Wie sich Elektro-Lkw und E-Busse in das Nachhaltigkeitskonzept von Scania einfügen

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Scania

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

Die Markteinführung des ersten vollelektrischen Lkw von Scania markiert einen Meilenstein auf dem Weg, den das Unternehmen und seine Kunden in Richtung eines fossilfreien kommerziellen Transportsystems eingeschlagen haben, so der Lkw-Hersteller in einer aktuellen Mitteilung. Darüber hinaus unterstreiche dies die zentrale Bedeutung der Elektrofahrzeug-Technologie für die Nachhaltigkeitsbestrebungen von Scania: Der Hersteller habe sich dem Ziel eines fossilfreien kommerziellen Transportsystems verschrieben – Elektrofahrzeuge spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Angesichts der Dringlichkeit, mit der das Pariser Abkommen erfüllt werden muss, sei die komplette Dekarbonisierung der kommerziellen schweren Gütertransporte schon lange vor 2050 unabdingbar. Der von Scania initiierten Pathways Studie zufolge ist dieses Ziel realistisch und bringe außerdem Vorteile in puncto Kosten und Gesundheit mit sich. Es sei aber auch offensichtlich, dass dafür unmittelbares Handeln erforderlich ist.

Die Markteinführung des Scania Elektro-Lkw belege das Engagement des Unternehmens für eine Dekarbonisierung des schweren Gütertransports. Auch die Tatsache, dass das Unternehmen zu wissenschaftlich begründeten Zielsetzungen klar Stellung bezieht, untermauere dieses Bestreben.

Scania als Lkw-Hersteller sieht sich damit als Pionier, der die Klimaziele im Einklang mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen in notwendige Maßnahmen umsetzt, die helfen sollen, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad bis Mitte dieses Jahrhunderts einzudämmen. Das Unternehmen will in diesem Fall die durch seine eigenen Betriebsabläufe entstehenden CO2-Emissionen bis 2025 um 50 Prozent reduzieren sowie die durch die Verwendung seiner Produkte verursachten Emissionen im gleichen Zeitraum um 20 Prozent senken. Diese Zielsetzung wurde von der Science-Based Target Initiative bestätigt und verfolge eine aggressive Dekarbonisierungspolitik.

Kein Patentrezept für den fossilfreien Transport

Um die wissenschaftlich begründeten Ziele zu erreichen und ein fossilfreies Schwertransportsystem zu ermöglichen, müssen alle mit fossilen Energien betriebenen Fahrzeuge bis 2050 vollständig verschwunden sein, so Scania. Gleichzeitig muss zur Gewährleistung der Fahrzeugelektrifizierung eine nachhaltige Versorgung mit nicht fossiler Energie sichergestellt werden.

Scania ist sich darüber im Klaren, dass es angesichts der großen Unterschiede in den jeweiligen lokalen Infrastrukturen und Energiequellen kein Patentrezept für ein fossilfreies Transportsystem geben kann. Die Elektrifizierung sei daher nur ein Bestandteil von mehreren innerhalb der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens. Ein weiterer Schwerpunkt liege auf den erneuerbaren Kraftstoffen.

Die Pathways Studie belege, dass erneuerbare Kraftstoffe bereits hier und heute zur Verfügung stehen, das größte Potenzial zur Reduzierung der CO2-Emissionen haben und eine wesentliche Rolle beim Vorantreiben des Dekarbonisierungsprozesses spielen können, während andere Technologien, einschließlich Elektrifizierung, derzeit entwickelt werden.

Scania hat laut eigener Aussage seit vielen Jahren eine Vorreiterrolle bei der erneuerbaren Kraftstofftechnologie eingenommen: Alle seit 2014 verkauften Lkw des Unternehmens können demnach auch mit Biokraftstoffen betrieben werden. Darüber hinaus fordert das Unternehmen schon lange mehr Unterstützung durch die Entscheidungsträger für eine großflächigere Anwendung dieser Lösungen.

Elektrofahrzeuge haben sich jedoch als die anerkannteste nachhaltige Transporttechnologie erwiesen. Sie gelten gemeinhin als ein effizientes und kostengünstiges Mittel auf dem Weg hin zu einem fossilfreien Transportsystem. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich die Technologie schneller als erwartet.

Zunehmender Trend hin zu Elektrofahrzeugen

Die Elektrifizierung ist die Zukunftstechnologie schlechthin, wenn es um die Dekarbonisierung des Transportsystems geht. Die weltweiten Absatzzahlen für Elektrofahrzeuge haben im Jahr 2019 einen noch nie dagewesenen Höchststand erreicht. Elektrofahrzeuge machen bereits jetzt die Hälfte aller Pkw in Norwegen aus – das Land plant außerdem große Investitionen im Bereich elektrifizierter Gewerbeflotten.

Scania ist einer der Bushersteller, dessen Hybrid-Elektrobusse Pendlerstrecken in mehreren Städten auf der ganzen Welt abdecken. Kürzlich hat das Unternehmen auch vollelektrische Busse auf den Markt gebracht.

