Teslas Eine-Million-Meilen-Batterie soll im Model Y debütieren

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Seit Monaten lockt Tesla-Chef Elon Musk Investoren und Konkurrenten mit dem Versprechen, an einem „Batterietag“ bahnbrechende Fortschritte in der Batterietechnologie vorzustellen. Letzter genannter Termin, nach bereits mehreren Verschiebungen: Noch in diesem Juni. Der Elektroautohersteller soll weiter planen, noch in diesem oder spätestens Anfang des kommenden Jahres die neue Batterietechnologie auch in seinen ersten Fahrzeugmodellen einzuführen. Einiges deutet darauf hin, dass die neue Batterie in Sachen Kosten und Langlebigkeit neue Standards setzen wird. Gerüchteweise sollen die neuen Akkus auf eine Lebensdauer von einer Million Meilen ausgelegt sein — umgerechnet 1,6 Millionen Kilometer.

Da davon ausgegangen werden darf, dass nur wenige Fahrzeuge auch tatsächlich diese Laufleistung erreichen, können die neuen Tesla-Akkus auch noch für lange Zeit in Second-Life-Anwendungen effizient eingesetzt werden, wie Quellen aus dem Tesla-Umfeld berichten. Ein weiterer attraktiver Hebel auf Kostenseiten, da Batteriespeicher in Energieanwendungen hohe Erlöse erzielen können. Aktuell sind es etwa 700 bis 1000 Euro, die ein Speicher in E-Auto-Kapazität pro Jahr erzielen kann.

Die Quellen aus dem Tesla-Umfeld sprechen sogar davon, dass Tesla an V2G-Anwendungen arbeite, bei denen Elektroautos bereits während ihrer Nutzungszeit Akkukapazitäten für Dienstleistungen im Stromnetz bereitstellen, etwa um Lastspitzen und Energieengpässe am Morgen, gegen Mittag und am Abend auszugleichen. Auch dies wird von den Netzbetreibern fürstlich entlohnt, selbst wenn nur ein kleiner Teil der Akkukapazität freigegeben wird. Mit einer globalen Flotte von mehr als einer Million Elektroautos, die in der Lage sind, Strom auch wieder an das Stromnetz abzugeben, könnte Tesla mit einer Art riesiger Schwarmbatterie den Status eines Energieunternehmens erreichen, das mit traditionellen Energieversorgern konkurriert, so die Quellen weiter.

Die neue, kostengünstige Batterie — auch bekannt unter dem Projektnamen Roadrunner — soll die Preise von Tesla-Elektroautos auf das Niveau vergleichbarer Verbrenner bringen. Was beim Tesla Model 3 auf Konkurrenten wie BMWs 3-er Reihe oder den Audi A4 abzielt. Aktuelle Gerüchte deuten allerdings darauf hin, dass die neuen Batterien zunächst im Tesla Model Y verbaut werden, dem Kompakt-SUV, der sich mit dem Model 3 die Plattform teilt, und der ab 2021 auch in der deutschen Gigafabrik im Süden Berlins produziert werden soll.

Die neue „Millionen-Meilen“-Batterie, die im Zentrum von Teslas Zukunftsstrategie stehen soll, wurde gemeinsam mit Chinas Contemporary Amperex Technology Ltd (CATL) entwickelt und setzt Technologie ein, die von Tesla in Zusammenarbeit mit einem Team von ausgewählten Batterieexperten entwickelt wurde. Die neue Batterie soll eine höhere Energiedichte und längere Lebensdauer zu geringeren Kosten ermöglichen und auf Innovationen wie kobaltarmen und kobaltfreien Batteriechemien sowie der Verwendung neuer chemischer Additive, Materialien und Beschichtungen beruhen.

Weniger als 80 Dollar pro Kilowattstunde?

