Wissenswertes zum PV-Überschussladen eines E-Autos

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

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Klingt verlockend: Sich selbst mit Strom versorgen, inklusive dem in der Garage parkenden Elektroauto, mit auf dem eigenen Hausdach erzeugter Solarenergie. Das ist nicht nur nachhaltig und somit gut fürs ökologische Gewissen. Denn wer zusätzlich zum Verbrauch des Hauses auch noch seinen Stromer mit der Energie der Sonne lädt, erhöht den Eigenverbrauch und damit die Wirtschaftlichkeit seiner Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage), wie ein kleines Rechenbeispiel verdeutlicht: Eine PV-Anlage mit einer Leistung von 5 kWp kann jährlich bis zu 5000 kWh Strom liefern. Ein durchschnittliches Elektroauto mit einem Energieverbrauch von 17 kWh auf 100 Kilometer könnte mit dieser Menge fast 30.000 Kilometer zurücklegen, gut 2500 Kilometer im Monat.

Gleichzeitig beträgt die Einsparung für jede selbstverbrauchte Kilowattstunde Strom im Vergleich zu den üblichen Tarifen einer Studie des Fraunhofer-Instituts für solare Energiesysteme zufolge aktuell etwa 20 Cent – im sonnenreichen Süden sogar etwas mehr und etwas weniger im nicht so sonnenverwöhnten Norden. Grob überschlagen: Wer die 5000 kWh Strom möglichst komplett selbst verbraucht, vielleicht auch noch mit Hilfe eines zusätzlichen Stationärspeichers, dessen Anschaffung sich laut der Studie ebenfalls lohnen kann, spart gut 1000 Euro pro Jahr und verkürzt damit auch die Zeit, in der sich die Investition in die Solarmodule auf dem Dach amortisiert hat.

In der Regel dauert es selbst ohne das zusätzliche Laden eines E-Autos per PV-Strom nur etwa acht bis zwölf Jahre, bis die Kostenbilanz einer Solaranlage positiv wird. Ab dann wirtschaftet die PV-Anlage nur noch in die eigene Tasche, und das noch ziemlich lange: Die allgemeine Lebensdauer einer modernen PV-Anlage liegt bei gut 25 bis 30 Jahren. Manche Hersteller geben sogar eine 30-jährige Garantie auf Haltbarkeit und Leistungsfähigkeit der PV-Anlage.

Mancher wird sich vielleicht fragen, ob die selbst erzeugte Strommenge überhaupt reicht für Haus und Auto. Auch hier ein kurzes Rechenbeispiel: Der durchschnittliche Pendler legt täglich zwischen 20 und 40 Kilometer zurück und benötigt dafür mit seinem 17 kWh je 100 Kilometer verbrauchenden E-Auto lediglich etwa 3,5 bis 7 kWh Strom. Auf 200 Arbeitstage gerechnet kommen als Bedarf fürs Elektroauto etwa 700 bis 1400 kWh zusammen. Der durchschnittliche Stromverbrauch eines Einfamilienhauses mit 4 Personen liegt bei 4000 kWh im Jahr. Das könnte, je nach Fahrleistung des E-Autos, mit einer 5 kWp-Anlage eng werden. Falls ja, schraubt man sich einfach ein, zwei kWp mehr aufs Dach.

Ein erst vor wenigen Wochen auf dem Tech-Portal t3n veröffentlichter Erfahrungsbericht bestätigt, dass sich auch gleich zwei Elektroautos im Zusammenspiel mit einer Photovoltaikanlage samt Stromspeicher lohnt. Der Autor erreicht mit einer 10 kWp-Photovoltaikanlage und einem 8 kWh großen Batteriespeicher einen jährlichen Autarkiegrad von 81 Prozent, spart pro Jahr Stromkosten in Höhe von gut 1700 Euro und geht davon aus, dass sich die Investition innerhalb von etwa neun bis 13 Jahren amortisiert haben wird.

So funktioniert das PV-Überschussladen mit einem Elektroauto

Um den überschüssigen, also aktuell vom Haushalt nicht benötigten Strom dem Elektroauto zu überlassen, gibt es drei Möglichkeiten.

