Aptera: Startschuss für Solarelektroauto-Serienproduktion?

Cover Image for Aptera: Startschuss für Solarelektroauto-Serienproduktion?
Copyright ©

Aptera

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Ein Jahr ist es her, seit das Solar-Elektroauto-Startup Aptera sein Accelerator-Programm ins Leben gerufen hat, um Kunden zur vollständigen Verpflichtung für ihren Solarelektroauto-Kauf zu bewegen und dem Unternehmen so mehr finanziellen Spielraum auf dem Weg zur Serienproduktion zu verschaffen. Obwohl es länger gedauert hat als erwartet, war das Programm ein Erfolg und brachte fast 34 Millionen US-Dollar (31,4 Mio. Euro) ein.

Mit Vorstellung der Launch-Version Anfang 2023 wollte das Unternehmen insgesamt 50 Millionen US-Dollar (46,2 Mio. Euro) einsammeln. Die Launch-Edition ist ein vorkonfiguriertes, limitiertes Design, das die Produktion von Apteras Solarelektroauto einläuten und die ersten Autos dieser Art auf den Straßen darstellen soll. Kurz darauf kündigten die Mitbegründer von Aptera, Steve Fambro und Chris Anthony, ein Accelerator-Programm an, das Finanzierungsinvestitionen der Community von Reservierungsinhabern ab 10.000 US-Dollar erbat.

Daraus entstand ein Kontingent aus 2000 verfügbaren Fertigungsplätzen. Anfangs war die Beteiligung jedoch gering, sodass Aptera das Crowdfunding-Programm auf unbestimmte Zeit verlängerte, bis alle Plätze vergeben waren. Ein Jahr später ist es so weit – über 2000 Personen haben investiert, und Aptera ist der Serienproduktion seiner Solar-Elektroautos um 34 US-Millionen Dollar näher gekommen.

Nachdem alle 2000 Produktionsplätze für die Launch Edition vergeben wurden, hat Aptera das Accelerator-Programm für neue Kunden offiziell geschlossen. Diejenigen, die bereits auf der Rangliste stehen, können jedoch weiterhin in das Start-up investieren, um in der Liste aufzusteigen und ihr Auto früher zu erhalten.

Das Crowdfunding zielte darauf ab, Aptera einen finanziellen Vorschuss zu verschaffen, um die notwendigen Produktionsmittel für die Herstellung seiner Solar-Elektroautos zu kaufen – Gelder, die letztendlich durch einen im letzten Jahr gewährten Zuschuss von 21,9 Millionen Dollar (20,2 Mio. Euro) erstattet werden. Bis Oktober 2023 hatte Aptera bereits über 60 Prozent der wesentlichen Ausrüstung und Werkzeuge für die Herstellung seiner Carbon-Body-Fahrzeuge erworben.

Dazu gehörten Stanzwerkzeuge und Nachbearbeitungswerkzeuge – einige der teuersten Bestandteile des Produktionsprozesses, die lange Vorlaufzeiten für Bestellung und Lieferung benötigen. Im Dezember gab Aptera einen millionenschweren Deal mit dem koreanischen Hersteller CTNS für Batteriepakete bekannt, der als Hauptlieferant für seine Solarelektroautos fungieren wird.

Bisher hat Aptera durch seine Crowdfunding-Bemühungen insgesamt sogar mehr als 100 Millionen US-Dollar (92,5 Mio. Euro) eingenommen und plant, die Produktion Ende 2024 zu beginnen und 2025 zu steigern. Allerdings bleibe ein finanzieller Vorbehalt bestehen, so ein Sprecher des Unternehmens: „Der genaue Zeitplan hängt von der Finanzierung ab. Mit den 34 Millionen US-Dollar aus dem Accelerator-Programm hat Aptera das Kapital gesichert, um die Beschaffung von Werkzeugen für die Kleinserienfertigung und den Aufbau der ersten produktionsbezogenen Fahrzeuge zu finanzieren, die für Tests und Validierungen verwendet werden. Nach der Validierung der produktionsbezogenen Fahrzeuge ist der letzte Schritt die Kapitalbeschaffung für die Beschaffung von Werkzeugen und Ausrüstungen für die Großserienproduktion.“