CATL soll auch eine einfachere und kostengünstigere Methode zum Packen von Batteriezellen entwickelt haben, die als Cell-to-Pack bezeichnet wird und den Zwischenschritt des Bündelns von Zellen eliminieren soll. Tesla soll neben den bereits erwähnten auch diese Technologie einsetzen, um das Batteriegewicht und die Kosten senken zu können. Der Preis für die kobaltfreien Lithium-Eisenphosphat-Akkus von CATL sollen mit den genannten Maßnahmen auf unter 80 US-Dollar pro Kilowattstunde gefallen sein, wobei die Kosten auf Zellebene auf unter 60 US-Dollar pro kWh gesunken sein sollen. Die kobaltarmen NMC-Akkus von CATL sollen rund 100 US-Dollar pro kWh kosten. Die Unterschreitung der magischen Marke von 100 US-Dollar pro kWh für Batteriepacks — das mit Abstand teuerste Bauteil eines Elektroautos — gilt als entscheidend, damit Elektroautos zu einem ähnlichen oder sogar günstigeren Preis als Benziner und Diesel verkauft werden können.

Tesla soll außerdem die Implementierung neuer, hochautomatisierter Batterieherstellungsprozesse planen, mit denen die Produktion massiv beschleunigt und Arbeitskosten gesenkt werden sollen. Die Batterien sollen in „Terafabriken“ hergestellt werden, die etwa 30-mal so groß sein sollen wie die „Gigafabrik“ in Nevada. Der E-Auto-Branchenprimus arbeitet über seine Tochtergesellschaft Redwood Materials auch am Recycling und der Rückgewinnung von wichtigen und teuren Batterierohstoffen wie wie Nickel, Kobalt und Lithium sowie an weiteren Second-Life-Anwendungen von Elektroautobatterien in Netzspeichersystemen, wie etwa dem im Jahr 2017 in Australien aufgebauten Notstromspeicher.

Wir müssen wirklich sicherstellen, dass wir eine sehr steile Rampe in der Batterieproduktion erreichen und die Kosten pro Kilowattstunde der Batterien weiter verbessern — dies ist sehr grundlegend und äußerst schwierig“, sagte Tesla-Chef Musk im Januar. „Wir müssen die Batterieproduktion auf ein Niveau skalieren, das sich die Menschen heute in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können“.

Quelle: South China Morning Post — A ‘million mile’ battery from China could power your electric car // Teslamag — Neue Gerüchte zu Batterie-Plänen bei Tesla: Model Y soll Super-Akku zuerst bekommen

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Franz-J. Rüther:

Die EU-Komission plant inzwischen (Juni 2021) mit 60% Reduktion von 95 g CO2/km, also mit

38 g CO2/km.

In 2035 soll die Reduzierung mit 100% oder 0 g CO2/km fixiert werden.

Franz-J. Rüther:

Es ist bereits Juli 2020.

Gibt es denn bereits Verbrenner aus der gleichen Klasse wie ein BEV, der den break-even-point in der CO2-Bilanz gewonnen hat?
Beachte bitte, ein Verbrenner emittiert stets und immer Kohlenstoffdioxid, beginnend mit dem ersten Kilometer der Überführungsfahrt und endent mit dem letzten Kilometer vor dem Schrottplatz. Aus dem Abgas kann man auch keine Bremsenergie rekuperieren und als zurück gewonnene Energie im Akku speichern.

Und bei 1.600.000 km müssen 6 Benziner oder 4 – 5 Diesel sterben (mit jeweils 5.000 kg pro Antriebsstrang und diversen kg CO2 pro Karosserie), während das Elektroauto einfach weiterfährt, weil es ja nicht kaputt ist, sondern NUR das Garantieende erreicht hat!

Verbrenner können ihren eigenen CO2-Rucksack niemals mit eigenen Fahrleistungen kompensieren.

Das wusste bereits der Gesetzgeber und hat zur Einhaltung des Flottenverbrauchs (95 g CO2/km in 2020 und reduziert um 37,5% in 2030 auf 59,375 g CO2/km) den Ausgleich per Elektroantrieb erlaubt.

