Audi-Chefentwickler Hoffmann: „Wir wollen die Elektromobilität“

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Oliver Hoffmann ist seit gut drei Monaten der neue Entwicklungsvorstand bei Audi. Zum Einstand sprach er mit Auto Motor und Sport über die großen Themen dieser Zeit in der Automobilentwicklung: Wie etwa den Spagat zwischen Verbrennern und E-Mobilität, die Entwicklung von Batteriezellen und einen neuen Sportwagen von Audi als R8-Nachfolger.

Das „superinnovative“ Fahrzeugprojekt Artemis, eine rein elektrische Oberklasse-Limousine, sei weiterhin auf Kurs, wenn auch mit einer kleinen Verzögerung: das Konzept soll im Jahr 2024 vorgestellt werden und erst ein Jahr später als zunächst geplant in Serie ausgeliefert werden. Audi habe das Fahrzeug „erstmalig aus dem Innenraum heraus gedacht“ und setze auf schnelle Entwicklungsmethoden. Artemis wird auf der gemeinsam mit Porsche entwickelten PPE-Plattform aufbauen und als Premiere im VW-Konzern „das Pilotprojekt für die Einheits-Batteriezelle des Konzerns sein“, ein „einheitliches, prismatisches Zellformat“, wie Hoffmann erklärt.

Bei der Einheitszelle gehe es zunächst vor allem um Skaleneffekte. Der e-Tron auf Basis des Modularen Längsbaukastens (MLB) nutze beispielsweise „noch Zellen von zwei unterschiedlichen Lieferanten in zwei unterschiedlichen Formaten“, so Audis Chefentwickler, da einer allein „gar nicht in der Lage gewesen wäre, die entsprechenden Stückzahlen zur Verfügung zu stellen.“ Die Einheitszelle hingegen werde „unter anderem nach unseren Leistungsanforderungen und den gesetzlichen Vorgaben“ entwickelt, erklärt Hoffmann. In weniger skalierbaren Segmenten, etwa High-Performance-Fahrzeugen, werden allerdings auch in Zukunft Sonderformate benötigt. „Sonst würde es den Baukasten zu stark aufweiten“, so Hoffmann. „Diese Spezialanwendungen bei der Einheitszelle zu berücksichtigen, würde deren Kosten zu sehr in die Höhe treiben“, erklärt er.

Mit dem Q4 e-tron und dem Q4 Sportback e-tron habe nun auch Audi seine ersten Modelle auf Basis der bei Volkswagen entwickelten Plattform MEB, so Hoffmann weiter. Mit den Kompakt-SUVs wolle der Hersteller „hohe Volumen generieren, da sie den Einstieg in die Elektromobilität bei Audi ermöglichen“. Die Fahrzeuge auf der PPE-Plattform seien „der nächste Schritt“. Gemeinsam mit Porsche wolle Audi hier im Vergleich zum bisher bekannten „nochmal einen echten Sprung machen“.

Audis Ingenieure und CEO Markus Duesmann seien sich einig, „dass wir die besten Verbrennungsmotoren und zugleich die besten E-Fahrzeuge auf den Markt bringen“, sagt Hoffmann über den Spagat zwischen Verbrennern und E-Autos. Er wolle während seiner Amtszeit „die Innovationskraft des Audi-Teams stärken“. Da gebe es „wahnsinnig viel Potenzial“ und Ideen für „kundenrelevante Innovationen“. Dafür definiere der Hersteller gerade das Innovationsmanagement mit Prozessen und Strukturen komplett neu. Hoffmann wolle die „Audi-DNA“ neu definieren und dafür „tief in technische Details wie Lenkwinkelbedarf, Handmoment und Akustik“ sowie „Schaltzeiten, Gasannahme, Drehmoment-Aufbau oder Schubmomente und Rekuperationsverhalten bei den E-Fahrzeugen“ eintauchen. „Wir wollen eindeutig definieren, wie sich ein Audi beim Fahren anfühlen muss. Das gilt übrigens auch für das hochautomatisierte Fahren.“

