Neue Klasse: Verspätet sich BMW in den USA?

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Tobias Stahl
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BMW könnte sich in den USA mit dem Start der Neuen Klasse verspäten. Grund ist eine Entscheidung des Batteriezulieferers AESC, der laut einem Bericht von Automotive News den Bau seiner geplanten Fabrik in den USA gestoppt hat. Aus dieser Fabrik sollen auch die Batteriezellen für die Elektromodelle der Neuen Klasse stammen, die eigentlich ab Ende 2026 im BMW-Werk Spartanburg in South Carolina gefertigt werden sollen.

Ein AESC-Sprecher begründete den Baustopp mit „politischen Unsicherheiten“ vor dem Hintergrund des anhaltenden Handelskonflikts zwischen den USA und China. China hatte als Antwort auf die Strafzölle von US-Präsident Donald Trump Exportbeschränkungen für bestimmte Metalle aus der Gruppe der Seltenen Erden verhängt. Verschiedene Autobauer hatten bereits vor den Konsequenzen gewarnt, erste Hersteller mussten ihre Produktionsziele korrigieren.

Handelsstreit: Trump verkündet Einigung – die Lage bleibt aber undurchsichtig

Zuletzt meldete Trump auf seinem Online-Netzwerk Truth Social, dass man nach zweitägigen Gesprächen in London eine grundsätzliche Einigung mit China in strittigen Handelsfragen erzielt habe. Demnach haben sich die beiden Länder auf einen Abbau von Exportbeschränkungen bei Seltenen Erden geeinigt – bislang gibt es aber offenbar noch keine formelle Zustimmung seitens Trump oder seitens des chinesischen Staatschefs Xi Jinping. Trump zufolge habe die chinesische Regierung sich dazu verpflichtet, bestimmte Rohstoffe wie Seltene Erden an die USA zu liefern. China erhalte im Gegenzug das, „was vereinbart wurde“, so der US-Präsident. Dazu gehöre unter anderem, dass chinesische Studierende wieder die Möglichkeit bekämen, an Universitäten in den USA zu studieren.

Ein AESC-Sprecher betonte, dass der Batteriezulieferer seine Pläne wieder aufnehmen wolle, sobald sich die Lage stabilisiert habe. Man werde die Verpflichtungen gegenüber den Kunden einhalten, so der Sprecher weiter.

AESC soll Schwierigkeiten bei der Finanzierung der Batteriezellfabrik haben

Automotive News will allerdings auch erfahren haben, dass AESC aktuell mit Schwierigkeiten bei der Finanzierung des Batterieprojekts zu kämpfen hat. Die Banken seien wegen der schwächelnden E-Auto-Nachfrage und Trumps Drohung, Steuervorteile für E-Autos wieder abzuschaffen, zurückhaltend bei der Finanzierung. „Angesichts der Marktentwicklung und der sich ändernden Förderbedingungen wollen die Banken das Projekt nicht weiter unterstützen. AESC braucht mehr Kapital, um den Bau fortzusetzen“, so ein Insider.

Zwar könnte theoretisch BMW auch Batterien von anderen Zulieferern beziehen, darunter etwa dem Akku-Giganten CATL, der den Münchener Autobauer bereits in Europa und China mit Batterien beliefert. Angesichts der US-Zölle dürfte das die Fahrzeuge allerdings verteuern, zudem hätten US-amerikanische Kunden keine Aussicht auf eine Kaufprämie mehr, da die Batterien aus China importiert werden müssten. Andere Batteriehersteller, darunter LG Energy Solution, Samsung SDI und SK On, betreiben Produktionsstätten in den USA und könnten diese Einschränkungen umgehen.

Dem Analysten Conrad Layson von AutoForecast Solutions zufolge gäbe es aber nicht nur wirtschaftliche Gründe, um an AESC als Zulieferer festzuhalten. Demnach würde ein Wechsel des Zulieferers möglicherweise auch die Einführung der Neuen Klasse in den USA verzögern. „Antriebsstrang und Batterie müssen genau aufeinander abgestimmt sein“, so Layson. Eine solche Anpassung könne bis zu 18 Monate dauern. Angesichts des geplanten US-Marktstarts der Neuen Klasse Ende 2026 würde BMW die Zeit fehlen.

Mit der E-Auto-Plattform Neue Klasse will BMW mehrere Neuerungen in einer Fahrzeugarchitektur auf den Weg bringen: Durch den Einsatz einer neuen Batteriezellen-Generation sollen sich die Energiedichte, Ladegeschwindigkeit und Reichweite der BMW-Elektromodelle verbessern, zudem soll die Softwarearchitektur der Fahrzeuge deutlich besser integriert sein.

Quellen: Automotive News – Stalled AESC battery factory threatens BMW’s U.S. EV production plans / Tagesschau – Trump verkündet Einigung – China zurückhaltend

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Tobias Stahl

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Tobias Stahl kann sich für alle Formen der Fortbewegung begeistern, aber nachhaltige Mobilität begeistert ihn besonders. Da ist es kein Wunder, dass er schon seit 2019 über E-Autos, erneuerbare Energien und die Verkehrswende berichtet.

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