Eine rein elektrische Pkw-Zukunft – nur eine Frage der Zeit

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Michael Neißendorfer
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Wenn es um die Frage geht, welche Antriebsart sich bei Pkw in der Zukunft durchsetzen wird, so gehen die Meinungen häufig weit auseinander. Neben reinen Elektroautos (BEV) glauben die einen an Wasserstoff und andere halten am Verbrenner fest, betrieben mit synthetischen Kraftstoffen. Diese Unsicherheit verlangsamt die Einführung und Akzeptanz CO2-neutraler Antriebe. Geht es nach den Plänen der Europäischen Union, so sollen ab 2035 nur noch CO2-neutrale Neuwagen zugelassen werden. In der aktuellen Fassung des Beschlusses wären damit Elektro- und Wasserstoffautos möglich, um E-Fuels wird noch gerungen.

Von Januar bis Mai 2022 belief sich der Anteil vollelektrischer Fahrzeuge an Neuzulassungen in Europa (EU 28 + Island, Norwegen, Schweiz) auf 11,3 Prozent. In einigen progressiveren Märkten ist er allerdings auch schon deutlich höher, wie beispielsweise in den Niederlanden (18 Prozent), Schweden (26,7 Prozent) oder dem absoluten Spitzenreiter Norwegen (79,2 Prozent).

Für die Beantwortung der Frage, ob Elektroautos die Zukunft sind, sind die Planungen der Fahrzeughersteller ein wichtiger Indikator. Fast alle Marken haben bereits Pläne für die Zukunft öffentlich kommuniziert und Zeiträume angegeben, ab denen sie ausschließlich vollelektrische Fahrzeuge anbieten wollen.

So bindet sich zum Beispiel Fiat bereits ab 2027 daran, nur noch BEVs zu bauen, Mercedes ab 2030 und der volumenmäßig größte Player Volkswagen ab 2033. Die Zeit des Ausstieges unterscheidet sich also, aber ab spätestens 2035 sind sich fast alle Hersteller einig: 100 Prozent Elektroautos.

Elektroauto-Marken-Rein-Elektrisch
Dataforce

E-Fuels und CO2-neutraler Wasserstoff werden der Ansicht des Marktforschungsunternehmens Dataforce zufolge bei den Pkw kaum eine Rolle spielen, da verfügbare Mengen eher für industrielle Zwecke und große Maschinen wie beispielsweise Flugzeuge benötigt werden.

Projektion gibt eindeutiges Ergebnis: Mehr als 80 Prozent Elektro 2035

Dataforce hat die geplanten Verbrenner-Ausstiege der Hersteller zusammengetragen. Die Summe der Marktanteile dieser Hersteller ergibt eine Hochrechnung für die BEV-Anteile in Europa. Berücksichtigt wurden nur Hersteller, die sich auf 100 Prozent Elektroautos festgelegt haben. Da die anderen Marken aber auch nicht untätig bleiben, werde die tatsächliche Entwicklung sogar noch höher ausfallen.

Bei der Hochrechnung kommt heraus, dass es drei Zeitpunkte gibt, zu denen besonders viele Hersteller aussteigen wollen, nämlich 2027, 2030 und 2035. Für 2027 ergibt die Hochrechnung einen BEV Anteil von mindestens 21 Prozent. 2030 geht die Entwicklung deutlich schneller mit bereits 56 Prozent und 2035 sollen mindestens 80 Prozent erreicht sein.

Allerdings müsse im Hinterkopf behalten werden, dass geopolitische Einflüsse die Entwicklung verzögern können, falls etwa die verfügbaren Mengen für Lithium, Kobalt und Nickel fehlen, welche für den Bau von Batterien benötigt werden. Ebenfalls müsse eine ausreichende Ladeinfrastruktur zur Verfügung stehen.

Kunden denken über alternative Antriebe nach

Von Seiten der privaten Kunden gibt auch die neue E-Mobility Studie Aufschluss über die Zukunftschancen von E-Autos. In den fünf größten europäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien) halten es bereits 84 Prozent der privaten Kunden zumindest für möglich, auf ein Elektroauto zu wechseln. Dabei seien sich 25 Prozent sogar sicher und für ganze 34 Prozent sei es wahrscheinlich. Laut der Studie stehen die Chancen also nicht schlecht, dass die Elektro-Strategie der Hersteller aufgehen wird.

Für eine rein elektrische Zukunft spricht ebenfalls, dass vermehrt neue Autohersteller auf den Markt drängen, die sich ausschließlich auf E-Autos fokussieren. Der prominenteste Fall ist mit Tesla auch der erfolgreichste. Allerdings konnten auch Polestar und MG erfolgreich Marktanteile gewinnen. In der Zukunft seien noch spannende Entwicklungen von Marken wie Nio, Lucid, Xpeng oder Rivian zu erwarten. Allgemein gilt, dass ebenfalls noch einige asiatische Hersteller auf den europäischen Markt kommen wollen.

In Norwegen testen viele der neuen Elektroauto-Marken bereits ihre Fahrzeuge, da dort die Rahmenbedingungen aufgrund der hohen Elektro-Durchdringung am vorteilhaftesten sind. Neben Tesla und Polestar sind dort also auch schon Modelle von Hongqi, BYD, MG, Xpeng, Maxus, Seres, Skywell, Jac oder Nio unterwegs. Zusammen machen die Newcomer bereits einen Anteil am Gesamtmarkt von 18,7 Prozent aus.

Auch der zunehmende Trend der Auto-Abos werde die Entwicklung noch weiter verstärken, so Dataforce. Verbraucher nutzen die flexiblen Mietangebote dafür, um ein Elektroauto selbst einmal im Alltag auszuprobieren. Damit können sie die Risiken der neuen Technologie minimieren und sich selbst ein Bild machen.

Quelle: Dataforce – Pressemitteilung vom 18.07.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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