„Elektro ist die Zukunft – das wird sich durchsetzen“

Hoffmann sagt, es sei klar, dass Elektroautos die Zukunft sind: „das wird sich durchsetzen“. Er geht aber auch davon aus, „dass wir in diesem Jahrzehnt noch eine hohe Anzahl an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren verkaufen werden“, wobei dieses Geschäft aktuell „aber sehr volatil“ sei. Zwar entwickle Audi „keinen komplett neuen Grundmotor mehr“, aber werde aktuelle Aggregate weiter verbessern, um sie effizienter und für Kunden attraktiver zu machen. Der Hersteller habe „einen klaren Plan, um die Transformation hinzubekommen“, erklärt Hoffmann. „Wir wollen die Elektromobilität“, sagt er, und „grundsätzlich“ glaube er auch, „dass uns niemand mehr über Regularien zur E-Mobilität zwingen muss, wir haben uns längst dem Wandel verschrieben.“

Auf den Sportwagen R8 bezogen, der das Image von Audi stark geprägt hat, sagt Hoffmann, dass es sicherlich „keinen rein konventionell angetriebenen Sportwagen mehr geben“ werde. Der Hersteller schaue „gerade verschiedene Konzepte an, mit einem hohen oder gar einem hundertprozentigen Elektrifizierungsgrad“, wobei es auch „Synergien mit anderen Konzernmarken geben“ könne. Audi wolle „Sportwagen anders denken“, so der Chefentwickler der Marke. „Damit werden wir auch unserem Anspruch an ‚Vorsprung durch Technik’ gerecht werden.“

Quelle: Auto Motor und Sport – Interview mit Audi-Entwicklungsvorstand Hoffmann: Zwischen Verbrennern und E-Mobilität

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Narrowfield:

es gibt eine gut funktionierende Alternative: Android Auto bzw. Apple Car Play. Ich habe in meinem Fahrzeug noch nie das eingebaute Navi benutzt. Dahin wird der Trend gehen (siehe z.B. Polestar).

Robert:

der E-up kostet aber keine 125.000 sondern nach Förderung ca.14.000 Euro ist schon ein gewaltiger unterschied da kann ich eine ganze Flotte von E-Ups kaufen
das erwartet auch niemeand eine Premiumaussttaung

Mike:

Ja, das ist ja auch alles vollkommen richtig, aber das hat absolut nichts mit E-Mobilität zu tun.

Robert:

ganz einfach man ist den Tanstellen hinweisschildern gefolgt, kann mich nicht erinnern bisher hinweisschildern zu ladesäulen gesehen zu haben, sehe ladsäulen auch eher nur zufällig, sind ja viele irgendwo im Hinterhof oder sonstwie abseits gebaut und vor allem bei Tanstellen sehe ich schon weiten die Preistafeln

Robert:

Nein kein k.o. Kriterium, aber wenn schon ein Navi verbaut ist dann muss es auch ordentlich funktionieren beim Verbrenner AUDI funktioniert es seit Jahren warum es bei diesem Audi nicht funktioniert ist mir ein Rätsel, es sei den es ist Absicht das es nicht richtig funktioniert damit die Käufer vom E-Auto Kauf abgehalten werden, hat ja mein Chef auch erlebt als er beim Audi Händler nach E-Autos fragte wurde er abgewimmelt mit zu lange Lieferzeiten mind. 12Monate und mehr und außerdem seien die Reichweiten zu gering und BLa BLa Bla

Mike:

Was haben die Leute vor Navis gemacht, um eine Tankstelle zu finden?
Auch heute gibt es genug Autos auf der Straße, welche kein Navi besitzen.

Mike:

Stell dir vor, ein Elektroauto komplett ohne Navi funktioniert auch wunderbar, siehe VW e-Up.
Würdest du deswegen den e-Up nicht der E-Mobilität zuordnen?

Exwestfale:

Ist das wirklich so, das jede Fahrt in einen unbekannten Ort führt ? Ich brauche das Navi nur für Langstrecken ca. 5% meiner Jahreskilometer. Für mich ist das eingebaute Navi kein k.o. Kriterium bei einem E Auto

Mike:

Wie gesagt, was hat das mit E-Mobilität zu tun?
E-Mobilität bedeutet Antriebsmotor = Elektromotor. Alles andere ist Infotainment und Komfort.

Robert:

ganz einfach weil es einfach sein muss einsteigen ziel eingeben losfahren sich keine Gedanken übers laden machen zu müssen wie eben bei Tesla, wurde auch im den vom mir erwähnten deutlich erklärt, wer will schon ein e-auto fahren wenn man sich ständig über tausend sachen gedanken machen muss, sich im vorfeld bei jeder langstrecke alles planen muss um ans ziel zu kommen und nicht mit leeren akku irgendwo im der Pampa zu stranden.

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