Erstes ICE-Werk bekommt Second-Life-Batteriespeicher

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Deutsche Bahn / Max Lautenschläger

Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Die Deutsche Bahn hat das ICE-Werk Leipzig als erstes ihrer Fernverkehrswerke mit einem Second-Life-Batteriespeicher in Kombination mit einer Photovoltaikanlage (PV-Anlage) ausgestattet. Der innovative Speicher besteht aus 30 gebrauchten Batteriemodulen aus insgesamt acht Elektroautos. Mit dem Batteriespeicher und der PV-Anlage könne rund ein Viertel des Strombedarfs des ICE-Werks gedeckt werden, so die Bahn in einer aktuellen Mitteilung. Dadurch spare die DB jährlich rund 85.000 Euro Energiekosten am Standort Leipzig.

Wirtschaftliche und innovative Instandhaltung bezeichnet das Unternehmen als einen wichtigen Baustein des DB-Sanierungsprogramms S3. Damit die Eisenbahnverkehrsunternehmen der DB ihre Wirtschaftlichkeitsziele erreichen, müssen sie ihre Züge zu wettbewerbsfähigen Konditionen verlässlich warten und reparieren können.

„Die Deutsche Bahn wird bis 2040 klimaneutral. Mit der Modernisierung der Energieversorgung des ICE-Werks Leipzig zeigen wir ganz konkret, wie wir Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zusammenbringen: Wir speichern den aus der Sonne gewonnenen Strom in einem Batteriespeicher aus ausgedienten E-Autobatterien und nutzen ihn insbesondere dann, wenn der Energiebedarf im Werk besonders hoch ist oder die Sonne nicht scheint“, erklärt Katrin Habenschaden, Leiterin Nachhaltigkeit und Umwelt Deutsche Bahn AG. „Damit treiben wir nicht nur die Energiewende bei der DB weiter voran, sondern stellen uns im Rahmen des Konzern-Sanierungsprogramms S3 auch noch wirtschaftlicher auf.“

Die PV-Anlage mit einer Gesamtleistung von rund 291 Kilowatt-Peak (kWp) wurde auf insgesamt drei Gebäudeteilen des Werks installiert. Der Batteriespeicher kommuniziert mit der PV-Anlage und überwacht kontinuierlich den Strombedarf des Werks. Steigt dieser, speist der Speicher ein und senkt so die Leistungsspitzen – jene Phasen, in denen die Arbeiten im Werk viel Strom benötigen und die besonders hohe Kosten verursachen. Leistungsspitzen entstehen zum Beispiel dann, wenn die Züge für Prüfzwecke nicht über die Oberleitung, sondern über das öffentliche Netz mit Strom versorgt werden. Für das Abdrehen von Radsätzen auf der Unterflur-Radsatz-Drehbank (URD), um Unebenheiten oder Flachstellen zu beseitigen, wird ebenfalls viel Energie benötigt.

Ist der Batteriespeicher vollständig geladen und die PV-Anlage produziert mehr Strom als verbraucht werden kann, wird die überschüssige Energie ins öffentliche Stromnetz eingespeist.

Der Second-Life-Batteriespeicher wurde vom DB-eigenen Startup Encore | DB entwickelt, das zur DB Bahnbau Gruppe gehört. Die Batteriemodule waren etwa fünf bis sieben Jahre in Elektroautos im Einsatz, bis sie nicht mehr genügend Leistung für einen weiteren Einsatz im mobilen Betrieb hatten. Für die Nutzung in Batteriespeichern hingegen bieten sie weiterhin ausreichend Kapazität. Dazu werden die einzelnen Module zunächst auf ihre Funktion getestet und anschließend neu zusammengestellt. Second-Life-Batteriespeicher können Energie aus Solar-, Wind- oder Wasserkraft speichern und je nach Nutzung viele Jahre im Einsatz sein, Forscher gehen von insgesamt mehr als 20 Jahren Lebensdauer im First- und Second-Life aus. Bei steigendem Strombedarf des Werks lässt sich der Speicher perspektivisch erweitern.

Deutsche Bahn / Volker Emersleben

Nach dem Fernverkehrswerk Leipzig plant die DB im nächsten Schritt, das Werk Kassel der DB-Fahrzeuginstandhaltung mit einem Batteriespeicher auszustatten. Darüber hinaus prüft die DB weitere Einsätze in ihren Werken und Anlagen.

Im konzernweiten Sanierungsprogramm S3 kommt der Instandhaltung eine wichtige Rolle für die Qualität, die Zuverlässigkeit und die pünktliche Bereitstellung der Züge zu. Im ICE-Werk Leipzig werden in erster Linie ICE T sowie Intercity 2 gewartet und instandgehalten. Rund 275 Mitarbeitende, darunter 25 Auszubildende, sorgen an diesem Standort rund um die Uhr für einsatzbereite und saubere Fahrzeuge im Fernverkehr.

Die Deutsche Bahn will bis 2040 klimaneutral werden und ist schon heute Deutschlands größte Ökostromnutzerin. Seit Anfang 2025 werden alle Bahnhöfe, Instandhaltungswerke, Bürogebäude und Anlagen in Deutschland, die von DB Energie beliefert werden, mit Ökostrom versorgt. Auch der Strom, mit dem die DB ihr Bahnstromnetz betreibt, stammt schon heute zu rund 70 Prozent aus erneuerbaren Energien und soll bis 2038 komplett auf Ökostrom umgestellt werden.

Quelle: Deutsche Bahn – Pressemitteilung vom 22.05.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Silverbeard:

Mich hätte mal die Gesamtkapazität interessiert. Wenn BatterieTEILE aus nur 8 Fahrzeugen genommen wurden, kann die nicht sehr groß sein.

Salesman:

Da hast du recht. Würde mich auch interessieren.

Marius:

Richtig und wichtig.
Mir würde noch eine Erklärung gefallen, wieso die Akkus schon nach 5-7 Jahren nicht mehr genügend Leistung für den mobilen Betrieb haben. Wer sich nicht auskennt, zieht sonst falsche Schlüsse.

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