Energiewende: Regierung legt Nationale Wasserstoffstrategie vor

Cover Image for Energiewende: Regierung legt Nationale Wasserstoffstrategie vor
Copyright ©

shutterstock / Lizenzfreie Stockfoto-Nummer: 1244559766

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Die Bundesregierung hat das Potenzial von Wasserstoff als Energieträger erkannt und will ein Programm zur Förderung der Brennstoffzellentechnologie auf den Weg bringen. Das Programm Nationale Wasserstoffstrategie (NWS) hätte schon im vergangenen Jahr vorgestellt werden sollen, nun berichten mehrere Medien von einem Entwurf, der sich aktuell in der Ressortabstimmung befinde. Die NWS soll den Rahmen der Bundesregierung umreissen für private Investitionen in die wirtschaftliche und nachhaltige Erzeugung, Transport und Nutzung von CO2-freiem Wasserstoff, heißt es.

Bei der Nationalen Wasserstoffstrategie müssen wir grün, global und groß denken“, sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) dem Handelsblatt. Man sei in den Beratungen „auf einem guten Weg“, ergänzte sie. „Die Strategie muss nun bald zum Abschluss kommen“, drängt die Ministerin, denn „die Nachfrage nach grünem Wasserstoff wird viel größer sein als vielfach angenommen“.

Das Ziel sei, Wasserstoff problemlos verfügbar und für jeden bezahlbar zu machen, damit er sich als Energieträger etablieren kann. Für geeignet hält die Bundesregierung die Bereiche Industrie und Verkehr, dort wo rein Batterie-elektrische Antriebe nicht eingesetzt werden können. „Insbesondere in der Luftfahrt, im Schwerlastverkehr und in der Seefahrt sind viele Routen und Anwendungen nicht direktelektrisch darstellbar“, heißt es in dem Entwurf.

Für die Bundesregierung komme dabei ausschließlich der Einsatz von CO2-freiem Wasserstoffs infrage, der auf Basis von erneuerbaren Energien hergestellt wird. Da dies nicht unmittelbar umgesetzt werden kann, hat die Regierung ein Zwischenziel formuliert: Bis 2030 sollen 20 Prozent des in Deutschland verbrauchten Wasserstoffes aus nachhaltigen Quellen wie Wind- und Solarkraft stammen.

Um Anwendungen im Bereich Wasserstoff zu fördern, sollen bis 2026 insgesamt 1,4 Milliarden Euro an Fördergeldern zur Verfügung stehen. Für Reallabore der Energiewende, die den Technologie- und Innovationstransfer von der Forschung in die Anwendung beschleunigen, sollen interessierte Unternehmen und Initiativen bis zu 600 Millionen Euro bis zum Jahr 2025 erhalten. Bereits von 2006 bis 2016 waren gut 700 Millionen Euro in Entwicklungen in den Bereichen Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie geflossen.

Dem Entwurf sei zu entnehmen, dass die Bundesregierung auch den Kauf von Wasserstoffautos und -fahrzeugen massiv fördern will: 2,1 Milliarden Euro sollen für den Erwerb von Wasserstoffautos, 0,9 Milliarden Euro für den Kauf entsprechender Nutzfahrzeuge und 0,6 Milliarden Euro für Busse mit alternativen Antrieben bereitgestellt werden.

Die Bundesregierung sei sich darüber im Klaren, dass die für die Energiewende benötigte Menge an CO2-freiem Wasserstoff nicht allein in Deutschland produziert werden kann. Deshalb definieren die Autoren des Papiers Handlungsbedarf auch auf europäischer und internationaler Ebene.

Gemäß dem Motto „Shipping the sunshine“ könnte Wasserstoff in Regionen mit viel Wind, Sonne und Wasser produziert und von dort aus exportiert werden, um den Energiebedarf der Welt zu decken, beispielsweise in Nordafrika. Der Plan sieht vor, neue strategische Wasserstoff-Partnerschaften in Europa und der Welt aufzubauen. Mit einem „Potenzialatlas Grüner Wasserstoff“ etwa will das Forschungsministerium gemeinsam mit afrikanischen Partnern die Chancen von grünem Wasserstoff für eine nachhaltige Entwicklung des afrikanischen Kontinents analysieren. Damit sollen auch neue Exportchancen und Absatzmärkte für innovative Technologieunternehmen aus Deutschland geschaffen werden.

Quelle: Handelsblatt — „Nationale Wasserstoffstrategie“: 31 Maßnahmen, die Deutschland zum Vorreiter machen sollen // Spiegel — Altmaier will „globale Vorreiterrolle“ bei CO2-freiem Wasserstoff // BMBF — Nationale Wasserstoffstrategie

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


PD67:

Ich finde es gut wenn viel grüner Wasserstoff importiert wird. Denn es wird einem ganz anderen große Problem damit entgegengewirkt: Dem deutschen Exportüberschuss. Ich glaube auch nicht das wir uns von einem Anbieter / einer Region abhängig machen werden denn es wird sehr viele über die ganze Welt verteilte Anbieter von grünem Wasserstoff geben. Der Transport ist flexibler als der Transport von Strom über Stromleitungen.

