NIO Autonomous Driving (NAD) weist Tesla Autopilot in die Schranken

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Der NIO ET7 ist das neuste Modell des chinesischen Elektroauto-Start-Up NIO. Dieser feierte auf dem NIO Day 2020 seine Weltpremiere. Die rein technischen Daten lassen den ET7 als wahrhaftigen Tesla-Konkurrenten zu fairen Preisen daherkommen. Aber vor allem das vorgestellte NIO Autonomous Driving (NAD) weist Tesla Autopilot in die Schranken. Denn NAD verspricht mehr Daten, viel schneller und wesentlich genauer zu verarbeiten als aktuell jedes andere vergleichbare System am Markt.

NIOs „NIO Autonomous Driving (NAD)“ rückt die E-Fahrzeuge des Unternehmens abermals einen Schritt näher an Tesla heran. Mit dem neu vorgestellten System soll voll autonomes Fahren möglich sein, wie im Rahmen des NIO Day 2020 berichtet wurde. Die Rede ist davon, dass die Leistung des Systems vergleichbar sei mit der Leistung von sieben Tesla Autopilot Systemen. Eine Ansage.

Hierfür greift das Start-Up auf NIO Aquila zurück, welches die Bezeichnung für die erste hochauflösende Kamera (8 MP) ist, welche in einem Fahrzeug verbaut wird – so die Aussage auf dem NIO Day 2020. Tesla setzt im Vergleich hierzu auf eine 1,2 MP-Kamera.

NIO

Die höhere Auflösung und Darstellung ermöglicht es dem NIO System Objekte und Hindernisse in größerer Entfernung zu erkennen und das System dementsprechend darauf reagieren zu lassen. NIO untermauert dies mit Zahlen, so sei das System in der Lage folgende Leistung zu erbringen:

  • Fahrzeuge werden in 687 Meter Entfernung erkannt; bei Tesla in 229 Meter Entfernung
  • Leitkegel werden in 262 Meter Entfernung erkannt; bei Tesla in 87 Meter Entfernung
  • Menschen werden in 223 Meter Entfernung erkannt; bei Tesla in 74 Meter Entfernung

Betrachtet man diese Zahlen wird ersichtlich, dass in der Tat eine frühere Reaktion des Systems einleuchtend erscheint.

NIO entwickelt mit Innovusion „Ultralong Range High Resolution LiDAR“-Sensoren

Gemeinsam mit Innovusion habe man „Ultralong Range High Resolution LiDAR“-Sensoren entwickelt, die in einem Blickfeld von 120°, bis zu 500 Meter Entfernung sowie um eine deutlich bessere Sehfähigkeit als das menschliche Auge arbeiten. Hindernisse, welche somit der Kamera entgehen, werden durch den Sensor von NIO und Innovusion erfasst. Insgesamt seien elf 8 MP-Kameras, ein 1.550nm LiDAR-Sensor, fünf mmWaveRad, 12 USS sowie zwei GPS/IMU sowie jeweils ein V2X als auch ein ADMS Sensor im NIO ET7 verbaut.

NIO

Die Kameras sind teils auf dem Dach der E-Limousine vorzufinden – jeweils in einer „Wachturm-Position“ – um ein möglichst großes Sichtfeld zu ermöglichen. „Blinde Flecken“ werden somit besser vermieden, als durch Kameras, welche beispielsweise an der B-Säule des Fahrzeugs verbaut sind (Tesla). Hinzu kommt eine mittig zentrierte Kamera, welche die Sicht nach vorne im Blick behält und in Summe zum 120°-Blickfeld des Systems von NIO beiträgt.

NIO „Adam“ macht NIO Autonomous Driving (NAD) leistungsfähiger als Tesla Autopilot

Bis zu acht Gigabyte Daten können pro Sekunde durch das NIO Aquila-System verarbeitet werden, wie NIO während des NIO Day 2020 zu verstehen gibt. Möglich wird dies allerdings nur dadurch, dass man mit dem ET7 einen Computer auf Räder geschaffen hat. „Adam“ spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Es handelt sich im Fall von NIO um ein „Ultrahigh Speed Backbone Network“, welches es gestattet die gesammelten Daten des Fahrzeugs zu verarbeiten.

„Adam“ setzt sich aus vier NVIDIA Drive Orin SoCs, 48 A78 CPU-Kernen, 256 3rd Generation Tensor Cores sowie 8.096 CUDA Cores und 68 Milliarden Transistoren zusammen. Oder anders ausgedrückt: Adam bringt es auf 1.016 TFLOPS (Terra Floating Point Operationen / Sekunde) oder nochmal anders ausgedrückt auf eine vergleichbare Leistung von sieben Tesla Autopilot Systemen.