Im Jahr 2020 startete Aptera mit der Vorstellung einer neuen, aktualisierten, batterie- und solarbetriebenen Version seines hocheffizienten Dreiraddesigns neu durch, nachdem man bereits 2006 einen ersten Versuch gewagt hatteMehr als doppelt so viel Reichweite wie das Tesla Model S “Long Range” verspricht das Aptera Elektroauto Luna, bei gleicher Akku-Größe wohlgemerkt. Mitverantwortlich hierfür sei der effiziente In-Wheel Antrieb, der für maximierte Aerodynamik des Elektroautos sorgt. Bis zu 1608 km Reichweite, sowie weitere 65 km Reichweite durch verbaute Solar-Panels bringe das Aptera E-Auto mit sich. Jedoch nicht in der Launch-Edition.

Quelle: electrek.co – Aptera sells all 2,000 production slots of its Launch Edition solar EV, raising nearly $34 million

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Wolfbrecht Gösebert:

Zitat Cadrick Bauer: „Dieses Fahrzeug […] hat […] weniger Luftwiderstand als der Außenspiegel (!) eines Ford F150 …“

Bitte lerne zu unterscheiden, ob Du vom (Luftwiderstands-) BEIWERT sprichst (Cw-Wert – da liegt der Aptera sicher UNTER dem eines Außenspiegels) oder vom »wirksamen Luftwiderstand«!
Um den nämlich zu ermitteln, muß (vereinfacht gesagt) der (dimensionslose!) Cw-Wert nämlich noch mit der »Stirnfläche des Körpers« MULTIPLIZIERT werden!

Dann erkennt man nämlich, dass (in Deinem Beispiel) der Wert des wirksamen Luftwiderstands auch eines Aptera sehr, sehr deutlich ÜBER dem des Außenspiegels liegt.

Das war unklar? Dann Details doch bitte mal nachlesen unter:
c&p–> de.wikipedia.org/wiki/Str%C3%B6mungswiderstandskoeffizient

Herwig:

Die Geschichte klingt für mich wie „Sono auf amerikanisch“…

Oliver Rödder:

Hocheffizienzfahrzeuge müssten heute eigentlich die Regel sein, nicht die Ausnahme mit schwierigem Start. Da viele Großserienhersteller weltweit solche Fahrzeuge unverändert vermeiden und zunehmend schwerere und ineffizientere Fahrzeuge bauen, drücken wir dem Aptera-Team von Herzen die Daumen! Man kann die Physik nicht überlisten. Man muss mit ihr fahren…

Cadrick Bauer:

Das ist das generelle Problem der Idee „PV auf Auto“.

Aptera ist das ganze Konzept des Autos aber von Grund auf neu angegangen und hat das entscheidende Kriterium des Sinns von PV auf dem Auto geändert: den Verbrauch.

Dieses Fahrzeug wurde von der Frage designed, wie man die maximale Energieffizienz erreichen kann. Und so hat es weniger Luftwiderstand als der Außenspiegel (!) eines Ford F150 und kommt mit weniger als 6kWh auf 100km aus. Die Angabe von 65km Solar am Tag ist bei diesem Ansatz sogar realistisch, deckt also selbst in unseren Breiten über die Hälfte des Jahres den täglichen Kilometerbedarf ab.

Allerdings ist die PV-Beplankung hier optional. Die Basisversion des Fahrzeugs mit 30 oder 40kWh Batterie und 100kW-Frontantrieb kommt ohne Solar, kommt aber schon 500 bzw. 600km weit!

onlineschorty:

Wenn man selber eine Solaranlage auf einem Hausdach betreibt und beobachtet, wie lange so eine Anlage ein Elektroauto laden muss um ein paar Kilometer zu fahren, kommen einem schon Bedenken, ob ein paar Solarpanels auf dem Autodach oder der Karosserie wirklich den Aufwand wert sind. Zumindest muss man in einer sehr sonnigen Gegend wohnen, damit sich sowas einigermaßen rechnet. Auch wenn ich die Idee durchaus reizvoll finde fürchte ich, dass sowas nicht sehr alltagstauglich ist.

