BMW: „Verbrenner haben ihren Kipppunkt erreicht“

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BMW

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 2 min

BMWs Finanzvorstand Walter Mertl zufolge hat der Hersteller den Kipppunkt beim Verkauf von Verbrennern „im vergangenen Jahr“ erreicht. Sprich: BMW geht fortan von stagnierenden bis rückläufigen Verkaufszahlen fossil befeuerter Autos aus, zumal „die CO2-Regulierung in vielen Regionen gegen weiteres Wachstum spricht“, sagte er bei einem Runden Tisch mit Medienvertretern in München. „Das jetzige Absatzplateau an Verbrennerautos wird noch anhalten und dann leicht abfallen„, sagte er.

Nun seien es Elektroautos, die für Absatz- und Umsatzwachstum sorgen sollen. Die Produktion von Stromern schreibe bereits schwarze Zahlen: „Wir verdienen Geld. Aber von Margengleichheit kann aktuell noch keine Rede sein“, räumte Mertl ein. Das dürfte noch eine Weile so bleiben, auch wenn die in gut zwei Jahren debütierende Neue Klasse das Kostenverhältnis deutlich verbessere: „Mit der Neuen Klasse nähern sich die Margen weiter an“, sagte der BMW-Finanzvorstand. Aber „auch 2026 haben wir noch keine Parität“, so Mertl.

Autohersteller weltweit stehen unter dem Druck, ihr Angebot an Elektroautos stetig auszubauen, da die weltweit größten Automärkte China, die Europäische Union und einige US-Bundesstaaten ab Mitte des kommenden Jahrzehnts den Verkauf neuer Verbrenner-Pkw mehr und mehr einschränken bzw. ganz verbieten.

BMW will den Anteil von Elektroautos unter seinen Auslieferungen bis 2026 auf 33 Prozent erhöhen. Mit dazu beitragen sollen mehrere Modelle auf der Neue Klasse getauften neuen Elektroauto-Plattform. Das Ziel darüber hinaus ist ebenfalls bereits formuliert: Bis 2030 will BMW es schaffen, drei Millionen Autos pro Jahr zu verkaufen. Aktuell sind es gut 2,6 Millionen.

Obwohl E-Autos dann einen wesentlichen Anteil der Neuwagenflotte ausmachen, soll die Marge künftig nicht mehr allzu sehr leiden: Für 2023 erwartet BMW eine Marge von 10,3 Prozent. Für 2030 rechnen die Münchner mit acht bis zehn Prozent.

Quelle: Automotive News Europe – BMW’s sales growth is mostly electric as combustion-engine ‚tipping point‘ passes, CFO says / Frankfurter Allgemeine Zeitung – BMW sieht auch 2026 noch keine gute Marge mit Stromern

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Wolfbrecht Gösebert:

„Da ist auch eine „1,2“ locker drin, ohne etwas Falsches zu sagen“!
Ja, volle Zustimmung, daran hat „Josef“ wohl einfach nicht gedacht!

MMM:

Nein.
„2“ ist nur der kleinste (sinnvolle) ganzzahlige Exponent aus dem Bereich der positiven natürlichen Zahlen☆. Ich aber nicht gelesen, dass so etwas gemeint war. Der Exponent kann viele Formen im Bereich der reelen oder komplexen Zahlen annehmen. Da ist auch eine „1,2“ locker drin, ohne etwas falsches zu sagen. Oder Pi. Wurzel 5. 1/8. Potenz bedeutet nur, dass die beschriebene mathematische Operation mehrfach wiederholt wird. Und das kann schon ( annähernd, natürlich) über eine gewisse Zeit ein solches Wachstum beschreiben. Ob das hier so ist, steht natürlich trotzdem auf einem anderen Blatt – früher oder später stimmt das nicht mehr.

