Verbrenner-Malus in Frankreich steigt auf bis zu 70.000 Euro

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Michael Neißendorfer
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Wer in Frankreich einen besonders durstigen Verbrenner kauft, wird ab 2025 nochmal deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen, als es ohnehin schon der Fall ist. In der vergangenen Woche hat die französische Regierung die neue Tabelle für die Umwelt-Malus (malus écologique) genannte Strafsteuer vorgelegt, die beim Kauf eines Benziners oder Diesels einmalig aufgeschlagen wird. Der Höchstsatz steigt ab kommendem Januar von aktuell 60.000 auf 70.000 Euro und wird bei Verbrennern fällig, die laut WLTP-Verbrauch mehr als 193 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, was einem Normverbrauch von etwa 8,2 Liter Benzin oder 7,3 Liter Diesel entspricht.

Die einmalige Abgabe in voller Höhe betrifft zwar nur einen kleinen Teil der für gewöhnlich in Frankreich verkauften Neuwagen, aber auch der Kreis kleinerer Fahrzeuge, für die der je nach CO2-Emissionen gestaffelte Malus entrichtet werden muss, wird größer. Denn am anderen Ende der Skala wurde der Basis-Emissionswert von 118 auf 113 Gramm CO2 je Kilometer gesenkt. Bei diesem Wert schlägt der Staat noch günstige 50 Euro auf den Kaufpreis drauf. Ab 136 Gramm CO2 je Kilometer wird es vierstellig, 10.000 Euro sind ab 167 Gramm je Kilometer erreicht.

Über alle Emissionsstufen hinweg wird der Malus 2025 um gut 50 Prozent erhöht. Eines der beliebtesten Autos in Frankreich ist der Peugeot 308, der Basis-Benziner mit 96 kW (131 PS) verursacht 124 Gramm CO2 je Kilometer, macht beim Kauf 280 Euro extra. Wer zum Hybrid greift, rutscht mit 112 Gramm knapp unter die CO2-Grenze. Ebenfalls in der Top Ten in Frankreichs Zulassungsstatistik ist der VW Tiguan, dessen Basismotorisierung mit der gleichen Leistung wie der Peugeot verursacht beim VW 139 Gramm CO2 je Kilometer und somit eine einmalige Abgabe von 1386 Euro zusätzlich zum Kaufpreis.

Den malus écologique hat Frankreich bereits 2020 eingeführt. Mit jedem neuen Jahr wird die Abgabe strenger gezogen und der Höchstsatz erhöht sowie der CO2-Wert für die Befreiung von der Strafsteuer verringert. Die Regierung hat bereits angekündigt, dass der Höchstwert Jahr für Jahr um 10.000 Euro erhöht wird, ab 2027 wird er 90.000 Euro betragen und der Basis-Emissionswert dann auf 99 Gramm je Kilometer gesenkt. Der Verbrenner-Malus enthält auch eine soziale Komponente, kinderreiche Familien ab drei Kindern etwa erhalten vergünstigte Konditionen, gänzlich befreit sind Fahrzeuge von Menschen mit Rollstuhl.

E-Auto-Förderung wird zurückgefahren

Mit den Einnahmen aus dem Verbrenner-Malus finanziert Frankreich Beihilfen für den Kauf von Elektroautos, die ab 2025 allerdings gekürzt werden sollen. „Dank der Skaleneffekte und des Fortschritts bei Batterien sind die Kosten für Elektroautos gesunken und ihr Anteil an den insgesamt verkauften Fahrzeugen ist gestiegen, wodurch auch der Bedarf an Subventionen geringer ist“, teilte das Finanzministerium mit. Daher werde der Fördertopf von aktuell 1,5 Milliarden auf 1 Milliarde Euro reduziert.

Aktuell gibt es bis zu 7000 Euro für die Anschaffung eines Elektroautos sowie ein günstiges Sozialleasing, mit dem einkommensschwache Haushalte ein E-Auto ab 100 Euro im Monat leasen können. Inwiefern sich die Kürzung der bereitgestellten Mittel auf diese Förderungen auswirkt, wurde noch nicht beschlossen. Man wolle aber weiterhin die einkommensschwachen Haushalte priorisieren.

