BMW und Eon legen V2G in die Spur

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 6 min

Der Autohersteller BMW und der Energieversorger Eon haben eine europaweite Kooperation für intelligentes Laden zuhause vereinbart. Ziel der strategischen Kooperation sei es, mit „Connected Home Charging“ ein ganzheitliches Lade-Ökosystem zu schaffen, das es Kunden ermögliche, ihr elektrifiziertes BMW oder Mini Elektroauto als Teil eines klimaneutralen, nachhaltigen Haushalts mit dem Energiesystem zu vernetzen. Mit dieser branchenübergreifenden Kooperation legen die BMW Group und Eon die Grundlage dafür, das große Potenzial von E-Autos für die Transformation hin zu einer ausschließlichen Nutzung von grüner Energie zu heben.

Im Mittelpunkt der Kooperation steht das Laden zuhause, das bereits heute und auch in Zukunft der wichtigste Anwendungsfall zum Laden von elektrifizierten Fahrzeugen sein wird. Hinzu kommt: Durch die längeren Standzeiten können Ladevorgänge zuhause besonders gut intelligent gesteuert werden. Das Ökosystem, das Eon und die BMW Group gemeinsam aufbauen, soll passgenau darauf zugeschnitten werden, das Laden zuhause auf eine neue Ebene zu bringen. Das Kernelement des Ökosystems sei die Schaffung einer gemeinsamen Schnittstelle, die drei komplexe und bislang getrennte Systeme verbindet: Elektroautos der BMW Group, das Smart Home der Kunden sowie den Energiesektor.

Darüber hinaus wollen die beiden Partner gemeinsam die gesamte Breite des Ökosystems entlang ihrer jeweiligen Kompetenzen abdecken: Die BMW Group werde im Rahmen der Kooperation für die Fahrzeuge sowie die Lade-Hardware verantwortlich sein und die Schnittstelle zum Kunden mit Fokus auf das Mobilitätsbedürfnis steuern. Eon verantworte neben den Services rund um Installation, Elektrik und Vernetzung beim Kunden zuhause auch nachhaltige Energietarife sowie den Zugang zum Energiemarkt, dem eine Schlüsselrolle für die intelligente Steuerung der Ladevorgänge zukomme.

Die Bündelung der breiten Expertise beider Partner soll sicherstellen, dass sich das Fahrzeug zum einen nahtlos in die Infrastruktur im Haushalt des Nutzers einfügen werde. Zum anderen werde der Ladeprozess reibungslos ablaufen, während gleichzeitig die Vorteile einer hauseigenen Energieerzeugung etwa durch eine Solaranlage sowie die Dynamik des Energiemarkts zum Vorteil des Kunden genutzt werden können.

„E-Mobilität ist für uns aber weit mehr als elektrisches Fahren: Grünstrom, nachhaltig gewonnene Rohstoffe, Laden, Recycling – wir treiben alle Schlüsselfaktoren zugleich voran. Gemeinsam mit Eon werden wir das Auto auch zu einem intelligenten Element im Smart Home machen. Das bringt mehr Balance im privaten Energieökosystem bei geringeren Kosten, einem verbesserten CO2-Footprint und wir ermöglichen zukünftig die smarte Einbindung in den Energiemarkt.“ – Frank Weber, Mitglied des Vorstandes der BMW AG, verantwortlich für Entwicklung

Das erste Kundenangebot im Rahmen von „Connected Home Charging“ soll ab Mitte der zweiten Jahreshälfte 2023 in mehreren Ländern Europas verfügbar sein und als ganzheitliche Paketlösung die Grundlagen bei Hardware und Vernetzung legen. Die intelligente Steuerung der Ladevorgänge werde zunächst zwei Varianten ermöglichen: das solar-optimierte Laden, das die Nutzung von einer möglichst großen Menge an Strom aus der heimeigenen Photovoltaik-Anlage ermöglicht, und das last-optimierte Laden, das die zuhause verfügbare Strommenge optimal balanciert. So ergeben sich für den Kunden durch Aufbau und Nutzung des Ökosystems neben mehr Komfort auch Potenziale zur Kostenersparnis, zu einem höheren Autarkiegrad des Haushalts sowie für die Optimierung des CO2-Fußabdrucks.

Das Ökosystem werde in den kommenden Jahren konsequent ausgebaut und um weitere kundenwerte Umfänge ergänzt, so die beiden Unternehmen: Dies soll im zweiten Schritt das kostenoptimierte Laden umfassen, in dessen Rahmen die Vernetzung von vollelektrischem Fahrzeug und Smart Home auf das Energiesystem ausgedehnt werde. Dann sollen Kunden mittels eines speziellen Stromvertrags an der Preisentwicklung an der Strombörse teilhaben können, um bevorzugt dann zu laden, wenn dies zu möglichst günstigen Preisen möglich ist. So kann die maximale Kosteneffizienz beim Laden des Fahrzeugs ermöglicht werden.