Was aber BYD angeht, oder China – dass dort anno 2030 50 Mio. Autos produziert werden können, heißt nicht, dass auch 50 Mio. Autos produziert werden. Vielleicht ja, vielleicht nein.
Amerika fängt an, sich abzischotten, an die Übernahme des US-Marktes durch China glaube ich daher erstmal nicht. Was in der EU passiert, in Indien, usw… nur in China ist gesetzt, dass langfristig niemand mehr ein Fuss auf den Boden bekommen wird, der nicht chinesisch ist. Aber das ist nicht der Markt, der das sagt, das wird die Partei sein.
Die Aussagekraft für die übrige Welt ist daher begrenzt.

☆ die 0 ist ja Definitionssache, und die 1 bringt einen nicht weiter…

DR. ULRICH SANCKEN:

Mit den Begrifflichkeiten habe ich in dieser Diskussion einige Schwierigkeiten. Es geht mit dem „Kipppunkt“ los. Darunter versteht man meines Wissens den abrupten Einbruch einer stetigen Entwicklung und oft das plötzliche Einsetzen einer entgegengesetzten Entwicklung. So etwas wird sich bei BMW sicherlich nicht finden lassen, höchstens ein Scheitelpunkt. Ein Scheitelpunkt ist nach meinem Verständnis aber kein Kipppunkt.
Exponentielles Wachstum bei den Zulassungszahlen? Sind nach meinem Geschmack rein spekulativ und gelten bei Wachstumskurven sowieso immer nur für einen bestimmten Bereich, spätestens bis zum Einsetzen der Sättigung. Es gibt tatsächlich ein Land, in dem die Sättigungskurve annähernd erreicht ist: Norwegen. Und daraus kann man einiges lernen. Im Prinzip haben wir dort einen sigmoidalen Verkauf mit einem langsamen Anstieg, teilweise exponentiellen Phasen und aktuell eine beginnende Sättigung. Aber eben nur im Prinzip und nicht nach einem idealen Muster. Es gab in deren Entwicklung ja immer wieder auch Stagnation und rückläufige Phasen. Der Hochlauf der Elektromobilität findet schließlich nicht isoliert in einem geschlossenen System statt. Wo stände sie, wäre es nicht zum Krieg in der Ukraine gekommen? Wo würde sie stehen, käme es zu einer Invasion Taiwans? An die möglichen Folgen der baldigen Wahlen in der EU und in den USA, ja selbst in den ostdeutschen Bundesländern möchte ich überhaupt nicht denken. Vielleicht sollten wir uns alle besser mit der Stochastik beschäftigen als mit Exponentialkurven und Kipppunkten, auch wenn die Diskussionen hier dann erst recht so richtig „wild“ würden;))

Josef:

Wo kommt immer nur…vielleicht erkennst du dann ein exponentielles Wachstum….her?
X² ist die kleinste Potenz und das wären, 2,4,16,256, 65536, 4.294.967.296…wo soll das passiert sein? Nirgends.
BYD, hat ein „strammes“ Wachstum auf jetzt 56% im Dezember…auch noch 44% Verbrenner…, aber exponentiell auch nicht wirklich….vielleicht X^1,2 oder so??? Die Zahlen der Vergangenheit von BYD habe ich noch nicht rückwärts gerechnet.

Mit gutem Willen ist das Wachstum linear, aber nicht mehr…im Moment stagniert es in Deutschland um 20% und wird dann vermutlich moderat ab 2025 bis 2028 steigen mit steigendern Produktionskapazität von Autos und Batterien…ab 2030 geht es evtl. schneller, wenn die Frachter von BYD in Europa aufschlagen.
Vor kurzem habe ich gelesen, dass China ca 50Mio Autos in 2030 produzieren können soll (Momentan werden weltweit um 75 Mio verkauft!!!) und China verkauft im Moment im Inland „nur“ 23Mio Autos/Jahr (in zwei Jahren soviel wie der gesamte Bestand in Deutschland!!!).
Sprich eine Überkapazität von 27 Mio Autos, die für gesamt Europa und Amerika nach heutigen Verkäufen reichen würde….dann kann es vielleicht kurzzeitig gewaltig nach oben gehen.

brainDotExe:

„Sorry dafür, aber das habe nicht ich mir ausgesucht, dass China der größte Einzelmarkt der Welt ist und somit zum Leitmarkt der Automobilindustrie geworden ist.“

Trotzdem repräsentiert China nicht den weltweiten Markt. Schaue dir nur mal den zweitgrößten Einzelmarkt an.

