Opel macht den Wasserstoff-Vivaro 40 Prozent günstiger

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Wie entwickelt sich die Wasserstoff-Mobilität? Welche erfolgreichen Pilotprojekte und Fahrzeuge weisen den Weg in eine wirtschaftliche Wasserstoff-Zukunft? Und wie lässt sich eine leistungsfähige Wasserstoff-Infrastruktur realisieren? Diese und weitere Themen standen vor wenigen Tagen in München beim „Schaufenstertag: Wasserstoff-Mobilität“ im Fokus.

Für Opel und Mutterkonzern Stellantis sprach Dr. Lars Peter Thiesen, Leiter Einführungsstrategie Wasserstoff und Brennstoffzelle, auf der Fachtagung über „Leichte Nutzfahrzeuge mit Wasserstoff“. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft des bekennenden Wasserstoff-Fans Staatsminister Hubert Aiwanger und wurde von Staatssekretär Tobias Gotthardt im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie eröffnet. Zugleich präsentierte Opel dort erstmals den neuen Opel Vivaro Hydrogen. Das Wasserstoff-Fahrzeug mit Brennstoffzelle vereint alle Vorteile der lokal emissionsfreien Technologie nun auch mit dem Gewand der jüngsten Vivaro-Generation mit dem Opel Vizor.

Opel-Vivaro-HYDROGEN-Wasserstoff
Opel

„Wir bei Opel und Stellantis haben als erster Hersteller leichte Nutzfahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb auf die Straße gebracht. Der Vivaro Hydrogen bietet nun alle Vorteile der Vorgängergeneration plus einen frischen Auftritt – und das Ganze zu für die Kunden signifikant gesenkten Preisen“, sagt Thiesen. So liege der Einstiegspreis für den schon bald bestellbaren neuen Opel Vivaro Hydrogen bei rund 71.500 Euro (Nettopreis exkl. MwSt.) – rund 40 Prozent niedriger als zuvor. Damit ist der Wasserstoff-Transporter allerdings immer noch fast doppelt so teuer wie die batterieelektrische Variante: Der Vivaro Electric mit 49 kWh-Batterie und bis zu 223 km Reichweite ist netto ab 39.500 Euro zu haben.

Nach dem Start der jüngsten Vivaro Generation im vergangenen Jahr ergänzt der Nutzfahrzeug-Allrounder jetzt erstmals auf dieser Basis auch als Wasserstoff-Fahrzeug mit Brennstoffzelle das Portfolio. Die Vorteile der Technologie sind vielfältig: So kann der Vivaro Hydrogen mit seiner Kombination aus Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb und extern aufladbarer Batterie vollgetankt mehr als 400 Kilometer weit fahren (gemäß WLTP). Zum Vergleich: Die netto 44.500 Euro teure Version des Vivaro Electric mit der größeren 75 kWh-Batterie kommt mit einer Akkuladung bis zu 350 Kilometer weit.

Wo Wasserstoff Vorteile bietet

Ein Argument für Wasserstoff als Antriebsvariante: Kältere Außentemperaturen haben im Vergleich zu batterie-elektrischen Antrieben kaum Einfluss auf die Reichweite. Und das Auftanken mit Wasserstoff dauert nur wenige Minuten. Dank der platzsparenden, kompakten Bauweise der Antriebskomponenten müssen die Kunden keine Kompromisse bei den Ladekapazitäten eingehen. Wie seine Modellbrüder bietet der Wasserstoff-Transporter bis zu 6,1 Kubikmeter Ladevolumen und eine Tonne Zuladung.