  1. Beim PV-Laden ohne Ansteuerung der Wallbox fließt der Strom direkt ins Elektroauto mit einer zuvor festgelegten Leistung. Diese Variante, bei der Echtzeit-Informationen der PV-Anlage nicht berücksichtigt werden, erhöht den Eigenverbrauch zwar, aber noch nicht optimal.
  2. Beim PV-Laden über ein Freigabesignal lädt das Elektroauto erst dann, wenn die Solaranlage einen zuvor festgelegter Überschusswert erreicht hat. Fällt die Stromerzeugung wieder unter den Wert, wird der Ladevorgang automatisch pausiert, bis der Wert wieder erreicht wird. Zwar lässt sich so der PV-Eigenanteil schon mehr steigern. Es geht aber noch besser.
  3. Der beste Wert beim Eigenverbrauch lässt sich durchs PV-Laden mit dynamischer Ansteuerung erreichen. Dabei passt das heimische Stromkraftwerk den Ladestrom permanent so an, dass der bestmögliche Wert beim Eigenverbrauch erreicht wird. Eine solche Lösung kostet zwar anfangs etwas mehr als die beiden vorher genannten Varianten. Diese Kosten gleichen sich jedoch dank der effizienteren Auslastung der PV-Anlage wieder aus.

Technologische Entwicklungen machen das E-Auto zum Zwischenspeicher

In, wie sich aktuell abzeichnet, schon einigen Jahren können Elektroautos nicht nur passiver Stromempfänger, sondern auch aktiver Energiespender sein. Aktuell fließt der Strom nur in eine Richtung: Von der PV-Anlage zur Wallbox und dann ins E-Auto, am besten gesteuert per Lademanagementsystem zur möglichst effizienten Nutzung der selbst erzeugten Energie. Einige geeignete Wallboxen mit der zusätzlichen Funktion PV-Anbindung sind auf der Website unseres Kooperationspartners Energielösung zu finden. Seitdem der Bund die Anschaffung einer privat genutzten Wallbox mit 900 Euro fördert, lohnt sich die Installation einer Lademöglichkeit daheim umso mehr.

Bidirektionale Ladestationen sowie die regulatorischen Voraussetzungen, um ein Elektroauto als Zwischenspeicher nutzen zu können, befinden sich aktuell zwar noch in der Entwicklung bzw. in der Abstimmungsphase. Erste Pilotprojekte sind allerdings bereits sehr vielversprechend gelaufen – schon in zwei bis vier Jahren rechnen Branchenkenner mit ersten Produkten und Lösungen für Endkunden. Dann kann das Elektroauto in der Garage nicht nur den Eigenverbrauch verbessern, sondern dem Haushalt auch dann Energie zur Verfügung stellen, wenn die Sonne einmal nicht scheint oder die PV-Anlage nicht ausreichend Leistung liefern kann.

Zusätzlich kann der E-Auto-Akku auch das Stromnetz stabilisieren, indem er als Teil eines riesigen Schwarmspeichers bestehend aus vielen Elektroautos in den Regelenergiemarkt eingebunden wird. Nach ersten Pilotprojekten zu der V2G (Vehicle-to-Grid) genannten Technologie zeichnet sich ab, dass Besitzer eines E-Autos, welche eine Handvoll Kilowattstunden des E-Auto-Akkus für die Netzstabilisierung zur Verfügung stellen, gut 700 bis 1000 Euro im Jahr hinzuverdienen können. Im Idealfall mit komplett CO2-freiem Strom, erzeugt auf dem eigenen Dach.

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Georg Amann:

Dann braucht man nicht die ganze Anlage abmontierten sondern nur die kaputten Zellen

Winrich:

Inzwischen gab es für die Wallbox und/oder den Wechselrichter (keine Auskunft dazu!) ein Update. Nunmehr funktioniert das Überschussladen auch nach vorübergehender Abschaltung ohne manuelle Eingriffe.

Günter Kutter:

Ich interessiere mich auch für den Hyundai Ioniq5 und recherchiere zu der o.g. Thematik. Der Hyundai Ioniq 5 kann zwar sog. bidirektionales Laden, d.h. man kann auch Strom wieder aus dem Akku entnehmen, allerdings, lt. dem lokalen Händler nach Rücksprache mit Hyundai, kann er kein Überschussladen mit Phasenumschaltung, was sehr schade ist.

Günter Kutter:

Hallo, das ist großes Pech. Ich habe seit 2002 eine 5 kWp Anlage auf dem Dach und in der Zwischenzeit schon mehrfach Totalausfälle einzelner Module. Der damalige Hersteller, einer der ersten, hat inzwischen die Produktion eingestellt und ist auch ganz aus dem PV-Geschäft ausgestiegen, da es nur ein kleines Zusatzgeschäft war.
Auch ich hatte damals zusätzlich zur Gewährleistung eine 20 jährige- abgestufte Leistungsgarantiezusage. Entgegen Ihrer Erfahrung wurde mir auf schriftlichen Antrag, unter Beibringung von Fotos der Seriennummernplakette und Schadstellen, für jedes Modul eine anteilige Kostenerstattung gewährt und dies relativ unbürokratisch.
Leider darf ich aus vertragsrechtlichen Gründen den Namen des Herstellers nicht öffentlich machen.

