Daimler-Strategie laut Forschungs-Vorstand „klar: Electric first!“

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Markus Schäfer, Mitglied des Daimler-Vorstands, verantwortlich für Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung, Einkauf und Lieferantenqualität, sprach in einem Interview mit Top Company Guide ausführlich über die Umbruchphase in der Autoindustrie, was der Antrieb der Zukunft wird und warum das Batterie-Elektroauto dem Wasserstoffauto momentan überlegen ist.

Für Schäfer ist „der Wandel Herausforderung und Chance zugleich“. Das Marktumfeld verändere sich momentan „komplett, sei es durch gesetzliche Regularien, heterogene Märkte und politische Rahmenbedingungen.“ Hinzu kämen „die digitale Disruption mit einem enormen Anstieg an Computerleistung sowie neue Wettbewerber, die mit einer Vielzahl an Innovationen auf den Markt drängen“. Und auch die Klimadebatte gehöre zu dem „völlig neuen Umfeld, in dem wir uns neu ausrichten und beweisen müssen.“ Daimler wolle die neuen Entwicklungen „nachhaltig und digital umsetzen und in gleichem Schritt die Elektrifizierung ausbauen“, so der Manager. Ihm sei es auch wichtig, „den Kunden und seine individuellen Bedürfnisse bei alledem nicht aus den Augen zu verlieren.“

Den einen Antrieb der Zukunft gebe es „zumindest mittelfristig nicht“, sagt Schäfer, sondern verschiedene. Daimler wolle den Weg zum Antrieb der Zukunft „offen mit nachhaltigen Technologien“ beschreiten und so „flexibel auf die individuelle Nachfrage der Kunden und die Entwicklung der Märkte reagieren“ können. Die Strategie aber sei „klar: Electric first!“ Bei der Entwicklung einer neuen Fahrzeug-Architektur will Daimler „das Auto zuerst als rein elektrisches Fahrzeug“ konstruieren. Erst danach werde über andere Antriebe nachgedacht, wie etwa einen Plug-in-Hybrid.

Um die Möglichkeiten der Digitalisierung optimal nutzen zu können, will Daimler künftig das Auto „von innen nach außen“ denken: „mit einem Software-orientierten Ansatz und Cloud-basierten Lösungen“. Schäfer will „den Aufenthalt und die Interaktion mit unseren Autos für unsere Kunden noch angenehmer, komfortabler und sicherer machen werden“ und nennt als Beispiele neue Services in MBUX, „zum Beispiel Amazon Music, aber auch Car-2X-Kommunikation, Over the Air-Updates, Gaming-Features und automatisierte Fahrfunktionen. Unsere Kunden werden es lieben.“

Das Ziel „ist und bleibt die emissionsfreie Mobilität“

Eine der wichtigsten Aufgaben für Daimler sei die CO2-Reduktion. Das Ziel „ist und bleibt die emissionsfreie Mobilität“. Der Hersteller will bis 2039 eine komplett CO2 neutrale Pkw Neuwagenflotte anbieten. Das soll vorrangig mit rein elektrischen Autos möglich werden. Auch mit Hilfe einer „durchgängigen Elektrifizierung der Verbrennungsmotoren beginnend mit der 48-Volt-Technologie“ in Kombination mit „synthetischen Kraftstoffen, den e-fuels“, sollen Verbrennungsmotoren zukünftig ebenfalls „quasi CO2-neutral betrieben werden“, so der Daimler-Manager. Auch „hocheffiziente Hybridfahrzeuge“ seien ein wichtiger Bestandteil der Elektrifizierungsstrategie von Daimler. Mit Plug-in-Hybriden etwa können „beinahe sämtliche tägliche Fahrten rein elektrisch zurückgelegt werden, wenn der Kunde die Batterie dann auch zu Hause oder am Arbeitsplatz laden kann“.

Die Brennstoffzelle sei trotz der Einstellung des GLC F-CELL weiterhin wichtig, allein schon wegen dem „großen Potenzial dieser Technologie, deren Vorteile klar auf der Hand liegen: null Emissionen, hohe Reichweiten und kurze Betankungszeiten sowie ein breites Einsatzspektrum vom Pkw bis zu Bussen, anderen großen Nutzfahrzeugen oder auch für stationäre Anwendungen.“ Allerdings sei momentan „die Batterie der Brennstoffzelle überlegen – nicht zuletzt aufgrund der Kostensituation der Herstellung und auch des Aufbaus einer Tankstellen-Infrastruktur.“ Die Brennstoffzelle soll bei Daimler aber „die batterie-elektrischen Antriebe als ein integraler Bestandteil der Antriebsstrategie ergänzen: 2022 bringen wir die Brennstoffzelle zur Verlängerung der Reichweite im Stadtbus in Serie, bei unseren Lkw perspektivisch bis Ende der 2020er-Jahre.“

Von einem „Verbrenner-Aus“ möchte Schäfer nicht sprechen: Daimler erwartet, dass bis 2030 die Hälfte der Pkw-Verkäufe mindestens auf Plug-in-Hybride und rein elektrische Fahrzeuge entfallen: „Also läuft dann immer noch deutlich mehr als die Hälfte der produzierten Autos mit Verbrennungsmotor vom Band“.

