Stellantis will 20 Milliarden Euro mit Software-Diensten verdienen

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Stellantis

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

Der Autokonzern Stellantis will das Mobilitätserlebnis privater und gewerblicher Besitzer von Fahrzeugen seiner 14 Marken mit immer mehr neuen vernetzten Funktionen verbessern. Diese Bemühungen sollen auch die magenstarken Umsätze aus Software und vernetzten Diensten stärken, die seit 2021 um das Zweieinhalbfache gewachsen sind, während die Zahl der Abonnenten weltweit im selben Zeitraum auf fünf Millionen gestiegen ist, so der Konzern in einer aktuellen Mitteilung.

Darüber hinaus wuchs der monetarisierbare Fahrzeugbestand um 15 Prozent auf 13,8 Millionen Fahrzeuge. Zudem führte Stellantis 2023 mehr als 94 Millionen OTA-Aktualisierungen (Over the Air) durch, um Funktionen in Fahrzeugen der Bestandsflotte hinzuzufügen und zu verbessern.

Diese Erfolge bezeichnet der Konzern in einer aktuellen Mitteilung als das Fundament für das nächste Kapitel im Software-Wachstum bei Stellantis, das mit Cloud-basierten Entwicklungs- und Test-Tools wie der Virtual Engineering Workbench die Entwicklungsgeschwindigkeit, Qualität und Bereitstellung von Automobil-Software neu definieren soll. Die intern und in Zusammenarbeit mit strategischen Partnern entwickelte Software ermögliche komplett neue Funktionen für kommende Fahrzeuge der Stellantis-Marken, aber auch für Fahrzeuge, die heute bereits auf den Straßen unterwegs sind.

Die Software-Strategie von Stellantis zielt darauf ab, bis zum Ende des Jahrzehnts einen zusätzlichen Jahresumsatz von etwa 20 Milliarden Euro zu erzielen.

In etwas mehr als zwei Jahren haben wir einen tiefgreifenden Wandel vom traditionellen Denken in der Automobilindustrie hin zu einer Arbeitsweise vollzogen, die viel mehr wie ein Start-up-Unternehmen funktioniert. Dazu gehört auch ein starker Fokus auf Geschwindigkeit und den Ausbau unserer eigenen Fähigkeiten in der Software-Entwicklung. Dies gibt uns entscheidende Flexibilität und einen Wettbewerbsvorteil für die Zukunft“, sagt Yves Bonnefont, Chief Software Officer bei Stellantis. „Jetzt machen wir den nächsten Schritt und beginnen mit der Skalierung, die die technische Bereitschaft zur Integration unserer transformativen KI-gestützten Technologieplattformen STLA Brain, STLA SmartCockpit und STLA AutoDrive umfasst.

Stellantis habe seine internen Fähigkeiten in der Software-Entwicklung ausgebaut und nutze dabei die Vorteile der weltweiten Technologieentwicklungs-Zentren, die rund um die Uhr arbeiten und Softwareprodukte für jede der Fahrzeugplattformen des Unternehmens erstellen und anpassen. Die neuen Technologieplattformen sind folgende:

  • STLA Brain: Die grundlegende Architektur biete zentralisiertem Computing vollen drahtlosen Zugriff auf Sensoren und Aktuatoren. Sie verringere die Komplexität durch Halbierung der Anzahl elektronischer Steuergeräte (ECUs) pro Fahrzeug auf nur noch etwa 60. Neue Funktionen können demnach unternehmensintern in weniger als sechs Monaten entwickelt werden – also in einem Viertel der Zeit im Vergleich zu heute. Die Technologiereife für die Integration wird bis Jahresende erwartet, die Fahrzeugintegration im Jahr 2025.
  • STLA SmartCockpit: Die Plattform läute eine neue Generation von Personalisierungs- und Vernetzungsfunktionen ein, die auf maschinellem Lernen und KI-Technologien basieren und den Benutzern eine nahtlose Integration in ihr digitales Leben ermöglichen sollen. Der Fokus auf vereinfachte Menüs mit weniger Klicks als Reaktion auf Benutzereingaben verbessere die Benutzerfreundlichkeit deutlich. KI-gestützte Erfahrungen sollen den Fahrzeuginsassen mehr Optionen bieten bei Navigation, Medien, Klima, Beleuchtung und Produktivitätsfunktionen. Der Schlüssel sei ein digitales persönliches Profil, das ihre Vorlieben kennt und sich mit ihnen zwischen Fahrzeugen der Marke Stellantis bewegt. Die technologische Integrationsbereitschaft wird bis Ende des Jahres erwartet. SmartCockpit soll 2025 in einem Fahrzeug einer Stellantis-Marke debütieren.
  • STLA AutoDrive: Das System nutzt die Fähigkeiten von STLA Brain und STLA SmartCockpit, um nützliche und ständig aktualisierte Technologie für Fahrerassistenzsysteme bereitzustellen, die intuitiv und robust sei und beim Fahrer Vertrauen bildee. STLA AutoDrive zielt auf eine signifikante Verbesserung der unterbrechungsfreien Fahrdauer und Reichweite beim ADAS-gestützten Fahren ab. Die Strategie beinhalte branchenführende Fahrerassistenzsysteme (ADAS), die dem Fahrer innerhalb ein und desselben Systems ein Mobilitätserlebnis ohne Hände am Lenkrad und Blick auf die Straße (Level 2+-Funktionen) ermöglichen sollen. Die Integrationsbereitschaft der Eyes-Off-Technologie wird bis Ende des Jahres erwartet, die Markteinführung ist für 2025 geplant.

Ganz im Sinne seines Mottos „Mehr Sicherheit beim Fahren, Erleichterungen im Alltag, tolle Fahrerlebnisse“ entwickelt Stellantis Connected Services und softwaregestützte Funktionen für Geschäfts- und Flottenkunden. Bereits heute stehen weltweit folgende Funktionen zur Verfügung:

  • e-Routes: Das Unternehmen ist einer der ersten Automobilhersteller, der eine speziell für Elektroautos entwickelte Smartphone-App zur Routenplanung mit integrierten Echtzeit-Fahrzeugdaten auf den Markt bringt. In Europa ist das System bereits erhältlich und wird dieses Jahr weltweit ausgerollt. Apple CarPlay und Android Auto projizieren e-Routes auf den zentralen Bildschirm des Fahrzeugs. Ladestopps werden an die Präferenzen des Fahrers angepasst, einschließlich Zahlungsoptionen und Mindestbatteriestand.
  • Erweiterter virtueller Assistent ChatGPT: Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt im Oktober 2023 ist Stellantis einer der ersten Hersteller, der ChatGPT als Standardfunktion für neue und bestehende Fahrzeuge anbietet. Bis Ende 2024 soll die Funktion in 20 europäischen Ländern verfügbar sein. Durch die Möglichkeit, in natürlicher Sprache zu kommunizieren, können Kunden mehr über die Welt um sie herum und die Orte erfahren, die sie besuchen.
  • AppMarket: In Nordamerika ist AppMarket der zentrale Konnektivitäts-Hub. Er verbindet regelmäßig aktualisierte Services und Erlebnisse mit der Möglichkeit, Abonnements direkt im Fahrzeug zu erwerben. AppMarket steht bereits in nahezu der Hälfte aller Jeep- und Ram-Fahrzeuge der Modelljahre 2021 bis 2023 zur Verfügung und soll bis Ende 2024 in 99 Prozent aller berechtigten Fahrzeuge installiert sein. Ein ähnlicher Service soll für infrage kommende Fahrzeuge auch in Europa angeboten werden.
  • Free2move Connect Fleet: Über diese Flottenmanagementplattform können Flottenmanager ihre Fahrzeuge in Echtzeit im Auge behalten. Ein Online-Dashboard zeigt wichtige Fahrzeugdaten wie die verbleibende Öllebensdauer oder den Ladezustand der Batterie an. Free2move Connect Fleet kann auch Geofence-Grenzen festlegen und bietet Geolokalisierung in Echtzeit. Im Fall eines Diebstahls hilft ein Tracker beim Orten des Fahrzeugs.
  • MyTasks: Dieses Tool zeigt auf dem Display des Infotainment-Systems im Fahrzeug alle nötigen Informationen für die Fahrer an, sodass diese ihre Arbeit effizient erledigen können – selbst wenn es Änderungen oder Verzögerungen gibt. Flottenmanager werden automatisch benachrichtigt, wenn Aufgaben abgeschlossen sind, sich verzögern oder umgeplant werden, sodass alle Beteiligten im Tagesverlauf über Fortschritte auf dem Laufenden sind.

