Deutsche Bahn und Kia starten Second-Life-Projekte

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Mit einer strategischen Partnerschaft wollen der koreanische Autobauer Kia und die Deutsche Bahn (DB) die Kreislaufwirtschaft in der Elektromobilität weiter vorantreiben. Die Idee: Mehrere gebrauchte Lithium-Ionen-Batterien aus Elektroautos werden gebündelt zu einem leistungsstarken Energiespeicher für grünen Strom aufbereitet.

Die Einsatzbereiche dieser als Second-Life-Batteriespeicher bekannten Technologie sind vielfältig und flexibel: Sie speichern beispielsweise überschüssigen Strom aus Photovoltaikanlagen und Windkraft, können diesen dann z.B. in Instandhaltungs- und Bereitstellungswerken der DB über den Tag verteilt abgeben. Das senkt die Kosten für Stromspitzen und erhöht den Anteil erneuerbarer Energien im Verbrauch. „Stromsparen ist das Gebot der Stunde. Unsere Second-Life-Batteriespeicher bieten dafür eine Lösung, die gleichzeitig nachhaltig ist. Das ist für alle Branchen attraktiv“, sagt Berthold Huber, Vorstand Infrastruktur der Deutschen Bahn.

Den Prozess von der Beschaffung der gebrauchten Batterien bis zur Fertigung übernimmt Encore, ein Corporate Startup der DB Bahnbau Gruppe. Ab 2023 will Encore den Vertrieb und die Serienproduktion mehrerer hundert Stromspeicher starten. Ein erstes Pilotprojekt ist seit Juli 2022 auf dem EUREF-Campus in Berlin in Betrieb. Die Einheit auf dem EUREF-Campus besteht aus insgesamt 24 Batteriemodulen mit einer nutzbaren Gesamtkapazität von 72 kWh. Eine der Anwendungen des Speichers auf dem EUREF-Campus ist das Laden von Elektroautos – und das erste Fahrzeug, das angeschlossen wurde, war ein Kia e-Niro.

Weitere Speicher sollen an verschiedenen DB-Standorten aufgebaut werden: unter anderem im ICE-Werk in Leipzig, dem digitalen Testzentrum in Scheibenberg (Sachsen) und am Bahnhof Zorneding in der Nähe von München. Grundsätzlich können alle Unternehmen mit einem hohen Energiebedarf und dem Fokus auf Erneuerbare Energien von den Second-Life-Speichersystemen profitieren.

„Als eine der führenden Marken für Elektromobilität in Europa wird Kia das globale Portfolio an Elektroautos bis 2027 auf 14 Modelle erweitern. Gleichzeitig investieren wir in nachhaltige Lösungen auch für Batterien nach ihrem ersten Leben im Fahrzeug. Die Partnerschaft zwischen Kia und der DB zeigt, dass wir gemeinsam Batterien als wertvolle Ressourcen im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft betrachten.“ – Jason Jeong, Präsident von Kia Europe

Encore erhält die gebrauchten Batterien direkt von den Kia-Händler:innen, überprüft sie und unterzieht sie einer Sicherheits- und Qualitätsanalyse. Batteriemodule mit ausreichender Restkapazität werden in Second-Life-Batteriespeichern montiert, nicht nutzbare Batterien übermittelt Encore zum fachgerechten Recycling.

Der europaweite Transport der Batterien und neuen Energiespeicher erfolgt vor allem über die Logistiktochter DB Schenker sowie DB Cargo. Aufgrund der strengen gesetzlichen Vorschriften für Transport und Lagerung der Batteriespeicher ist die sachgerechte Beförderung besonders komplex, wie etwa die Kennzeichnung und Temperaturregulierung für die Fahrten.

Quelle: Deutsche Bahn – Pressemitteilung vom 07.09.2022 / Kia – Pressemitteilung vom 06.09.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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egon_meier:

Es gibt sooo viele Second-Life-Projekte: BMW, Audi/VW .. jetzt Kia.
Dabei gibt es kaum Akkus, die anfallen – außer aus ein paar Testfahrzeugen und einigen abgerockten PlugIn-hybriden.
Richtig Stückzahlen werden erst in 10-15 Jahren kommen, wenn zahlreiche Langstreckenfahrzeuge in den passenden SoH-Bereich gekommen sind.
Ich schätze aber , dass bis dahin andere Speichertechniken für stationären Bedarf marktgängig sein werden, die große Vorteile haben: Preiswert und gut skalierbar, betriebssicher, hohe Zyklenzahl, geringer Ressourcenbedarf. Die werden dann zwar schwerer sein aber das spielt stationär keine Rolle.
Die Masse der BEV-Akkus wird ins Recycling gehen oder die Fahrzeuge werden für Kurzstreckenbedarf genommen.

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