NIO Autonomous Driving (NAD) könne somit mehr Daten, viel schneller und wesentlich genauer verarbeiten als aktuell jedes andere vergleichbare System am Markt. Übrigens das System ist bereits in der Standard-Ausstattung des ET7 verbaut. Eine Ansage. Ähnlich dem Batterie-Abo-Modell gibt es auch NAD als ein zu buchbaren Service auf Monatsbasis. Hierfür rechnet NIO um die 86 Euro/Monat ab.

NIO ET7: E-Limousine mit über 1.000 km Reichweite & Sprinter-Qualität
NIO

Über NIO…

NIO wurde im November 2014 gegründet hat im Juni 2018 in China mit der Auslieferung des ES8 begonnen, einem 7-sitzigen Elektro-SUV. Vor einigen Monaten folgte das zweite Modell, der 5-sitzige SUV ES6. Noch in diesem Jahr soll das Crossover-Coupé EC6 in den Verkauf gehen. Nio-Modelle sollen in gut eineinhalb Jahren auch in Europa zu haben sein. Ob auch in Europa die Akkus zur Miete und im Wechselmodell zur Verfügung stehen, ist bislang allerdings noch nicht bekannt.

Quelle: NIO – Pressemitteilung / Live-Stream des NIO Day 2020

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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G. Müller:

Ob der NIO schon mal 300km am Stück gefahren ist lasst sich nicht so einfach nachweisen, da NIO aktuell nur in China zu haben ist mit einer kleineren Batterie, da es dort sehr viele Tauschstationen entlang der wichtigsten Verbindungsstrassen gibt. Der ET7 wird dies aber definitiv können, da er die größere Batterie bekommt. Ob der allerdings so weit kommt wie ein aktuelles Mercedes EQS, bleibt ab zu warten.

Roma:

7-fache Rechenleistung hört sich erstmal viel an, doch es sind auch 11x 8MP Kameras verbaut, die natürlich mehr Leistung brauchen – Etwa die 10-fache gegenüber Tesla.
Somit steht hier die Recheneinheit schlechter da, zumindest relativ. Und die Informationen vom Lidar kommen auch noch hinzu, die permanent abgeglichen werden müssen.
Auch muss für zusätzliches Objekttracking (höhere Sichtweite=mehr gleichzeitige Objekte) Rechenleistung aufgewandt werden, um „vorausschauend arbeiten zu können.

Wie die neueste Nvidia-Hardware ist kann ich nicht beurteilen, bei den Vorgängern gab es aber einige Meinungen, dass diese relativ ineffizient arbeitet.

Wolfgang M.:

Wenn Abkürzungen erfreulicherweise erklärt werden, ist dem Leser nur geholfen, wenn die Erklärung auch korrekt ist.
Das ist bei der Erklärung des T in TOPS leider daneben gegangen. Statt Total sollte hier Tera stehen, der nächste Einheitenpräfix nach Mega und Giga !!
… und 1.016 Operationen gesamt/sek dürften für RT-Verarbeitung aussichtslos sein !!
In diesem Zusammenhang wäre es hilfreich die Abkürzung USS klar zu stellen: meine Versuche mit United States Ship, Unformatted System Services, Unix System Servces hauen allesamt nicht hin.

Peter:

11 Kameras mit 8 MP brauchen die 9-fache Rechenleistung gegenüber 8×1,2 MP Kameras wie bei Tesla. Wenn der Nio Rechner 7mal schneller ist, ist es am Ende immer noch langsamer.

Bei der Bilderkennung mit KI ist die Auflösung nicht das entscheidende Kriterium.

Aber trotzdem toll was Nio angekündigt hat. Mit der Konkurrenz hoff ich mal das Tesla mit dem AP in Schwing kommt.

Peter:

Während er steht, kann er sicherlich gut Bitcoins minen,

Hannes Bader:

Ich würde momentan keine 86€ im Monat für das Abo des NAD ausgeben. Wenn ich das mit meinen jährlichen Taxikosten vergleiche, dann komme ich mit einem Abo-Monat über 1-2 Jahre hin. Was würde denn die Masse der Käufer für ein echtes Level 5 ausgeben? Das wäre mal interessant. Ich fahre gern Auto und brauche ein Taxi eigentlich nur, wenn ich mal zu einer Feier außerhalb meines Fahrradradius gehe und was trinken möchte. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es mir im hohen Alter, wenn das selbständige Fahren in Frage gestellt ist, das wert wäre. Wenn denn Level 5 mal funktioniert, bräuchte man eigentlich auch keinen Führerschein und wenn die Software 99,99% der Unfälle verhindert und mich überall hinbringt, wohin entwickeln sich Versicherungsbeiträge für Haftpflicht und Kasko? Dann sollten die Beiträge sehr weit nach unten korrigieren. Damit ließen sich dann solche Abo-Kosten teilweise kompensieren. Interessant wäre auch, wenn es eine Software-Lizenz gäbe, die von einem Auto zum nächsten mitgenommen werden könnte, wo man die Sensoren je nach Hardware anmeldet. Eigentlich bräuchte die Software auch kaum ein Update in der Funktion nur hinsichtlich der Weiterentwicklung der Hardware. Bei schlechterer Hardware könnte das Auto langsamer fahren, wenn zum Beispiel die Reichweite der Sensoren kürzer ist oder weniger vorhanden sind. Level 3 ist zwar ganz nett, aber wenn man ständig bereit sein muss, selbst zu fahren, dann würde ich dafür auch nicht sehr viel investieren. Level 4 wäre schon ein Meilenstein, müsste aber auch in der Stadt funktionieren, da dort die meisten Anforderungen an den Fahrer gestellt werden. Wenn das nicht ginge, dann hätte ich dafür auch nicht allzu viel übrig. Dann reichen mir die verfügbaren Assistenzsysteme Tempomat, Spurhaltung und Abstandshaltung.

Stefan:

An die Verlust Abwärme eines Verbrennungsmotors kommen die vielen Computer Systeme aber nicht im geringsten heran. Und die vielen Toten und verletzten und der Mehrverbrauch, der durch Vermeidung der Fehlerquelle Mensch vermieden werden können, ist auch erwähnenswert.

Tom62:

Keine Sorge, in absehbarer Zukunft werden in Europa einige Produktionsstätten still gelegt. Da NIO gewissermaßen in Teslas Fußstapfen geht, kann ich’s mir gut vorstellen, dass einer EU- ansässigen Herstellung nichts im Wege stehen sollte…

Klaus Wasemann:

Wenn diese Autos bei uns in Deutschland auf dem Markt erscheinen werden unsere Politiker so viele Steuern draufpacken das kein Mittelständler sich sowas leisten kann

Bonazzi:

Bisher hat Nio in China mit atemberaubenden Tempo E-Autos in den chinesischen Markt geliefert, daher könnte da wirklich ein tolles Supercomputer-Luxus-Auto zum Discountpreis kommen. Bisher musste man für vergleichbar ausgestattete deutsche Fahrzeuge 80-150 Tsd Euro in die Hand nehmen, da derartiger Luxus, selbst ohne die NAD Technologie, allein schon Aufpreise zwischen 50-100% des Kaufpreises eines deutschen Fabrikates kostet. Freue mich auf Nio und könnte mir gut vorstellen von meinen deutschen Traditionsmarken umzusteigen, wenn in knapp 3 Jahren meine Leasingverträge auslaufen und der Wagen auch in Europa für Probefahrten zur Verfügung steht. Obwohl ich immer alle Assitenzsysteme in meine Autos bestelle, ist die Umsetzung keinenEuro Wert. Einzig der einfache Tempomat ist brauchbar, jeglich andere Sensorik ist nicht wirklich geeignet üblich Fahrsituationen sauber zu steuern.
Das NAD bringt deutlich mehr mit, als es am Markt gibt und zu bezahlbaren Konditionen in den nächsten 3 Jahren von deutschen Herstellern geben wird. Die Zielstrebigkeit chinesicher Firmen eine Marktführerschaft zu übernehmen sowie finanzielle Risiken einzugehen, gepaart mit großer Lern- und Kopierfähigkeit, sind für mich ein Garant dafür, dass aus technischer Austattung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine funktionierende Lösung zu autonomen Fahren entstehen wird.
Als Technikfreak motiviert mich zunehmend Leistungsfähigkeit und nicht potentielle Qualitätsversprechen traditioneller Automarken. Anscheinend denken immer mehr Menschen so, sonst hätte Tesla nicht diesen Erfolg. Da ich selber Produkte in China produzieren ließ, habe ich immer wieder festgestellt, dass es neben den vielen schlechten Lieferanten auch absolute Top Lieferanten (Qualität, Verlässlichkeit, Flexibilität, unvergleichlich günstig) gibt. Gute Beispiele für bestes know how und Qualität gibt es ja zu genüge bei Handys und Auobatterien mit Huawei und CATL oder BYD usw.; fehlt also nicht mehr viel, um ein außergewöhnliches Luxus-Elektroauto herzustellen, insbesondere wenn man schon Autos produziert.
Daher Daumen hoch Nio und beeilt euch die deutschen Autobauer weiter unter Druck zu setzen endlich mal wieder herausragende und bezahlbare Autos zu bauen oder sich vom Markt zu verabschieden.

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