Quelle: Stellantis – Pressemitteilung vom 13.06.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Rene:

Stellantis kann absolut nicht Software. Meinen Corsa F habe ich nach 5 Monaten wieder verkauft. So nervig ist das GUI Feeling und noch schlimmer ist die gesamte Verarbeitung. Die Opel Fahrzeuge scheinen die Peugeot / Citroën Resterampe zu sein. Nie wieder Opel, nie wieder Stellantis.

Robert:

Und dann wundert man sich das die Restwerte der Gebrauchtwagen in den Keller fallen, wenn sie ohne die teuren Software-Abos nur sehr eingeschränkt nutzbar sind.
Das will ich nicht, ich will das es so ist bei den Handys. Einmal bezahlt und fertig bekomme auch beim Handy regelmäßig kostenlose Updates muss beim Auto genauso sein.

Pedro G.:

Wenn Man in Zukunft dafür BEZAHLT ist alles Möglich !
Jedes Upgrade kostet was !

pionierska:

Ein länglicher Artikel in dem neunmal STLA auftaucht und nicht einmal dieses Akronym erklärt ist.
Ansonsten grässlich viele Anglizismen, seitens Stellantis nehme ich an.
Hätte ich von einem stark französisch geprägten Konzern nicht erwartet

Das hat mich von einer wirklichen Lektüre des Artikels abgehalten.

egon_meier:

Stellantis als Software-Konzern?
Da kann der geneigte Beobachter der Szene nur gequält lächeln. Die Fahrzeuge mögen irgendwie laufen ohne in irgendeiner Weise zu begeistern (wenn man mal die Fantruppe außer vor lässt), was sich auch an den Zulassungszahlen erkennen lässt.
Die Software dagegen und speziell die App ist allerunterste Schiene und sollte man möglichst verstecken. Andere (wie VW) haben sich dabei auch nicht mit Ruhm bekleckert aber sind seit Fehlstart kräftig dabei, die Scharte auszuwetzen und sind inzwischen fast gut geworden.
Also .. Software und Dienstleistungen (kann der e-500 eigentlich inzwischen Ladebegrenzung?) bei Stellantis: Einfach Klappe halten und mal neu probieren

Holger:

Stellantis als Softwareschmiede? Hoffentlich kommt da mal was Brauchbares dabei heraus. Ich fahre einen Opel Orsa e. Ich liebe ihn, hasse aber die App. Noch schlechter geht es wirklich nicht mehr. Dass man auch in neueren Fahrzeugen kein Ladelimit einstellen kann – nicht akzeptabel. Es reicht nicht, Software zu „schmieden“. Sie muss auch funktionieren und einen Mehrwert bieten. Da gibt es bei Stellantis noch viel Luft nach oben.

Wolfbrecht Gösebert:

Zitat Willy: „Ist Stellantis dann bald auch kein[] Auto-, sondern ein AI- und Softwarehersteller?“

Nicht ANSTATT sondern (wie viele andere zunehmend) AUCH!

Willy:

Ist Stellantis dann bald auch keine Auto-, sondern ein AI- und Softwarehersteller?

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