Zwischenzeitlich treiben weitreichende politische Maßnahmen, wie Fördermittel für Elektrofahrzeuge, strengere Verbrauchsstandards und Verbote für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zur Verbesserung der Luftqualität für die Bürger sowie zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen den Wandel hin zur Elektrifizierung schneller voran. Dahinter steht auch eine klare wirtschaftliche Notwendigkeit: Viele Geschäfte in unterschiedlichen Industrien, vor allem im Einzelhandel, fordern jetzt nachhaltige Lösungen – die auch Elektrofahrzeuge einschließen.

Das Fehlen einer ausreichenden Ladeinfrastruktur und Probleme bei der Energiespeicherung haben die Ausbildung von elektrisch betriebenen Fernverkehrstransporten bislang verhindert. Die jüngsten Entwicklungen im Bereich der Batterietechnologie eröffnen mittlerweile allerdings neue Möglichkeiten für eine Elektrifizierung des schweren Güterverkehrs. Die Entwicklung gewinnt zunehmend an Dynamik und Scania erwartet innerhalb weniger Jahre einen maßgeblichen Durchbruch.

Scania habe in den vergangenen Jahren einige wesentliche Erfolge in der Entwicklung der Elektrofahrzeugtechnologie erzielt. Die Elektrifizierung der Straßen ist nur ein zentrales Beispiel in dieser Hinsicht. Scania sieht sich als einen wichtigen Akteur in mehreren Entwicklungsprojekten für Oberleitungs-Elektrostraßen in Schweden und Deutschland. Eine der drei deutschen Elektrostraßen-Teststrecken mit Oberleitungssystemen in der Nähe von Frankfurt am Main ist nun voll einsatzbereit. Dort kommen fünf mit Pantographen ausgestattete Scania Hybrid-Lkw des Typs R 450 als Testobjekte zum Einsatz.

Kundennachfrage steuert Entwicklung

Ein weiterer Teil der Entwicklungsbemühungen von Scania im Bereich Elektrofahrzeuge bestehe in der Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Unternehmen aus anderen Branchen, die ihre Betriebsabläufe sauberer und nachhaltiger gestalten wollen.

Wenn ein zukunftsorientierter Spediteur, wie das norwegische Unternehmen Asko, sich eigene ehrgeizige Ziele zur Reduzierung seiner Emissionen setzt, wendet es sich an Scania mit der Bitte um Unterstützung bei diesem Vorhaben. Die daraus resultierenden Versuche mit Wasserstoff-Kraftstofftechnologie und die Pläne von Scania zur Lieferung von bis zu 75 vollelektrischen Lkw an Asko im Lauf der nächsten drei Jahre seien nur ein Beispiel dafür, wie Kunden einen Beitrag zu dieser Veränderung leisten können.

Elektrofahrzeuge: ideal für den Stadtbereich

Die Markteinführung seines ersten vollelektrischen Lkw bringe Scania auf dem Weg hin zu einem fossilfreien kommerziellen schweren Gütertransport mit Elektrofahrzeugen einen wesentlichen Schritt voran. Sie folgt auf die Einführung des Hybrid im Jahr 2018 und eines Plug-in-Hybriden im Jahr 2020.

Diese Fahrzeuge eignen sich vor allem für die Anforderungen des städtischen Verteilverkehrs und ermöglichen auch Lieferungen in der Nacht, was zu einer Reduzierung des Verkehrsaufkommens führt, einen Beitrag zu einer insgesamt besseren Luftqualität leistet und gleichzeitig sicherstellt, dass die Stadtbewohner nicht aus dem Schlaf gerissen werden. Viele gute Gründe also für einen großflächigeren Einsatz von Elektrofahrzeugen.

Quelle: Scania – Pressemitteilung vom 04.02.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Wolfbrecht Gösebert:

„… umweltfreundlichen Antriebsarten inkl. Brennstoffzelle und H2-Technologien …“

Abgesehen davon, dass beides keine Antriebsarten sind (sondern als Energiespeicher dienen), ist ja eben die Frage der Umweltfreundlichkeit genau dann strittig, wenn es batterieelektrische Alternativen mit ca. einem Drittel des Stromverbrauchs gibt!

rabo:

In der Tat: ALLE umweltfreundlichen Antriebsarten inkl. Brennstoffzelle und H2-Technologien! sonst wird doch wieder europäisch/deutsch (Scania gehört VW) verschlafen und Hyundai, Hyzon, etc. (evtl. sogar Nikola) machen das Rennen.

Strauss:

Scania als einer der führenden Herstellern im Nutzfahrzeugsektor nimmt die Energiewende ernst. Als Profi lässt sich der nicht von fanatischen Daumen nach unten Winker, die nur die reine E Mobilität und zwar in alle Bereichen durchsetzen möchten, beieinflussen.
Nachhaltigkeitskonzept heisst das auch bei den Nordländern. Die wollen nichts verschlafen und gehen mit allen zu Verfügung stehenden Möglichkeiten zum Trend, weg vom Oel.Wirklich alle umweltfreundlichen Antriebsarten die wir die letzten 10 Jahre im PKW Sektor finden,stehen denen zur Ueberprüfung nahe.Sogar das altbekannte Trolleybussystem mit Oberleitung könnte einen Teil der Lösung sein, künftig die Strafzahlungen zum umschiffen.

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