HUK-E-Barometer: Private und Vielfahrer entdecken Elektroautos neu

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Michael Neißendorfer
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Private Autofahrer entscheiden sich nach zwischenzeitlicher Zurückhaltung wieder vermehrt für Elektroautos. Im zweiten Quartal 2025 stiegen laut HUK-E-Barometer rund ein Drittel mehr beim Fahrzeugwechsel von einem Verbrenner auf ein reines E-Auto um als im Quartal zuvor. Insgesamt waren es bundesweit 5,5 Prozent aller Fahrzeugwechsel (4,1 Prozent in Q1 2025). Einen Wert in ähnlicher Höhe gab es zuletzt Ende 2023, kurz vor dem Wegfall der staatlichen Kaufprämie. Und auch der Gesamtbestand an privaten E-Autos hat im zweiten Quartal spürbar angezogen auf 3,2 Prozent. Die Dynamik der Bestandszunahme ist damit ebenfalls die höchste seit mehr als einem Jahr.

Das sind zentrale Ergebnisse des aktuellen HUK-E-Barometers, das sich aus Daten des umfangreichen Versicherungsbestands des Unternehmens ergibt. Parallel werden von HUK-Coburg jedes Quartal neu durch bundesweit repräsentative Online-Befragungen die Einstellungen zu Elektroautos sowie Verhaltensweisen der deutschen Bevölkerung erfragt. Und auch hier deutet sich ein Umschwung an. So erklärt jetzt erstmals mit 48 Prozent eine relative Mehrheit der Deutschen ab 16 Jahren, dass sie E-Autos „sehr gut“ oder „gut“ findet, 45 Prozent der Befragten finden sie „weniger“ oder „gar nicht gut“. Anfang 2024 waren dagegen erst 37 Prozent positiv eingestellt und noch 52 Prozent negativ.

Baden-Württemberg fällt ab, Norddeutschland steigt auf

Beim verstärkten Privatinteresse an Elektroautos fahren im abgelaufenen Quartal vor allem zwei Bundesländer vorneweg. In Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben die Quoten an E-Autos gemessen am dortigen gesamten Autobestand am deutlichsten zugenommen. Bayern und Rheinland-Pfalz folgen dahinter schon mit etwas Abstand. Die rote Laterne behalten die ostdeutschen Bundesländer Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Überraschend schwächelt das Autoland Baden-Württemberg. Beim Elektro-Anteil am Privatbestand steht es nun erstmals seit fünf Jahren – dem Beginn der HUK-Auswertung im Jahr 2020 – nicht mehr unter den Top-3-Ländern. Begonnen hat dieser Abstieg Mitte 2022. Damals hatte das Ländle im Bundesländer-Vergleich noch die höchste Bestandsquote an Elektroautos, bevor es in dieser Kategorie zunächst hinter Bayern zurückfiel und inzwischen auch Niedersachsen und Schleswig-Holstein vorbeiziehen lassen muss.

Noch deutlicher hinkt Baden-Württemberg bei den Umstiegen auf reine Elektroantriebe bei Fahrzeugwechseln hinterher. Im zweiten Quartal 2025 stiegen in Niedersachsen (6,6 Prozent), Bayern (6,4 Prozent) und Hessen (5,9 Prozent) die meisten Privatleute von einem Verbrenner- auf einen Elektromotor um. Für die Autofahrer im Südwesten hingegen liegt dieser Wert mit nur 4,9 Prozent sogar noch unter dem Bundesschnitt von 5,5 Prozent.

Jüngere und Männer sind die größten E-Auto-Fans

Nicht nur regional sind die Unterschiede in Sachen Elektromobilität groß. Auch zwischen Älteren und Jüngeren gehen die Einstellungen hierzu deutlich auseinander – und diese Schere öffnet sich weiter. So bewerten aktuell 65 Prozent der unter 40-Jährigen Elektroautos als „sehr gut“ oder „gut“. Anfang 2024 waren es 49 Prozent. Bei den ab 40-Jährigen ist die Zustimmung dagegen weit geringer (39 Prozent) und die Steigerung gegenüber Anfang 2024 (31 Prozent) auch nur halb so hoch.

Männer zeigen sich gegenüber Frauen dabei grundsätzlich deutlich positiver gegenüber E-Autos (55 Prozent zu 41 Prozent). Extrem unterschiedlich sind daher etwa Einstellungen bei Männern unter 40 Jahren gegenüber Frauen ab 40 Jahren. Hier liegen die Quoten um mehr als das Doppelte auseinander (73 Prozent zu 34 Prozent). Noch größer sind die Unterschiede bei der Kaufabsicht. So erklären nur zehn Prozent der Frauen ab 40 Jahren, sich „künftig grundsätzlich nur noch ein reines Elektroauto“ anschaffen zu wollen. Bei Männern unter 40 Jahren ist die Quote mit 31 Prozent hingegen sogar dreifach höher.

Reichweite schreckt Vielfahrer nicht mehr ab

Auch Vielfahrer finden mittlerweile wachsendes Gefallen an E-Mobilität. Wer mehr als 20.000 Kilometer im Jahr unterwegs ist, bewertet E-Autos aktuell zu 54 Prozent positiv („sehr gut“ oder „gut“). Anfang 2024 waren es mit 29 Prozent fast die Hälfte weniger.

Tatsächlich ziehen auch die Anschaffungen von E-Autos bei denen an, die vergleichsweise viel fahren. Wer etwa mehr als 12.000 Kilometer im Jahr unterwegs ist, stieg im zweiten Quartal 2025 bei Fahrzeugwechseln zu 6,1 Prozent auf Elektroantriebe um. Diese Umstiegsquote liegt damit um ein Drittel höher als bei Fahrern mit einer Jahresleistung bis 6000 Kilometern (4,2 Prozent). Und eine weitere Messung im zweiten Quartal 2025 ergibt: 80 Prozent derjenigen, die bislang schon ein E-Auto haben und mehr als 12.000 Kilometer im Jahr fahren, wählen beim Fahrzeugwechsel erneut ein reines E-Auto. Ihre Erfahrungen auf längeren Strecken mit Reichweite und Lademöglichkeiten sind also offenbar nicht so schlecht.

Gebrauchte E-Autos als Game Changer

Vermehrte Wechsel zum E-Auto in der privaten Bevölkerung könnten auch durch politische Weichenstellungen befördert werden. So plädiert laut HUK-E-Barometer eine deutliche Mehrheit von 60 Prozent der Deutschen ab 16 Jahren dafür, dass auch gebrauchte E-Autos bei einer staatlichen Förderung berücksichtigt werden. Sogar jeder Dritte aus dieser Gruppe erklärt, dass dann für ihn persönlich die Anschaffung eines Elektroautos wahrscheinlicher wird.

Quelle: HUK Coburg – Pressemitteilung vom 31.07.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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