„Weltweit liegt der BEV Anteil 2023 bei 16,6% Quelle VDA.“

Das müsste der Wert mit PHEVs sein. Quelle ev-volumes

„Wachstum BYD?“
Das Wachstum von 1 auf 2 beträgt auch 100%.
Hört sich viel an, aber ist nicht viel in absoluten Zahlen.

Sledge:

„Du redest vom weltweiten Wachstum und kommst mit China,“

Sorry dafür, aber das habe nicht ich mir ausgesucht, dass China der größte Einzelmarkt der Welt ist und somit zum Leitmarkt der Automobilindustrie geworden ist.

Weltweit liegt der BEV Anteil 2023 bei 16,6% Quelle VDA.

Wachstum BYD?

brainDotExe:

Du redest vom weltweiten Wachstum und kommst mit China…

BEV Anteil weltweit liegt für 2023 vorraussichtlich bei 12-13%.

„Um es auch für dich verständlich auszudrücken, wäre der BEV Anteil bei BMW größer, wäre BMW noch erfolgreicher.“

Weder vom Absatz her, noch vom Gewinn.
Da 1. Werke sind ausgelastet -> Man kann nicht (viel) mehr Autos bauen und 2. (siehe Artikel) die Marge bei BEVs geringer ist.

„Schau dir einfach das Wachstum der chinesischen Mitwettbewerber an, vielleicht erkennst du dann ein exponentielles Wachstum.“

Ich erkenne auf dem Weltmarkt kein exponentielles Wachstum. Rosinenpicken lasse ich mal aus.

Philipp:

Exponinentielles Wachstum hat man bis 20-30% Marktanteil, danach ist die Wachstumskurve deutlich flacher.

Aber genausowenig hat BMW alles richtig gemacht, weil es BMW (wie die anderen beiden Premium-/Luxusmarken in Deutschland) es zugelassen haben, dass ein neuer Wettbewerber sich in ihrem Markt breit gemacht haben. Der i4 kam zu spät und ist nicht konsequent wie die Neue Klasse aufgesetzt. Auch fehlt noch ein wirklich vergleichbares Modell in der SUV-Klasse. Die iXns sind wirklich nur Me Too (nicht schlecht, aber nicht wirklich konsequent – und ich fahre selber einen iX1).

Und ja, es ist ein Millionenmarkt den BMW (und die anderen) haben liegen lassen und sich Konkurrenz in den Markt geholft haben.

Sledge:

Weltweit betrachtet macht die Sache noch viel schlimmer. China hat heute schon einen BEV Anteil von 26,5 % bei den Neuzulassungen, und ist auch für BMW der größte Absatzmarkt. Um es auch für dich verständlich auszudrücken, wäre der BEV Anteil bei BMW größer, wäre BMW noch erfolgreicher.

Schau dir einfach das Wachstum der chinesischen Mitwettbewerber an, vielleicht erkennst du dann ein exponentielles Wachstum.

brainDotExe:

Welcher Phantasie entspringen deine Annahmen?
Die Zeit des exponentiellen Wachstums ist vorbei, wir Early Adopters sind bedient.

Siehe Innovationskurve / Diffusionstheorie nach Rogers.

BMW hat in meinen Augen, unter den traditionellen Herstellern, alles richtig gemacht und das wird von den Kunden belohnt.
Während andere ihre Werke nicht auslasten können, fährt BMW einen Rekordabsatz.

„werden 2026 33% BEV Anteil an der Produktion nicht mehr genügen“

Warum?

„Wir sind heute schon bei 20% BEV Anteil bei Neuzulassungen in der EU, und dieser Anteil soll bis 2026 nur auf 33% wachsen? Diese Annahme ist einfach lächerlich.“

Wo steht geschrieben dass dieser Anteil auf 33% in 2026 wachsen soll?
Im Artikel ist vom weltweiten Absatz die Rede, nicht EU Absatz.

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