„Einstieg-EQS“ im Test: Mercedes EQS 450 SUV 4matic

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Stefan Grundhoff
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  —  Lesedauer 4 min

Mercedes hat große Erwartungen an seine neuen Elektrocrossover. Dabei kommt dem Topmodell des EQS SUV eine besonders große Bedeutung als imageträchtiges Aushängeschild zu. Dabei muss es jedoch nicht unbedingt der große 580er sein. Viele Kunden dürften sich für die Basisversion des EQS 450 SUV entscheiden. Aber bitte mit Allrad!

Mercedes kennt seine Kunden scheinbar ganz genau – auch diese in Asien und den USA. Und hier scheint für einige der an sich unverzichtbare Allradantrieb durchaus entbehrlich. Daher hält sich die Überraschung in Grenzen, dass der Mercedes EQS 450 SUV auch allein mit Hinterradantrieb zu bekommen ist. Macht einen Preisvorteil von rund 4.000 Euro. In dieser Fahrzeugklasse sollte ein Allradantrieb an sich jedoch obligatorisch an Bord sein, denn auch wenn sich Regen, Schnee und Eis in Regionen wie Peking oder Miami in Grenzen halten, hat der Allradantrieb bei Fahrdynamik und Sicherheit gleichermaßen nennenswerte Vorteile. Das fängt schon beim Gewicht an, denn der EQS ist unabhängig von seiner Motorleistung ein gewaltiger Koloss von 2,8 Tonnen und so sollte man nach kurzer Überlegung keinen Gedanken an die günstigere Version mit Hinterradantrieb entscheiden und den EQS auch als 450er auf allen vieren krabbeln lassen.

Der Mercedes EQS 450 SUV 4matic ist ein elektrischer Allradgigant, der eng mit der EQS-Limousine verwandt ist. Sein Design ist etwas gefälliger, weil gerade die Front für Souveränität und Statusbewusstsein steht und auch am Heck wirkt der EQS-SUV gefälliger als die rundliche Limousine. Das Platzangebot ist vorne wie hinten nicht zuletzt durch den 3,21 Meter langen Radstand gut, die Sitze bequem und vielfältig elektrisch zu verstellen.

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Die dritte Reihe – nur manuell auszuklappen – ist dabei jedoch eher für Kinder gedacht, denn das Ein- und Aussteigen ist auch mit weniger as 1,70 Metern Größe eine wenig kommode Kletterpartie. Etwas mehr Länge würde dem Mercedes EQS SUV mit Fokus auf die Hauptmärkte in den USA und Asien gut tun. Der Laderaum fasst je nach Sitzkonfiguration – die Rücksitze sind teilbar im Verhältnis 40:20:40 – zwischen 565 und 2.100 Litern.

Doch reichen nunmehr jede 265 kW / 360 PS und 800 Nm maximales Drehmoment, um den über 2,8 Tonnen schweren Allradler flott über die Straßen dieser Welt zu tragen? Es reicht allemal – so weit vorweg. Etwas überraschend jedoch, dass die Version mit Hinterradantrieb über die gleiche Motorleistung wie der Allradler verfügt. Allein das maximale Drehmoment ist mit 568 Nm spürbar geringer, aber immer noch ausreichend. Doch das gewaltige Gewicht lässt einen schnell spüren, dass 360 PS nicht viel sind, wenn man gerade bei geringen Tempi beschleunigt oder aus hohen Geschwindigkeiten beim Zwischenspurt nochmals nachlegen möchte.

Doch ist der Mercedes EQS SUV nicht ohnehin ein Cruiser, mit dem man eher lässig über Landstraßen gleiten möchte oder auf Autobahnen den Tempomat einstellt? Dafür reichen die 265 kW / 360 PS allemal und wenn einmal gespurtet werden muss, dann tun die 800 Nm Drehmoment ihr übriges, um bei der Musik zu sein.

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Die Leistung wird durch den Allradantrieb auch bei rutschiger Piste oder verschmutzter Fahrbahn bestens auf den Boden gebracht und daher noch einmal die kurze Erinnerung, die Idee mit dem günstigeren Hecktriebler schnell wieder zu streichen. Wer oft auf langen Strecken unterwegs ist, mit mehreren Personen reist oder echten Fahrspaß empfinden möchte, der kommt um die Topversion des EQS 580 SUV 4matic mit stattlichen, aber nicht gigantischen 400 kW / 544 PS / 858 Nm nicht herum.

Im Unterschied zu so manchem Wettbewerber aus China oder den USA ist die aktuell angebotene Maximalleistung ohnehin nicht allzu opulent. Auch der schwächere 450er riegelt bei maximal 210 km/h ab – nicht viel für einen Elektro-SUV und schon gar nicht viel für ein Luxusmodell, das sich letztlich auch an Verbrennermodellen messen lassen muss. Die Reichweite bereitet zumindest bei warmen Temperaturen keine Probleme – im Gegenteil. Mit dem 108 kWh großen Akkupaket sind Dank 20,5 kWh Durchschnittsverbrauch bis zu 600 Kilometer drin. Mindestens genauso wichtig: die richtige Ladegeschwindigkeit. Hier bietet der EQS zwar keinen Ladeturbo mit 800-Volt-Spannung, aber immerhin eine Nachladung mit bis zu 200 Kilowatt, was das Batteriepaket im Bauch des Walfisches in 15 Minuten um 250 Kilometer erstarken lässt.

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Das Manko des mindestens 114.466 Euro teuren Mercedes EQS 450 SUV ist sein Gewicht, denn das kann schon nicht der deutlich leistungsstärkere 580er überspielen und dem kleinen Bruder merkt man es noch viel deutlicher an. Daran ändern auch die gute, wenn auch leichtgängige Lenkung mit zehn Grad Allradwinkel oder das überaus komfortable Fahrwerk nichts. In flott gefahrenen Kurven, die in den Bergen schnell zu Kehren werden, macht sich zudem die fehlende Wankstabilisierung bemerkbar, die zumindest optional an Bord sein sollte.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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Udo:

Bessere Autos? Welches? Klar ist das ein hoher Preis, ich persönlich fahre den eqe 300 . Kostet in einer akzeptablen Ausstattung 75000€. Früher fuhr ich Tesla, aber Reichweite , Verarbeitung und Service sind die höheren Kosten Wert.

MMM:

Ganz einfach: Kunden sind bereit das zu zahlen.
Gab es je einen anderen Grund für einen bestimmten Preis?

Groß:

Ich kann Dir bei Deiner Farge nur zustimmen.
Andere Anbieter bieten bessere Autos zu einem niedrigeren Preis an. UNd vor allem sind diese dann auf einem aktuellen Stand der Technik, was man von diesem Merzedes nicht sagen kann.

Smartino:

Was rechtfertigt bei diesem biederen Durchschnittsauto den astronomischen Mindestestpreis von 114’000 €?

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