Weitere Studie bestätigt Umweltvorteil von Elektroautos – aber Ökostrom ist entscheidend

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Eines der am leidenschaftlichsten diskutierten Elektroauto-Themen ist deren Umweltbilanz. Mit am meisten Aufruhr verursachten die „Schweden-Studie“ sowie jene über das Ifo-Institut verbreitete Studie von u.a. Hans-Werner Sinn, da beide mit veralteten Zahlen und oft auch falschen Annahmen und Vergleichen argumentierten und im Nachhinein bis ins letzte Detail verrissen und entkräftet wurden. Ihnen gegenüber stehen mittlerweile weltweit einige Dutzend Studien, die wesentlich gewissenhafter und genauer an der Realität entlang argumentieren. Und die durchwegs zu dem Schluss kommen, dass bei der Klimafreundlichkeit kein Weg am E-Auto vorbeiführt.

Die neueste Studie zur vergleichenden Ökobilanz von Pkw kommt aus Trier, vom Umwelt-Campus Birkenfeld der dort ansässigen Hochschule. Professor Eckard Helmers aus dem Fachbereich Umweltplanung/Umwelttechnik und seine beiden Co-Autoren Johannes Dietz und Martin Weiss haben ihre Studie auf Basis von Bedingungen angefertigt, die der realen Welt so nahe wie möglich kommen — und haben so viele Daten wie nur möglich selbst erhoben. Das Ergebnis mit dem Titel „Sensitivity Analysis in the Life-Cycle Assessment of Electric vs. Combustion Engine Cars under Approximate Real-World Conditions“ wurde vor kurzem veröffentlicht.

Spannend fanden wir den Ansatz der Forscher, einen VW Caddy mit 1,6-Liter-Benziner zu demontieren und mit Elektroantrieb wieder aufzubauen, um einen möglichst genauen Vergleich anstellen zu können. Die 26 kWh große Batterie des Umbau-Caddys wurde so nachhaltig wie möglich unter Einsatz von Windstrom hergestellt und in der Nutzungsphase ausschließlich mit Ökostrom geladen. Das Ergebnis ist ein so kleiner CO2-Rucksack, dass das Elektroauto seinen Klimanachteil schon nach nur 17.000 Kilometern wieder ausgeglichen hat und von da an nachhaltiger unterwegs ist, als die Benziner-Variante.

Ein Elektroauto mit doppelt so großer Batterie mit 52 kWh kann den Forschern zufolge seinen Klima-Rucksack beim Laden mit Ökostrom nach 20.000 Kilometern (Batterie aus Windstrom) bzw. nach 35.000 Kilometer (Batterie aus Kohlestrom) ablegen. Wie wichtig der Einsatz von nachhaltig erzeugter Energie ist, zeigt die Gegenrechnung: Ein Elektroauto mit 51,8 kWh großer Batterie, die mit Kohlestrom hergestellt und dem gängigem, ebenfalls Kohlestrom enthaltenden Strommix geladen wird, schafft seinen Break-even erst nach 310.000 Kilometern.

Es ist sehr wichtig, wo und mit welchem Strom die Zellfabriken laufen“, sagt deshalb Studienleiter Helmers dem Branchendienst Electrive zufolge. Er kritisiert, dass diese Bereitstellungsemissionen in der Gesetzgebung der EU derzeit ignoriert werden. „Das muss sich bei einer ganzheitlichen Betrachtung natürlich ändern“, so der Forscher.

Die Forscher haben in ihrer Studie — hier als PDF zum Download zu finden — eine ganze Reihe interessanter Vergleiche angestellt, etwa die zurückgelegten Passagierkilometer ermittelt und mit anderen Verkehrsmitteln verglichen. Demnach ist das Elektroauto in Sachen Umweltfreundlichkeit „unter optimalen Bedingungen selbst mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Dieselbussen, Reisebussen und Zügen wettbewerbsfähig“, schreiben die Forscher. Es gebe nur ein motorisiertes Verkehrsmittel, das noch nachhaltiger sei: der Elektrobus.