P. Denner:

Was wäre daran so schlimm, wenn wir Energie um die halbe Welt transportieren? Globalisierung heißt Arbeitsteilung. Damit verkauft jedes Land das, was es am Besten kann. Deutschland verkauft Maschinen, südlichere Länder mit viel Solareinstrahlung günstige Energie. Eine Win-Win-Situation.

Andro Wegner:

Nachtrag : Man ist natürlich inzwischen auf diese Überkapazitãten aufmerksam geworden & es gibt eine Reihe von Begehrlichkeiten & diverse Nutzungspfade:

Es gibt zum Beispiel eine PtH-Strategie (power to heat). So entsteht in Rostock ein Kraftwerk, das aus Überschussstrom Fernwärme generiert. Es entsteht aber meines Wissens auch an einem wichtigen Knotenpunkt der größte Elektrolyseur der Republik. Das heißt, sowohl Wärme als auch H2 sind aktuell ein Thema.

Es gibt die Idee, dass Überschussstrom in Wärme-Speicher-Kraftwerken zu speichern. Eine entsprechende Anlage entsteht meines Wissens derzeit in Hamburg. Es gibt die Tendenz, mit H2 Biogas Erdgas-Auto-tauglich zu machen. Soweit ich weiß, passiert das gerade in einem Pilotprojekt in Berlin. Es gibt den Versuch, aus H2 & CO2 Methan (CH4 = „Erdgas“) oder gar Benzin & Diesel herzustellen. Eine bzw mehrere solche Anlagen finden sich bei Audi. Es gibt die Vorstellung, H2 als lokalen Energiespeicher zu verwenden & so Rechenzentren mit Erneuerbaren, Elektrolyseuren und Brennstoffzellen-Kraftwerken autark zu machen – siehe auf Englisch beworbene Produktlinie von Daimler.

Aber auch Batterien haben ihre Nutzer. Es gibt bereits heute große Batterie-Speicher, meines Wissens vor allem auf dem Betriebsgelände von Konzernen aus der Automobilbranche. Und es gibt das Konzept des virtuellen Kraftwerks aus Kleinspeichern von Autos, Solaranlagen & modernen Elektroheizungen. Zu letzterem läuft ein Modell-Projet in München. Das heißt, die Wirklichkeit ist schon heute vielschichtiger als unsere politischen Diskussionen. Wenn man also die Erneuerbaren mutig ausbaut & parallel die verschiedenen Nutzungspfade für Überschussstrom erschließt, ist schon viel gewonnen.

Andro Wegner:

Also es gibt Berichte von Experten, die besagen, dass in Deutschland massenhaft Erneuerbare abgeregelt werden, weil die Stromleitung gerade verstopft ist. Das sind jährlich ein paar TWh. Lange hat man sich nicht darum gekümmert, dass daraus wenigstens H2 entsteht. Das ändert sich aber allmählich.

Vor einigen Jahren rechnete jemand vor, dass allein der ungenutzte Überschussstrom aus deutscher erneuerbarer Produktion ausreichen würde um bei der heutigen Technologie 800.000 H2-Autos ein Jahr lang zu betreiben. Und diese Rechnung bezieht sich allein auf bereits vorhandenen Überschussstrom & herkömmliche Elektrolyse-Verfahren. Nicht berücksichtigt werden dabei etwa Verfahren, die aus Abwasser mit geringerem Aufwand größere Mengen H2 herstellen & dabei zugleich das Abwasser reinigen, oder sonstige Verfahren, die in Entwicklung oder Erprobung sind oder sich auf dem Markt noch nicht allgemein durchgesetzt haben.

Hätte man frühzeitig das Konzept gehabt, nicht genutzte Erneuerbare vor Ort oder an Knotenpunkten in H2 umzusetzen, gäbe es keinen schmutzigen H2 mehr an deutschen Tankstellen. Die Autoindustrie könnte gar nicht so schnell so viele H2-Autos produzieren, um diese Menge zu nutzen. Stattdessen haben wir an deutschen Tankstellen überwiegend H2 aus Erdgas & diejenigen Windmüller, die schon H2 produzieren, speisen in Ermangelung vernünftiger Vertriebswege oft ins Erdgasnetz ein oder überlegen die Produktion künstlicher Treibstoffe aus H2 & CO2. Eine nationale H2-Strategie wäre für mich daher, zuerst einmal die vorhandenen Ressourcen gescheid zu nutzen, zu vergüten & auszubauen.