Damit sei der Wasserstoff-Vivaro eine lokal emissionsfreie Nutzfahrzeugvariante für alle, die ihre Flotten intensiv nutzen oder eine hohe Reichweite benötigen, aufgrund ihres Betriebsmodells also nicht auf batterie-elektrische Modelle umsteigen können. „So brauchen beispielsweise Service-Techniker, die ihr Fahrzeug abends mit nach Hause nehmen, dort aber nicht aufladen können, genauso wie Unternehmen, die nicht die erforderliche Anschlussleistung des elektrischen Netzes zum Laden großer Fuhrparks zur Verfügung haben, das klassische Modell einer Tankstelle“, erläutert Thiesen. „Genau hier liegt ein entscheidender Vorteil unserer Wasserstoff-Fahrzeuge wie Vivaro Hydrogen und Movano Hydrogen: Sie machen die Nutzer vom Strom- und Ladenetz unabhängig.“

Perspektive: Aufbau eines wirtschaftlichen Wasserstoff-Tankstellennetzes

Die signifikante Senkung der Fahrzeugpreise sei entscheidend dadurch ermöglicht worden, dass die Brennstoffzellen-Transporter mit dem Übergang zur neuen Generation nun auch in den Stellantis-Werken produziert werden können. Mit der Weiterentwicklung der Wasserstofftechnologie und der Serienproduktion die Fahrzeuge für die Kunden wirtschaftlicher zu machen, sei nur ein Ziel von Opel und Stellantis beim Voranbringen der lokal emissionsfreien Mobilitätsalternative. „Bis heute haben die Vivaro Hydrogen insgesamt schon mehr als zwei Millionen Kilometer zurückgelegt. Dies zeigt, welche Erfahrung wir mit dieser Technologie haben und dass wir mit unseren Produkten die passenden Lösungen bieten“, so Thiesen.

Die gleichen Anforderungen gelten aber auch für den europaweiten Aufbau einer attraktiven und zugleich effizienten Tankstellen-Infrastruktur für Wasserstoff – ein weiterer Aspekt auf dem „Schaufenstertag: Wasserstoff-Mobilität“, denn hier besteht noch Nachholbedarf, Deutschland hat aktuell nur etwa 80 Wasserstoff-Tankstellen vorzuweisen.

Opel-Vivaro-HYDROGEN-Wasserstoff-Cockpit
Opel

Daher forciert die EU mit der für alle Mitgliedsländer verbindlichen „Alternative Fuels Infrastructure Regulation“ (AFIR) den Ausbau des öffentlichen Wasserstoff-Tankstellennetzes. Sie schreibt vor, alle 200 Kilometer an großen Autobahnen sowie an Knotenpunkten Wasserstoff-Stationen zu errichten. Von heute in ganz Europa rund 150 öffentlichen 700 bar-Tankstellen soll die Zahl bis 2030 auf mindestens 500 anwachsen. Diese müssen langfristig allerdings auch wirtschaftlich tragfähig sein, sprich: Täglich müssen genug wasserstoffbetriebene Fahrzeuge eine Tankstelle nutzen. Nur so ist die Voraussetzung für den nachhaltigen breiten Markterfolg von Brennstoffzellen-Fahrzeugen gegeben.

„Dafür ist es sinnvoll, neben einer Basis-Flächendeckung auch so genannte Wasserstoff-Ökosysteme aufzubauen und an diesen Standorten – zum Beispiel im Umfeld großer Städte mit vielen Wasserstoff-Abnehmern – verstärkt Tankstellen einzurichten“, führt Thiesen weiter aus. „Die Umsetzung dieser Aufgabe ist nicht von heute auf morgen zu stemmen, doch mit unserem Know-how, unseren Antriebslösungen und unseren Fahrzeugen bei Opel und Stellantis treiben wir als Pionier kontinuierlich die Entwicklung der Wasserstoff-Mobilität gemeinsam mit den weiteren an diesem Prozess beteiligten Interessenvertretern voran.“

Quelle: Opel – Pressemitteilung vom 12.03.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Captain Ahab:

Das sind jetzt wirklich Basics, aber beim Unterschied zwischen dem 75kWh-Modell und dem FCEV-Modell geht es nich um ‘bis zu 350 Kilometer’ (was faktisch ca. 250 bedeutet) und über ‘über 400 km’, sondern um den Unterschied zwischen 250 und beliebig vielen km pro Arbeitstag.