Quelle: Top Company Guide — Im Dialog mit Markus Schäfer

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Stefan jepp:

Mercedes geht einen konservativen Weg. Das passt zum Konzern. Ob es gelingt angesichts der vielen Sparmaßnahmen, die nötigen Investitionen in Zukunftstechnologien zu leisten, wird sich zeigen.
Entscheidend für den Erfolg von Daimler ist noch immer der Verkauf von Vetbrenner- SUVs.
Ohne dieses Geschäftsfeld geht im Premiumsegment momentan nichts.

AuktionärVita:

Daimler VS Tesla
Was ist los Daimler, könnt Ihr oder wollt ihr nicht mehr? Tesla’s Investoren sehen schon die 7.000 $ Marke in der Zukunft auf dem Aktienmark. Die Entwicklung bei Tesla ist so rasant, da erscheint die deutsche Autoindustrie wie eine Schnecke. In den 2000er Jahren haben die MB Probleme mit Rost, Elektronik, 6 Zyl. Benzinern, CBS Bremse, Dieselsoftware ect.
Made in Germany ist so ein FAKE.

Strauss:

Aber , Aber, mit so vielen Widersprüchen (Markus Schäfer) wollt ihr die Zukunft angehen. Electric first, und jedes Auto bei MB künftig als erstes elektrisch konstruieren. Dann sofort den Schwenker auf das 48 Volt – System. Das sind doch keine E Autos! Wenn die Kunden zu Hause und im Geschäft laden können sei doch alles elektrisch möglich? Dann brauchts auch keine PHEV s für solche Fälle! Heute haben wir 400 Km Reichweite bei reinen E s für 30 000 .- Euro. Man sei aber offen für weitere Technologien. Was sollen das für welche sein ? h2 habt ihr für PKW s aufgegeben, und eure Autos sollen ja für elektrisch konstruiert sein?

Holger:

Schade um Mercedes. Zu meinem größten Bedauern wird das so, meiner privaten Meinung nach, nichts. Es wäre mehr als bedauerlich, wenn ein großartiges Unternehmen wegen solcher Fehleinschätzungen untergehen würde oder durch sehr viel Steuergelder künstlich am Leben gehalten werden müsste. Viele Ideen bis 2039 aber keine Taten!! Einen EQC mit einem zweiphasigen Lader, der dadurch gerade einmal 7Kw die Stunde schafft, als deutscher Hersteller für den deutschen Markt anzubieten ist schon frech. Dann auch noch Förderungen verlangen ist schon dreist. Der VW Konzern soll gerade in China seinen Umsatz im letzten Monat im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert haben. Also Geld wird nach wie vor verdienst…

Peter W:

Welch ein armseliges Gesülze eines ehemals führenden Automobilerstellers. Sie haben es nicht kappiert, und sie werden es nicht mehr kappieren. Mercedes ist ein Dinosaurier und der Meteorit hat längst eingeschlagen.

Silverbeard:

Daimler sollte endlich mal die elektrischen Stadtbusse in den Mengen liefern können, die der Markt nachfragt, anstatt über den Einbau einer Brennstoffzelle nachzudenken.
In meinen Augen fehlen hier einfach die Zellen, um genug Batterien zu produzieren und man sucht Ersatzmöglichkeiten.
In Shenzhen fahren 16.000 Elektrobusse nur mit Batterie und bei uns ist diese Technik noch im Laborstadium!

IOn Fahrer Wenner:

Bin mal gespannt ob es Daimler mal gelingt ein alltagstaugliches Fahrzeug für unter 30.000 € zu produzieren. Nicht jeder Deutsche ist so technikaffin und möchte seine Fahr- und Nutzungs-„Daten“ in den clouds abgespeichert wissen.

Oliver Probst:

Ich hoffe doch sehr, dass für diesen Menschen und den Konzern nicht die Klimadebatte selbst das „völlig neue Umfeld“ ist, nach dem sie sich ausrichten müssen. Das würde die Klimaschutzbemühungen der letzten Jahrzehnte komplett konterkarieren, wenn die Probleme bei Konzernmanagern noch nicht angekommen sind. Aber wahrscheinlich war eher das Umfeld in der Klimadebatte nicht danach den Konzern essentiell am Geldmachen zu behindern und nur dadurch entsteht Bewegung in eigene Klimaschutzmotivation.
Schlußfolgerung daraus: auf keinen Fall Fördermittel für weitere Verbrennerfahrzeuge, das ist ein Belohnungsprinzip, dass komplett in die falsche Richtung geht.

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