Vergangenheit und Zukunft: SM Prototyp trifft DS E-Tense

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Hannes Dollinger
Hannes Dollinger
  —  Lesedauer 3 min

Der SM Prototyp der 70er Jahre trifft auf einen modernen Elektro-Renner mit 600 kW. Beide Autos setzen zu ihrer Zeit Maßstäbe in Sachen Technologie und Motorsport.

Der Citroën SM war in den 1970er Jahren eines der aufregendsten Autos, das aus Frankreich kam. Er vereinte Eleganz und den Komfort eines Citroën der Oberklasse mit der Kraft und dem Klang eines Maserati-Motors. Ja, richtig gelesen. Das Serienfahrzeug des SM war mit einem Sechszylinder Motor aus den Regalen von Maserati ausgestattet. Der leistete je nach Variante zwischen 154 und 180 PS. Seinerzeit arbeitete man bei Citroën zwar selbst an V6- und auch an V8-Motoren. Denen wurde der Einsatz in einem Serienfahrzeug aber noch nicht zugetraut. So entstand ein Oberklasse-Sportcoupé, das mit seiner unverwechselbaren Silhouette die Blicke auf sich zog. Mit 220 km/h war es sogar zeitweise das schnellste frontgetriebene Serienfahrzeug auf dem Markt. Doch ein kommerzieller Erfolg wurde der SM nie. Nach nicht einmal 13.000 Fahrzeugen war im Jahr 1975 Schluss.

Liebhaber hatte der SM allerdings genügend. Im Laufe der Jahre entstanden einige Sondermodelle des Wagens. Unter anderem als Cabrio, als Targa oder als verlängerte Limousine für staatstragende Anlässe. Im Jahr 1973 baute die Motorsportabteilung des Mutterkonzerns PSA einen Prototypen auf Basis des SM, der seine Leistungsfähigkeit auf ein neues Niveau hob. Der einfach SM Prototyp genannte Wagen war ein Versuchs- und Testfahrzeug, das vor allem bei der Entwicklung späterer Rennwagen wichtige Erkenntnisse lieferte. Er hatte unter anderem eine verlängerte Motorhaube, um einen größeren V6-Motor mit 250 PS unterzubringen.

Was wir vor 50 Jahren mit einem damals sehr einzigartigen Auto gemacht haben, fasziniert bis heute„, sagt François Monath. Er ist Mitentwickler des SM Prototyp & ehemaliger technischer Leiter bei PSA Motorsport.  „Es ging unter anderem darum, eine Antwort auf die Frage zu geben, welche maximale Leistung die Vorderachse verkraften kann. Wir nannten den SM Prototypen auch ‚La Voiture Michelin‘, weil dieses Auto so viel Zeit bei Michelin verbrachte, um an den Reifen und der Achskinematik zu arbeiten. Der SM Prototyp war eine Art Technologielabor, mit dem wir viele Erkenntnisse gewinnen konnten, beispielsweise über die Kinematik der Aufhängung, wie sich die Reifen bei enormer Geschwindigkeit verhielten und vieles mehr.

Im Vorfeld der renommierten Classic-Car Ausstellung Rétromobile in Paris entstand eine Fotoserie, in der dieser Klassiker einem modernen elektrischen Prototypen gegenüberstand. Seinem Enkel sozusagen. Der DS E-Tense Performance ist ein vollelektrischer Prototyp, der von der Rennsportabteilung DS Performance 2022 entwickelt wurde. Damit möchte DS Automobiles seine vor allem seine Ambitionen im Motorsport demonstrieren. Auch die Designsprache und Technologie für künftige elektrische Modelle der Marke finden sich in dieser Studie. Seit Gründung der Premiummarke DS Automobiles setzt man vor allem auf Elektrifizierung. Schon seit mehreren Jahren engagiert sich DS Automobiles erfolgreich in der Formel-E. Die Marke will ab 2025 nur noch rein elektrische Modelle anbieten.

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Wie damals der SM Prototyp stellt der DS E-Tense Performance die Spitze der technologischen Entwicklung im Motorsport des Konzerns Stellantis (ehemals PSA) dar. Er basiert auf einer Karbonhülle und verfügt über zwei Elektromotoren mit einer Gesamtleistung von 600 kW / 815 PS und einem Drehmoment von 8000 Nm. Er macht sich gut neben dem “Original”, dem SM Prototyp. Verdeutlichen die beiden Fahrzeuge doch, wie groß der Sprung moderner Renntechnik in den letzten 50 Jahren war. Während ich mir vorstelle, wie unterschiedlich das Fahrerlebnis in beiden Autos wohl sein mag, denke ich mir, dass bei aller Nostalgie und Faszination für die Geschichte des Automobils die Entwicklung heute doch auch in eine richtig spannende Richtung geht.

Quelle: Stellantis – Pressemitteilung

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Hannes Dollinger

Hannes Dollinger

Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.
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Heiko:

bei mir in Berlin Mitte steht ein SM in goldbraun metallic. und wie in den 70ern stehe ich wieder
ergriffen und staunend vor diesem fantastischen Apparat…. und dann wieder ganz schnell eine dunkle Sonnenbrille aufsetzen, damit ich das schreckliche SUV Gerümpel nach asiatischen und
amerikanischen Vorgaben ertrage ….

Marc:

Der SM war ein vollständig eigenständiger Entwurf, ein Coupé mit anderen Dimensionen und Proportionen, um den größeren Motor aufnehmen zu können. Das Layout mag optisch der D-Serie ähnlich sein. Es passt aber kein Blech, weder innen noch außen und auch keine beweglichen Teile, der SM ist z.B. 5 cm breiter und ein Dreitürer. Auch war der Motor keinesfalls ein „halber“ Maserati-Motor, sondern ein ganzer, nämlich der des Maserati Merak.

Richtig ist nur, dass er ein kommerzieller Flop war und der Wagen fast nirgends zu warten war. Denn der Motor brauchte aufwändigen Service, das konnte anfangs nur Maserati leisten. Aber er musste für fast alle Verschleißreparaturen kompliziert abgesenkt werden, das wiederum konnte nur Citroën leisten. Ein Teufelskreis.

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