Quelle: Ministère de l’Économie, des Finances et de l’Industrie – Website / L’argus – Malus écologique 2025 : nouveau barème, règles plus strictes et taxes en hausse

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Talis:

„Und ich glaube nicht, dass viele Leute mit gutem Einkommen, die Neuwagen kaufen, AfD oder BSW wählen.“

Zumindest die AfD wird über alle Einkommensschichten hinweg ähnlich häufig gewählt. Beim BSW dürfte es natürlich anders sein.
Beim Rest stimme ich dir weitgehend zu.

Farnsworth:

Die Abwrackprämie wird in Deutschland diskutiert? Das war ein Vorschlag von ICCT.

Farnsworth:

Dann gucke Dir mal Vorträge von Dr. Mark Beneke an. Der Mann ist Biologe und betrachtet die Auswirkungen des aktuellen Temperaturanstiegs auf die Tier und Pflanzenwelt. Wir ernähren uns davon und die Nahrungskette bricht bei weiterem Temperaturantieg irgendwann zusammen wie ein Kartenhaus. Dann gibt es nicht mehr genug zu essen. Dann ist Schluss mit Wohlstand… Für alle

Farnsworth:

Offensichtlich vermissen da einige die harte Hand der DDR und kommen mit der Freiheit nicht klar.

Aber deswegen „die Merkel“ machen und sich drehen, wie das Fähnlein im Wind? Unter Merz würde so eine Steuer niemals kommen.

Die Automobilindustrie könnte ja einfach mehr innovative Autos bauen und weniger Dreckschleudern. Wäre doch ein schöner Anreiz.

Dieser Malus betrifft übrigens keine sozial schwächeren. Und ich glaube nicht, dass viele Leute mit gutem Einkommen, die Neuwagen kaufen, AfD oder BSW wählen.

Farnsworth:

Nichtsdestotrotz genau die richtige Maßnahme. Es werden die getroffen, die Kohle haben: Neuwagenkäufer. Elektroautos werden attraktiver, man hat eine Einnahmequelle für den Elektrobonus und wir kommen nicht drumherum keine Verbrenner mehr zu verkaufen. Der Klimawandel hat jetzt schon unangenehme Folgen für uns und die werden immer schlimmer.

Didi:

Dann sind die Franzosen also in „ein paar Jahren“ so weit wie die Türken mit ihrer ÖTV heute schon? Respekt!

ERICH ROTHENBÜHLER:

Das Auto wurde erfunden, um schneller und bequemer von A nach B zu fahren Dafür braucht es aber weder 2To Blech noch 500 PS. In der BRD werden ja vor allem Protzautos produziert, zum Angeben und Bläfen. Da sollte jedes Auto ja mindestens 250 PS haben, sonst ist Mann / Frau ja niemand

Peer:

Was für ein Ökosozialismus, absoluter Wahnsinn. Erst wenn der letzte subventioniert Arbeitsplatz in Europa wegfällt, werden so einige mit erhobenen Kopf zu Kreuze kriechen. VW ist das beste Beispiel, jedes günstig produzierte Fahrzeug wird nicht mehr in Europa hergestellt. Die Franzosen lieben ihren Sozialismus, ihren Lebensstandard müssen sie dann eben zurückfahren, bis zur Bedeutungslosigkeit ihrer Wirtschaft. Staatsverbote sind nicht immer hilfreich, eher kontraproduktiv, es sei dann man will chinesische Verhältnisse oder Leben wie in Zeiten der französischen Revolution. Die Oberflächlichkeit, Kleingeistigkeit und Leichtgläubigkeit gegenüber dem Leviathan scheint in Zeiten der übertriebenen Panik unbelehrbar.

Manfred Hauptreif:

Wir sollten erstmal den Internetverkehr eindämmen. 1000 € für jedes verwendete Schimpfwort!

egon_meier:

„Arbeitsplätze und Klimaschutz gegeneinander auszuspielen ist nicht sinnvoll.“
Das ist eben nicht allen klar.

„Es geht aber nicht um Kernkfraft, sondern um Autos.“
Es geht darum, dass letztlich der Wähler entscheidet, welche Politik gemacht wird.
Was macht der Wähler gerade mit den Grünen?

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