungssteifigkeit, und Traktionskontrolle zusammen, um einen optimalen Drift zu liefern.

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Über Motorisierung und Fahrleistung des IONIQ 5 N lässt Hyundai noch nicht viel raus. Dass zwei Elektromotoren, die auf der Vorder- und Hinterachse liegen, für den Vortrieb sorgen werden, ist klar. Ebenso, dass die Straßenlage allein schon wegen des dank der Akkus tiefen Schwerpunkts ausgezeichnet sein dürfte. Hilfreich war sicher auch, dass Hyundai auf die Rallye-Erfahrungen mit dem i20 N WRC Rallye Auto zurückgreifen konnte.

Was von der Leistung her machbar wäre, zeigt der auf gleicher Plattform bauende Kia EV6. Dessen GT-Version kommt aus zwei Elektromotoren auf satte 430 kW / 585 PS sowie ein Drehmoment von 740 Nm. Das ermöglicht im Kia einen Spurt von Null auf 100 km/h in 3,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h. Wie lange der Akku bei diesem Tempo den Strom hält, sei mal dahingestellt. Aber immerhin lässt sich das 800-Volt-System relativ schnell wieder aufladen.

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Jürgen Wolff

Jürgen Wolff

Jürgen bewegt sich im Umfeld der E-Mobilität und gibt in seinen Fahrberichten Einblicke auf den tagtäglichen Einsatz von E-Autos als auch Plug-In-Hybriden. Er selbst ist für press:inform tätig.
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Wolfgang:

Ehrlich, sounds? Bescheuert! Ich war mal bei einer Vorführung eines Ford Focus WRC mit reinem e-Antrieb. Brutales Fahrverhalten ohne Extrasound. Nur das surren des Motors und das Quietschen der Räder. Das ist e-Power.

Läubli:

Wichtig ist, dass solche Systeme ein bzw. ausschaltbar sind und bleiben. So ist es für niemanden ein Problem und jeder hat seinen Spaß. ;-)

Läubli:

Wo Lärm ist, ist in der Regel auch „Rauch“ wenn bei vielen auch nur in den Gedanken… meistens hat es jedoch einen Zusammenhang bei den sehr grün veranlagten Menschen, dass diese auch jeglichen Lärm abweisen.

Bei Audi gibt es das ja schon lange – bei Verbrennern, wohlgemerkt – da ist der Soundgenerator innen und außen im Auspuff. Der Diesel vom SQ5 oder der V6 Biturbo vom RS4 werden beide innen und außen zu einem V8 gepimpt. Das macht vielen Leuten Spaß.

Wichtig: diese Generatoren machen keinen „Lärm“, sondern nur einen Sound der ein Vielfaches leiser ist, als die echten Auspuffklappenracer es sind!

Meine Meinung ist nur, warum muss alles immer gleich schlecht sein, wenn es einem nicht in den eigenen Kramm passt… lasst doch die Leute, die an solchen Sachen Spaß haben sein. Immer das Genörgel um solch unwichtige Dinge, die stressen uns alle und bringen niemandem etwas.

Wenn ich ganz ehrlich bin, macht es auch im Tesla Spass, im Stand ab und zu mal so richtig auf V10 zu machen…. die ganzen Menschen um dich herum können dann nur noch grinsen und staunen – weil du die völlig verblüfft hast und viele eben richtig Freude an Motorengeräuschen haben. Das bleibt auch noch eine ganze Weile so – ganz sicher!

cursum_perficio:

Hoffe mal, dass der Sound ur im Innenraum zu hören ist.

Smartino:

Was hat Lärmvermeidung mit Gründenken zu tun?

Milliarden wurden investiert für Lärmschutzvorrichtungen, leisere Motoren u.s.w.
Jetzt wo die EV leiser sind, kommen ein paar Idioten und wollen künstliche Krach erzeugen. Wie bescheuert ist denn das?

Läubli:

Elektrisch fahren soll kein Verzicht sein, das ist wichtig… ansonsten können sehr viele Autofahrer nicht mit der Elektromobilität abgeholt werden – das ist einfach so, da kann der Grünstdenkende nichts ändern daran.

Peter:

Wer so etwas braucht, soll besser nicht elektrisch fahren.

Mikko:

Die Fahreigenschaften sind wichtig. Ioniq 5 hat bis jetzt viel Nachsehen zu dem Elektro Kia.
Darüber ist hier leider nichts zu lesen

Martin:

Phantomschmerzen. Manch einer scheint den Lärm und die Vibrationen eines Verbrenners zu vermissen. Schön, wenn bei Bedarf nur der Innenraum des jeweiligen Fahrzeugs beschallt wird.

Ich bekam unlängst einen Schreck, weil ich dachte, mein Auspuff würde abfallen. Nein, es war nur der Klappenauspuff des Vorausfahrenden, der kurz nach dem Ortsausgangsschild meinte, seine Umwelt beglücken zu müssen. Die protzigen Endrohre sind doch das neue A****geweih?

Dicker:

Den ganzen Verbrennersoundvibrationsquatsch brauche ich nicht, das wäre für mich sogar eher ein Grund, ihn nicht zu kaufen. Wer braucht denn so einen Blödsinn?

Und der Heckwischer sieht ja mal wirklich äußerst bescheiden aus…

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