Oder, je nach Einsatz, auch um den Unterschied zwischen einem 4-Stunden-Arbeitstag und einem 24-Stunden-Arbeitstag.
(genau aus diesem letzten Grund laufen z.B. Tausende Indoor-Gabelstapler auf H2, obwohl der Aktionsradius nur ein paar hundert Meter beträgt.

Ob BEV oder FCEV – wenn mal beides verfügbar ist – kommt halt ganz auf den Einsatz der Geräte an.

Melvin:

„Bis heute haben die Vivaro Hydrogen insgesamt schon mehr als zwei Millionen Kilometer zurückgelegt. Dies zeigt, welche Erfahrung wir mit dieser Technologie haben und dass wir mit unseren Produkten die passenden Lösungen bieten“

Wow. Das sind 40 Fahrzeuge à 50 tkm. Also quasi nix.
Neben der Tatsache, dass immer mehr H2-Tankstellen aus wirtschaftlichen oder technischen Gründen außer Betrieb gehen und bis auf wenige Einzelfälle für lokale Busbetreiber keine neuen gebaut werden, scheint der Markt ja wirklich 0,0 vorhanden zu sein.
Aber klar, wer will auch schon ein Auto, das mindestens 50%, in den meisten Fällen eher 100% teurer in der Anschaffung ist, noch wartungsintensiver als ein Verbrenner ist und im Betrieb ein Vielfaches kostet?

H2 für die Straße ist tot. Selbst die wenigen Nischen wie an Chemiestandorten mit H2 als Abfallprodukt lassen sich vermutlich aufgrund der aufwändigen Tankinfrastruktur und wartungsintensiven Fahrzeuge deutlich kosteneffizienter mit reinen batteriebasierten Antrieben betreiben als mit FCEV.

Wolfbrecht Gösebert:

Der letzte Satz des Artikels macht deutlich, WORUM es hier EIGENTLICH geht: Nämlich um die Interessen-Vertretung all derer, die vom Prozess der Entwicklung der Wasserstoff-Mobilität gemeinsam PROFITIEREN!

Da wird dann (in der Pressemitteilung) großspurig von einem Fahrzeug mit einer extern aufladbaren Batterie gesprochen, das elektrisch vollgeladen und H₂-vollgetankt mehr als 400 Kilometer RW erzielt, aber gleichzeitig dem fast nur halb so teuren BEV-Modell mit 350 km RW eben genau DIESE Lade-Möglichkeit abgesprochen: Dafür wird dann mal eben ein Service-Techniker bemüht, der sein BEV-Fahrzeug abends mit nach Hause nehmen, dort aber eben *nicht* aufladen kann! Zweierlei Mass!

Ansonsten “lebt” die Betriebkostenrechung eines solchen Fahrzeugs rein von der Phantasie: Dazu schrieb ich:
„Nur wenn sich H₂-Fahrzeuge mit ihrer sensiblen Brennstoffzelle (!) als wirtschaftlich ggü. BEV erweisen (TCO mit Wartung/Reparatur!), werden sie Erfolg haben! Daran bestehen allerdings (aus guten Gründen) erhebliche Zweifel!“

Schon vor einem Jahrzehnt hätte vielen Interessierten klar sein können/müssen, dass die Physik SPEZIELL für den Straßenverkehr bei H₂ eigentlich nichts Gutes verheißt: Wasserstoff ist teuer. Viel teurer als Diesel. Außerdem ist neben der Verteilung AUCH seine Nutzung im Vergleich zu Strom in einer Batterie nicht nur außerordentlich ineffizient sondern auch komplex und dazu noch extrem (wartungs-)aufwendig!