Gleichzeitig stehe das Mobilitätsbedürfnis der Kund:innen immer an erster Stelle – die Ermittlung der optimalen Zeitfenster erfolge auch auf Basis der geplanten Abfahrtszeit und der benötigten Reichweite. Dieses Angebot werde für Kund:innen im Laufe des kommenden Jahres zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus sollen im Rahmen der Kooperation die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, perspektivisch auch bidirektionales Laden zu ermöglichen. Diese Technologie erlaubt es, die Hochvoltbatterie des vollelektrischen Fahrzeugs als Energiespeicher zu nutzen und den gespeicherten Strom zu einem späteren Zeitpunkt entweder in den eigenen Haushalt oder in das Stromsystem zurückzuspeisen.

Ergebnisse aus Pilotprojekt fließen in Angebotsentwicklung ein

Bei der Entwicklung des zukünftigen Kundenangebots fließen die Ergebnisse des Verbund-Forschungsprojekts „Bidirektionales Lademanagement – BDL“ ein, das Ende 2022 erfolgreich abgeschlossen wurde, teilen die beiden Unternehmen mit. Der Fokus lag darauf, erstmalig mit einem ganzheitlichen Ansatz E-Autos, Ladeinfrastruktur und Stromnetze so miteinander zu verknüpfen, dass regenerativ erzeugte Energie gefördert und gleichzeitig die Versorgungssicherheit gesteigert werden kann. Hierfür wurden 50 rückspeisefähige BMW i3 in Kundenhand übergeben.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts, das von der BMW Group und den Eon-Tochterunternehmen Bayernwerk und Eon Energie Deutschland gemeinsam mit verschiedenen anderen Akteuren aus den Bereichen Automobilindustrie, Ladeinfrastruktur, Energiewirtschaft und Wissenschaft durchgeführt wurde, seien auf allen Ebenen durchweg positiv. Aus Kundensicht ließ sich das Gesamtsystem demnach gut in den Alltag integrieren und wurde als nützlich und sinnvoll empfunden. Dies äußere sich auch an der hohen Weiternutzungsbereitschaft der BDL-Technologie.

In Bezug auf den Anwendungsfall „Vehicle to Grid“, d.h. die Einspeisung von Energie in das Stromnetz, zeigte sich die Wirksamkeit des bidirektionalen Lademanagements: Durch die intelligent gesteuerte Integration von Elektroautos in das Stromnetz kann zum einen der Anteil regenerativ erzeugter Energie am Gesamtverbrauch in Deutschland weiter erhöht werden. Zum anderen können die Speicher der E-Autos Erzeugungsspitzen von Windkraft- und Solaranlagen gezielt aufnehmen und in Zeiten geringer Erzeugung unter Wahrung des Fahrbedarfs der Kundinnen und Kunden wieder abgeben. Damit kann das Hochfahren von fossilen Kraftwerken und deren Emissionen in solchen Zeitfenstern reduziert werden. Außerdem kann die bidirektionale Ladetechnologie so einen Beitrag zur Versorgungssicherheit und Netzstabilität leisten.

Auf diese Weise wird Elektromobilität mehr denn je zu einem integralen Bestandteil der Energiewende: Ihr Hochlauf vermindert CO2-Emissionen sowohl im Bereich der Mobilität als auch auf dem Gebiet der Stromerzeugung. Hochskaliert auf die Elektrofahrzeugflotten ab 2030 kann bidirektionales Laden sogar positive Effekte in volkswirtschaftlichen Dimensionen bewirken, da die Nutzung der Speicher von Millionen von E-Fahrzeugen den Aufbau von Groß-Batteriespeichern und Gaskraftwerken reduzieren könnten.

Großes Potenzial von Smart Charging

Die Projektergebnisse unterstreichen aus Sicht der BMW Group und Eon das große Potenzial des bidirektionalen Ladens und zeigen darüber hinaus die zentrale Rolle, die die Technologie für das ganzheitliche Energiemanagement der Zukunft hat.

Schon heute können beim standardmäßigen unidirektionalen Laden durch die Nutzung von kostenoptimierten Zeitfenstern und der Verwendung von Solarstrom aus der haushaltseigenen Photovoltaikanlage Kostenvorteile erzielt und bevorzugt erneuerbare Energien genutzt werden. Hierauf zielen die ab Mitte der zweiten Jahreshälfte in mehreren europäischen Ländern verfügbaren Angebote zum solar-optimierten und zum last-optimierten Laden ab.

