Wie sich Netze BW auf den Hochlauf der Elektromobilität vorbereitet

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Michael Neißendorfer
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Die Einbindung von Elektroautos mitsamt ihrer Ladeinfrastruktur in das Stromnetz ist für die Verteilnetzbetreiber eine Herausforderung. Dr. Martin Konermann, Technischer Geschäftsführer des Verteilnetzbetreibers Netze BW, sprach mit VDE Mobility über die Auswirkungen der Elektromobilität auf die Netze und wie sich Elektroautos erfolgreich einbinden lassen.

Konermann hält die Prognose, wonach im Jahr 2030 sechs Millionen Elektroautos in Deutschland zugelassen sind, durchaus realistisch. Die Integration dieser Fahrzeuge, die ja schließlich mit Strom geladen werden müssen, bedeuter für die Verteilnetze „in der Tat eine große, wenn auch zu bewältigende Herausforderung“, so der Energieexperte. Bislang sei das Stromnetz an vielen Stellen noch nicht ausgelegt für eine große Anzahl Elektroautos, weshalb gezielt Netzverstärkungsmaßnahmen notwendig seien, um die benötigte Leistung bereitzustellen.

Unser Ziel ist es, dass jeder Kunde laden kann, wo er möchte und wann er möchte“, sagt Konermann. Damit das funktioniert, brauch es klare Spielregeln: „Beispielsweise muss Ladeinfrastruktur zwingend dem Netzbetreiber gemeldet werden und technische Anschlussbedingungen erfüllen. Zusätzlich müssen Netzbetreiber innovative Lösungen wie das Lademanagement einsetzen dürfen, um bei einem schnellen Hochlauf der Elektromobilität Netzengpässe in Hot-Spot-Gebieten überbrücken zu können – bis der Netzausbau abgeschlossen ist“.

Die Herausforderung bei dieser Angelegenheit sei, wie viele andere Experten bereits bestätigten, nicht die Energiemenge, sondern die Ladeleistung. Selbst bei einer Million Elektrofahrzeugen steigt der Energiebedarf in Deutschland nur um rund ein halbes Prozent“, so Konermann. Allerdings stelle das gleichzeitige Laden vieler Elektrofahrzeuge in einem Straßenzug eine starke Belastung dar. „Hier fehlt es derzeit noch an Erfahrungswerten, mit welcher Gleichzeitigkeit Fahrzeuge wirklich geladen werden und mit welchem Leistungsbedarf wir künftig rechnen müssen“. Bei Netze BW setze man deshalb „neben dem Netzausbau auf innovative Lösungen wie die Darstellung des aktuellen und die Prognose des künftigen Netzzustands in allen Netzebenen sowie auf die zunehmende Digitalisierung aller Prozesse.

Im Pilotprojekt „E-Mobility-Allee“ erforscht Netze BW bereits seit Mai 2018, wie sich viele Elektroautos von Privathaushalten in einer Straße auf die unmittelbare Netzumgebung auswirken. Erste Zwischenergebnisse zeigen demnach, dass die Gleichzeitigkeit von Ladevorgängen offenbar nicht so hoch wie erwartet ist: „Bisher haben nie mehr als vier der zehn Fahrzeuge zeitgleich geladen. Dadurch ist die Netzbelastung auch weniger hoch als befürchtet“, sagt Konermann. Um auch bei höheren Belastungen ausreichend Energie zur Verfügung stellen zu können, testet das Energieunternehmen nun auch „neue, innovative Lösungen zur zwischenzeitlichen Optimierung der Netzstabilität. Dazu gehören zum Beispiel Batteriespeicher und ein Lademanagementsystem zur Vermeidung von Lastspitzen im Netz“.

Quelle: VDE Mobility – Wir brauchen klare Spielregeln, damit Kunden jederzeit und überall laden können

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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