Wolfbrecht Gösebert:

Das erhebliche finanzielle Dilemma, in dem sich Aptera (wie schon andere Start ups) befindet, steht eigentlich ganz offen im Text :)

„Mit [dem Geld] aus dem Accelerator-Programm hat Aptera das Kapital gesichert, um die Beschaffung von Werkzeugen für die Kleinserienfertigung und den Aufbau der ersten produktionsbezogenen Fahrzeuge zu finanzieren, die für Tests und Validierungen verwendet werden.“

Tja, mehr aber eben auch nicht!

„Nach der Validierung der produktionsbezogenen Fahrzeuge …“

… wofür aber ebenfalls Kosten entstehen und lfd. Gelder benötigt werden …

„… ist der letzte Schritt die Kapitalbeschaffung für die Beschaffung von Werkzeugen
und Ausrüstungen für die Großserienproduktion.“

»Der letzte« ist DER Schritt aber eigentlich auch noch nicht, weil Bauteile-Zulieferer zumindest für solche Start ups üblicherweise vor Beginn der Belieferung erst noch Vorauszahlungen verlangen. Und weil bereits im Vorwege (an-)bezahlte Fahrzeuge ja bei Verkauf/Übergabe an solche Kunden keine (vollen) Erlöse mehr erzielen! Also nochmals weiterer Kapitalbedarf!

Da ich ich aber ein Gelingen solcher Off-Mainstream-Projekte generell positiv sehe, würde ich wohl annehmen/hoffen, dass dennoch – wenigstens in USA – genügend Nachfrage für so ein Nischenprodukt existieren wird. Time will tell :)

Ähnliche Artikel

Cover Image for So fährt sich das Concept AMG GT XX mit 960 kW Ladeleistung

So fährt sich das Concept AMG GT XX mit 960 kW Ladeleistung

Sebastian Henßler  —  

Wir sind den Concept AMG GT XX exklusiv gefahren: Erste Eindrücke von 1000 kW Power, 600 kW Rekuperation und 960 kW Ladeleistung im Extremtest.

Cover Image for VDA: „Das Auto bleibt die tragende Säule der IAA Mobility“

VDA: „Das Auto bleibt die tragende Säule der IAA Mobility“

Sebastian Henßler  —  

Exklusiv: VDA-Chef Mindel erklärt, warum die IAA Mobility heute mehr ist als eine Autoshow – und welche Rolle München im globalen Dialog spielt.

Cover Image for Messe München: Wächst die IAA der Stadt schon über den Kopf?

Messe München: Wächst die IAA der Stadt schon über den Kopf?

Sebastian Henßler  —  

Exklusiv: Christian Vorländer erklärt, warum die Messe München die IAA langfristig halten will – und welche Strategie dahintersteckt.

Cover Image for Schäfer, Mercedes: China fehlt Formel-1-Technologietransfer

Schäfer, Mercedes: China fehlt Formel-1-Technologietransfer

Sebastian Henßler  —  

Die Rekordfahrt in Süditalien war für Mercedes-AMG mehr als Show. Schäfer sieht darin den Beweis, dass Formel-1-Technik den Unterschied zu China ausmacht.

Cover Image for Deep Dive Concept AMG GT XX – Wir waren in Nardò dabei

Deep Dive Concept AMG GT XX – Wir waren in Nardò dabei

Sebastian Henßler  —  

EAN war bei der Rekordjagd in Nardò vor Ort: Das Concept AMG GT XX setzte 25 Rekorde, wir durften die Technik, das Team und die Abläufe exklusiv kennenlernen.

Cover Image for Zeekr: „Sind ein junges Unternehmen mit europäischer Seele“

Zeekr: „Sind ein junges Unternehmen mit europäischer Seele“

Sebastian Henßler  —  

Zeekr baut Europa zum Kernmarkt aus – mit lokaler Entwicklung, eigenen Teams in Göteborg und Amsterdam sowie klarer Ausrichtung auf Substanz.