CSU-Juristen fordern neuen Anlauf für Pkw-Maut

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Politiker der CSU, genauer gesagt der Arbeitskreis Juristen der CSU (AKJ), fordert in einer Resolution mit dem Titel „Generationengerechtigkeit“ einen neuen Versuch, in Deutschland eine Pkw-Maut einzuführen. „Eine angemessene Infrastrukturabgabe für die Nutzung der Bundesstraßen und Autobahnen in Deutschland“ sollte als „Maßnahme zur Lösung der überwältigenden Probleme sanierungsnotwendiger und veralteter Infrastruktur“ eingeführt werden, um „alle Nutzer der verkehrlichen Infrastruktur an den Kosten zu beteiligen“, heißt es in der Resolution.

Der erste Versuch der CSU unter dem damaligen Verkehrsminister Andreas Scheuer, eine Pkw-Maut einzuführen, ist krachend gescheitert und wurde vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) als rechtswidrig gestoppt. Der zentrale Kritikpunkt der EU-Juristen war, dass Autohalter aus Deutschland über die Kfz-Steuer entlastet werden sollten, damit nur ausländische Fahrzeughalter die Maut voll bezahlen müssen. Das Maut-Debakel, wie es oft umschrieben wurde, kostete den Bund nach einem Schiedsverfahren eine Viertel Milliarde Euro, da die vorgesehenen Betreiber Schadensersatz forderten.

Das neue Konzept sieht daher keine Ausnahmen oder Hintertüren für inländische Fahrzeughalter mehr vor. „Eine unmittelbare Entlastung deutscher Fahrzeughalter über die KfZ-Steuer ist durch den EuGH ausgeschlossen. Dessen Entscheidung respektiert der AKJ als bindende gerichtliche Entscheidung“, heißt es dazu in der Resolution.

AKJ verweist auf Klimaschutz

In seiner Begründung verweist der AKJ darauf, dass das Bundesverfassungsgericht im Zusammenhang mit der Klimapolitik festgestellt habe, dass der Gesetzgeber „zur Wahrung grundrechtlich gesicherter Freiheit Vorkehrungen“ treffen müsse, um die nachfolgenden Generationen davor zu schützen, in ihren grundrechtlichen Freiheiten in fast allen Bereichen eingeschränkt zu werden. Die Generationengerechtigkeit als zentrales Prinzip einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Gesellschaft und verfassungsrechtliches Postulat sichere so die Chancen und Rechte der nachfolgenden Generationen. „Sie verpflichtet die heutige Politik zu einem vorausschauenden Handeln“, mahnt der AKJ in seinem Papier.

Der dringende Sanierungs- und Ausbaubedarf betreffe nicht nur zentrale Verkehrsinfrastruktur, sondern auch den „Erhalt und Ausbau von notwendiger Kommunikationsinfrastruktur in der modernen Wissens- und Kommunikationsgesellschaft sowie die Sanierung sozialer Einrichtungen wie Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen“, heißt es in der Resolution weiter.

In der Union herrscht eigentlich die Meinung vor, keinen neuen Anlauf zu einer Pkw-Maut zu wagen, in den Wahlprogrammen von CDU und CSU findet sich dazu nichts. Berichten zufolge ist die Maut jedoch bereits ein Thema in vielen Hintergrundgesprächen in Berlin zwischen der Union und der SPD zur Bildung einer neuen Bundesregierung.

Noch im vergangenen Dezember wiesen Unions-Politiker die Maut-Forderungen des Hauptverbandes der Bauindustrie zurück. Dessen Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller sprach von möglichen Einnahmen von gut drei Milliarden Euro pro Jahr, die direkt in den Straßenbau fließen könnten.

„Mit uns wird es keine Pkw-Maut geben“

Der verkehrspolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Thomas Bareiß, sagte damals der Nachrichtenagentur DPA: „Mit uns wird es keine Pkw-Maut geben. Schon heute wird beim Autofahrer nur noch abkassiert. An den Tankstellen, beim Parken und bei den Steuern: Überall wird es mehr.“

Während aber Bareiß nur an Autofahrer denkt, haben die CSU-Juristen im AKJ das größere Ganze im Blick und verweisen an mehreren Stellen ihrer Resolution auf Klimaschutz und Generationengerechtigkeit: „Ein generell schonender und effizienter Umgang mit den uns gegebenen Ressourcen ist für die Erhaltung der Lebensgrundlagen kommender Generationen essenziell“, heißt es in der AKJ-Forderung.

Quelle: AKJ Landesverband – Resolution Generationengerechtigkeit / Tagesspiegel – Vor der Regierungsbildung: Schon wieder Pkw-Maut? CSU-Juristen wollen Abgabe für alle / Tagesschau – Vorstoß der CSU: Nächster Anlauf für die Pkw-Maut?

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Talis:

Da ist nicht nur Heizöl drin, sondern unter anderem auch der komplette Erdgasverbrauch. Und der ist in Deutschland bekanntermaßen nicht ohne. Solange du die Energiesteuer also nicht nach Sektoren aufschlüsseln kannst (damit wir ihn auf den Verkehr begrenzen), ist deine Zahl witzlos.

