BMW-Entwicklungsvorstand: „Werden überall einen großen Schritt nach vorne machen“

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

BMWs Entwicklungsvorstand Frank Weber hat sich in einem Interview mit Auto Motor und Sport unter anderem ausführlich zur Elektromobilität geäußert, welche technologischen Sprünge Kunden erwarten dürfen und was das besondere an der Neuen Klasse sein soll, der nächsten Generation von BMW-Elektroautos.

Auf die Frage hin, wie sich die Automobilbranche in den kommenden Jahren verändern wird, sagt Weber, dass BMW in Betracht ziehen müsse, „mit kommenden E-Fahrzeug-Generationen in das ganz große Volumen zu gehen. Bei uns sind das beispielsweise der 3er und der X3“. Den rein elektrischen Dreier, der gerüchteweise im Jahr 2025 erscheinen soll, wollte Weber allerdings nicht bestätigen.

BMWs Entwicklungsvorstand sagt, dass es auch nach 2025, wenn die ersten E-Autos der Neuen Klasse debütieren sollen, „noch viele Menschen geben wird, die kein Elektroauto fahren können, weil ihnen die nötige Infrastruktur nicht zur Verfügung steht“. Dies werde sich zudem abhängig von den einzelnen Märkten „sehr unterschiedlich schnell entwickeln“. Der Anspruch des Münchner Autoherstellers sei, „unabhängig von der Antriebsart immer die nachhaltigsten und innovativsten Fahrzeuge anzubieten“.

Allzu viele Details über BMWs Fahrplan ab 2025 wollte Weber nicht verraten. Er sagte aber: „Was wir mit dem E-Antrieb-Baukasten in die Neue Klasse bringen, unterscheidet sich fundamental von dem, was wir heute kennen“, etwa in Sachen Digitales mit Bordnetz, Bedienkonzept und automatisierten Fahrfunktionen oder auch die Fahrwerks- und Interieur-Baukästen. „Hier werden wir überall einen großen Schritt nach vorne machen“, kündigt der Manager an. Die anvisierte Leistung der E-Motoren soll zudem dazu führen, „dass Sie sich auch den nächsten M3 ganz anders vorstellen müssen“.

Weber geht bis zum Ende der Dekade von enormen Technologie-, Effizienz- und Kostensprüngen bei der Elektromobilität aus: „Selbst bei einem Elektro­motor, der ja für seinen hohen Wirkungsgrad bekannt ist, geht noch viel“, so der BMW-Entwicklungsvorstand: „Was passiert bei höheren Drehzahlen? Wie degradiert der Motor? Wie sieht die attraktivste Bauform aus? Da gibt es wirklich noch viel Potenzial“, sagt Weber. Und bei den Batteriezellen sei „der Anspruch, die Kosten bei der nächsten Generation um 30 Prozent zu senken“. Deshalb sei auch das Ziel des Münchner Autoherstellers erreichbar, „mit der nächsten Generation BEV eine vergleichbare Rendite zu erwirtschaften wie mit einem Verbrenner.“

„So viel Veränderung gab es noch nie in einem BMW auf einen Schlag“

Die Plattform der Neuen Klasse werde „das universelle Architekturkonzept für alle BMW, vom 1er bis zum X7“, kündigt Weber an. In der Folge davon sollen „eben leicht zu strukturierende Baukästen, von der Einstiegsmotorisierung bis zu einem M-Produkt“ entstehen. Dabei soll zum Beispiel „die Art und Weise, wie die Batterie da reinkommt, völlig neu sein“, was nur bei dedizierten E-Auto-Plattformen möglich sei. Auch seine Anzeige- und Bedienkonzepte wolle der Hersteller neu gestalten. „So viel Veränderung gab es noch nie in einem BMW auf einen Schlag“, so Weber.

Weber verteidigt auch BMWs Strategie, weiterhin stark auf Plug-in-Hybride zu setzen. Ein Plug-in-Hybrid, der 80 bis 100 km rein elektrisch schafft, „wird die meisten Kunden auch meist rein elektrisch fortbewegen“, sagt Weber, der sich zudem „vehement dagegen“ ausspricht, „ein Datum für den Verbrennerausstieg zu nennen“. Die Frage bei der Elektrifizierung müsse stattdessen lauten: „Wann ist die Infrastruktur da? Natürlich ist die Zukunft elektrisch, nur wenn wir die Kunden jetzt in ein E-Auto zwingen und die stehen dann alle auf dem Weg in den Urlaub an der Ladestation im Stau, dann ist nichts gewonnen“. Weber geht davon aus, dass der Übergang ins rein elektrische Zeitalter „nicht in fünf oder zehn Jahren beendet“ sein wird.

