Herber Rückschlag für E-Fuels: Ørsted stoppt europäisches Großprojekt

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Viele Vertreter aus Politik und Gesellschaft setzen große Hoffnungen auf synthetische Kraftstoffe wie sogenannte E-Fuels, mit denen sich Autos und Nutzfahrzeuge auch ohne Elektromotor klimafreundlicher antreiben lassen könnten. Die FDP hatte sogar erstritten, dass in der EU eventuell Neufahrzeuge ab 2035 weiterhin zugelassen werden könnten, wenn sie ausschließlich mit E-Fuels – also mithilfe von viel Strom hergestelltem Kraftstoff – betrieben werden. Diese Hoffnungen erleben nun jedoch einen herben Rückschlag. Wie die FAZ berichtet, wird das größte europäische Vorhaben für E-Methanol gestoppt – und auch andere Projekte stehen auf der Kippe.

Der dänische Windstromkonzern Ørsted wollte eigentlich eine Fabrik errichten, die bereits ab dem kommenden Jahr jährlich 55.000 Tonnen E-Methanol herstellen sollte – vor allem für die Schifffahrt und die Verwendung in der Industrie. „Das E-Methanol sollte fossile Brennstoffe ersetzen und wird aus Wasserstoff und Kohlendioxid hergestellt, unter Einsatz von Windenergiestrom„, heißt es in der FAZ. Doch daraus wird nun nichts. „Der Markt für flüssige E-Kraftstoffe in Europa entwickelt sich langsamer als erwartet, und wir haben die strategische Entscheidung getroffen, unsere Bemühungen auf diesem Markt zurückzustellen und die Entwicklung von Flagship-One zu beenden“, sagte demnach Vorstandschef Mads Nipper.

Shell stoppt Biokraftstoff-Projekt

So ist es offenbar nicht gelungen, genug Abnahmeverträge für die Zukunft abzuschließen, dass sich der Betrieb rechnen könnte. Der Abbruch der Projekts verursache einen Schaden von etwa 200 Millionen Euro. Allerdings heiße das nicht, dass man seitens des Unternehmens nicht an eine Zukunft von E-Fuels glaube. So heißt es seitens des Windstromkonzerns: „Wir glauben nach wie vor an den langfristigen Markt für E-Fuels, aber die Industrialisierung der Technologie sowie die kommerzielle Entwicklung des Absatzmarktes sind deutlich langsamer vorangekommen als erwartet.“

Die FAZ nennt im Artikel zudem weitere Projekte zu E-Fuels, Biokraftstoffen und Wasserstoff, die auf der Kippe stehen. Fortescue aus Australien gab demnach Pläne für grünen Wasserstoff auf, weil die Kosten dafür zu hoch geworden seien. Vor Kurzem habe zudem Shell bekanntgegeben, „dass es den Bau einer der größten europäischen Anlagen für Biokraftstoff in Rotterdam pausiert“. Die Nachfrage nach den Kraftstoffen sei einfach zu niedrig. Was kaum verwundert, schließlich sind die klimafreundlichen Alternativen an der Tankstelle noch spürbar teurer als fossile Kraftstoffe. Ohne massive Subventionen oder Verschiebungen durch den stetig steigenden CO2-Preis dürfte sich daran auch erst einmal wenig ändern.

Kritiker von E-Fuels bemängeln, dass bei Umsetzung aller geplanten Projekte diese dennoch bei Weitem nicht ausreichen würden, um eine echte Alternative zu Elektroautos zu ermöglichen. Nun sieht es aber zunehmend danach aus, dass selbst von den geplanten Projekten in absehbarer Zeit längst nicht alle tatsächlich umgesetzt werden können.

Quelle: FAZ – „Ein Rückschlag für die großen E-Fuel-Träume“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Talis:

Stimmt: Mittlerweile ist man deutlich weniger „Risiko-affin“ als früher. Die heutigen Kosten wären also nochmal deutlich höher als damals.

Talis:

Es wird voraussichtlich nie „genug“ Strom dafür da sein. Man baut ja nicht einfach planlos 1-2 TWhp über den konkreten Bedarf. E-Fuels werden aus Kostengründen nur dort Anwendung finden, wo keine sinnvollen Alternativen existieren, egal wie lange du abwartest.

Pedro G.:

Das wundert mich nicht auch die Arabischen Länder investieren nicht in E-Fuels
Für diese wäre es Interessant wenn sie fast kein Öl mehr verkaufen können !

Markus:

Weil es dann teuer wird, und das will die FDP nicht, denn nur billig ist für die FDP gut.

Artur Baumann:

Wieso gibt es kein Gesetz, das die Beimischung von Efuels zu Benzin vorschreibt, um die Skalierung der Produktion zu ermöglichen?

Peter:

Laut E-Fuel Allianz hätte man 2022 mit dem Hochfahren der weltweiten Produktion beginnen sollen um 2050 einen Produktionspreis von 0,60€/l zu bekommen( Diesel kommt auf 0,06€/l) dies entspricht, ohne staatliche Subventionen, einen Endkundenpreis von 3€/l.

Peter:

„Erst wenn genug Strom da ist und das dauert noch lange….“
Da haste Recht und somit wird E-Fuel zum Glück niemals kommen da wir unds entweder wieder von Schurkenstaaten abhägig machen oder min. 5x mehr erneuerbare Energien ausbauen müssen…was in Deutschland natürlich mal wieder nicht funktioniert und teilweise zu Zuständen wie im Dritten Reich führt, siehe hier:
https://www.freiepresse.de/zwickau/zwickau/das-zerrissene-dorf-der-windrad-krieg-von-schoenfels-artikel13486787

Rolando:

Wir sind in Spitzenzeiten derzeit Bau etwas über 50% Erneuerbare auf das Jahr gerechnet. Wo ist da Überschuss? Ja im Sommer gibt es tagsüber mal mehr Windkraft aber der muss in den Süden geleitet werden damit die Fossilen abgeschaltet werden können

Spiritogre:

Das war aber 1964, die Zeiten haben sich sehr geändert.

Marco:

Solche Anlagen rentieren sich nur, wenn die 24/7 produzieren können. Da fehlt noch jede Menge Überschussstrom.

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