Daniel W.:

Zuerst eine Informationssammlung und die Umrechnung.

—–
In 2023 wurden in Deutschland 51,2 Mio. Tonnen Kraftstoff verbraucht. Neben Dieselkraftstoff mit 60,5% und Ottokraftstoff mit 32,3% lag der Anteil biogener Kraftstoffe bei 6,3 Prozent – bezogen auf den Energiegehalt.
(Quelle: mediathek.fnr.de/kraftstoffverbrauch-in-deutschland.html)
—–
Dichte kg/l
Benzin 0,74
Diesel 0,83
(Quelle: bdbe.de)
—–

31,0 Mio. Tonnen Diesel entspricht . . . 41.891.891.000 Liter Diesel
16.5 Mio. Tonnen Benzin entspricht . . .19.879.518.000 Liter Benzin

Zusammen 61.771.409.000 Liter Kraftstoff und bei 10 Cent pro Liter zusätzlicher Steuer auf den Kraftstoff wären über 6 Milliarden Euro pro Jahr.

Mein Fazit
– – – – – – – –

Mit 10 Cent pro Liter an zusätzlicher Steuer auf den Kraftstoff hätten wir die doppelten Einnahmen für den Straßenbau ohne Mautbetriebskosten.

Die 10 Cent pro Liter wären ein Malus für Verbrennerfahrzeuge und ein Bonus für die Elektrofahrzeuge und damit eine Stärkung für die E-Mobilität.

Da konservative Politiker und die Verbrennerlobby noch lange für Verbrenner sorgen dürften, blieben für Jahrzehnte die Millarden für den Straßenbau.

Jeff:

Auch wenns so sein sollte: Der Straßenverkehr holt mit den Abgaben die von ihm verursachten Kosten nicht rein, selbst bei Deiner Rechnung sind es noch 20 Milliarden Euro.

Johannes:

Da musste ich auch erst nochmal suchen. Die von dir genannten Zahlen habe ich nämlich auch gefunden. Der Grund für die Diskrepanz ist, dass in der ersten Statistik nur die zweckgebundenen Steuern enthalten sind. Hier wirds nochmal genauer (und ohne Paywall) aufgedröselt: forschung-und-wissen.de/nachrichten/oekonomie/autos-und-co.-decken-kostenbedarf-des-strassenverkehrs-kaum-13376725

Welche Betrachtung jetzt sinnvoller ist, erschließt sich mir nicht ganz.
In beiden Fällen bleibt aber der Straßenverkehr für den Staat ein Zuschussgeschäft

DarkestMage:

Jeff,

Deine Statistik liegt hinter einer Paywall und ist somit für mich nicht überprüfbar.

Allerdings ergibt eine kurze Recherche folgende Zahlen:

Kfzsteuer (2021): 9,5 Mrd €, Energiesteuer(2021, ehemals Mineralölsteuer): 37,1 Mrd €, LKW Maut(2023): 7,3 Mrd €.

Macht insgesamt 53,9 Mrd €. Ja, da sind noch Unschärfen, weil Heizöl mit drin ist, andererseits habe ich die auf die Energiesteuer noch on top kommende Umsatzsteuer ignoriert.

Alleine damit betrachte ich die Zahl von nur 25 Mrd € Einnahmen als widerlegt.

Johannes:

Der Autoverkehr wird jährlich mit mehreren Milliarden € gefördert, da eben genau solche Kosten versteckt werden. Und das obwohl er durch seine Ineffizienz eine große gesellschaftliche Belastung darstellt. Diese Subventionen langsam abzubauen halte ich für gerecht.

Jeff:

Du hast das falsch verstanden, es ist quasi genau andersrum. Die Pkw-Maut soll zweckgebunden für die Verkehrsinfrastruktur verwendet werden, damit das nicht mehr, wie es aktuell der Fall ist, die Allgemeinheit über das Steueraufkommen bezahlen muss und mehr Mittel frei sind für andere dringende Baustellen, von denen jeder profitiert, auch Nicht-Autofahrer, wie etwa Kommunikationsinfrastruktur und soziale Einrichtungen

Mal kurz die Schieflage erklärt:

Erlöse Straßenverkehr: 25 Milliarden Euro
Kosten Straßenverkehr: 70 Milliarden Euro

Die 3 Milliarden der Maut können die Lücke von 45 Milliarden Euro nicht mal annähernd schließen…

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1265380/umfrage/kosten-und-erloese-des-strassenverkehrs-in-deutschland-nach-fiskallogik/

DarkestMage:

Warum Autofahrer für „Erhalt und Ausbau von notwendiger Kommunikationsinfrastruktur in der modernen Wissens- und Kommunikationsgesellschaft sowie die Sanierung sozialer Einrichtungen wie Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen“ bezahlen sollen, bleibt wohl für immer das Geheimnis der AKJ. Dito wie man damit Generationengerechtigkeit herstellt.

Ich dachte immer, sowas macht man aus dem allgemeinen Steeuraufkommen. Und wenn das nicht reicht könnte man ja bspw. Mal ne vernünftige Erbschaftssteuer einführen. Oh warte, da will die CDU ja ran. Und sie de facto streichen. Läuft…

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