Für BMW stehe deshalb fest, dass auch Verbrenner noch einige Jahre dahingehend getrimmt werden müssen, „um effektiv den CO2-Ausstoß im Pkw-Sektor global zu reduzieren“. Deswegen arbeite BMW auch „an einer neuen Motorengeneration: Otto, Diesel, Sechs­zylinder, Achtzylinder“, welche „technologisch auch für die kommenden Abgasnormen gerüstet“ sein sollen.

Quelle: Auto Motor und Sport – BMW-Entwicklungsvorstand Weber verspricht ganz neue Verbrenner

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Lukas:

Wirklich interessant, wie BMW hier von jedem schlecht geredet wird, da scheint die Zukunft ja wirklich schon gelaufen sein…
Aber schaut man sich das hier und jetzt tatsächlich mal an stellt man fest: BMW geht es so gut wie nie zu vor. Rekordabsatz, -umsatz und vsl. -Gewinn in 2021, größter reiner BEV- sowie auch PHEV-Absatz bei den Luxus-Marken, Sonderschichten um der großen Nachfrage beim i4 nachzukommen, usw.
Der iX3 wurde erst erneut ausgezeichnet, der i4 und iX erhalten Bestnoten in so gut wie allen Reviews, dieses Jahr kommen zahlreiche weitere vielversprechende E-Modelle auf den Markt. Und das alles schon ohne komplett neue Architektur, die noch kommen wird und die bisherigen Erfolge wahrscheinlich sogar noch in den Schatten stellen wird.

Ganz abgesehen davon, dass also an der E-Strategie nicht wirklich Zweifel hängen bleiben können, wenn man sich die aktuelle Situation mal anschaut, analysiert man bei BMW auch – anders als scheinbar hier… – auch, welche Automärkte in der Zukunft immer wichtiger werden. Ubd da stehen 2030 Länder wie Indien, Indonesien oder auch Brasilien sehr weit oben – und in diesen Ländern wird der Anteil von Elektrifizierung im Automobilsektor auch 2030 noch sehr niedrig sein – die großen Hersteller werden da die Anbieter sein, die breit aufgestellt sind und alle Antriebsarten anbieten.

Nur als kleiner Denkanreiz, bevor man hier eine Firma, die momentan (übrigens auch aus Sicht vieler Analysten und Aktionäre) so gut wie alles richtig macht, tot sagt ‍♂️

Philipp:

Trotz noch „guter Zahlen“ sind sie von den Shareholder bereits angezählt worden

Der höchste Wert in den letzten 5 Jahren war vor 3 Wochen mit 99€. Sind nun bei 94€, das ist nicht mal eine Schwankung mit dem Markt (der Dax hat mehr verloren).

Was erzählst Du?

Und jeder Motor hat seinen Sweet Spot. Klar kann man immer irgendwo ein paar Prozentpunkte besser sein. 25% zu nennen ist aber Vernebelung, weil die Motoren nicht 25% effizienter sind.

Die sind meist eh bei >80% und im Sweetspot >90%. Wo bekommst Du da 25% her?
Bitte nenne Last und Effizienzwert gegenüber dem entsprechenden Vergleichsprodukt mit Namen.

Und nur weil Du einen Bürstenmotor von Deinem RC-Dings kennst, heißt das nicht dass hier auch vergleichbarer Verschleiß auftritt.