Mit der Technologie des bidirektionalen Ladens werden weitere Funktionen und Optimierungsansätze im Ökosystem möglich, beispielsweise die Bereitstellung von netzdienlichen und -stabilisierenden Leistungen durch das E-Auto oder die darauf basierende umfassendere, optimierte Nutzung von Grünstrom durch das Gesamtstromnetz.

Vor diesem Hintergrund wollen sich beide Kooperationspartner für die weitere Ausgestaltung von „Connected Home Charging“ intensiv mit den Chancen des bidirektionalen Ladens und seinen beiden zentralen Anwendungsfällen „Vehicle to Home“ (die Einspeisung von Strom aus der Hochvoltbatterie in den Haushalt) und „Vehicle to Grid“ (die Einspeisung von Strom aus der Hochvoltbatterie in das Stromnetz) befassen – mit dem klaren Ziel, hierfür mittelfristig entsprechende Kundenangebote zu präsentieren.

Zusammenarbeit wird erweitert und intensiviert

Mit der Kooperation für das intelligente Laden zuhause bauen Eon und die BMW Group ihre Zusammenarbeit aus. Die BMW Group betreibt eines der größten betrieblichen Ladenetzwerke in Deutschland, das Eon seit 2019 aufgebaut hat. Es umfasse heute mehr als 5500 Ladepunkte an acht deutschen Standorten, wovon mehr als 1600 E-Roaming-fähig und damit öffentlich zugänglich sind. 2023 und 2024 werde der Ausbau weiter vorangetrieben: Zusätzlich sollen die BMW Niederlassungen in Deutschland an das betriebliche Ladenetzwerk angebunden werden, das dann mehr als 6000 Ladepunkte umfassen werde. Die Stromversorgung aller Ladepunkte erfolge vollumfänglich mit regenerativen Energien.

Quelle: BMW – Pressemitteilung vom 02.05.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Dr. Dee:

Hallo „Carlos“,
soweit alles nachvollziehbar für mich. Nur wie kommen Sie auf 0-5ct / kWh, wenn schon Steuern/Gebühren bei ca 13ct liegen. Ich bekomme bei tibber bestenfalls 13-14 ct/kWh.
Danke für die Antwort

Chris:

Zu erst einmal kostet jede erzeugte kWh der PV Anlage auch Geld. Zumindest die entgangene Einspeisevergütung.

Der Ohm Pilot ist so teuer. Der lohnt niemals und ist Geldverschwendung.

Nicht jede Nacht gibt es Strom so billig zu kaufen. Das sind dann doch eher die Ausnahmefälle. Und wenn ich pech habe sind in Winter die Preise einen ganzen oder mehrere Monate sehr hoch. Dann wird bei mir heizen und fahren sehr teuer. Da bleibe ich dich lieber bei meinen 23 Cent/kWh fix.

Smartino:

Intelligentes Strommanagement sollte Pflicht für alle E-Auto Hersteller und Stromlieferanten sein.

Tom 1:

Genau, Lösungen gab es schon vor Jahren,erst wenn große Firmen einsteigen geht’s vorran,da haben Start ups kaum Chancen gehabt,weil es nicht gewollt war.

Hans Christoph Thumm:

Endlich wachen die Autohersteller auf, wenigstens in München! Das ist das beste Argument für ein E-Fahrzeug, ich warte seit 4 Jahren drauf und konnte nicht glauben, dass das niemand bei den deutschen Herstellern interessiert, wie mein BMW Händler noch letzte Woche auf meine dezidierte Nachfrage hin gesagt hat.

brainDotExe:

einen stundenbasierenden Tarif (aWattar / Luminar)

schnallt sich ein paar kWp aufs Dach (hier 18kWp) und die passende Anzahl an Wechselrichter und Ladestationen von Fronius, schon hat man nächtliches Laden um 0-5ct / kWh oder bei Sonnenschein PV geführtes Laden

Prinzipiell bin ich bei dir, habe ebenfalls PV (26 kWp) und Tibber als Stromanbieter.
Nur ist man hier in DE nie unter 15ct/kWh, wegen Netzgebühr und Abgaben.
Ich bin allerdings eher ein Fan von individuellen Lösungen und Open Source. Anstatt alle Komponenten von einem Hersteller, habe ich Wechselrichter von Effekta, SMA und Growatt (historisch gewachsen) und die Wallboxen von go-e.
Gesteuert wird alles über evcc, funktioniert wunderbar und ich bin nicht von einem Hersteller abhängig.

P.S. Seit Mitte Februar reicht der PV-Überschuss für alle meine Fahrten aus.

und nebenbei noch Warmwasser mit dem Ohmpilot der bei Sonnenschein den Überschuss in den Warmwasserspeicher pumpt.

Heizstab? Dann doch lieber eine (Brauchwasser-) Wärmepumpe, ist viel effizienter.

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