;-)

Sheik:

Es ist bereits Juni.
Gibt es einen Prototyp?
Dass es Luftblasen gibt und Wuschvorstellungen ist klar.
Man muss ja Investoren locjen

CPT_AlCarbon:

.. ich hatte unachtsamerweise nur die nächsten 18 Monate der Muskschen Entwicklungen betrachtet!!!

Stefan:

Der Unterboden bei Tesla ist OK. Einfach mal bei Youtube nach Ove Kröger suchen. Der kennt die überschaubaren Schwächen von Tesla.

CPT_AlCarbon:

Da rollt ein neuer Energie-Monopolist auf uns zu. V2G plus Tesla´s Solardachziegel und der Powerwall würde jetzt schon jeden der das
nötige Kleingeld hat als Stromproduzent den (Teil-)Eigenbedarf zu decken ermöglichen. Wenn dann die Einspeisevergütung, dann von Tesla, noch stimmt, erhält man das Tesla Auto umsonst und bezahlt nur den Supercharger wenn benötigt. Ähnlich wie bei Farbdrucker wo der Gewinn bei den Druckerpatronen liegt und weniger beim Druckgerät selber verdient Tesla als Energiediensthändler. Überschüssige Strommengen gibt man ab und Tesla verkauft diese zu höheren Preisen an die Industrie. Grundlage dessen, günstige und haltbare Batterien. Die scheint es nun bald zu geben. Warten wir also mal ab, was Herr Musk als nächstes aus dem Hut zaubert. Tesla Windräder für den Heimbedarf im Dachgiebel, Space Solar Power welche Sonnenenergie von Weltraum Satelliten einfangen und per Laser zur Erde bringen (SpaceX lässt grüßen)., Smartphone App zum Energiehandel, biometrische Gesundheitsüberwachung in den Teslasitzen und ggfls. autonome Fahrt ins nächste Krankenhaus, Defibrillator serienmäßig …! Freue mich darauf!!!

Peter:

Sicherlich wäre das interessant, aber wahrscheinlich unerheblich. Wichtig sind die versprochenen 1,6 Mio. km dafür, dass das angesprochene V2G funktioniert. Weiterhin sind dann noch genug Reserven für die zweite Lebenszeit als stationärer Energiespeicher vorhanden. Dann spielen die CO2 Mengen bei der Produktion des Akkus keine große Rolle mehr. In der Tat werden in Zukunft viele E-Auto 500Tkm oder mehr auf der Uhr haben. Es spricht ja nicht mehr viel dagegen (ausser das Tesla noch den Unterboden versiegeln muss :-)

KaiGo:

Was mir irgendwie bei dieser Ankündigung immer fehlt ist eine Angabe zur kalendrischen Alterung. 1Mio Km fährt von uns ja keine Sau mit einem Auto. Vorher gibt sowieso was anderes den Geist auf und es fallen aufwendige Wartungen an. Aber Akkus haben ja neben der km Alterung über Ladezyklen auch eine kalendarische Alterung über die Zeit.

KaiGo:

Bei einem 48V Akku müsste doch dann aber verdammt viel Strom brauchen oder? Ich meine ein Grund für die 800V Technik ist ja, dass sich bei gleicher Leistung der Strom halbiert und dadurch die Leitungen dünner ausgelegt werden können…

Napoleon:

Spätestens jetzt sollte jedem klar sein warum Tesla in Deutschland eine Fabrik baut. Das wird der direkte Angriff auf die deutsche/europäische Automobilindustrie. Im übrigen hat sich Tesla in UK als Energieversorger eintragen lassen. VTG bzw. die netzdienliche Verwendung von Autoakkus ist DAS Thema der Zukunft gerade bei uns zur Stabilisierung und first level Speicherung elektrischer Energie. Wer jetzt noch nicht bei den deutschen Autobauern aufgewacht ist, für den ist es wahrscheinlich bald zu spät. Die Lernkurve bei Tesla ist sehr steil was M3 vs. Y beweist.

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