EinfachNurKlarDenken:

Das mit dem Wertschwund bei BMW hat bereits angefangen. Trotz noch „guter Zahlen“ sind sie von den Shareholder bereits angezählt worden. Die teilen die Meinung der Strategie nicht. Da nutzt kein noch so großes Marketinggeplappere. Es gibt nachweislich auch „Experten“ die diese Strategie, wenn sie denn eine ist, für gut befinden.
Was BMW bei den E-Motoren anders macht, ist zugleich eine Achillesferse. Die substituieren die Permanentmagneten durch bestrombare Spulen mit dem Vorteil, mehr Leistung und Drehmoment bei höheren Drehzahlen zu erhalten, aber mit den Nachteilen, genau dann mehr Strom zu verbrauchen für Geschwindigkeiten die immer mehr Tabu werden und verschleißenden Schleifkontakten des Stators, der Abrieb erzeug der dorthin gelangt wo man ihn nicht haben möchte. Sprich er stört den Magnetfluß sorgt für weiteren Abrieb. Mahle hat das bereits besser mit einer induktiven Lösung gezeigt und Porsche behilft sich mit einem Zwei-Gang-Getriebe. Ergo BMW ist da auf dem Wege einer sehr eigenwilligen Lösung. Aber man muss so reden, die leistungsmäßig vergleichen Synchronmaschinen von Tesla sind bereits heute 25% verbrauchsgünstiger, aber „drücken“ über 160 nicht mehr so.

Kim:

D@mliches Gelaber. Was hat das mit Ü50 zu tun? Ist man da automatisch technologiefeindlich? Pauschalisierungen tun nicht gut und helfen nicht weiter. Ich kann Beispiele bringen, wo Ü30 jährige den Akku verteufeln und auf Benziner schwören.

brainDotExe:

Das ist deine Ansicht, aber die teilen bei weitem nicht alle Motorsportfans.

Viele der Hobby Rennfahrer, die ich kenne, schrauben gerne selbst an ihren Tracktools . Wenn man da nicht gerade Elektrotechnik und Informatik studiert hat, wird man vergleichbare Maßnahmen an Elektroautos wohl eher nicht durchführen können, wenn überhaupt irgendwie möglich.

Es wird kurz über lang ein Wandel stattfinden, nur wird der nicht so schnell kommen wie du dir das denkst.
Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte in den nächsten 10+ Jahren werden auf dem Nürburgring noch mehr Verbrenner als Elektroautos unterwegs sein.
Bestes Beispiel ist der Manta beim 24h Rennen ;)

Wolfbrecht Gösebert:

„Ich beziehe mich eher aufs Hier und Jetzt und da hat BMW […] marktführende Elektromotoren.“

Dafür hast Du sicher eine belastbare Qelle?

Draggy:

Manager, die einfach morgen an die Spitze des nächsten Konzerns wechseln, kann es egal sein wenn die Firma Baden geht.

Draggy:

Wie hoch ist die Anzahl von Dampfwagen auf dem Nürburgring?
Du gehst davon aus, dass Randbedingungen und denken immer gleich bleiben, das ist jedoch nicht der Fall.

Den Lärm in großer Kolbenmotor egal ob kleine 8 Zylinder, 10, 12 oder mehr, egal ob W, V oder Reihe empfinden Leute deshalb schön weil sie ihn mit Power gleichsetzen oder bei den alten aus Nostalgie

Erstere werden auch umsteigen, einfach weil ein leichtes Singen einfach das Furzen als Ausdruck der Leistung ablöst. Zweitere werden sich 2 bis 3 Mal im Jahr auf Oldtimertreffen zusammenfinden und eine Vergangenheit nachtrauern, der sie nie Teil hatten. Mache ich alle 2 Jahre auch so auf Oldimerflugtreffen und genieße die Spitze der Kolbenmotoren in der Form von 52 Liter Reihen 12 Zylindern oder 80Liter 24 Reihensternen. Ich sehe aber auch ein, dass die Zeit dieser alten Kisten für immer vorbei ist und freue mich über die wunderbare lebendige Leistung von EMototen im Flug und im Auto.

Tobi:

Man kann es nicht genug oft sagen. BMW war mal wer – damals im Verbrennerjahrhundert. Und bald reiht sich BMW wieder ein in die grossen Namen wie Kodak, Palm, Nokia, Blackberry….
Oder BMW wird chinesisch.

Bye bye BMW

brainDotExe:

Das kannst du als Top-Foren-Finanz-Analyst schon Jahrzehnte im Vorraus sagen?
Respekt…

Ich beziehe mich eher aufs hier und jetzt und da hat BMW den höchsten BEV Absatz der Premiumhersteller und marktführende Elektromotoren.

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