USA drohen mit höheren Autozöllen: Folgen für Deutschland?

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Die von US-Präsident Donald Trump in der vergangenen Woche angedrohten Autozölle sorgen für Unruhe in der deutschen Wirtschaft. Die geplanten Einfuhrzölle von 25 Prozent könnten erhebliche Folgen für die Industrie haben. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hält dieses Vorgehen für problematisch und warnt vor einem Handelskonflikt, der die weltweite Wirtschaft schwächen könnte. Volker Treier von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) weist darauf hin, dass deutsche Unternehmen bereits mit vielen Herausforderungen zu kämpfen hätten. Zusätzliche Handelsbarrieren würden den Druck weiter erhöhen. Laut VDA und DIHK gehen 13 Prozent der deutschen Autoexporte in die USA, mehr als in jedes andere Land. Gleichzeitig beschäftigen deutsche Hersteller und Zulieferer rund 138.000 Menschen in den Vereinigten Staaten.

Trump bekräftigte seine Pläne Mitte Februar und stellte nicht nur höhere Zölle auf Autos, sondern auch auf Halbleiter und pharmazeutische Produkte in Aussicht. Eine Umsetzung könnte bereits Anfang April erfolgen. Wirtschaftsexperten warnen davor, dass eine Spirale von Strafzöllen und Gegenzöllen entstehen könnte, die Handel und Wachstum auf beiden Seiten des Atlantiks belasten würde.

Branchenvertreter in Europa fordern eine Verhandlungslösung. Ein Vorschlag ist, die europäischen Zölle auf US-Importe von zehn auf 2,5 Prozent zu senken. In den USA gelten für Pkw-Einfuhren aktuell 2,5 Prozent, für Pick-ups hingegen 25 Prozent. Falls Trump seinen Plan umsetzt, würden besonders deutsche Marken wie BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen getroffen. Auch asiatische Hersteller wie Hyundai wären betroffen, da sie ebenfalls einen erheblichen Teil ihrer Produktion in die USA exportieren.

Analysten halten es für unwahrscheinlich, dass europäische Hersteller die Kosten der neuen Zölle einfach an Kunden weitergeben können. Die Margen in der Branche sind bereits gering, und eine Preiserhöhung könnte die Nachfrage senken. Dies könnte den Absatz drosseln und langfristig Arbeitsplätze gefährden. Die Verflechtung zwischen europäischer und amerikanischer Automobilindustrie ist eng. Deutsche Hersteller produzieren in den USA nicht nur für den amerikanischen Markt, sondern exportieren von dort aus auch in andere Regionen.

Ein Handelskonflikt würde nur Verlierer hinterlassen

Auch Importe aus den USA spielen eine Rolle. Im Jahr 2023 exportierten amerikanische Hersteller Autos im Wert von acht Milliarden Euro nach Deutschland. Trump selbst könnte diesen Erfolg als Bestätigung seiner Wirtschaftspolitik sehen, doch zusätzliche Zölle würden den grenzüberschreitenden Handel erschweren. Experten sind sich einig, dass protektionistische Maßnahmen keine nachhaltige Lösung bieten. Die EU könnte versuchen, mit den USA eine Einigung zu erzielen. Gespräche über Zölle, Handelshemmnisse und regulatorische Standards könnten beiden Seiten nutzen. Ein eskalierender Handelskonflikt hingegen würde nur Verlierer hinterlassen.

Neben den EU-Zöllen sprach Trump auch erneut Handelsbeschränkungen für Waren aus Mexiko und Kanada an. Diese sollten laut seinen Plänen ab dem 2. April gelten. Anfang Februar hatte er bereits geplante Zollerhöhungen für 30 Tage ausgesetzt, nachdem Mexiko und Kanada Zugeständnisse gemacht hatten. Die neue Ansetzung des Termins legt nahe, dass es einen weiteren Aufschub geben könnte. Eine klare Bestätigung dazu lieferte Trump jedoch nicht. Ist eine ähnliche Lösung eventuell zwischen Europa und USA denkbar?

Quelle: Automotive News Europe – German trade groups slam Trump’s proposed 25% auto tariffs / VDA – Kommentierung von VDA-Präsidentin Hildegard Müller zu möglichen US-Zöllen

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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