Quelle: Electrive — Lifecycle-Analyse: Batterieproduktion und Fahrstrom beeinflussen Ökobilanz von Elektroautos am meisten

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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S. Eckardt:

Der Beitrag zeigt, wie viel Energie zur Herstellung des (52kWh)-Akkus benötigt wird.
Aus meiner Sicht ist es nicht entscheidend, auf welche Art dieser Strom gewonnen wird:
Das „Ökostrom“ nachhaltiger ist, ist klar – daher sollte davon möglichst viel erzeugt werden!!
Entscheidend ist der tatsächlich erreichte Energiemix – in Deutschland, aber eigentlich weltweit.
Ob der vorhandene Ökostrom für ein Internet-Rechenzentrum und Kohlestrom für die Akku-Herstellung verwendet wird oder umgekehrt, ändert doch an der gesamten Emissionsbilanz (in diesem Zeitraum) … NICHTS!

Also muss man sich fragen: „Wie ist die reale Klimabilanz mit dem HEUTIGEN Energiemix – welche PKW-Antriebsart ist dann vorn?“
Und weiter: „Wie entwickelt sich der Energiemix TATSÄCHLICH in den nächsten 5..10 Jahren, d.h. der Zeit, in der die in diesem Jahr hergestellten Fahrzeuge betrieben werden?“

Auf die sichere ökologische Seite kommt man immer mit weniger Leistung, Gewicht (Akkukapazität). Egal bei welcher Fahrzeug-Gattung
Das ist eh klar und das findet sich auch in der aktuellen Studie (Akkugröße) wieder.
Aber dazu braucht es wohl keine immer wieder neue Studien …

Also möge Politik und Wirtschaft in Deutschland und der Welt die Weichen dafür stellen, dass der Ökostrom-Anteil im Energiemix schnell weiter wächst.

Markus Doessegger:

Kommen eigentlich Verbrenner und H2 Fahrzeuge als Ganzes mit einem CO2-Rucksack = 0 beim Endkunden an, oder kennt jemand vertrauenswürdige Studien darüber ? So hätte man einen Vergleich unter allen Antriebsystemen. Bis anhin ist immer nur die Rede vom CO2-Rucksack bei den BEV’s.
Hat elektroauto-news.net schon mal Vergleiche gemacht ? Ich meine auch die Transportkosten von allen Einzelteilen in die Fertigungsfabrik ?
Klar ist, dass Tesla seine Autos leider immer noch über den Atlantik mit leider immer noch mit Diesel betriebenen Schiffen nach Europa schippern muss, da die Giga Germany noch nicht vorhanden ist. Bisher sicher immer noch ein Nachteil für Tesla.

orinoco:

310.000km bei Kohlestrom/EU-Mix und ca. 50kWh Batterie? Also ich hab mit konservativer Rechnung hinsichtlich des CO2-Rucksacks für die Batterie für eine Tesla MS 90D bei EU-Strommix einen Breakeven von ca. 70.000km berechnet – für einen vergleichbaren Benziner.
http://public.abades.dynu.net/pics/tesla/3ltesla.php

Andreas E.:

Ich denke inzwischen sind wir uns alle einig, dass BEVs umweltschonender als Verbrenner sind.
Ich denke auch, dass das die Verbrennerfahrer und H2-Verfechter schon erkannt haben, aber sich auf der Suche nach Rechtfertigung für Ihre Bequemlichkeit und dem Fehlverhalten Ihrer „Geiz ist geil“ Mentalität an jedem Strohhalm klammern.

Kasch:

Noch so eine schwachsinnige Studie:
Wo ist der Energieverbrauch und Schadstoffausstoß für den (durchweg temperierten) Transport der Ölpampe vom Bohrloch bis zur Raffinerie, für Destillation von Diesel und Benzin, Transport zur Tanke ? Wo werden die extrahierten Feststoffe (Ölpallets) verbuddelt ?
Andererseits kann Jeder bei jedem Stromanbieter 100% Ökostrom bestellen – wenn wir das jetzt alle machen, gibts dann auch nur noch Ökostrom in Deutschland ? Schadstoffbelastungen lassen sich in Davos wegdiskutieren, vor allem, wenn man das so engagiert wie unsere Angi macht – auf Wunschdatum einigen, alle unterschreiben, fertig. Ich hab ans Christkind geschrieben, dass ich bis Weinachten brav bin und mir einen Tesla wünsche.

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