Und das kommt nun dabei raus: H₂-Verkehr ist hoffnungslos abhängig von Subventionen, die ZUNÄCHST die Illusion aufrechterhalten könnten, dass hier etwas »Wunderbares« geschieht … laufen dann aber die Fördermittel aus, bleibt das Fahrzeug nur noch »teurer Schrott«: Man sitzt auf den BIS zu 10 Mal so hohen Treibstoff-Kosten, ohne dass man künftig auch nur den Hauch einer Chance hätte, daran in irgendeiner Weise etwas *Wesentliches* zu ändern.

DarkestMage:

Fahrzeuge die 50-100% mehr kosten als die elektrische Alternative, kaum vorhandene Infrastruktur und Betriebskosten die irgendwo beim 3-7 fachen der elektrischen Alternative liegen. Und sowohl bei der Infrastruktur als auch insbesondere bei den Betriebskosten ist eine deutliche Verbesserung nicht zu erwarten.

Da wird der “Servicetechniker der zu Hause nicht laden kann” es sicherlich kaum abwarten können so ein Auto als Dienstwagen zu bekommen.
Und die täglichen 50-200 km Fahrt zur Wasserstoff tankstelle liebend gerne in Kauf nehmen. Während sein Chef sich über hohe Tankrechnungen und ausgefallene Arbeitszeiten freut.

Opel, Ihr seid da echt was ganz Großem auf der Spur…

Daniel W.:

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So liege der Einstiegspreis für den schon bald bestellbaren neuen Opel Vivaro Hydrogen bei rund 71.500 Euro (Nettopreis exkl. MwSt.) – rund 40 Prozent niedriger als zuvor. Damit ist der Wasserstoff-Transporter allerdings immer noch fast doppelt so teuer wie die batterieelektrische Variante: Der Vivaro Electric mit 49 kWh-Batterie und bis zu 223 km Reichweite ist netto ab 39.500 Euro zu haben.
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Endlich mal Zahlen zum Preis der Wasserstoff-Variante – lange genug hat Opel bzw.Stellantis dazu geschwiegen.

Demnach dürfte die FC-Variante vorher bei knapp 120.000 Euro netto gelegen haben und damit 3 mal so teuer wie die BE-Variante.

Jetzt ist Hubert Aiwangers “Wasserstoff-Traum” immer noch 32.000 Euro netto teuer als die batterie-elektrische Version – wie soll sich das jemals rechnen?

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So kann der Vivaro Hydrogen mit seiner Kombination aus Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb und extern aufladbarer Batterie vollgetankt mehr als 400 Kilometer weit fahren (gemäß WLTP). Zum Vergleich: Die netto 44.500 Euro teure Version des Vivaro Electric mit der größeren 75 kWh-Batterie kommt mit einer Akkuladung bis zu 350 Kilometer weit.
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Als FC-Version “mehr als 400 Kilometer … (gemäß WLTP)” für stolze 32.000 Euro Aufpreis.

Die BE-Version mit größerem Akku schafft immerhin “bis zu 350 Kilometer” und ist dabei 27.000 Euro günstiger.

Wenn der Kundendienst mit dem FC-Fahrzeug über Landstraßen mit 60 km/h im Durchschnitt fährt, wären es mehr als 6 Std. Fahrzeit (WLTP).

Beim BE-Fahrzeug wären es weniger als 6 Stunden Fahrzeit über Landstraßen, aber der Kundendienst muss ja vorart arbeiten, dann reichen 5,5 Std. Fahrzeit.

Für wen wären die “mehr als 400 Kilometer … (gemäß WLTP)” der FC-Variante von Vorteil? – ansonsten würde sich der Aufpreis nicht lohnen.

Gibt es bei Transporterfahrern auch eine Reichweitenangst oder rechnen die nicht eher mit “spitzem Bleistift”?

Wohl ein Geschenk an politische Wasserstoff-Freunde, um sich mit denen gut zu stellen.

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