Sebastian Michalke:

Meine Worte. Das ist viel zu wenig.

Andreas E.:

So ganz unrecht haben Sie natürlich nicht. Aber wir machen uns dann auch wieder abhängig. Bauen wir stattdessen Solar- u. Windenergieerzeugung in Deutschland aus, könnten wir den Strom sehr effizient direkt in Akkus speichern und mit den BEVs verfahren. Überschüssig erzeugter Strom kann auch in Deutschland zur Wasserstoffgewinnung genutzt werden. In Summe bräucht man so weniger Energie und damit Ressource und nebenbei bleiben wir vom Ausland unabhängig.

Bolter:

Es ist ganz einfach,selbst ein Wirkungsgrad von nur 30% ist gut,denn die Sonne und der Wind schickt keine Rechnung. Der Transport mit Schiffen ,auch kein Problem,die fahren auch mit Wasserstoff! Wo ist das Problem? Nur unsere Batterie Fans haben anscheinend ein Problem damit,vergessen aber die Umweltbelastung der Herstellung und den verbrauchen von begrenzt verfügbarem Silizium und Kobald(nicht zu verwechseln mit Kobold)den die Grünen brauchen. Dazu kommen die langen Ladezeiten die niemand haben will. Das E-Auto ist ein Tod gebohrenes Merkel Kind.

Markus Wolter:

„Bei der Nationalen Wasserstoffstrategie müssen wir grün, global und groß denken“
Vielleicht sollte man nicht gleich zu den Sternen greifen, und mal die Elektromobilität zum Laufen bringen, z.B. einen gültigen Antrag bei der EU einreichen…

Andreas E.:

Leider ist es nicht nur das letzte Drittel das fehlt.
Würden wir in Deutschland alle Möglichkeiten ausschöpfen bzw. mal anfangen alle verfügbaren Dächer mit Solar zu bestücken und die Gemeinden an den Gewinnen von Windanalgen zu beteiligen um deren Akzeptanz zu bekommen, müsste man in Verbindung mit Langspeichern wie Redox-Flow „https://wp.elektroauto-news.net/news/jenabatteries-basf-entwickeln-redox-flow-stromspeichertechnologie/“ nicht Energie um die halbe Welt transportieren.

Mark Müller:

Es gibt einfach folgendes Problem: Schon bei der heutigen Menge an Solar- und Windstrom gibt es Zeiten, wo man zu viel Energie hat. Wenn wir die Photovoltaik in den nächsten Jahren auf ein Mehrfaches von heute hochfahren, wird sehr viel Energie zur falschen Zeit anfallen. Diese Energie muss man irgendwie speichern. Jede Speicherung hat einen gewissen Anteil an Verlust. Für eine längerfristige Speicherung zum Ausgleich von jahreszeitlichen Schwankungen gibt es nicht viele überzeugende Lösungen.
Eine Variante besteht nun darin, das letzte Drittel der notwendigen Solarpanel nicht hier, sondern in der afrikanischen Wüste aufzustellen – wo sie fast das Doppelte einbringen und auch keine wertvolle Fläche besetzen -, den dort nicht sofort benötigten Strom in Wasserstoff umzuwandeln und ihn hierhin zu transportieren. Das ist ein möglicher Teil einer Lösung des Problems und es sieht danach aus, dass man das tun wird. Ist das jetzt so blöd?

Ähnliche Artikel

Cover Image for MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

Michael Neißendorfer  —  

Auf einer 800-Volt-Plattform aufbauend, versprechen die Elektroautos nicht nur flotte Ladezeiten sondern auch hohe Reichweiten und viel Leistung.

Cover Image for Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Sebastian Henßler  —  

Für härteste Einsätze gemacht: Munros elektrischer 4×4 bietet Nutzlast, Zugkraft und drei Aufbauformen – wartungsarm, geländetauglich und alltagstauglich.

Cover Image for Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Michael Neißendorfer  —  

Ein entscheidender Gamechanger in der Elektromobilität spielt sich nicht auf der Straße ab – sondern in der Einfahrt, wie Zahlen von Ford zeigen.

Cover Image for Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Sebastian Henßler  —  

Vier Motoren, 1625 Nm Drehmoment und Launch Cam: Rivian stattet R1T und R1S mit verbesserter Technik für Alltag und Offroad aus.

Cover Image for Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Serienproduktion der Batterien für den vollelektrischen CLA setzt die Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz einen großen Meilenstein.

Cover Image for Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Sebastian Henßler  —  

Ultra Violet trifft auf Flaming Red: Der ID.3 GTX Fire + Ice erinnert an den Golf-Klassiker von 1990 – jetzt mit Elektroantrieb, Design von Bogner und 240 kW Power.