Also, es geht durchaus auch anders.

Leider sind doch viele Richter in unserem Lande selbstherrliche Ignoranten. Ich habe ähnliche Erfahrungen in einem Verfahren bzgl. Schrott-Immobilien auch gemacht.

Winrich:

Nach vielen Versuchen: es liegt wohl daran, dass der Kona dreiphasig lädt, der Nissan einphasig. Wenn die Einspeisung nicht reicht, muss man beim Kona die Ladeleistung manuell auf „reduziert“ oder „minimal“ einstellen, dann geht es weiter….

Winrich:

Beim Überschussladen mit der Wallbox von Hardy Barth vom Typ cPµ1-T11 / ecB1-LRüber den Wechselrichter Kostal Plenticore Plus 7.0 in Kombination einer PV-Anlage 6,8kWp und einem Batteriespeicher von 5,2 kWh bei einem Kona electric mit 64 kw Akku funktioniert das leider nicht. Sobald die Wallbox bei nachlassender Einspeisung abschaltet ist der Ladevorgang endgültig beendet. Die Wallbox schaltet sich nicht wieder ein. Nachfragen beim Hersteller brachten keine Aufklärung. Bei einem Nissan Leaf mit 30 kw-Akku funktioniert es aber. Von Hyundai gab es bisher dazu keine Antwort.

bergfex:

… und die fehlen Dir beim Hausverbrauch, wo Du dann Strom aus dem Netz beziehen musst. Da kannst Du gleich Dein Auto mit Netzstrom laden, das wäre wirtschaftlicher, vor allem, wenn Du etwas weiter fahren willst. Es ist wirklich nur dann sinnvoll, das E-Auto an der PV-Anlage zu laden, wenn die Sonne scheint. Und nachts scheint sie halt mal nicht.

Steve Phino:

Jaein, genau da kommt dann der Speicher ins Spiel. Also tagsüber bei Sonne(auch im Winter) reicht es bei einer 10 kWp-Anlage. Notfalls muss man die Wallbox 1phasig betreiben. Und, wenn das Auto erst abends kommt laden wir auch dem Speicher. Wenn man es jeden Abend ran hängt, sind es bei uns nur so 3-4 kWh die nachgeladen werden und die kommen aus dem Speicher.

ÖKOFan:

Servus Bergfex

Danke für den Link. Die Preise liegen zwischen 1.000 – 1.200 Euro. Gar nicht mehr so teuer.
Ich werde gleich eine Anfrage stellen ob das Teil auch zwei Phasen mit 16 Ampere auf eine Phase zusammenführen kann. Mein KIA kann leider nur auf einer Phase laden, was bei 16 Ampere 3,7 kW Ladestrom bedeutet. Wenn das Gerät aber zwei Phasen zusammen legen kann, dann könnte ich mit 7,4 kW laden. Bei Sonnenschein habe ich meist 9 kW Leistung auf der PV. Da könnte ich sogar noch 1 kW pro Stunde in meinen BYD Speicher laden. Das wäre dann die optimale Lösung für mich.

Einen schönen Tag wünscht dir
Gerald

Strauss:

Christoph, dies kannst Du in einer Berghütte machen.Wo keine Stroversorgung in der Nähe ist. Andernfalls sind sog. Insellösungen völlig unabhänglig vom örtlichen Stromversorger möglich , aber nicht einfach durchhzusetzen. Habe das für unseren Betrieb auch durchgerechnet. Um die Winterprobleme zu lösen hätte die PV Anlage wesentlich grösser werden sollen. Riesige teure Speicher und ebensolche Steuerungen welche stetig konstante Spannungen garantieren. Spitzenbelastungen, wir hätten ja nichts mehr vom E Werk gehabt, hätten wir im Winter durch Traktoren mit grossem Notstromgerät ausgeglichen. In Entwicklungsländern wird so bei Stromausfall durch einen alten grossen Schiffsdieselmotor in grossen Hotels ausgeholfen.
Der Rotstift hat in unserem Betrieb diese Lösung vereitelt.

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